AnatolGogol hat geschrieben: 27. Mai 2022 10:27
danielcc hat geschrieben: 27. Mai 2022 10:06
Eine einzige solche Szene bei Bond und es wird kritisiert.
Ich glaube es ist eher anders rum: wenn in einem Bondfilm nur noch eine einzige solche Szene wäre, dann würde kein Mensch es mehr kritisieren.
Aber ohne Flachs: seit der Brosnan-Ära ist Fanservice mittels Reminiszenzen an die klassischen Filme doch fester Bestandteil der Rezeptur. Das kann man mögen oder auch nicht, aber so offensichtlich wie es in den Filmen eingebaut ist kann man doch bei diesbezüglicher Kritik kaum von übertriebener Empfindlichkeit reden.
Korrekt. Mit GE ging das damals los, der bis heute wie eine Art Best Of Bondfilm auf mich wirkt und durch eine extreme Formelhaftigkeit und Fanservice-Überdosierung versuchte, das Publikum wieder einzufangen und für die Reihe zu begeistern. Der Stil ist dann bis heute beibehalten und gefühlt sogar noch weiter ausgebaut worden – je experimenteller die Reihe wurde, umso nötiger waren "Callbacks" und Reminiszenzen an früher, damit die Bond-DNA erkennbar bleibt, obwohl man so sehr versuchte, neue Geschichten zu erzählen. QOS ist dermaßen weit von dem weg, was Bond die Jahrzehnte vorher war, dass er ohne die vielen Fanservice-Momente als Bondfilm hinterfragbar werden würde.
Das ist für mich auch der fundamentale Unterschied zu dem, was "Top Gun: Maverick" ist. Der Film folgt weitgehend der Struktur und dem Erzählmuster seines Vorgängers (was die Craig-Bonds größtenteils gar nicht mehr tun) und ist damit eben ein ganz klassisches Sequel, bei dem die Ähnlichkeiten Teil des Konzepts sind, und keine Ausflüchte, um den Titel und die Franchisezugehörigkeit irgendwie legitimieren zu können – wie bei den Craig-Bonds oder jüngst bei "Star Trek: Picard" der Fall.
Niemand hat "Stirb langsam 2" je "Fanservice" vorgeworfen, weil McClane wieder ein Maschinengewehr benutzt, wieder "Yippie Ka Yeah" ruft, seine Frau wieder in Gefahr ist oder er Sätze à la "Nur einmal würde ich gerne normal Weihnachten feiern können" sagt. All das sind Bezüge, die sich aus der Logik einer Fortsetzung ergäben. Wäre McClane in "Stirb langsam 2" auf einer Baustelle am arbeiten und würde dort eine Revolte gegen die Gewerkschafter anzetteln, dann würde man sich zurecht fragen, warum das Teil "Stirb langsam 2" heißt. Genau deshalb ist es normal, dass in "Top Gun: Maverick" eben wieder Iceman auftaucht, der Tod von Goose eine Rolle spielt, Cruise auf einem Motorrad rumfährt und "Highway to the Danger Zone" läuft (wie bei "Stirb langsam 2" auch "Let It Snow" wieder ertönte). Gäbe es all diese Elemente nicht, bräuchte man auch wirklich keine Fortsetzung machen.
Der Film greift ja sogar bekannte Szenen des Vorgängers auf und "denkt sie weiter" (natürlich sehr simpel und meinetwegen platt, aber dennoch): Die berühmte Beachvolleyball-Szene in Teil 1 war nur ein typischer Tony-Scott-Moment, ein Ausdruck von Hypermännlichkeit; nackte schwitzige Körper in Sand und Sonne. Teil 2 behält die Ästhetik für eine ähnliche Szene bei, gibt ihr aber inhaltlich auch Bedeutung: Jetzt wird dieser Moment von Maverick bewusst inszeniert, um ein Team zu formen, um aus den Schülern eine Einheit zu machen. Wunderbar: So geht Sequel.