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von GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Im Kino - The Great Gatsby in 3D (2013)
Drehbuch: Craig Pearce & Baz Luhrmann
Regie: Baz Luhrmann
Darsteller: Tobey Maguire, Leonardo DiCaprio, Joel Edgerton, Carey Mulligan, Jason Clarke, Elizabeth Debicki, Isla Fisher
Der Film läuft schon eine ganze Weile, jedoch bin ich erst jetzt dazu gekommen, ihn mit meinen Freunden zu gucken.
Wenn man sich Gatsby im Kino gibt drängt sich unweigerlich ein gewisser Vergleich mit Scorseses Aviator auf. Die Gemeinsamkeiten der Filme sind die im frühen zwanzigsten Jahrhundert angesiedelten Geschichten, die kräftigen Farben in den Bildern, die opulente und mit CGI verstärkte Szenenausstattung sowie natürlich DiCaprio, jeweils in der Rolle eines exzentrischen Milliardärs und bewunderten Einzelgängers. Aber Luhrmanns Film ist anders und genau deswegen auch besser als der Fliegerfilm; denn während die Howard-Hughes-Biografie auf realen Geschehnissen basiert und dadurch fest im zeitlichen Kontext verankert ist sprengt Gatsby einfach sämtliche Grenzen von Raum und Zeit. Hier entsteht ein Fantasie-Kosmos, in dem Luhrmann die Stimmung zu jedem Zeitpunkt durch die Gestaltung bestimmt, seien es pompöse und mit Rap untermalte Grossstadtaufnahmen, märchenhafte Bilder im Schlosspark oder theaterhaft reduzierte Dialoge. Faszinierend sind die Partyszenen, in denen Gatsby zu einer nahezu grenzenlos ausschweifenden Bling-Bling-Zauberwelt wird. Dabei passt auch der 3D-Effekt perfekt, da er ziemlich subtil daherkommt und den fantasievoll surrealen Filmstil unterstützt.
Kurz gesagt ist Gatsby eine tragische Liebesgeschichte. Eine, die auch interessant erzählt wird. Die undurchsichtige Präsentation von Ereignissen ist auf den optischen Stil abgestimmt, Emotionen sind durchaus vorhanden, kommen aber auf ungewöhnlichem Wege. Und Maguire spielt erstaunlich überzeugend, ehrlich und liebenswürdig. In der zweiten Filmhälfte könnte man ihm Passivität vorwerfen, doch das ist an die auch metaphorisch aufgezeigte Funktion seiner Figur zurückzuführen, die zugleich Beobachter und Akteur ist. DiCaprio variiert sein Rollenklischee sehr gut und Joel Edgerton gibt auf tolle Art und Weise einen burschikosen Wüstling. Doch das sind nur die anfänglichen festgelegten Eigenschaften der Charaktere, denn sobald im Verlaufe des Films die Konflikte aufgeladen werden geraten diese früh aufgebauten Emotionen des Zuschauers ins Wanken und vermischen sich weiss und schwarz in vielen Grautönen. Der Höhepunkt ist ohne Zweifel die verbale Schlacht zwischen Edgerton und DiCaprio, ein elektrisierendes Kammerspiel, in dem sich eine Wendung an die nächste reiht.
Schöner Film. 9 / 10
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.