Re: Regie für BOND26+

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Jedenfalls würden unter Wright mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder mehr Nuancen und Esprit in Dialoge und Plot einfließen. Vermutlich würden wir uns somit auch von der - ich zitiere Hille - „Trailersprache” der Craigära distanzieren. Meine größte Sorge gilt eigentlich Purvis&Wade, die sich in der Fallhöhe ihrer Konzepte so gut wie jedes Mal kolossal verschätzen. Die sollten durch etwas sensiblere Autor*innen ersetzt werden.

Re: Regie für BOND26+

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GoldenProjectile hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:05 Ob er zu Bond passt bin ich mir nicht mal ganz so sicher, weil ich prinzipiell etwas gegen Regiestar-Besetzungen bin, andererseits gibt es sicher sehr viele verkehrtere Möglichkeiten und eine Idee von Wright kann nur besser sein als einige der letzten Ideen im Hause Eon.
Ist nur die Frage, wieviel von seiner Idee am Ende noch übrig ist, nachdem die Broccolis, ein halbes Dutzend Schreiberlinge und Purvis&Wade damit fertig sind. :wink: Und ich befürchte, dass am Ende auch mit Wright auf dem Regiesessel doch wieder schwerwiegende charakterliche Probleme der Doppelnull gewälzt werden. Ich sehe da momentan einfach kein Zurück zu den einfacher gestrickten Abenteuern, auch weil EON doch vermutlich überhaupt keine Veranlassung sieht von ihrem Erfolgsrezept abzugehen.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Regie für BOND26+

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Samedi hat geschrieben: 4. Juli 2022 00:47
craigistheman hat geschrieben: 4. Juli 2022 00:01 Nachdem der Rolling Stone die Affäre um Fukunaga groß rausgebracht hat, ist das Thema spätestens seit diesem Artikel durch. Der wird nie wieder auf ein Projekt dieser Größe losgelassen, zumindest nicht in absehbarer Zeit.
Dann kann er ja mit Kevin Spacey und Bill Cosby einen Film drehen. :mrgreen:
Wäre nicht einmal auszuschließen - so als Counter-Cancel Culture Statement. Und wenn es sich auch noch gut verkaufen lässt, und das tut es, dann dürfen wir das Ergebnis vermutlich auf Prime oder Netflix begutachten. :D

Re: Regie für BOND26+

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AnatolGogol hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:13 Ist nur die Frage, wieviel von seiner Idee am Ende noch übrig ist, nachdem die Broccolis, ein halbes Dutzend Schreiberlinge und Purvis&Wade damit fertig sind. :wink: Und ich befürchte, dass am Ende auch mit Wright auf dem Regiesessel doch wieder schwerwiegende charakterliche Probleme der Doppelnull gewälzt werden. Ich sehe da momentan einfach kein Zurück zu den einfacher gestrickten Abenteuern, auch weil EON doch vermutlich überhaupt keine Veranlassung sieht von ihrem Erfolgsrezept abzugehen.
Dann wäre Wright aber schneller wieder weg als ich, wenn NTTD läuft. Siehe Ant-Man. Will heissen, wenn die Broccolis denn wirklich mal was mit Wright machen wollen, müssten sie sich im Klaren darüber sein, dass man erfahrungsgemäss nicht an seinen Ideen rumpfuschen sollte. Andererseits haben sie es bei Danny Boyle ja auch schon geschafft, die legendären kreativen Differenzen in Gang zu setzen...
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Re: Regie für BOND26+

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AnatolGogol hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:13 Ist nur die Frage, wieviel von seiner Idee am Ende noch übrig ist, nachdem die Broccolis, ein halbes Dutzend Schreiberlinge und Purvis&Wade damit fertig sind. :wink: Und ich befürchte, dass am Ende auch mit Wright auf dem Regiesessel doch wieder schwerwiegende charakterliche Probleme der Doppelnull gewälzt werden. Ich sehe da momentan einfach kein Zurück zu den einfacher gestrickten Abenteuern, auch weil EON doch vermutlich überhaupt keine Veranlassung sieht von ihrem Erfolgsrezept abzugehen.
Sie werden allerdings nie wieder die Political Corectness-, Diversity und post #MeToo-Ausrichtung der noch zu kommenden Filme hervorheben, was auch gar nicht so verkehrt, da völlig unnötig ist. Bei Bond gibt es seit jeher auch starke Frauen, Punkt. Die Frauen, wie auch Bond selbst werden spielerisch sexualisiert dargestellt, und wem das missfällt, schaut sich einfach andere Filme an.

Ich würde eine Rückbesinnung auf mehr Eskapismus und Spaß wirklich nicht ausschließen. Nach DAD gab es aus finanzieller Sicht ebenfalls nicht den geringsten Anlass vom eingeschlagenen Kurs abzuweichen, und sie sind abgewichen. In einer ähnlichen Situation befinden sie sich jetzt auch wieder, die Origin-Story wurde einfach bis zum buchstäblichen Tod der Figur ausgereizt.

Der Nerv der Zeit spielt da die tragende Rolle, und zurzeit erleben wir ja im Blockbusterkino einen Weggang vom Psychologisierungs-/Grittiness-/Originzwang der post 9/11-Ära. Im Moment halte ich wirklich alles für möglich, allen voran jedoch die Fun-Route. Politische Statements sind von Bond im größeren Umfang nicht zu erwarten, auch kein Umdenken in der Repräsentationspolitik, da nicht vereinbar mit dem Erfolgsrezept der Filme.

Re: Regie für BOND26+

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craigistheman hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:30 Bei Bond gibt es seit jeher auch starke Frauen, Punkt. Die Frauen, wie auch Bond selbst werden spielerisch sexualisiert dargestellt, und wem das missfällt, schaut sich einfach andere Filme an.
Ein bisschen weniger Sexualisierung von Bond selbst wäre aber wirklich nett. Diese Mucki-Präsentationen der Craig-Ära brauche ich nicht, und generell ist das Männerbild im Kino zuletzt wieder ein konservativeres geworden. Bond darf sich davon gerne abheben, und hatte das übrigens auch über Jahrzehnte gar nicht nötig.
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Re: Regie für BOND26+

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Danny Boyle erachte ich als durchaus plausiblen Kandidaten für die Regie von B26. Ich denke, dass man bei EON vor allem den völlig missratenen und scharf kritisierten SP zurechtbiegen, und Daniel Craig den versprochenen und vertraglich zugesicherten Schwanenabgang bescheren wollte, worum NTTD der Fainess halber hervorgehoben, in seinem Ansatz zumindest mal bemüht ist.

Boyle hätte vermutlich gänzlich auf Madeleine und Blofeld verzichtet, da diese Figuren in SP völlig uninteressant bleiben. Ich denke auch nicht, dass Boyle Craig's Abschied als Abschied im herkömmlichen Sinne inszeniert hätte. Man hat sich im Einvernehmen und kollegial getrennt, es wurden Ansätze von Hodge und Teile von Boyles Team übernommen.
Ihn und Hodge für einen Neustart zu verpflichten, erscheint mir aus kreativer Sicht nicht unwahrscheinlich, allen voran wenn die Filme wieder in eine humorisitschere, leichtfüßigere Richtung gehen sollen, ohne zuviel an Intelligenz und Charme einzubüßen.
Ich sehe Boyle eher als Kandidaten für eine Neuerfindung/Neuausrichtung, denn für die Fortsetzung eines bereits eingeschlagenen Kurses. Abschreiben würde ich ihn also definitiv nicht!

Re: Regie für BOND26+

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craigistheman hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:04 Ich halte dieses Szenario sogar für das derzeit realistischste. Selbst bei EON könnte man von großen Melodramen und bedeutungsschwangeren Symboliken allmählig übersättigt sein.
Der Alltag ist schon grau genug, allen voran seit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine und unserer Auffassung von Souverenität und Demokratie. Da erscheint das Einschlagen eines eskapistischeren Pfades als Ausgleich zur „Zeitenwende“ nicht so weit hergeholt.
Ich finde, man sollte zwei Sachen erstmal voneinander unterscheiden.

Der eine Punkt ist, mehr Humor bzw. Selbstironie in die Reihe zu bringen.

Der andere Punkt ist, noch mehr Eskapismus in die Reihe zu bringen.

Klar kann beides auch miteinander einhergehen, aber es sind erstmal zwei unterschiedliche Bereiche.

Und wenn ich mir da NTTD so ansehe und bestimmte Handlungselemente, die ich für B26 sowieso ausschließen würde, ausklammere, dann brauch ich ehrlich gesagt keinen noch eskapistischeren Film.

Mehr Humor und weniger Drama wird der Reihe nach Craig dagegen aber wirklich ganz gut tun. Dazu noch einen Bond, der wieder mehr durch sein Wissen glänzt (speziell bei der Missionsbesprechung mit M) und weniger Kampfmaschine ist. Dann kann das was werden.
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"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Regie für BOND26+

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Casino Hille hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:38 Ein bisschen weniger Sexualisierung von Bond selbst wäre aber wirklich nett. Diese Mucki-Präsentationen der Craig-Ära brauche ich nicht, und generell ist das Männerbild im Kino zuletzt wieder ein konservativeres geworden. Bond darf sich davon gerne abheben, und hatte das übrigens auch über Jahrzehnte gar nicht nötig.
Das soll wohl das Zugeständnis an die am Men's Health-Männlichkeitsbild interessierten Zuschauer*innen sein.
Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass vor allem junge Frauen Craig ziemlich heiß finden. Joa, kann man mal machen, mich hat es nicht wirklich gestört, weil ich ja heimlich davon Träume, in dem Alter ebenfalls so auszusehen, und zugegebenermaßen recht viel für meinen Körper tue.

Aber ich verstehe, worauf du hinauswillst, und lehne den Vorschlag eines grundlegend anderes ausgerichteten Bonds überhaupt nicht ab. Der neue Bond könnte dunkelhaarig, groß, schlacksig und etwas „nerdig“ sein (wie sehr ich dieses Wort hasse - aber es umschreibt das, was mir vorschwebt recht zutreffend), und es würde durchaus funktionieren.
Ich mochte deinen Entwurf eines Bonds, dem außerhalb seiner Arbeit nichts wirklich gelingt, der eher Menschenscheu und blasiert durch das alltägliche Leben schlendert, und dessen Aufträge zum emanzipatorischen Werkzeug werden, sich stets neu zu erfinden - also die Umkehrung des vehikulierten Figurenbildes innerhalb der Craig-Ära quasi.

Re: Regie für BOND26+

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craigistheman hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:43 Ich sehe Boyle eher als Kandidaten für eine Neuerfindung/Neuausrichtung, denn für die Fortsetzung eines bereits eingeschlagenen Kurses.
Das sehe ich recht ähnlich und war, weas Boyle anging, von Anfang an etwas skeptisch, weil ich das Gefühl hatte, Boyle und der Abschluss der Craig-Ära, noch dazu als unmittelbare Fortsetzung von SP, das passt nicht. Dafür hat er zu wenig 'Gehorsam'. Prinzipiell könnte ich mir einen Bond von Boyle aber schon vorstellen.
craigistheman hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:43 Abschreiben würde ich ihn also definitiv nicht!
Da bin ich mir noch nicht so sicher. Tendenziell könnte ich mir, wie oben geschrieben, einen Bond-Film von ihm schon vorstellen.

Andererseits darf man aber auch nicht vergessen, dass es Differenzen gegeben hat, die eine witere Zusammenarbeit unmöglich machten. Ob man das Risiko einer totalen Blamage eingehen will und sich im schlimmsten Fall wieder trennen will?

Aber andererseits: Wenn die Ursache der Trennung tatsächlich nur der Tod von Bond war, hierüber dürfte es bezüglich Bond 26 wohl keine Differenzen geben..

Re: Regie für BOND26+

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Es gibt so viele gute Regisseure da draußen. Da wird EON bestimmt niemanden verpflichten, von dem sie bereits wissen, dass sie mit ihm "kreative Differenzen" haben.
#London2024

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Re: Regie für BOND26+

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Samedi hat geschrieben: 4. Juli 2022 13:45
Ich finde, man sollte zwei Sachen erstmal voneinander unterscheiden.

Der eine Punkt ist, mehr Humor bzw. Selbstironie in die Reihe zu bringen.

Der andere Punkt ist, noch mehr Eskapismus in die Reihe zu bringen.
Nein, das würde ich durchaus als einheitlich erachten, da mehr Humor/Selbstironie zangsläufig zu einer leichtfüßigeren und somit zum Abschalten und Abschweifen einladenden, sprich eskapistischen Filmsprache führen. Vorausgesetzt die Pointen sind intelligent gesetzt natürlich, und erinnern uns nicht ständig an das mies geschriebene Script, und somit die Beschaffenheit des Mediums.

Das, was du vermutlich mit Eskapismus meinst, ist der „Realitätsgehalt“ der Filme, also z.B. die Einhaltung physikalischer Gesetze, Schauplätze, Fahrzeuge etc. ... Dahingehend hat sich NTTD schon recht weit aus dem Fenster gelehnt, das stimmt. Aber auf den angestrebten Grundton des Filmes hatten diese Gimmicks meiner Empfindung nach keinen größeren Einfluss. Im Gegenteil - ich hatte einen sehr viel „fantastischeren“ Bond erwartet, und war von dem recht ernsten Tonfall des Filmes bis auf die Fremdkörper-artige Canto Bight, sorry Kuba-Episode dann doch überrascht.

Re: Regie für BOND26+

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Henrik hat geschrieben: 4. Juli 2022 14:01 Andererseits darf man aber auch nicht vergessen, dass es Differenzen gegeben hat, die eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machten. Ob man das Risiko einer totalen Blamage eingehen will und sich im schlimmsten Fall wieder trennen will?
Nein, es gab kreative Differenzen die eine Zusammenarbeit bezüglich des angestrebten Ergebnis für Bond25 unmöglich gemacht haben. Vom Einfluss auf weitere Zusammenarbeiten war nie die Rede. Das sind alles Vollprofis, die mit beruflichen Rückschlägen umgehen können, und es steht nach wie vor alles offen.

Boyle wollte seinen langjährigen Autoren Hodge einfach nicht hintergehen, was er wohl hätte tun müssen, um EONs Ansprüchen an das Script gerecht zu werden. Und wenn du dir eine Perle wie Trainspotting ansiehst, verstehst du, weshalb Boyle unbedingt mit einem versierten Autoren wie Hodge zusammenarbeitet, und den auch nicht fallen lässt um zu gefallen. Anderer Film, andere Ausgangslage - also alles in Butter.

Außerdem wurde Boyle von EON angefragt und nicht umgekehrt. Die wussten, was er draufhat und wie er arbeitet. Es wurden ja sogar schon Sets für den Film gebaut. Also ich würde da nicht zuviel in diese kreativen Differenzen hineindeuten. Beide Parteien haben sich einvernehmlich und friedlich getrennt.

Re: Regie für BOND26+

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Samedi hat geschrieben: 4. Juli 2022 14:05 Es gibt so viele gute Regisseure da draußen. Da wird EON bestimmt niemanden verpflichten, von dem sie bereits wissen, dass sie mit ihm "kreative Differenzen" haben.
Wie gesagt - das war projektbezogen. Und sie haben einiges übernommen. Neue Karten, neues Glück.

Re: Regie für BOND26+

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Eskapismus bei Bond ist für mich vor allem "larger than life".

Also (viele) schöne Locations, schöne Frauen, Gadgets (wobei das noch am wenigsten mit reinspielt), etc.

Das muss aber (innerhalb des Bond-Kosmos) gar nicht zwingend unrealistisch sein.

Aber:

Eskapismus muss eben auch nicht zwingend humorvoll sein.

Das Produktionsdesign von Ken Adam war bei Bond immer eskapistisch und da war es dann auch egal, wie die Handlung dort war.

Eher ernst wie in DN oder eher lustig wie in den Moore-Bonds.
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