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Re: Filmbesprechung: Live and let die

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danielcc hat geschrieben:so eben wieder den Film gesehen. Einfach fantastisch.

Kann es sein, dass LALD der erste Film ist, in dem unfreiwillig Außenstehenden mit in die Action einbezogen werden? Ich denke an die Hochzeitsgesellschaft bei der Bootsverfolgung. Ich meine, sowas hatte es vorher nicht gegeben und wurde dann später oft kopiert (Ski-Gruppe in FYEO, Fahrradfahrer in GE...)
Ich liebe solche Szenen, ich finde das gehört zu Bond fast schon dazu. Ich meine aber auch, dass das hier zum ersten Mal vorkommt. Und ja, ich stimme dir zu, LALD ist einfach fantastisch. Zusammen mit TSWLM und FYEO mein Lieblings-Moore-Bond.

Re: Filmbesprechung: Live and let die

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BOND - MARATHON / DETAILLIERTE FIMANALYSE .8
LIVE AND LET DIE

Die Story:

LALD ist ein erfrischender Film.
Eine Art RELOAD der Serie quasi. Und wahrlich sind hier alle zuvor etwas erschöpften Reserven wieder vollends aufgefüllt. Faktor Nummer eins dahingehend ist natürlich Roger Moore der hier erstmals seine Rolle als James Bond antrat und dies äußerst überzeugend, andersartig tat. Und eine treffendere Bezeichnung als eben „erfrischend“ finde ich in Bezug auf seine Performance wohl kaum. Man Re – definierte die Züge der Figur James Bond indem man sie der Ausstrahlung und darüber hinaus der Wirkung welche Roger Moore ausübte anglich. Und die Sache so anzugehen stellte sich als kluger Schachzug heraus.
Man konnte den Zusehern eben keinen zweiten Sean Connery vorsetzten was den Produzenten wohl spätestens seit der Pleite um Lazenby klar war, sondern musste ihnen einen gänzlich anderen Bond näher bringen und somit natürlich auch den Charakter der Serie etwas um modellieren. Da ein neues Jahrzehnt angebrochen war welches anno 73 bereits eine Vielzahl an frisch zu behandelnder Themen mit sich brachte, erkannte man die Zeichen der Zeit und nutzte diese als Auftrieb um der Serie auch abseits des neuen Darstellers frischen Wind zu geben. Und dies ist in jederlei Hinsicht geglückt, wirkt gar unverkrampft und leichtfüßig.
Gerade der Plot des Films gehört zu seinen großen Stärken zumal es sich bei der Bedrohung durch Kananga in LALD um die seit FRWL erstmals wieder ernst zu nehmende handelt. Warum das so ist erkläre ich später.

Die Pre Titel sequenz führt uns zunächst direkt in die Handlung. Kein Bond in Sicht und auch keine Action. Bloß der Umstand dass ein Agent des Mi 6 im Zuge einer obskuren Voodoo Zeremonie getötet wird, welche sogleich auch den optischen Grundton des Films plakatiert, gefolgt von den dazu passend- großartig, neuartigen Bildern der Titelsequenz. Im Anschluss wird uns der neue Bond im Zuge einer sehr locker, humorvollen Situation präsentiert, und dies geschieht ohne überzogen vorzierten Spannungsaufbau im Sinne von „gleich kommt er…gleich seht ihr ihn…“wie man dies im Falle Lazenby, s umgesetzt hatte. Nein. Wir werden derart unverkrampft an Moore herangeführt dass man meinen könnte er wäre immer schon James Bond gewesen. Um das Ganze der Vorsicht halber noch etwas lockerer zu gestalten stellt man ihm auch sogleich noch 2 uns bekannte Gesichter nämlich Ms. Moneypenny und M zur Seite. Roger Moore spielt seine ersten Szenen mit viel Sinn für trockenen Humor, einer starken Prise britischem Snobismus, Selbstironie und einer Menge Charme. Sofort sympathisiert der Zuseher mit diesen Eigenschaften. Ist die Einführung schließlich geglückt geht es auch schon direkt in den Plot.

Äußerst wirksam und gelungen ist bereits die unheilvoll angehauchte Prophezeiung die wir während Bond auf dem Weg zu seinem Auftrag ist bloß in verbindenden Aufnahmen welche das Auflegen einiger Tarotkarten zeigen zu hören bekommen. Hier wird deutlich dass Bond als Gefahr angesehen und bereits erwartet wird was immens Spannung erzeugt. Der Anschließende Mord an seinem Fahrer auf dem Weg zu Felix wirkt ebenso unheilvoll, bedrohlich und ist zudem rasant in Szene gesetzt. Tolle, sehr realistische Action die Sinn macht.

Als Bond schließlich an den Aufenthaltsort Mr. Big, s gelangt werden dieser, sein unvergesslich amüsanter Henchman tee Hee und auch das Bond Girl eingeführt. Interessant ist vor allem dabei zu beobachten wie Bond in ein Fettnäpfchen nach dem anderen tritt weil er eben bereits erwartet wurde und entsprechende Vorkehrungen getroffen wurden. In LALD gibt es kein Herantasten beider Parteien. Hier wird Bond von Beginn an als Bedrohung erkannt und soll augenblicklich liquidiert werden. Ein sehr interessanter Aspekt der Bonds gesamte Ermittlung hindurch für Spannung und einen laufend paranoiden Beigeschmack sorgt. Nie weiß Bond wem er trauen kann und wem nicht, in welche Falle er als nächstes tappen wird. Er befindet sich quasi in Mitten eines Minenfelds. Einmal ist es der unscheinbare Taxifahrer der sich als handlanger Mr.Big, s entpuppt, oder der kellner in einem Club der dafür sorgt dass Bond diesem in die Hände fällt. Dann versuchen da noch Personen wie Rosie Carver ihn in eine Falle zu locken. Einfach spannend. Als Bond in San Monique eintrifft ahnt er nicht dass der Hausdiener des Hotels ebenso ein Schurke ist wie die Vogelscheuchen der Mohnfelder in Wahrheit tödliche Fallen sind. Als Zuseher fühlt man sich laufend verfolgt und fiebert mit Bond mit da man ein klitzekleines Bisschen mehr ahnt bzw. weiß als er, den Film allerdings aus seiner Sicht verfolgt. Wir wissen dennoch nicht was es mit all dem auf sich hat.

Der Umstand dass es Bond gelingt dem Schurken die mystisch zerbrechlich wirkende Solitaire schließlich auch noch aus den Armen zu reißen verleiht dem Plot schließlich noch um einiges mehr an Spannung da hiermit zusätzlich noch persönliche Beweggründe dafür geschürt werden Bond nach dem Leben zu trachten. Der Fluss der Erzählung baut laufend an Spannung auf die zwar auf Grund überlanger Verfolgungsjagten nicht kontinuierlich gehalten werden kann doch gegen Ende wieder überwiegt. Die Idee um den Plot an sich ist großartig. Eine derart doppelbödige, verworren, rasante Geschichte um einen dagegen zunächst(!)"beinahe" Banalen Drogenhandel zu konstruieren ist interessant und aberwitzig zu gleich. Außerdem ein Kind seiner Zeit. Und das ist gut so zumal die Geschichte voller Überraschungen steckt, im Aufbau spannend arrangiert und äußerst rasant und einfallsreich konstruiert ist. Quasi eben voller Falltüren steckt.
Besonders die Gefahrensituationen welchen Bond ausgeliefert ist sind auch ohne viel Action extrem Spannend gestaltet. Seine Flucht von der Krokodilinsel, die Szene mit der Schlange in seinem Badezimmer welche liebevoll an Dr.No inspiriert ist, der Augenblick in welchem er und Solitaire Kananga hilflos ausgeliefert sind während Tee Hee ihn Wort wörtlich in der Zange hat bis hin zu seiner Gefangenschaft in Kanangas Depot gegen Ende des Films.
All diese Szenen brauchen nicht mehr als eine wohl überlegt, knifflige Situation um zu fesseln. Meisterhaft sage ich! Derart solide Spannung ließen vorhergehende Filme streckenweise völlig vermissen.
Das ganze Schritt für Schritt im richtigen Tempo erzählt, mit großartigen Dialogen gespickt, erfrischend andersartigen Locations und überzeugend, charismatischen Darstellern (allen voran RM) versehen, obendrein dem Zeitgeist eines neuen Jahrzehnts angeglichen und einer ordentlichen Prise exotischer Mystik gewürzt ergibt einen belebenden Muntermacher. Und genau das ist LALD vor allem im direkten Vergleich zu seinem unausgegorenen Vorgänger.

Jedoch schläft der Film phasenweise ein wenig ein. Die Action abseits der zuvor erwähnten Gefahrensituationen setzt sich im Grunde ausschließlich aus Verfolgungsjagten zusammen die wenig Abwechslung bieten und zudem überlang Einzug in das Konstrukt der Geschichte hallten. Verfolgungsjagt mal mit dem Bus, Verfolgungsjagt auf dem Wasser, Verfolgungsjagt mit einem kleinen Flugzeug…
Das sind zwar nette Ideen doch finde ich dass man diese für folgende Filme hätte aufsparen sollen. Eine hätte es meiner Ansicht nach schon getan. Über weite Strecken wirken diese Szenen bloß so als hätte man Zeit schinden wollen um auf die 2 Std. Länge des Films zu kommen und wirken im Ablauf völlig uninspiriert was auch im Making Of deutlich zum Ausdruck kommt. Da hatte man hallt einen Fluss in der Nähe. Machen wir halt mal dort eine Verfolgungsjagt. Und wie erwähnt sind diese Szenen einfach absurd in die Länge gezogen was den Zuseher phasenweise aus der Handlung und damit aus dem Fluss dieser kippen lässt. Dies sehe ich allerdings auch als einzig gravierenden Schwachpunkt des Films an.
Die letzte halbe Stunde hingegen ist großes Kino. Der letzte Dialog mit Kananga ein Gusto Stück, ebenso wie die grausame Idee dessen Bond an die Haie zu verfüttern. Und abschließend als kleine Zugabe noch jenen mit den Worten: “Mr.Bond…Schön sie zu sehen“ eingeleiteten Kampf zwischen Bond und Tee Hee sehen zu dürfen macht dann nochmal wirklich Laune. Köstlich.

Die Figuren, Darsteller:

Abgesehen davon dass die Idee um Yaphet Kotto in Doppelrolle als Kananga und Mr. Big witzig und einfallsreich gestaltet ist stellt dessen Rolle einen Höhepunkt des Films dar. Er ist Bond insofern ein würdiger Gegner dass er intelligent genug ist um ihn hinters Licht zu führen, ebenso ein ziemlicher Egomane, und sogar so wirkt wie dessen bösartiger Gegensatz. Er ist quasi das düstere Gegenstück zu Bond. Er hat Klasse, ist laufend gut gekleidet und will ebenso der sein der am Ende das Mädchen kriegt. Und gerade als ihm das nicht gelingt offenbart sich sein enorm bedrohlich, krankhafter Ego Wahn. Die Szene in welcher er Solitaire brutal ins Gesicht schlägt und dabei Wut entbrannt zu schreien beginnt zeigt uns letztendlich was hinter der wohl behüteten Fassade der kultivierten Attitüde steckt. Er sieht Bond nicht bloß als Bedrohung für sein Geschäft an sondern generell als Konkurrenten. Zu gerne prahlt er gegen Ende noch genüsslich damit Bond übertrumpft zu haben indem er sich festlich, auffällig elegant gekleidet Zeit nimmt um diesen zu foltern. Nach dem Motto: „Wer ist nun der bessere von uns beiden…“ Das Mädchen wollte er bloß seines Ego wegen, s und da er dies nicht erreicht hat weil Bond ihn diesbezüglich wieder übertrumpft hatte soll sie gleich mit ihm gemeinsam untergehen. Ein großartiger Charakter und der beste, glaubhafteste und würdigste Schurke seit Dr.No und Goldfinger.
Ernst zu nehmend und grausam, wahnsinnig genug um eine Bedrohung darzustellen auf der einen und kultiviert, weltmännisch, intelligent genug um Bond das nötige kontra zu geben auf der anderen Seite.

Und wer behauptet sein Drogenkomplott stelle keine würdige Bedrohung dar sollte sich mal Filme wie American Gangstar und co. Ansehen welche die Ausmaße an Kriminalität, Chaos und Elend der Drogenwelle um das Harlem der 70er thematisieren. Dadurch wurde eine Kettenreaktion des kompletten Chaos ausgelöst und das Land brauchte Jahre um mit den angerichteten sozialen Schäden fertig zu werden. Somit empfinde ich den Plot von LALD entgegen jener von DAF, OHMSS oder YOLT als tatsächlich bedrohlich und vor allem als realistischer und ernst zu nehmender. Und damit wiederum den Zeichen der damaligen Zeit würdig. Kein in Parfümflaschen abgefüllter Virus, kein Raketen fressendes Raumschiff oder ein mit Diamanten bestückter Satellit kann jemals so bedrohlich auf uns wirken wie das reale leben und dessen Schrecken die wir kennen. Und diese Drogenwelle gab es tatsächlich in beinahe dem Ausmaß welches Kananga anstrebt und kostete vielen Müttern ihre Kinder, erzeugte Hass und Gewalt. Somit ist das Thema wie auch der Schurke der Reihe ebenso absolut würdig.

Der Henchman tee hee zählt wohl zu den unvergesslichsten der gesamten Reihe und macht erstmals dem Kult um Od Job würdig Konkurrenz. Mit dem Serientypischen Requisit versehen welches immer wieder amüsant zum Einsatz kommen darf, einem bitter bösen Dauer Grinsen und genügend Spielzeit erfüllt er genau den Zweck welchen ein Henchman damaliger Zeit zu erfüllen hatte: Er amüsiert uns. Die Szenen mit ihm machen einfach Spaß und so soll es auch sein.

Jane Seymour gibt ein würdiges Bond Girl. Vor allem ist sie wichtiger Teil der Handlung und in weitestem Sinne das Bindeglied der Fehde um Bond und Kananga. Ihr Auftreten verleiht dem Plot in mehrerlei Hinsicht die nötige Tiefe. Zwar ist ihre Darstellung an sich nicht als äußerst bahnbrechend zu werten doch mimt sie vor allem die verletzlich, verängstigte Seite ihres Charakters überzeugend. Über das Auftauchen einer Figur wie Sgt. Pepper lässt sich natürlich streiten. Dass mit Beginn der Moore Ära eine auffällig große Portion Humor Einzug in die Serie hielt ist bekannt zumal die Darstellung eines Roger Moore auch danach schrie diese Elemente erstmals etwas vordergründiger ein zu arbeiten. Ich persönlich empfinde dessen Auftritt in LALD nicht als gänzlich unangebracht, mitunter deshalb weil er mir die überlange Verfolgungsjagt etwas schmackhafter macht. Bloß sein erneutes Auftauchen im nachfolgenden Film nehme ich den Autoren äußerst übel.

Roger Moore selbst macht der Figur James Bond durch dessen Re definierter Darstellung alle Ehre. Mit ihm wurde die Figur erstmals wirklich neu erfunden und der Erfolg dieses Unterfangens spricht wie ich denke wohl für sich. Er war den Anforderungen mehr als gewachsen, wirkt locker, unverkrampft und von sich überzeugt in seiner Herangehensweise an die Rolle, was man weder von einem Lazenby noch bezüglich letzterer Vorstellungen eines Sean Connery behaupten kann.
Operation – Bond Re -Load geglückt.

Die Produktionswerte:

Die Action stellt wie bereits erwähnt einen meiner Meinung nach zu kritisierenden Punkt dar. Sie wirkt oftmals uninspiriert und vermittelt den Eindruck als Lückenfüller zu fungieren. Nach mehrmaliger Sichtung des Films kann ich mich des Eindruck, s nicht erwehren es handle sich hier teils um eine bloße Pflichtübung. Die Stärken des Films basieren nun mal auch auf anderen Faktoren was die Action Szenen etwas deplatziert beinahe plump eingestreut wirken lässt. Natürlich nicht gänzlich!!! Doch zumindest über weite Strecken.
Ich empfinde LALD eher als ungewöhnlich abenteuerlich, exotisch angehauchten Krimi der von knifflig arrangierten Spannungsbögen, einer tollen Storyline und dem großartigen Hautdarsteller profitiert und nicht davon sich als Actionfilm zu nehmen.

Die Optik des Films ist ein Kapitel für sich und dies nicht im Negativ. In den von Mythen umworbenen Südstaaten zudrehen bietet exotisches Flair der anderen Art und eine interessante Abwechslung. New Orleans, San Monique in Verbindung mit der düster, abenteuerlichen Optik um den Voodoo Kult sind vor allen Dingen atmosphärische(!) Leckerbissen und bereichern die Serie um einige unverzichtbar extravagante Bilder mehr. Toll! Das ebenso atmosphärische Meisterstück von Paul McCartney macht den Film in seiner gesamt Wirkung schließlich vollends zu einem unvergesslichen Highlight der Serie. Selten war ein Bond Titelsong nach derart hohem Anspruch geschrieben.

Die Rolle welche LIVE AND LET DIE im Kontext der Reihe spielt:

LALD läutete erfolgreich eine neue Ära in der Geschichte der Bond Reihe ein und spricht in Sachen Qualität dahingehend wohl für sich. LALD ist ein an den damaligen Verhältnissen gemessen in jederlei Hinsicht erfrischend neuartiger Bond Film der das Kunststück einer Neuauflage der Serie mit links zu meistern schien. Vor allem Roger Moore glänzt hier noch in seiner Energie geladen, charmant, ironisch und dennoch ernst zu nehmenden Performance. Denn hier konnte man seine Darstellung durchaus noch ernst nehmen.
Das Verhältnis zwischen Humor und Härte war im Falle seines ersten Abenteuers noch wohl ausbalanciert und stimmig. Ist Moore generell eher der zynisch trockene Bond so kauft man ihm Szenen wie jene in welcher er dahinter kommt dass Rosie eine Verräterin ist dennoch ohne jeden Zweifel ab. Der Film wirkt unverkrampft und lässt diverse zuvor merkliche Verschleißerscheinungen und Trägheitsmomente der Reihe vergessen sein. Bond – RUNDE 2 = klarer Sieg!

Einen Punkt Abzug gibt es allerdings für die erwähnten Trägheitsmomente dieses Films.

5 VON 6 PUNKTEN


Mein Wertesystem für folgende Kritiken bezüglich meines Marathons:

1 PUNKT – SCHLECHT
2 PUNKTE - unter dem durchschnitt
3 PUNKTE – Mittelmaß, Durchschnitt
4 PUNKTE – überdurchschnittlich
5 PUNKTE – SEHR GUT
6 PUNKTE - Perfektion

Re: Filmbesprechung: Live and let die

33
sehr schöne Kritik. Erschreckend, wie stark wir mit unseren Urteilen übereinstimmen.
An LALD fällt in der Tat am meisten die tolle Kombination von ungewöhnlicher Atmospähre und Spannung in Einzelsituationen auf der einen, und erfrischender "Andersartigkeit" auf der anderen Seite auf, was den Film für mich nach DAF, YOLT und TB vor allem überraschend und innovativ erscheinen lässt. In diesem Umfeld funktioniert Moore sehr gut.

Schön auch, dass du den Bösewicht hervorhebst, der ja üblicherweise von allen Bondfans vergessen worden zu sein scheint.

Du hast Recht, die Action im Film ist nicht der Höhepunkt, aber nicht weil sie schlecht ist, sondern weil der Rest besser ist. Die Bootverfolgung ist zwar beachtlich, aber sie zieht sich aus heutiger Sicht sehr - ich denke damals wirkte das anders. LEtztlich steht diese lange Szene, voll in der Tradition der Skiszenen aus OHMSS. Lang, aufwendig, nie zuvor dagewesen, tolle Stunts aber eben zu lang. Die Szene am Flughafen ist ebenfalls nett, aber sie wirkt deplaziert.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: Live and let die

35
hey

nachdem ich deine kritiken zu meinen bisher analysierten Filmen nach längerem nochmals gelesen habe muss ich mich auch über diverse Übereinstimmungen wundern. Du scheinst die Filme tatsächlich ähnlich wahr zu nehmen. Sonderbar. Aber erfreulich. :D Was DAF betrifft so sieht die dvd etwa so aus als hätte jemand die wichtigsten stellen angekreuzt... wenn du weißt was ich meine. Habe sie nun nachbestellt und werde meine kritik dazu Montags online stellen. Wollte nicht ins detail gehen ohne den Film nicht nochmals genauer unter die Lupe genommen zu haben.
Kananga scheint übrigens wircklich völlig vergessen worden zu sein. ebenso wundert es mich ein wenig dass gerade zu diesem Film kaum jemand etwas an Meinung beizusteuern hatte. gerade LALD ist doch interessant.

Re: Filmbesprechung: Live and let die

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da ich hieran doch einiges im Nachhinein überarbeitet hatte.

Live And Let Die, 1973, Regie: Guy Hamilton

Ich glaube LALD war einer meiner ersten Bondfilme die ich als Kind im TV gesehen habe und vieles an dem Film hat meine Sicht auf Bond geprägt und ist mir bis heute in guter Erinnerung.

Schaut man alle Filme chronologisch, fallen Dinge auf, die man sonst nicht immer so vor Augen hat. So stellt LALD nämlich nicht einfach den Übergang zu den humorvol-len Bondfilmen dar, sondern ist in erster Linie (nach YOLT und DAF) eine Rückkehr zur Ernsthaftigkeit und Bodenständigkeit der ersten beiden Connery Filme und für das liebe ich den Film.

LALD ist in gewisser Weise sehr nah an Dr. No – ähnlich wie auch der Roman. Die Handlung ist bodenständig und konsequent, und selbst Exotisches ist nicht albern oder frei erfunden, sondern fußt auf Realem. Außerdem stimmt über weite Strecken endlich wieder das Tempo und Timing. Die besten Szenen kommen nicht gleich zu Beginn sondern es gibt immer wieder Neues zu entdecken.
Weitere Dinge erinnern noch an DN:

- die Drehorte sind exotisch und es ist genügend Zeit, die Atmosphäre der Drehorte einzufangen. Das Voodoo und Tarot Thema mag nicht jedermanns Sache sein, doch fügt es dem Film etwas Exotisches und Geheimnisvolles bei. "The major ingredient of any recipe for fear is the unknown" und entsprechend sind einige der Voodoo Szenen (allemal damals 1973) wirklich spannend und furchteinflößend. Als schöne Ergänzung zur Karibik können hier auch die US Amerikanischen Locations durch Stimmung über-zeugen.
- ebenso wie in DN werden hier auch weniger elegante aber dafür realistische Dreh-orte gezeigt, wie die Hinterhöfe in Harlem. Solche Details sorgen dafür, dass man hier wirklich das Gefühl bekommt, dass Bond auf unsicherem Terrain unterwegs ist und wir uns Sorgen um ihn machen müssen.
- Bond ist wieder auf sich allein gestellt, es gibt keine Horde von Ninjas oder Marines. Bond ist allein und das macht alles viel ernster und dramatischer, umso mehr als dass auch die Drehorte, wie beschrieben, den Eindruck verstärken. Ein Grund, wa-rum sich heutzutage das alte „Bondfeeling“ nicht mehr leicht einstellen lässt, ist die Tatsache, dass man nirgends auf der Welt wirklich allein oder auf sich gestellt ist. Handys, Internet, und jeder kann sich Fernreisen erlauben…
- Quarrel Jr. und seine Rolle ist ein direkter Bezug zu DN
- einzelne Szenen zitieren förmlich Dr. No wie etwa der Angriff der Schlange sehr nah an dem der Spinne in DN ist, so auch die Ankunft am Flughafen mit anschließender Chauffeurs-Fahrt mit Zwischenfällen.

Natürlich ist Roger Moore ein ganz anderer Typ und entsprechend seinem Typ wurde das Drehbuch verfasst. Moore scheint jede Situation heiter zu kommentieren, doch dies ändert nichts daran, dass er knallhart sein kann und die Situation in die er gerät in diesem Film allemal ernster sind als in Connerys letzten beiden Filmen. Moore fei-ert hier einen guten Einstand als Bond, wobei er von allen Darstellern die schwächste – weil gewöhnlichste – Einführung hat. Der Film insgesamt ist aber besser als seine Performance. An Stellen steht er recht steif rum oder überlässt seinen Augenbrauen weitestgehend das Feld. Dennoch ist er gut und bringt eben die Tugenden von Fle-mings Bond zu Tage, die Connery fehlten: Stil, Eleganz und eine überzeugende briti-sche Kultiviertheit (Er brachte sogar seinen eigenen Schneider mit während Connery erst von Young in diese Welt eingeführt werden musste).

Es gibt noch mehr Positives an dem Film. Japhet Kotto halte ich für einen der besten Darsteller in der Reihe der Bösewichte auch wenn seine Rolle nicht die Beste sein mag. Die einzelne Szene mit ihm und Solitaire, nachdem sie bei seinem Test versagt hat, ist eine der dramatischsten und bedrohlichsten Szenen der ganzen Serie. Er liebt sie, Bond hat sie nur zu seinem Vergnügen in große Schwierigkeiten gebracht, und jetzt muss sie es ausbaden - brillant gespielt. Kottos Leistung wird sicher deswegen weniger gewürdigt, da die eigentliche Story und der Plan seines Bösewicht-Charakters, nämlich der Drogenhandel, nicht wirklich bedrohlich und eigentlich kein Thema für einen Britischen Agenten ist (doch im Audiokommentar wird auch schön erklärt, dass dies Absicht ist und die Story eigentlich nur ein Vorwand für die Episo-den, Actionszenen und Bonds Kampf gegen einen Bösewicht). Sein Abgang wirkt heute eher unfreiwillig komisch.

Jane Seymour hat nicht nur eine herausragende Rolle in der Menge der Bondgirls, sie fühlt diese auch aus und ist somit eben bis zum Ende mehr als nur eine Honey Rider. Es ist kein Zufall, dass sie bis heute die erfolgreichste aller ehemaligen Bondgirls ist.

Weiterhin halte ich den Soundtrack für bemerkenswert. Klar, er unterscheidet sich von Barrys Arbeit aber das ist hier mal nicht negativ. Schon das Bondthema hat hier passender Weise mehr Jazz, und den ganzen Film über verlässt sich George Martin an den passenden Stellen auf das Bondthema und Variationen des herrlichen Ti-teltracks. Oft läuft der während der Actionszenen zunächst gar keine Musik – für Bondverhältnisse sehr innovativ und stimmungsvoll. Schlicht genial, wie Bond zum live gesungenen Titelsong im Fillet of Soul in den Boden abgelassen wird. LALD ist nach YOLT und DAF der Film, der Musik nicht einsetzt um schwache Passagen zu überspielen, sondern Musik bewusst auch zur Unterstützung der Dramaturgie. Bestes Beispiel hierfür ist die bereits erwähnte Kananga-Solitaire Szene.

Darüber hinaus hat der Film gute Ideen, angefangen von Ms Besuch in Bonds Woh-nung, über die Ermordung seines Fahrers in New York bis hin zum Krokodil Stunt. Die Abwesenheit von Q sorgt dafür, dass man von einzelnen Gadgets noch über-rascht wird. Oder aber Bond verlässt sich wieder häufiger auf seinen Intellekt und spontane Eingebungen anstatt auf Gadgets. Eine Agentin als Verräterin war neu, ihr brutales Ende überraschend. Man hat bei LALD erstmals wieder das Gefühl, dass die Macher nicht gefragt haben, wie sie etwas bereits gezeigtes kopieren oder steigern können, sondern dass sie bewusst die Abwechslung und das Neue gesucht haben. Erstaunlich ist hier, dass auch Kamermann Ted Moore, der seit DN an Bord war, dem Film eine weitgehend eigene Optik verschafft hat. Der Film sieht deutlich anders aus als die Vorgänger.

Doch natürlich hat der Film auch seine Schwächen, so erscheint der gesamte Film gut 10-15 Minuten zu lang, hätte noch gradliniger und stringenter sein können, maß-geblich hierfür sind die beiden Actionszenen am Flughafen und vor allem die Boots-szene mit Pepper. Charaktere wie ihn und die Beifahrerin am Flughafen hätte man sich sparen können, kamen aber sicherlich damals gut an. Genau diese beiden Sze-nen sind es, an denen der Film aus dem eigentlich bodenständigen Rahmen fällt. Auch zeigt eine Analyse der Flughafenszene, was hier falsch läuft unter dramaturgi-schen Gesichtspunkten: Ich bin der Überzeugung, dass eine Actionszene zum einen in ihrer Entstehung begründet sein muss, sie aber auch gleichzeitig durch ihren Aus-gang gerechtfertigt sein muss. Soll heißen, man muss sich am Ende immer fragen können, inwiefern hat die Szene Bond weitergebracht. Die Flughafenszene ist eine pure Materialschlacht, die Bond am Ende praktisch nicht vorangebracht hat. (Das vielleicht negative Paradebeispiel in dieser Hinsicht ist die Autoverfolgung in DAD!). Auch ihre Entstehung ist fragwürdig: warum stellt sich Solitaire so plötzlich gegen Bond, ohne dass das scheinbar einen Einfluss auf seine Meinung von ihr hat?

Zudem wirkt der Film wirkt des 1,66:1 Formats teilweise ein wenig zu sehr nach TV. Warum man wieder zu dem Format zurückkehrte ist unverständlich.


Fazit:
LALD ist ein toller Auftakt für Moore gewesen, ein Film der durch Atmosphäre über-zeugt und in sicht stimmig ist. Abwandlungen von der schon damals etablierten Bondformel stärken die Qualität des Films und so erinnert der Film wieder ein wenig an die ersten beiden Streifen der Serie.

Der große Erfolg des Films spricht für sich und die Langlebigkeit von Moore in der Rolle spricht für ihn auch wenn keiner seiner folgenden Filme eine so dichte Atmo-sphäre haben sollte.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: Live and let die

37
Was diese Kritik angeht so stimme ich tatsächlich völlig mit dir überein. Ist gut geworden.
Neben LALD gibt es nur einen Film der mich ebenso an Dr.No und die damit einhergehende Grundstimmung etc. erinnert und das wäre dann CR. was die von dir als „dicht“ beschriebene Atmosphäre betrifft so kann ich bezüglich deiner Meinung spätere Moore Filme betreffend nur unterschreiben

Re: Filmbesprechung: Live and let die

39
das trifft es natürlich eher da gebe ich dir recht. obgleich das wort "trocken" ja bezüglich britischem Humor generell gerne gebraucht wird. kann man so oder so interpretierendenke ich. doch in jedem fall machen die von dir gewählten worte einen tick deutlicher wo die moore eigenen komponenten liegen.

Re: Filmbesprechung: Live and let die

40
Da ich noch nicht genau weiß, ob und wann ich den Film reviewe, an dieser Stelle nochmal ein paar Worte zum ersten Moore-Bond.

Solider Einstand für Roger Moore. Leben und sterben lassen ist - aus heutiger Sicht betrachtet natürlich - ein Bond mit Stärken - und Schwächen. Sehr positiv fiel mir z. B. die Pre-Sequenz auf: Zwar taucht Bond noch nicht auf, aber der Vorspann macht neugierig auf den Film. Wer wird da umgebracht und wieso? - wird dann auch später geklärt und Mr. Bond wird - vom Schäferstündchen weg - in die neue Mission geschickt. Und der rockige Titelsong samt mal wieder sehr gelungenem Vorspann bringt den Film voran, wird auch während des Films immer wieder geschickt eingesetzt.
Ich würde den Reviewern vor mir recht geben, das ist eher ein Action-Krimi mit einer etwas kriminologischeren Gesamthandlung mit eher wenigen, sicher gut gemachten Actionszenen, die zahlreicher und vor allem zum Teil auch länger sein könnten. Man hat sich gerade reingesehen, da ist es schon wieder vorbei. ;)
Das Bond-Girl ist mal wieder echt ein Leckerbissen, es gibt eigentlich nur eines, das erwähnenswert ist, aber das hat es in sich und Jane Seymour gibt sich erst mysteriös, liefert dann aber vor allem im letzten Drittel eine verdammt leckere Performance in sehr neckischen Outfits ab, die einfach nur mhhhh ist.
Actionmäßig ist das klare Highlight die rasante Bootsjagd, im nachhinein betrachtet verpufft die Explosion des gegnerischen Bootes aber leider etwas schnell, man ist schon größeres gewöhnt, aber sonst rockt diese Jagd schon gut. Schwachpunkt ist bei LALD meines Erachtens nach - wie auch bei vielen Vorgängern - der viel zu kurze Showdown. Der Kampf gegen den Bösewicht ist mal wieder sehr kurz und knallen tuts auch nicht wirklich. Auch der NAch-Showdown ist eher was für Leute von Nahkampf-Szenen, auch wenn die Szene technisch klasse gemacht ist.

8,5 von 10 Punkten, sehenswert wie immer und vielleicht nen kleinen Tick besser als Goldfinger, was aber eher an Roger Moore liegt, den ich lieber mag als Schaum Connery :mrgreen:
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Re: Filmbesprechung: Live and let die

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Die Actionszenen könnten länger sein??? :? :? :?
Aller guten Dinge sind Drei
Die Bootverfolgungsszene wäre so interessant aber nach gefühlten 20 Minuten verliert man das Interesse.Auch die Flugzeugaction dauert mir zu lang und erscheint mir auch nicht zwingend notwendig.Der Showdown ist wirklich enttäuschend kurz aber das macht Yaphet Kotto locker wieder weg.Ansonsten absolute Zustimmung denn obwohl ich Zweikämpfe mag ist der Kampf gegen Tee Hee recht enttäuschend.
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Re: Filmbesprechung: Live and let die

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Casino Hille hat geschrieben:Die Actionszenen könnten länger sein??? :? :? :?
Aller guten Dinge sind Drei
Die Bootverfolgungsszene wäre so interessant aber nach gefühlten 20 Minuten verliert man das Interesse.Auch die Flugzeugaction dauert mir zu lang und erscheint mir auch nicht zwingend notwendig.Der Showdown ist wirklich enttäuschend kurz aber das macht Yaphet Kotto locker wieder weg.Ansonsten absolute Zustimmung denn obwohl ich Zweikämpfe mag ist der Kampf gegen Tee Hee recht enttäuschend.
mit länger sein meinte ich z. B. die eher kurzen Autojagden mit dem Bus, das ist schnell vorbei. Die Flughafenszene hätte auch etwas knalliger sein dürfen. Ich weiß immer mehr, warum meine Tendenz eher zu den 80s Bond geht. Charmant sind sie natürlich irgendwie alle, einen richtig schlechten grottigen Bond gibt es nicht, selbst Casino Royale - auch ohne dass bei mir Bond-Feeling aufkommt - ist nicht grottig, nur kein echter Bond in meinen Augen.
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Re: Filmbesprechung: Live and let die

43
An Filmen wie LALD oder CR lassen sich die eigentlichen Stärken einer FILMREIHE im Generellen ausmachen.

Eine Reihe lebt von Fortschritt,
kalkuliertem Erfolg gepaart mit Mut zu Neuem.
Hat man etwas neues kalkuliert etabliert schafft man wieder etwas neues und verwirft vorhergegangenes gerade dann wenn,s am schönsten ist.
Als Fan der Bond Reihe sollte man dieser Konsequenz zumindest etwas Achtung entgegen bringen.

LALD war erstmaliger Beweis dafür dass Mut zu „Neuem“ letztendlich Fortschritt bedeutet. Ohne LALD kein Bond mehr. Für CR gilt das ebenso.

Re: Filmbesprechung: Live and let die

45
Habe LALD nochmal gesichtet und mir sind 3 Punkte aufgefallen:

Die Actionszene am Flughafen war sehr merkwürdig.Bond hätte doch in einem Flugzeug einfach wegfliegen können!Warum also zerdeppert er den Flughafen?

Quarell Jr.(Dr No lässt grüßen)

Das Bond und Solitaire am Ende mit dem Zug fahren ist dumm und dient nur für den Angriff auf Tee Hee.

Zum Abschluss eine Frage:
Bin ich der einzige der Baron Samedi am Ende auf dem Zug total unpassend finde?
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