Re: Zuletzt gesehener Film

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Der weisse Hai 2 (1978) - Jeannot Szwarc

Noch mehr Fisch: das Sequel zu Spielbergs Blockbustersensation trat ein schweres Erbe an, machte seine Sache aber doch ganz ordentlich. Zwar fehlt Jaws 2 sowohl die Figurenvielfalt und -Tiefe des Originals als auch das Gespür für Szenerie und Stimmung, dafür kann der Film von Jeannot Szwarc aber mit einer Reihe von packenden und spektakulären Actionszenen punkten sowie einigen interessanten Variationen der Originalgeschichte. So nimmt die Fokusierung auf die jugendlichen Hauptdarsteller im Prinzip das vorweg, was Ende der 70er und über die ganzen 80er hinweg in zahllosen Teenieslashern ausgeschlachtet wurde: pubertierende Jungs und Mädels schreien um die Wette in Erwartung einer tödlichen Bedrohung. Wie bereits erwähnt kann die Action wirklich etwas, nicht zuletzt durch spektakuläre Kamerawinkel und die deutlich verbesserte Tricktechnik des mechanischen Hais. Entsprechend bekommt man den Film über auch viel mehr von Bruce dem 2. zu sehen als im Original. Roy Scheider steht zusammen mit der Teenieclique im Mittelpunkt des Films und spielt seinen Brodie souverän, wenngleich ihm im Vergleich zum Original einfach etwas das großartige Material an Szenen fehlt, um echt glänzen zu können. Bevor die Action des Films nach gut einer Stunde richtig loslegt kämpft der Film mit der ein oder anderen Länge, auch hier macht sich bemerkbar, dass weder Story noch Figuren über die Substanz von Teil 1 verfügen. Dennoch wird Teil 2 nie langweilig und ist in Summe unterhaltsames Popcornkino, welches wiederum enorm vom mächtigen Williams-Score profitiert (welcher dem des Erstlings zwar unterlegen ist, aber dennoch sehr gutes Niveau aufweist).
Wertung: 6,5 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Agent 009 hat geschrieben:Guckst du nun die ganze Reihe? :)
jap, hab ich kurzfristig beschlossen. Wobei die noch ausstehenden 3 und 4 richtig heftig werden, ich muss mir die massiv unterhaltsam trinken, der Whisky steht schon bereit. :lol:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Ich erwarte Reviews dazu. Ich weiß nicht einmal, ob ich 3 und 4 kenne. Das ist so ewig her. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich die Filme nochmal gucke es eh so istm wie als wenn ich sie zum ersten mal gucken. :D

Später steht bei mir vielleicht Memento oder die Fliege an. Mal schauen.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Agent 009 hat geschrieben:Später steht bei mir vielleicht Memento oder die Fliege an. Mal schauen.
Memento! Die olle Fliege kennst du doch schon zur Genüge! :D
AnatolGogol hat geschrieben:jap, hab ich kurzfristig beschlossen. Wobei die noch ausstehenden 3 und 4 richtig heftig werden, ich muss mir die massiv unterhaltsam trinken, der Whisky steht schon bereit.
Besteht die Möglichkeit, beim Whiskytrinken mitzumachen aber sich Fischchen 3 und 4 zu ersparen? :lol:

Spass beiseite, ich seh mir jetzt den neuen X-Men an.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Der weisse Hai 3 (D) (1983) – Joe Alves

„Schuster, wärst du doch bei deinen Leisten geblieben“ möchte man angesichts des niederschmetternden Niveaus des dritten Jaws Regisseur Alves entgegenwerfen, hatte dieser doch als Production Designer noch so prächtige Arbeit an den beiden ersten Teilen oder anderen Klassikern wie Unheimliche Begegnung der 3. Art oder Die Klapperschlange geleistet. Bei seinem Regiedebut (und gleichzeitig auch letzten Film in dieser Position) ging dagegen so ziemlich alles schief. Der Film ist vor allem völlig spannungslos und schleppt sich 100 Minuten auf der Schneckenkriechspur dahin. Monotone Langeweile, die Story ohne Höhepunkte, die Figuren höchstens eindimensional, die Action lau, die Trickeffekte bescheiden bis schwach. Die damals hippen 3D-Gimmicks sehen in 2D albern und furchtbar billig aus, das kann man dem für 3D konzipierten Film an sich schwer vorwerfen, aber die Effekte sind so plump als vermeintliche Eyecatcher eingebaut (die Kamera bleibt eine gefühlte Ewigkeit auf sich kaum bewegenden Objekten), dass 3D hin oder her der Fluss des Filmes darunter leiden muss. Immerhin hat der Film einen unbestreitbaren legendären Höhepunkt, als der Hai am Ende durch die Windschutzscheibe des Kontrollraums in schauderlichstem 3D bricht und auf wundersame Art und Weise in der Luft (!) stehen bleibt – alles natürlich in völlig spannungsloser Zeitlupe – das ist Trashkino auf höchstem Niveau. :lol:


Doch leider enttäuscht der Film ansonsten selbst als Trashfest, da er dafür einfach zu einfallslos und wenig skurril ist. Schade, denn einige gute Ansätze waren da, die Idee mit dem Vergnügungspark ist an sich interessant, das Production Design ist ebenfalls durchaus gelungen. Ansonsten ist Jaws 3(D) aber ein ziemlicher filmischer Rohrkrepierer, da hilft selbst der beste Whisky nur bedingt. :lol:
Wertung: 3 (D) / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Der weisse Hai IV - Die Abrechnung (1987) - Joseph Sargent

Gurke mit Fisch, mmmh sehr lecker! Wo Alves langweilige Nullnummer bei Teil 3 enttäuschte, brennt Sargents 4. Fischaufguss ein grandioses Trashspektakel ab. Kaum zu glauben, dass dieses Potpourri an schlechten Dialogen, lachhaften Figuren und einem der hanebüchensten Drehbücher aller Zeiten von den Machern ernst gemeint war. Um so unglaublicher, da Regisseur Sargent in den 70ern ein Garant für solide, überzeugende Filme war. Die Story ist absolut grandios: Amity wird wieder mal von einem Hai besucht, der dieses mal den jüngsten Spross Sean zum Abendessen verputzt. Mama Ellen ist überzeugt: der kam nur unseretwegen! Klar, dass auch ein Trip zu Söhnchen Michael auf die Bahamas da keine Lösung darstellt, der Hai schwimmt einfach mal binnen ein paar Tagen rüber in die Karibik - er ist ja schliesslich hinter den Brodys her! Hahaha, als ob das nicht schon lachhaft genug wäre brilliert Teil 4 mit den lächerlichsten Hai-Effekten aller Serienbeiträge: der Hai ist dieses mal nicht angsteinflössend, sondern ist ob seines behäbigen Phlegmas und seiner unbeholfenen Unbeweglichkeit fast schon mitleiderregend. Großartig auch die schön erkennbaren Nähte an der Rückenflosse oder die Risse in der Gummiummantelung. Den Vogel schiesst der Film aber mit Dialogperlen ab, die man in dieser Geballtheit so im Filmkosmos nur schwer finden wird. Ein paar Beispiele:
"Das Meer ist ganz schön groß hier draussen"
"Haie kommen und gehen, Menschen haben nichts damit zu tun"
"Er wird sie finden!" - "Wie meinst du das er wird sie finden?" - "Sie hat gesagt, dass ER kommen würde" - "was heisst das sie hat gesagt dass er kommen würde?" - "Sie hatte die fixe Idee, dass der Hai der Martin und Sean getötet hat die Familie verfolgt." - "Hey, er meint doch nicht unseren Hai, oder?"

Wunderbar natürlich auch die völlig missratene Besetzungspolitik des Films, so wurde Brody-Gattin Lorraine Gary (hauptberuflich Ehefrau von Universal-Bighat Sid Sheinberg) mal schnell zur Hauptdarstellerin befördert, unglücklicherweise sieht die Dame in Jaws 4 aus wie fast 70 und spielt ihren Mischmasch aus Gram und Pseudo-Ripley als begnadete Lachnummer. Kaum besser besetzt ist ein schmerbäuchiger Michael Caine, der als cooler (!), sprücheklopfender (!!) Abenteurertyp (!!!) und Loveinterest der Gary (!!!!) eine Autopilot-Vorstellung par excellence abliefert (und sich heute noch daran erfreut, dass die Gage für den Film ihm sein Haus finanziert hat). Abgerundet wird das Trashspektakel durch die ungeschickte und kontraproduktive Inszenierung. Ein Höhepunkt diesbezüglich ist sicher die legendäre Bananenboot-Szene:
Brody-Enkelin Thea fährt mit dem Bananenboot in Strandnähe als der Hai auftaucht (damdam damdam) - Oma Lorraine Gary wohnt derweil am Strand einer festlichen Gesellschaft bei und - da sie ja bekanntlich über telepathischen Kontakt zum Hai verfügt - sieht den Hai natürlich als erste und rennt wie von der Tarantel gestochen schreiend zum Wasser - Schnitt - die Festgesellschaft beugt sich interessiert in einer La Ola-Bewegung nach vorne - Schnitt - Oma Lorraine rennt immer noch zum Wasser, was aber aussieht als ob sie gehbehindert wäre und entsprechend langsam ist - Schnitt - Theas Mami hat mittlerweile die Lage auch erkannt und rennt ebenfalls schreiend zum Wasser, überholt Oma Lorraine, die unbeholfen mit den Armen rudert und gerade mal zwei Schritte ins Wasser kommt - Schnitt - der Hai greift das Bananenboot an (alles in langweiligster Zeitlupe) und frisst unbeholfen eines der Mädchen. Die anderen Mädels inkl. der Brodyenkelin werden gerettet, jetzt kommt aber die beste Szene: Oma Lorraine schnauft entsetzt am Strand (immer noch nur zwei Schritte im Wasser) in einer frontal Aufnahme. Dann Umschnitt auf Perspektive von hinten, Lorraine dreht sich nach links ins Profil und mimt jetzt den toughen Rachengel nach dem Motto: dieses mal bist du zu weit gegangen! Man sieht die Haiflosse und wie die Oma entschlossen den Strand verlässt mit der festen Absicht dem Hai saures zu geben.

Was folgt ist ein weiterer herrlicher Plotfehler: Sohn Mike war während des Bananenbootangriffes mit seinem Forschungsschiff auf See. Oma Lorraine geht nach dem Angriff aber schnurstraks auf das Forschungsschiff und segelt dem Hai hinterher. In der nächsten Szene kommt Mike zurück und entschuldigt sich dafür, dass er nicht beim Angriff dabei war - denn er war ja mit der Segeljacht auf dem Wasser. Wo ist Mama frägte er: ach so, die ist gerade mit der Segeljacht dem Hai hinterher. :lol: Anschliessend darf man dann das grandiose Finale erleben,
Spoiler
in welchem Leute ne Hafenrundfahrt im Maul des Hais machen, ohne groß verletzt zu werden, der Hai selber auf seiner Schwanzflosse balancierend übers Wasser stolziert und Oma Lorraine endgültig die Faxen dicke hat und in einem Chickenrace mit ihrer Segeljolle "mano-a-mano" gegen einen wild brüllenden Hai (!!!) antritt - welcher dann von der Bugstange des Schiffs aufgespiesst wird und aus unerfindlichen Gründen plötzlich explodiert.
Ein groteskeres Ende hat kaum ein anderer Film!

Jaws IV ist allerfeinstes Trashkino, das mit normalen Bewertungskriterien nicht zu erfassen ist - daher muss hier auf eine Punktevergabe ausnahmsweise verzichtet werden. Hier trifft der alte Spruch "so schlecht, dass es schon wieder gut ist" mehr als zu. Eine dilettantische Karnevalsveranstaltung voll unfreiwilliger Komik und skurrilem Charme mit höchstem Unterhaltungswert!
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Spielberg Thread

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Der weiße Hai BD

Selten habe ich einen so spannenden und packenden Film gesehen. Ein Film, der die 10 mehr als verdient hat, aufgrund seines Rufs und seinem Einfluss auf viele Filme, die noch kommen sollten. Spielberg schafft es mit diesem Meisterwek einen grauenhaften, brutalen und extrem spannenden Film zu drehen, der auch heute absolut gar nichts von seiner Klasse und seiner Spannung einbüßt. Der Film ist extrem gut gealtert und auch heute noch absolut guckbar. Nichts wirkt wirklich veraltet, die Spannungs-Erzeugung immer noch auf extrem hohen Niveau.

An den fiktiven Ständen des Seebads Amity kommt es zu einem tödlichen Haiangriff. Nach dem entsetzlichen Fund der Leiche, will der örtliche Polizeichef Brody die Strände schließen lassen, doch die Stadtverwaltung sieht nur das Geld und will davon nichts hören. Es kommt zu weiteren Opfern, bis es am Ende zum Kamps ums nackte Überleben kommt.

Wie oben schon erwähnt, sind sämtliche Szenen um den Hai so spannend aufgezogen, so schockierend und brutal, dass einem das Blut in den Adern gefriert. Dadurch da nicht alles gezeigt wird und auch vieles aus der "Hai"-Perspektive gefilmt wird, punktet der Film enorm. Auch das etwas Actionlastigere Finale ist extrem gut gefilmt und stellt das ungetüm super zur Schau. Nervenzerreißend und perfekt inszeniert, bringt Spielberg hier einen der besten Filme seiner Karriere und einen Meilenstein der Filmgeschichte.

Das letzte Viertel des Films profitiert sehr von der "Einsamkeit" auf dem Meer, der Abgeschnittenheit von der Außenwelt und der unausweichlichen Situation, die sich Scheider, Dreyfuss & Shaw stellen müssen. Der Großartige Soundtracks von Komponist-Legende John Williams, untermalt die Szenen perfekt und macht sie noch intensiver.

Selten war ein Film so spannend und packend und selten habe ich einen Film gesehen der die 10 so sehr verdient hat. Spielberg macht hier alles richtig und schafft einen Thriller, der nervenzerreißend, packend, brutal und schonungslos ist. Absolut unterhaltsam und auch heute noch eine echte Perle.

10/10

Ps. Ich glaube ich hatte den Film seit meiner Kindheit komplett aus der Erinnerung gestrichen. Es war wie die Erstsichtung oder vielleicht war es die sogar.

Re: Der Spielberg Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Historisch nicht echt? Wen interessierts, mich nicht. (Aber etwas echter als der andere)
Mich prinzipiell auch nicht. Aber was ich überhaupt nicht ab kann ist dieses gutmenschliche "wir drehen einen Film, der den Krieg brandmarkt und alles zeigt wie es war" Gehabe, wenn im gleichen Atemzug alle deutschen Soldaten als die gleichen Pappkameraden gezeichnet werden wie in den Indy-Filmen. Nein, noch schlimmer. Der eine, denn sie laufen lassen und der am Schluss dann noch einen umlegt, das ist so was von manipulativ, das finde ich echt übel. Übel, weil es ernst gemeint ist und Spielberg wohl immer noch der Meinung ist, er habe einen ausgewogenen Film gedreht. Aber das meint Clooney ja wahrscheinlich auch von Momuments Men. Das ist auch der Unterschied zu einem Film wie Agenten sterben einsam, der nie mehr sein will als ein Abenteuerfilm. Was hat Spielberg damals nicht alles gesülzt von wegen der Film sei das für den 2. Weltkrieg, was Schindlers Liste für den Holocaust sei. Und dann so eine pathetische, manipulative, verfälschende Grütze. Wär wie gesagt prinzipiell halb so schlimm, aber langweilig und dramaturgisch schwach ist er halt auch noch.
Nochmal was dazu von N24:

http://www.n24.de/n24/Mediathek/Dokumen ... -ryan.html

Die wohl wahre Geschichte ;)

Re: Der Spielberg Thread

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Agent 009 hat geschrieben:
AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Historisch nicht echt? Wen interessierts, mich nicht. (Aber etwas echter als der andere)
Mich prinzipiell auch nicht. Aber was ich überhaupt nicht ab kann ist dieses gutmenschliche "wir drehen einen Film, der den Krieg brandmarkt und alles zeigt wie es war" Gehabe, wenn im gleichen Atemzug alle deutschen Soldaten als die gleichen Pappkameraden gezeichnet werden wie in den Indy-Filmen. Nein, noch schlimmer. Der eine, denn sie laufen lassen und der am Schluss dann noch einen umlegt, das ist so was von manipulativ, das finde ich echt übel. Übel, weil es ernst gemeint ist und Spielberg wohl immer noch der Meinung ist, er habe einen ausgewogenen Film gedreht. Aber das meint Clooney ja wahrscheinlich auch von Momuments Men. Das ist auch der Unterschied zu einem Film wie Agenten sterben einsam, der nie mehr sein will als ein Abenteuerfilm. Was hat Spielberg damals nicht alles gesülzt von wegen der Film sei das für den 2. Weltkrieg, was Schindlers Liste für den Holocaust sei. Und dann so eine pathetische, manipulative, verfälschende Grütze. Wär wie gesagt prinzipiell halb so schlimm, aber langweilig und dramaturgisch schwach ist er halt auch noch.
Nochmal was dazu von N24:

http://www.n24.de/n24/Mediathek/Dokumen ... -ryan.html

Die wohl wahre Geschichte ;)
Es ging mir in meiner Kritik weniger um den Realismusgehalt an sich als mehr um die Inszenierung einer vermeintlichen Wahrheit. Wenn deutsche Soldaten zuerst als harmlose und um ihr Leben bettelnde Feiglinge dargestellt werden, die sich anbiedern und einen auf Verbrüderung machen (ich sag nur: Betty Grable) damit man sie laufen lässt - nur damit sie in der nächstbesten Szene skrupellos die ehrenhaften, für die Freiheit und das Richtige kämpfenden GIs meucheln dann komme ich für mich zu dem schluss: das ist manipulativstes Kino auf allerschlimmsten Niveau (allein die Besetzung dieser Rolle mit dem auf zwielichtige, verschlagene Charaktere abonnierten Leland Orser spricht Bände). Diese Art von selbstherrlicher Manipulation (Ami=ehrenhaft und gut, Deutsche=hinterhältig und böse) zieht sich durch den ganzen Film in einem kaum zu ertragenden Maß. Wenn dann ein Regisseur auch noch groß rausposaunt er hat einen Kriegsfilm gemacht, der den wahren Ereignissen gerecht wird ist das ganze noch viel schlimmer, schlimmer deshalb weil er tatsächlich reale Ereignisse vermengt mit manipulativer Stimmungsmache. Das ist dann eben der Unterschied zu Filmen wie Indiana Jones, wo die Deutschen auch als eindimensionale Pappkameraden des Bösen dargestellt werden, in denen aber auch aufgrund ihrer Herangehensweise an die Thematik eh von vorne herein kein Anspruch auf seriöse Aufbereitung eines historischen Kontexts erhoben wird. Private Ryan (wie auch Clooneys saublöder Monuments Men) sagen letztlich viel mehr über die Denkweise und das Selbstverständnis ihrer Macher aus, als über das Thema das sie eigentlich bearbeiten wollen.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Spielberg Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Historisch nicht echt? Wen interessierts, mich nicht. (Aber etwas echter als der andere)
Mich prinzipiell auch nicht. Aber was ich überhaupt nicht ab kann ist dieses gutmenschliche "wir drehen einen Film, der den Krieg brandmarkt und alles zeigt wie es war" Gehabe, wenn im gleichen Atemzug alle deutschen Soldaten als die gleichen Pappkameraden gezeichnet werden wie in den Indy-Filmen. Nein, noch schlimmer. Der eine, denn sie laufen lassen und der am Schluss dann noch einen umlegt, das ist so was von manipulativ, das finde ich echt übel. Übel, weil es ernst gemeint ist und Spielberg wohl immer noch der Meinung ist, er habe einen ausgewogenen Film gedreht. Aber das meint Clooney ja wahrscheinlich auch von Momuments Men. Das ist auch der Unterschied zu einem Film wie Agenten sterben einsam, der nie mehr sein will als ein Abenteuerfilm. Was hat Spielberg damals nicht alles gesülzt von wegen der Film sei das für den 2. Weltkrieg, was Schindlers Liste für den Holocaust sei. Und dann so eine pathetische, manipulative, verfälschende Grütze. Wär wie gesagt prinzipiell halb so schlimm, aber langweilig und dramaturgisch schwach ist er halt auch noch.
Kann man nicht besser und treffender formulieren. "Ryan" ist pathetischer, unhistorischer Mumpitz, der sich den Anstrich eines ernsthaften, ausgewogenen Kriegsdramas gibt. Bis unter die Haarspitzen verlogen und manipulativ. Ein ganz übles Machwerk, weil es mit erhobenem Zeigefinger daherkommt. Technisch natürlich pefekt, dramaturgisch auch ok, aber von seiner Aussage her unsäglich. Und da kenne ich bei diesem Thema absolut kein Pardon. "Band of Brothers", übrigens auch von dem Märchenonkel-Duo Hanks und Spielberg produziert ist keinen Deut besser und stößt in dasselbe Horn. Wer sich ein bißchen mit dem 2. Weltkrieg auskennt, kann über solche Propaganda-Filme nur den Kopf schütteln. Aber die Masse hält sowas dann für realitisch und ehrlich. Das ist dann mehr als nervig. (2-3/10, je nach Laune)
http://www.vodkasreviews.de

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