Nachdem ich jetzt fast eine Woche nicht dazugekommen bin, geht es in meiner Chronlogie nun weiter mit einem der am meisten diskutierten Filme der Reihe; Nummer sechs:
Im Geheimdienst ihrer Majestät
Zu diesem Film kam ich damals relativ spät. Zu einem Zeitpunkt als ich mit dem Bondvirus schon längst infiziert war, habe ich OHMSS zum ersten Mal gesehen. Mit dem "One Hit Wonder" George Lazenby hatte ich nie ein Problem und werde ich auch nie haben. Doch der Reihe nach...
Die PTS startet gleich mit einem Kuriosum, wie ich finde: der MI6 'findet' scheinbar seinen eigenen Agenten nicht. Ist nicht weiter schlimm, mir ist es nur bei dieser Sichtung zum ersten Mal aufgefallen. Die Einführung des neuen Bonddarstellers finde ich sehr gelungen. Die Kameraeinstellungen im Auto - Bond von hinten, nur das Anzünden der Zigarette - und der Sound des Motors lassen bei mir schon etwas Bondfeeling aufkommen. Etwas seltsam finde ich, dass Tracy gleich ohnmächtig wird, als Bond ihr ins Wasser nachläuft und sie berührt...naja. Der kleine Schnittfehler beim Kampf am Strand und eine Sekunde später im Wasser sei verziehen. "das wäre dem Anderen nie passiert" und Szenen aus den Vorgängerfilmen in der TS führen 'den Neuen' nochmals deutlich ein und das kann ich auch heute noch nachvollziehen, weil man nach SC's Abgang auf Nummer Sicher gehen wollte.
Die Casino- und die anschliessenden Hotelszenen inklusive dem Kampf in Tracys Zimmer finde ich klasse, allerdings sind die Lilafarbenen Wände und Bond's Rüschenhemd zum Smoking verdammt nah am Kitsch.
Als Bond und Draco's Männer in dessen Büro ankommen, pfeift der kleingewachsene Mann, der zusammenkehrt, die Goldfingermelodie. Ein nettes Detail!
Die Moneypenny/M Szene ist wie gewohnt humorvoll und fällt im Vergleich zu den Vorgängern überhaupt nicht ab.
Zum ersten Mal bekommt man in OHMSS ein weiteres Detail zu sehen: Bonds Büro beim MI6 inklusive Erinnerungsstücken aus den vorhergehenden Filmen. Auch damit wollte man zeigen, dass es noch immer James Bond ist - unabhängig von dessen Aussehen.
Was schon an dieser Stelle auffällt: OHMSS ist im Gegensatz zu YOLT völlig 'down to earth' und das gefällt mir als DN- und CR-Liebhaber. Was aber irgendwie unerklärlich und komisch wirkt, ist das Verhalten von Tracy. Blitzschnelles Umschalten von totaler Ablehnung auf unsterblich verliebt; das wirkt sehr konstruiert und unnatürlich.
Eine weitere Premiere ist das Zeigen von M's Wohnsitz. Dass Bond ihn Zuhause besucht ist ein ebenso neuer Ansatz. M's Verhalten ist diesesmal irgendwie anders, er wirkt ein wenig amtsmüde in diesem Film, aber das ist überhaupt kein Kriterium für mich.
Sehr wohl ein Kriterium sind die Locations und Drehorte. Sie sind gut gewählt und passen perfekt in diesen Film.
Bond als Sir Hillary Bray - da stelle ich mir eine Frage: Warum erkennt Blofeld nicht, dass er da Bond vor sich hat? Erklärt sich das auch mit dem Wechsel?
Die Szenen in denen Bond 'verdeckt' auf dem Piz Gloria ermittelt, finde ich gelungen, dazu ist der Score zu den Bildern passend gewählt. Ebenso passend: Bonds Schwäche für Frauen wird ihm zum Verhängnis.
Telly Savalas ist für mich die beste Blofeld-Besetzung, allerdings finde ich es etwas komisch, dass er als 'der' grosse Bösewicht selber die Kassetten einlegen muss. Bond in das Seilbahnwerk einzusperren ist eine klassische Fehlentscheidung, denn das die irgendwo offen sein muss und Bond so entkommt, müsste ihm eigentlich auch klar sein. Damit, dass Blofeld selbst in die Verfolgung auf Skiern eingreift, habe ich seltsamerweise dann wieder kein Problem. Die Flucht Bonds ansich ist absolut klasse und zu den Skiszenen muss ich nicht mehr viel sagen; ausser dass sie für mich zu den grossen Momenten der gesamten Reihe gehören. Was mir im Zuge der Flucht aufgefallen ist: 1. Blofeld kann sich erstaunlich schnell umziehen. Oder liegt das am Schnitt?

2. die Tötung eines Blofeld-Adjutanten durch Bond. Wie er ihn mit dem Ski erwürgt; das war eiskalt und professionell von 007.
Am Eisrennen habe ich auch diesesmal ein grosse Freude. Der Ford Escort MK1 ist für mich ein Traumauto, welches ich mir irgendwann mal gönnen möchte. Klasse, dass man dieses Modell in einem Bondfilm bewundern kann!
Was mir schon bei meiner ersten OHMSS-Sichtung aufgefallen ist und was ich auch heute noch kurios finde, ist die zum Teil völlig vogelwilde Kameraführung in der Bobbahn. Da steht das Bild ja phasenweise auf dem Kopf!
Draco's Hilfe ist nachvollziehbar und schlüssig, immerhin geht es um seine Tochter. Insgesamt finde ich den Angriff auf Piz Gloria wirklich toll gemacht! Von Blofelds Plan kann ich das nicht behaupten, der wirkt völlig abgedreht und entbehrt jeglichen Realismus. Jetzt könnte mancher sagen, dass es damit in wohl jedem Bondfilm zumindest phasenweise nicht weit her ist und das mag auch stimmen, aber auf mich wirkt dieser Plan wenig durchdacht und nicht schlüssig.
Ebenfalls witzig finde ich die Anspielung und den Versuch, eine Verbindung zu den Vorgängern herzustellen von M im kurzen Gespräch mit Draco bei Bonds Hochzeit, wo er von der 'Goldfinger Affäre' spricht.
Die Schlussszene ist für mich einer der emotionalsten und beeindruckendsten Momente in der Reihe. So ein Ende hat es nie wieder gegeben; selbst bei CR, QOS oder SF kam nach der Emotion nochmal etwas "Tagesgeschäft". Ein sehr sehr starkes Ende für einen aussergewöhnlichen, aus der Reihe tanzenden Bondfilm!
Zu Lazenby als Bond: Mir gefällt er als 007! Sein äusseres Erscheinen, seine Grösse lassen ihn Bond-würdig auftreten. In Anzügen macht er eine perfekte Figur und der Kilt sei ihm verziehen. Es wäre wirklich interessant und spannend gewesen, ihn auch noch in DAF zu sehen. Meiner Meinung nach hätte er sich diese Chance verdient gehabt!
Da ich die Filme ja auf der Ultimate Edition schaue noch ein Wort zur Synchro: die alte Version mit Hoffmann als Lazenbys Stimme passt um Längen besser als die (teilweise) neue!
mein Fazit: OHMSS war in meiner Rangliste sogar mal die Nummer eins, aktuell ist er etwas zurückgerutscht. Das muss aber bei Gott nicht so bleiben. Bis auf Blofelds hanebüchenen Plan und Tracys seltsame Wandlung gefällt mir dieser Film sehr und ich würde ihn zu den Höhepunkten der Reihe zählen. Lazenby als Bond - das hätte meinetwegen länger passen können!
9 / 10 Punkte.