Welcher Film von Denis Villeneuve ist der beste?

Der 32. August auf Erden (Keine Stimmen)
Maelström (Keine Stimmen)
Polytechnique (Keine Stimmen)
Die Frau, die singt - Incendies
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Prisoners
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Enemy (Keine Stimmen)
Sicario
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (40%)
Arrival
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Blade Runner 2049 (Keine Stimmen)
Dune: Part One (Keine Stimmen)
Dune: Part Two (Keine Stimmen)
Dune: Part Three (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5

Going across borders - Die Filme des Denis Villeneuve

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1994: REW-FFWD
1998: Der 32. August auf Erden (Un 32 août sur terre)
2000: Maelström
2009: Polytechnique
2010: Die Frau die singt – Incendies (Incendies)
2013: Prisoners
2013: Enemy
2015: Sicario
2016: Arrival

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Prisoners

Hugh Jackman als berzweifelter Vater auf der Suche nach seiner Tochter? DAS klingt gut. Der Rest vom Cast kann sich ebenfalls sehen lassen. Mit Jake Gyllenhaal, Maria Bello, Terence Howard, Viola Davis, Melissa Leo und Paul Dano hat man noch einige starke Schauspieler dabei, die helfen diesen Film aufzuwerten. 3 Darsteller machen dabei aber einen besonders starken Eindruck.

Im Film verbringen die Dover's (Jackman und Bello) Thanksgiving bei der befreundeten Familie Birch (Davis & Howard). Während sie zusammen Essen, quatschen und sich dem musikalischen 'Talent' von Franklin Birch widmen, will die Tochter der Dover's mit der Tochter der befreundeten Familie nach Hause um dort nach ihrer roten Pfeife zu suchen. Als sie nicht zurückkehren bricht über den Familien die Welt zusammen und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Der kanadische Regisseur Denis Villeneuve schafft es mit Hilfe von Drehbuchautor Aaron Guzikowski einen Thriller zu drehen der so packend, spannend, beklemmend und psychisch fordernd ist, wie man es seit Se7en nicht mehr gesehen hat. Ein imens intensiver Film, der vorallem durch das Spiel von Hugh Jackman profitiert (das genauso intensiv und stark ist), der als verzweifelter Vater immer mehr und mehr die Kontrolle verliert und bereit ist alles für die Rückkehr seiner Tochter zu tun. Koste es was es wolle. Auch Gyllenhaal als Polizist der versucht die beiden Mädchen wiederzufinden spielt seine Sache sehr gut und seine oft mals viel zu ruhige Art plus dem ständigen Augenzucken werten das Sehvergnügen nur auf. Selten war es unangenehmer und zu gleich interessanter einer Figur während ihrer Handlungen zuzuschauen. Auch der Rest vom Cast macht einen sehr guten Job, allen voran Paul Dano als Verdächtiger.

Der Film wurde in Connecticut gedreht und wirkt sehr blaß, düster und durch den häufigen Regeneinsatz besonders beklemmend. Die Stimmung die der Film hat, übertragt sich nahtlos auf den Zuschauer und lässt einen kaum noch wegschauen, während Jackman energisch versucht seine Tochter zu finden. Atemlos, spannend und zudem auch sehr erschütternd. Man leidet mit den Figuren im Film, man sitzt bis zum Schluss angespannt da und hofft auf das erlösende Ende und ehe man sich versieht, sind 150 vorbei. Die Laufzeit war genau richtig und zu keiner Sekunde kam Langeweile auf, aufgrund der packend inszenierten Geschichte.

Vieles im Film ist auch so großartig weil Kameramann Roger Deakins, der schon mit True Grit oder Skyfall eine fantastische Arbeit geleistet hat, seine Stärken gekonnt einzusetzen weiß. Gepaart mit der tadellosen Regie von Villeneuve entsteht hier ein Film, der den Zuschauer auch nach der Sichtung noch im Kopf bleibt und beschäftigt.

Ein großartiger Film in der jede Figur Facettenreich und voller Geheimnisse ist, jede Minute packender wird und eine Schraube von realem Horror immer mehr und mehr angezogen wird. Das ist der Vorteil dieses Films. Es ist eine reale, beinahe und traurigerweise alltägliche Gefahr, die hier auf den Zuschauer lauert und ihn 150 Minuten in den Sessel drückt. Ein Thriller der Extraklasse der sich mit seiner Dramatik und Inszenierung ruhig und problemlos mit den großen Werken von Fincher messen lassen kann. Für Fans von packenden, quälenden und gut gespielten Thriller - eine absolute Empfehlung.

9/10

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Sicario

Mit seinem meisterhaften Thriller Prisoners, indem Hugh Jackman alles dafür tut um seine entfürte Tochter zu finden, hat Villeneuve sich in die erste Liga katapultiert. Sein Nachfolgefilm 'Enemy' brachte ihn nach Prisoners erneut mit Jake Gyllenhaal zusammen und wurde auch positiv aufgenommen. Mit seinem Drogenthriller Sicario geht er andere Wege und schildert den brutalen Drogenkrieg zwischen den USA und Mexiko schonungslos, brutal und durch die Augen von FBI Agentin Kate Macer (Emily Blunt), welche von Geheimdienstler Matt Graver (Josh Brolin) angeworben wird um als Teil seiner Drogen-Spezialeinheit zu fungieren. Trotz des zwielichten Auftretens von Graver entscheidet sie sich für die Teilnahme und trifft dort auf den undurchsichtigen Alejandro, einem ehemaligen Staatsanwalt aus Kolumbien, der eine Einheit mit Graver zu bilden scheint. Schon bald taucht Macer in eine dunkle, brutale Welt ein, der sie sich so schnell nicht mehr entreißen kann..

Durch die drei großartigen Hauptdarsteller und ihre starken Leistungen überzeugt der Film am meisten. Regisseur Villeneuve weiß seine Schauspieler perfekt in Szene zu setzen und holt das Maximum aus ihnen heraus, selbst aus vergleichsweise klischeehaften Figuren wie der von Brolin, die allein durch sein charismatisches Schauspiel absolut überzeugt. Das zwielichtige Spiel, der Kontrast zu Blunts Figur funktioniert unglaublich gut. Blunt selber ist großartig und gibt die starke aber verletzliche Frau so extrem überzeugend, sodass der Zuschauer sich jederzeit mit ihr identifizieren kann. Del Toro ist ebenfalls ganz, ganz groß und spielt seine Rolle beängstigend gut. Er wird undurchsichtig, schwer einzuschätzen und vor allem auch sehr bedrohlich. Eine tolle Kombination und gerade dieses Dreiergespann funktioniert im Film absolut hervorragend! Auch der Rest vom Cast kann sich sehen lassen und weiß im Rahmen der Geschichte und des Films zu überzeugen. Unter anderem mit Jon Bernthal, Victor Garber oder Jeffrey Donavan.

Optisch und visuell gesehen ist der Film ebenfalls großartig. Die tollen Luftaufnahmen von Mexiko oder den USA können sich echt sehen lassen, die Art und Weise wie die 'Action'-Szenen gefilmt sind, machen die Spannung nur noch größer. Skyfall und Prisoners-Kameramann Roger Deakins überzeugt auch hier absolut und liefert fantastische Arbeit. Die Actionszenen als auch die ruhigeren Szenen sind so gut in Szene gesetzt, so gut mit der Kamera eingefangen, ein optischer Genuss. Auch sonst ist die Filmstruktur und der Aufbau der Spannung perfekt, so weiß Villeneue die Spannungsschraube selbst in ruhigen Szenen immer weiter anzudrehen ohne es zu übertreiben, sondern genau richtig zu dosieren. So ganz allgemein wirkt der Film eher wie 'Männerkino' und hat auch sonst viele, klassische Elemente zu bieten die aber durch Emily Blunts weibliche Hauptfigur und die großartige Inszenierung mehr oder minder durcheinander gebracht werden. Der Film profitiert von seinen Darstellern und weiß selbst Klischee's einfach zu umgehen bzw. diese in Stärken umzuwandeln.

Der Film ist stellenweise sehr brutal, aber auf eine natürliche und realistische Art, ohne je in einer Gewaltorgie oder dergleichen auszuarten. Der Regisseur versteht es gewisse Szenen brutal zu gestalten, aber so das dies im Film funktioniert, ohne Gewalt um der Gewalt willen zu zeigen. Schonungslos zeigt er die dunklen Seiten des Drogenkrieges, kratzt nicht nur an der Oberfläche, taucht aber auch nie zu tief in das Ganze ein. Er schildert dennoch auf interessante und packende Art und Weise eine brutale, realistische Geschichte die nie weit hergeholt oder übertrieben wirkt, sondern authentisch und real. Natürlich auch verstärkt durch die Charaktere. Der Film übt natürlich auch etwas Kritik an der Verhaltensweise der Amerikaner und lässt diese ganz und gar nicht gut dabei wegkommen.

Sicario ist ein packender und extrem spannender Drogen-Thriller der durch starke Darsteller, tolle Inszenierung und großartige Kameraarbeit punktet. Die Härte, der teilweise dreckige Look und die dunkle Geschichte funktionieren zu jedem Zeitpunkt und wirken stets authentisch und überzeugend. Wenn Villeneue so weiter macht, stehen uns großartige Filme bevor, denn er scheint sich im Thrillerbereich als wahre Größe zu etablieren! Sicario ist jedenfalls einer der spannendsten Thriller und auch einer der besten Filme des bisherigen Kinojahres!

9/10

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Hier der Trailer zu seinem neuen (hoffentlich) Meisterwerk:

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Ich habe "Enemy" und "Sicario" mit jeweils 9/10 bewertet - Für "Prisoners" muss ich die Bewertung noch nachholen, prognostiziere aber auch eine 9/10.

Mit Adams, Renner und Whitaker ist "Arrival" definitiv Pflicht - Mal schauen, was noch im Trailer dann zu sehen sein wird.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

4
Schon der Teaser hat mich total. Mehr muss ich nicht sehen um zu wissen das ich den unbedingt gucken muss. Cast + Regie sind stark. Wenn der Soundtrack von Jóhann Jóhannsson genauso stark wird wie die bedrückende und bedrohliche Untermalung von Sicario, bin ich sehr optimistisch.

Dazu dann das Blade Runner Sequel mit Ford, Gosling, Wright, Davis, Abdi, James, Bautista... die Zukunft sieht toll aus!

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

5
Villeneuves letzten zwei Filme, Prisoners und Sicario, gehören für mich zu den besten der vergangenen zehn Jahre. Das waren zwei ganz besondere Kinobesuche, er spielt da mit Atmosphäre und Spannung, erforscht Abgründe und zeichnet gleichzeitig fesselnde Charaktere dass es in die Knochen fährt. Beide pendeln irgendwo zwischen einer 9 und der Höchstwertung.

Sein kanadisches Frühwerk muss ich mal noch nachholen, hoffentlich ist das genauso gut.

Der Teaser ist halt noch nicht so aussagekräftig und Blade Runner 2 klingt immer noch nach einer blöden Idee, aber geguckt wird auf jeden Fall.
We'll always have Marburg

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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

6
GoldenProjectile hat geschrieben:Villeneuves letzten zwei Filme, Prisoners und Sicario
Ich klugscheiße nur ungern, aber Villeneuves letzten zwei Filme müssten doch Enemy und Sicario sein oder? :wink:

Kenne bislang nur Prisoners, der mich verglichen mit den wirklich herausragenden Genre-Beiträgen nicht beeindruckt hat.
https://filmduelle.de/

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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

7
Mir gefällt bei Villeneuve auch die Ambivalenz seiner Werke - Anspruchsvolle Themen sehr tiefgründig und respektvoll behandeln und nie mit erhobenem Zeigefinger Lösungen oder Antworten liefern, sondern den Zuschauer selbst entscheiden zu lassen. Sehr intelligentes Kino - Sicario im Kino war eines meiner Highlights 2015 - nicht umsonst Platz 5 in meiner Top10 2015 !
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

9
Ich glaube Enemy wurde vor Prisoners gedreht aber dann verzögert herausgebracht. Keine Ahnung.

Ein ambivalentes Thema im Subtext von Prisoners wäre zum Beispiel die vom verzweifelten Familienvater (Jackman) verübte Selbstjustiz. Aber der Film funktioniert auch als einfaches Spannungsvehikel, ohne dass man sich tiefer mit ihm auseinandersetzt. Und auch das markant besser und intelligenter als so manch anderer Film.
We'll always have Marburg

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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

10
Die Selbstjustiz-Thematisierung ist mir selbstredend nicht entgangen, aber ich habe da ehrlich gesagt nicht wirklich etwas entdecken können, dass über die 2-3 Standard-Floskeln, die man im Zusammenhang mit diesem Thema immer hört, hinausgegangen wäre. Womit ich nicht sagen will, dass Prisoners grundsätzlich ein flacher Film ist, aber anspruchsvoll und tiefgründig ist er zumindest thematisch in meinen Augen nur sehr eingeschränkt. Ob er emotional diese Kriterien erfüllt, ist natürlich Ermessenssache und hängt davon ab, wie sehr man in den Film findet und sich mit den Charakteren verbunden fühlt (hierin sehe ich große Probleme bei Prisoners, aber dazu später mehr).
https://filmduelle.de/

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Re: Die Filme von Denis Villeneuve

12
Denis Villeneuve ist so ein Regisseur, der seine Filme wirklich auf den Punkt bringt. (Ich bin sehr, sehr neugierig auf "Arrival" ... und wenn jemand es schafft, dass das "Blade Runner"-Sequel doch was taugt, dann ist er das.)

2010: Die Frau die singt – Incendies (Incendies) - 9,5/10 Punkte
2013: Prisoners - 9/10 Punkte
2013: Enemy - 8,5/10 Punkte
2015: Sicario - 8,5/10 Punkte
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

13
iHaveCNit: Prisoners (2013)

Da aktuell der neue Denis Villeneuve-Film „Arrival“ in den Startlöchern steht, war es nach langer Zeit für mich mal fällig, eine Zweitsichtung von „Prisoners“ vorzunehmen. „Arrival“ ist Pflicht, weil Villeneuve für mich mit „Enemy“ ein tolles Psychogramm und mit „Sicario“ einen der besten Filme des letzten Jahres geschaffen hat. „Prisoners“ selbst ist für mich ein guter Thriller, der viel Licht, aber auch ein wenig Schatten hat und damit in meinen Augen nicht das große Meisterwerk ist, für den ihn viele wahrscheinlich halten.

Es ist Thanksgiving und die Familien Dover und Birch feiern gemeinsam. Als die beiden jüngsten Töchter beider Familien nach draußen gehen wollen, tauchen beide auch einige Zeit danach nicht mehr wieder auf. Die Suche nach den vermissten Töchtern zerreißt nicht nur beide Familien, sondern auch den ermittelnden Polizisten Loki. Als schon früh ein Verdächtiger feststeht, der aufgrund eines Traumas und geistiger Benachteiligung kein Wort rausbringen kann, brennen beim Familienvater Keller Dover die Sicherungen durch.

Thriller mit vermissten Personen und der Suche nach Wahrheit gab es z.B. dieses Jahr mit „Girl On The Train“ oder auch 2014 mit „Gone Girl“ und hatten auch Anfang der 90er mit „Silence of the Lambs“ einen Höhepunkt. „Prisoners“ hat ein paar Probleme. Wir haben das klassische Ungleichgewicht zwischen Laufzeit und Handlung, so dass der Film etwas zu lang und auch langatmig geworden ist. Unabhängig davon, wie gut Jake Gyllenhaal und vor allem Hugh Jackman hier aufspielen. Man hat das Gefühl, dass der Film besser funktioniert hätte, hätte man hieraus nur eine Person gemacht. Jake übernimmt aus filmischer Perspektive nicht nur die klassische Ermittlung, sondern mit Exposition, Establishing und auch der Konklusion erfährt er auch eben fast nur die gebundenen Filmelemente. Das fehlt bei Hugh Jackmans Keller Dover völlig, weil er nichts der gebundenen Filmelemente erfährt, sondern nur an ungebundenen Elementen teilnimmt. Gepaart mit einer entschleunigten Inzenierung, an der ja eigentlich nichts falsch ist, hindert das den Film daran ein großartiges Meisterwerk zu sein.

Sonst neben der erwähnten Kritik gibt es jedoch mit Jackman, Gyllenhaal, Viola Davis, Maria Bello, Terrence Howard, Melissa Leo und Paul Dano einen starken Cast versammelt, die alle ihre Sache überraus ordentlich machen und das Drama sowie die innerliche Zerrissenheit auf den Punkt mit oder ohne Dialoge perfekt spürbar machen. Das Schreckensszenario von vermissten Kindern wird hier mit brutaler Härte und purem Realismus gezeigt. Der Spagat zwischen Geduld und Hoffnung in die Ermittlungen UND dem Hang zur Selbstjustiz offenbart uns hier eine sehr tiefgründige und schockierende Auseinandersetzung mit dem Thema. Die handwerklichen Schwächen des Werks liegen wohl mehr am Drehbuch, die sonstige handwerkliche Umsetzung ist auf den Punkt gelungen. Egal ob es die Kameraarbeit von Roger Deakins, der Soundtrack von Johann Johannsson oder die letztendliche Inszenierung von Denis Villeneuve ist. Der Film schafft es aufgrund der Laufzeit weniger Spannung zu erzeugen, sondern mehr durch die schockierend realistische und brutale Zurschaustellung der Situation und den Abgründen aller Beteiligten einen Sog zu entwickeln, dem man sich, einmal gefangen – nicht so leicht entziehen kann – genau wie wenn man sich in einem Labyrinth verlaufen hat. Bei der Beantwortung der Frage nach Gerechtigkeit, Selbstjustiz und der Schuldfrage geht der Film sehr ambivalent vor und lässt uns einiges an Spielraum.

Schockierend, dramatisch und brutal realistisch – das ist „Prisoners“, der sich jedoch bei mir hinter „Enemy“ und meinem Lieblings-Villeneuve „Sicario“ einordnen muss – trotz gleicher Punktzahl.

„Prisoners“ - My Second Look – 9/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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iHaveCNit: Arrival (2016)

Als ich mir letztes Jahr von Denis Villeneuve seinen spannungsgeladenen, audiovisuell anspruchsvollen und ambivalenten Thriller „Sicario“ angesehen habe, wusste ich nur, dass er als nächstes Projekt scheinbar eine Fortsetzung von Ridley Scotts Blade Runner angehen wird. Umso überraschter war ich gegen Mitte diesen Jahres, als ich erste Infos und Trailer zu „Arrival“ gesehen habe, den ich bis dahin noch nicht in meiner Filmplanung für 2016 einberechnet habe. Da intelligente Filme und Science-Fiction bei mir einen hohen Stellenwert besitzen, habe ich nicht lange überlegt, dass ich diesen in meine Filmplanung aufnehmen werde. Nun habe ich mich monatelang auf den Film gefreut und gewartet – ihn heute gesehen – und bin begeistert, da wir hier einen der besten Filme des Jahres 2016 sowie auch der letzten Jahre bekommen haben.

Es geht hier um Dr. Louise Banks, eine Linguistin. Sie wird Zeuge, wie weltweit auf 12 willkürlichen Punkten muschelähnliche Raumschiffe einer nichtmenschlichen Rasse landen. Sie und der Physiker Ian Donnely werden vom Colonel Weber der US-Army nach Montana beordert, um als Berater bei der Entschlüsselung der von den Alien ausgesandten Signale zu helfen. Doch weltweit brodelt die Unsicherheit und Angst der Bevölkerung, so dass ein entsprechend geplanter Gegenschlag nicht weit entfernt ist und für Louise und Ian nicht viel Zeit bleibt.

Alieninvasionen auf der Erde – das ist ein beliebtes Thema von Science-Fiction-Filmen. 1996 und 2016 kamen mit Independence Day und Indepence Day: Resurgence 2 Filme, die mit einem krachenden, wummernden und vor Pathos triefenden „Amerika gegen die Aliens“ daherkamen. 2014 kam mit „Edge of Tomorrow“ jedoch ein Film, der damals mein Film des Jahres wurde und mit Witz, Action, Tom Cruise, Emily Blunt und einer interessanten Zeitschleifenthematik das Thema der Alieninvasion/-Apokalypse gewürzt hat. Für alle, die vor allem Roland Emmerichs Zerstörungsorgien nicht viel abgewinnen können, weil diese zu dumm sind, kommt mit „Arrival“ nun der perfekte „Anti-Independence-Day“.

Ich habe bisher noch nie einen solch intelligenten Umgang mit einer Alieninvasion gesehen. Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Ted Chiang „Story of your life“. Hier wird mit Sprache und auch zum Teil Wissenschaft versucht, eine Kommunikation mit den befremdlichen Aliens, den sogenannten Heptapoden, die surreal kreisförmig angeordneten Sätze zu entschlüsseln, um den Grund für deren Anwesenheit herauszufinden. Dabei erhalten wir als Zuschauer immer wieder eingestreute Puzzleteile, die wir erst zum Schluss zum vollen Bild zusammenfügen können und von der vollen emotionalen Wucht des Films umgehauen zu werden. Um den Film und seine Aussage jedoch vollständig verstehen zu können, sollte man ihn definitiv mehrfach sehen. Der „Replay Value“ ist somit enorm. Unterstützt wird das durch eine sehr gute verschachtelte und nichtlineare Narration der Geschichte. Audiovisuell ist der Film auch eine Wucht. Die Kamerarbeit von Bradford Young ist extrem interessant, vor allem wie er hier mit Schärfe und Fokus umgeht. Johann Johanssons Soundtrack ist ähnlich nervenzerfetzend wie schon bei Sicario, und leicht befremdliche Zwischentöne sorgen für eine enorme Atmosphäre, die den Film perfekt unterstützt. Der Anteil der Spezialeffekte ist dezent und hält sich im perfekten Rahmen. Forest Whitaker und Jeremy Renner sind immer eine sichere Bank – genau wie hier. Doch der Kern des Films ist definitiv Amy Adams, die Dr. Louise Banks mit einer unaufdringlichen Bandbreite spielt und zeigt, warum sie eine der besten Schauspielerinnen unserer Zeit ist.

Der Film vermittelt in seinem Kern auch noch eine in unserer heutigen Zeit wichtige Botschaft. Er stellt uns dar, dass wir selbst große Konflikte durch Kommunikation lösen können. Dass man nicht jeder Invasion, egal ob es sich um z.B. Flüchtlinge oder allgemein Einwanderer handelt, von Beginn an feindlich gegenüberstehen sollte und die gemeinsame Kommunikation viel wichtiger sein sollte, als Konflikte eskalieren zu lassen. Kommunikation ist wichtig. Kommunikation ist eine Waffe, die viel zu selten genutzt wird.

Science-Fiction hat immer einen leichten Stand bei mir. Da macht auch „Arrival“ keine Ausnahme.
Der Film ist nun noch vor „Sicario“ mein Lieblingsfilm von Denis Villeneuve. Ein Film, der so spannend, dramatisch, intelligent und handwerklich nahezu perfekt ist wie „Arrival“ hat es am Ende leicht, die Höchstpunktzahl zu bekommen und ein, wenn nicht sogar „das“ Highlight meines Filmjahres 2016 zu sein.

„Arrival“ - My First Look – 10/10 Punkte.

PS: An alle Liebhaber von "The Revenant" und "The Hateful Eight" - Nun haben es beide Filme am Ende sehr schwer, ob sie mein Film des Jahres 2016 werden. Den einzigen Film, dem ich noch eine 10 in diesem Jahr zutrauen könnte - ist vielleicht "Rogue One"
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Die Filme von Denis Villeneuve

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Ich habe in den nächsten Tagen ja auch vor mir "Arrival" anzusehen. Nach deiner Rebiew bin ich jetzt so richtig gespannt. Mir fehlt nämlich auch noch ein klarer Sieger in diesem Jahr (für mich gab es bislang aber noch keinen 10er), aber bei Arrival habe ich vor deiner Review nicht erwartet fündig zu werden.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."