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von GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Im Kino - Now you see me (2013)
Drehbuch: Boaz Yakin & Edward Ricourt
Regie: Louis Leterrier
Darsteller: Morgan Freeman, Mark Ruffalo, Mélanie Laurent, Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Isla Fisher, Dave Franco, Michael Caine, Lonnie Lynn, Michael Kelly
Ich bin ja ein heimlicher Fan des ersten Transporter-Films, doch leider hat Regisseur Leterrier im Anschluss an diesen hauptsächlich cineastischen Quark zusammengebraut. Zuerst Martial-Arts-Gott Statham zum Kaspar zu machen und dann noch die griechische Mythologie zu vergewaltigen ist schon eine beachtliche Leistung. Entsprechend gespannt war ich darauf, was Leterrier mit Now you see me denn fabriziert hat - und in fast jeder Hinsicht angenehm überrascht.
Die Schreiberlinge (darunter Safe-Regisseur Boaz Yakin) haben sich eine tolle Mystery-Heist-Geschichte um die Jagd auf vier scheinbar perfekte Magier ausgedacht, tatsächlich ist der Film weitaus cleverer, als es zunächst den Anschein macht. Mehr noch als bei Nolans Prestige schwebt dabei die Frage im Raum, ob es sich hier um wahre Zauberei oder um besonders raffinierte Tricks handelt, denn für den Zuschauer ist einiges was auf der Leinwand passiert oft unbegreiflich. Die Aufdeckungen solcher Fragen, sowohl was die Motive als auch was die Vorgehensweisen der einzelnen Akteure angeht, sind dramaturgisch klug gesetzt. Denn obwohl immer wieder gewisse Rätsel gelüftet werden geht die Spannung nie verloren und setzt sich der gesamte Plot erst ganz zuletzt aus den verschiedenen Puzzleteilen zusammen.
Visuell setzt Leterrier ganz auf die aktuellen Trends: eher dunkle und kühle Bilder, teilweise surrealistisch moderne Ausstattung, wie bei den Bühnenshows der Magier, und rasante Bildwechsel. Ein wenig schade ist das Fuchteln mit der Handkamera in der zentralen Kampfszene. Wenn alles schon so düster sein muss dann könnte man doch wenigstens das Wackeln unterlassen, um zu verdeutlichen wer wann die Oberhand hat. Zumal die Kamera in vielen sonstigen Szenen sehr stilvoll das Geschehen umkreist. Trotzdem pflanzt sich die genannte Kampfszene fantastisch in eine Autoverfolgung fort, nervenzerfetzende Spannung resultiert aus der guten Einbettung der Actionsequenz in die Handlung. Zum Schluss noch ein spektakulärer Überschlagsstunt - sehr fein.
Erstaunlicherweise bleiben gerade die vier Magier als Figuren eher blass; der erzählerische Fokus liegt weitaus mehr auf den verschiedenen Figuren, die ihre Verbrechen aufzudecken versuchen. Dass Eisenberg und Harrelson erstaunlich gut zusammen spielen weiss man ja schon seit Zombieland. Hier kommt diese Chemie nicht ganz so sehr zum Zuge, ist aber trotzdem unterhaltsam. Ein Highlight der Besetzung ist Freeman, der einmal mehr mit Würde und augenzwinkerndem Charme spielt. Sein feinsinniger Humor trifft stets ins Schwarze und doch überzeugt er auch in den ernsteren Szenen wie einem perfiden Dialog mit Caine, der mehr eine Randfigur bleibt.
Das männliche Auge wird durch die Präsenz von Mélanie Laurent und Isla Fisher mehr als verwöhnt. Die Frage, wer die heisseste Frau im Film ist, bleibt genau wie einige kleinere Feinheiten der magischen Kunststücke ungeklärt.
8,5 / 10
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.