Sehe ich ähnlich. Bei Tony ist die visuelle Komponenten in seinen Filmen wesentlich dominanter als (zumeist) bei seinem älteren Bruder. Wobei das vermutlich auch daher rührt, dass Tony darüber hinaus einfach wenig anbietet, wodurch der visuelle Aspekt noch stärker betont wird. Aber klar, er arbeitete halt auch sehr bewusst stark visuell orientiert, von daher kann man die Abwesenheit von zB erzählerischem und figürlichem Gewicht entweder als festen und gewollten Bestandteil seiner Herangehensweise begreifen oder als qualitativen filmemacherischen Mangel. Ich persönlich finde Tonys Videoclip-Ästhetik nicht sonderlich aufregend oder originell, gerade auf Dauer. Du hast recht, wenn du ihm einen nicht unerheblichen Einfluss auf das moderne Actionkino zugestehst, allerdings spricht das finde ich eher gegen das moderne Actionkino als für den seligen Tony. Bei Tony Scott ist vieles auf oberflächlichen Glanz hin ausgerichtet und - gerade aufgrund des Mangels bzw. Interesses an dramaturgischer Qualität - ist das einfach zu wenig Substanz, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Und das sage ich als jemand, der etlichen seiner Filme durchaus einiges abgewinnen kann (gerade auch Top Gun). Aber das Meiste ist halt sehr oberflächliches, schön-bebildertes Nichts. Kein Ding, das macht (zumeist) Spass und erfüllt seinen Zweck, aber es bleibt wenig bis nix hängen und auch der Replay-Faktor (also der Wunsch, die Filme mal wieder zu schauen) ist auch daher sehr niedrig.vodkamartini hat geschrieben: 23. Juni 2022 21:06 Man kann das alles so sehen. Das liegt aber auch daran, dass Ridley häufig sperrigere, ernstere und inhaltlich komplexere Stoffe verfilmt hat. Tony Scott ist weit mehr als sein Bruder - dem man das ja auch gerne vorwirft - ein sehr visueller Regisseur, der mit seiner Bildsprache erzählt.
True Romance halt ich ebenfalls für Tonys besten und würde ihm da durchaus auch einen gewichtigen Anteil am gelungenen Endresultat zusprechen. Sicherlich profitiert der Film enorm von Tarantinos Vorlage, aber Tony macht auch etwas eigenes daraus und hier kommt zu seiner visuell einfallsreichen Inszenierung dann endlich auch mal (von Tarantino zu verantwortende) echte figürliche und inhaltliche Qualität dazu. Von daher sehe ich den Film als eine glückliche Kombination zweier sehr unterschiedlicher filmemacherischen Perspektiven an, von der letztlich beide (also Scott und Tarantino) profitieren. Ich will damit nicht sagen, dass Tarantino das nicht besser hinbekommen hätte. Aber in jedem Fall sicher deutlich anders und stärker in der Tradition seiner eigenen Filme. Von daher finde ich es gut, dass wir durch die Kollaboration von T.Scott/Tarantino auch eine andere Facette (oder wenn man so will Qualität) eines Tony Scott-Films zu sehen bekommen haben.Maibaum hat geschrieben: 23. Juni 2022 20:53 Wenn wahrscheinlich True Romance der Beste von Tony ist, dann sagt das mehr über QT aus, als über ihn. Denn der ist erinnerungswürdig.