Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben: Das ist mir dann doch zu drastisch gesagt, denn ein groß Teil der Rolleninterpretation ist immer auch auf den jeweiligen Regisseur zurück zu führen und ich kann mir nicht vorstellen, dass beispielsweise ein Dalton seine Darstellung aus TLD und LTK so wieder hätte vorführen können, wenn er einen dritten Bond mit Lewis Gilbert als Regisseur gemacht hätte. Immerhin wirkt Connery in YOLT auch deutlich anders als in DN oder FRWL. (Und das sicher nicht, weil er selbst dies ändern wollte.)
Bei deinem Beispiel mit Connery/YOLT muss man dann aber natürlich auch anführen, das Connerys Interpretation bereits in GF und mehr noch in TB deutlich sich in die Richtung veränderte, die er dann in YOLT und letztlich die Entwicklung toppend in DAF zeigte. Ich glaube, du sprichst da den Bondregisseuren etwas zuviel der Ehre zu, denn in der klassischen Broccoli(/Saltzman)-Ära waren die Filme dann doch eher Produzentenfilme und es wurde gemacht wie es der/die Chef(s) gesagt haben.
Wer die Chefs waren ist bei meiner Argumentation ja gar nicht mal so entscheidend, aber es zeigt ja ebenfalls auf, dass auch Connery nicht für seine Interpretation von Bond verantwortlich war. (Ob das jetzt Hamilton und Young oder Broccoli und Saltzman entschieden haben, who cares?)
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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Casino Hille hat geschrieben:Wer die Chefs waren ist bei meiner Argumentation ja gar nicht mal so entscheidend, aber es zeigt ja ebenfalls auf, dass auch Connery nicht für seine Interpretation von Bond verantwortlich war. (Ob das jetzt Hamilton und Young oder Broccoli und Saltzman entschieden haben, who cares?)
Ja, da ist meine Argumentation etwas dünn - aber so war es eigentlich auch nicht gemeint. :wink:
Das Connerys Interpretation nicht allein auf seinem Mist gewachsen ist, das ist ja zweifelsfrei belegt und es ist kein Geheimnis, das viel da auf Young zurückgeht. Andererseits ist es eines etwas vorzugeben und etwas anderes das dann auch überzeugend rüberzubringen. Und gerade Connerys unverschämt animalisches Machogehabe, dass konnte ihm letztlich niemand wirklich beibringen, weil das Beispiel Brosnan (und auch Moore) ja gut zeigt, dass sowas auch in die Hose gehen kann wenn es nicht perfekt gebracht wird. Noch deutlich wird das alles wie ich finde in der Nach-Connery-Ära ab LALD, denn hier ist eigentlich sehr gut erkennbar wie stark die Einflussnahme der jeweiligen Darsteller auf die Rolle war. Nimm Dalton: in TLD hätte auch problemlos eine Interpretation a la Moore reingepasst, Dalton hat die Rolle aber trotzdem anders gespielt. LTK war dann die Reaktion der Macher darauf, hier hat man dann den Film auf seine Qualitäten abgestimmt. Es war also genau andersrum: nicht Dalton wurde die Interpretation durch den Film vorgegeben sondern Daltons Interpretation bestimmte den Tonfall des (nächsten) Films.
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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Aber weder Purwis / Wade noch die ausgetauschten und austauschbaren Regisseure der Brosnan Zeit hatten den Mumm, Brosnan eine gaenzlich andere Performance abzuverlangen.
Das war aber auch nicht gewollt, denn ich erinnere sehr gut, dass scheinbar jeder damals in den 90ern den 'guten alten Bond' wiederhaben wollte speziell nach der Dalton Zeit. Brosnan passte da perfekt rein weil irgendwie sowohl Moore als auch Connery Fans ihm nicht abgeneigt waren. Ich werde Brosnan ewig fuer seine Filme dankbar sein und dafuer, dass er Bond wieder als Marke etabliert hat - dafuer hat er auch PR maessig viel geleistet, er hat viel mehr als Dalton das Bond Image auch abseits der Leinwand verkoerpert.
Aber es war halt irgendwie nicht gewuenscht, hier eine grossartig neue Interpretation zu bringen.

Uebrigens verstehe ich Brosnan gut, wenn er meint, er hat die Rolle nie ganz verstanden und greifen koennen. Als ex hobby Darsteller habe ich schon hundert mal ueberlegt, wie ich Bond spielen wuerde und ehrlich gesagt, ich wuesste es nicht weil man automatisch als Fan dran denkt, wie haette Connery oder Moore die Situation gespielt...
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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Brosnan war ein guter Bond in nicht ganz so guten Bond-Filmen. Ich fand beispielsweise T. Dalton erheblich unpassender, allerdings hat er zwei tolle Filme abgeliefert. Von Lazenby brauchen wir erst gar nicht reden, Film top, Bond flop. Ich bin mit den Moore-Bonds groß geworden, mag ihn daher sehr gerne. Aber objektiv betrachtet hat er die Rolle nicht besser ausgestaltet als Brosnan.
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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vodkamartini hat geschrieben: Aber objektiv betrachtet hat er die Rolle nicht besser ausgestaltet als Brosnan.
Naja, ich glaube, das so heute zu beurteilen ist nicht ganz richtig.
Moore HAT die Rolle ausgestaltet. Wenn man mit ihm aufgewachsen ist, dann ist das vielleicht gar nicht mehr so offensichtlich aber er spielt schlicht einen anderen Bond als Connery. Das muss man erstmal so konsequent ausgestalten (bzw.: er war einfach so wie er ist... viel gestaltet hat er da auch nicht)

Brosnan hat in seiner Darstellung irgendwie von allen Facetten ein bisschen. Ich werfe es ihm gar nicht vor, und eigentlich ist es ja schön, wenn jemand so ein "integrativer Bond" ist - eine Art Melange der Bond-Interpretationen.
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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Ich kann mich noch gut an die "ewiglangen" Jahre zwischen LTK und GE erinnern...
Viele Fans fanden Brosnan als goldrichtige Besetzung für 007, schliesslich wäre er es ja bereits 1987 fast geworden.

Ich ertappe mich dabei, daß ich jetzt (zur Craig-Ära) auch dazu neige die Brosnanfilme, sowie den Hauptdarsteller in die Kritik zu nehmen.
Seine beste Leistung war eindeutig in TWINE erreicht. Er war in der Rolle etabliert, körperlich fit und spielt (nicht nur in den Marceau-Szenen) sein Meisterstück.

Vor CR konnte ja niemand wissen ob da noch jemand kommt, der 007 mit dermaßen grossem Erfolg neuinterpretieren kann.
Ich finde er hat seine Sache, zu seiner Zeit absolut gut und richtig gemacht.
Darf ich ihnen meine Freundin hierher setzen?
Sie belästigt sie nicht,sie ist nämlich tot...

Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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Dario hat geschrieben:Ich ertappe mich dabei, daß ich jetzt (zur Craig-Ära) auch dazu neige die Brosnanfilme, sowie den Hauptdarsteller in die Kritik zu nehmen.
Genau das ist es doch, teilweise wird Brosnan mit Argumenten kritisiert, auf die in den 90ern zu recht noch niemand gekommen wäre, weil das Franchise sich jetzt mit Craig eben so gewandelt hat. Ich halte das für ziemlich unfair teilweise, am schlimmsten ist das vor allem, was den fehlenden "Anspruch" seiner Filme angeht, obwohl diese mit Sicherheit komplexer sind, als alles, was Connery und Moore spielen durften.
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Wer die Chefs waren ist bei meiner Argumentation ja gar nicht mal so entscheidend, aber es zeigt ja ebenfalls auf, dass auch Connery nicht für seine Interpretation von Bond verantwortlich war. (Ob das jetzt Hamilton und Young oder Broccoli und Saltzman entschieden haben, who cares?)
Ja, da ist meine Argumentation etwas dünn - aber so war es eigentlich auch nicht gemeint. :wink:
Das Connerys Interpretation nicht allein auf seinem Mist gewachsen ist, das ist ja zweifelsfrei belegt und es ist kein Geheimnis, das viel da auf Young zurückgeht. Andererseits ist es eines etwas vorzugeben und etwas anderes das dann auch überzeugend rüberzubringen. Und gerade Connerys unverschämt animalisches Machogehabe, dass konnte ihm letztlich niemand wirklich beibringen, weil das Beispiel Brosnan (und auch Moore) ja gut zeigt, dass sowas auch in die Hose gehen kann wenn es nicht perfekt gebracht wird. Noch deutlich wird das alles wie ich finde in der Nach-Connery-Ära ab LALD, denn hier ist eigentlich sehr gut erkennbar wie stark die Einflussnahme der jeweiligen Darsteller auf die Rolle war. Nimm Dalton: in TLD hätte auch problemlos eine Interpretation a la Moore reingepasst, Dalton hat die Rolle aber trotzdem anders gespielt. LTK war dann die Reaktion der Macher darauf, hier hat man dann den Film auf seine Qualitäten abgestimmt. Es war also genau andersrum: nicht Dalton wurde die Interpretation durch den Film vorgegeben sondern Daltons Interpretation bestimmte den Tonfall des (nächsten) Films.
Bei Timothy Dalton hat man aber wirklich das Gefühl, dass er der einzige war, der die Rolle wirklich ernst nahm. Bei Connery merkt man, dass er am liebsten nach TB aufgehört hätte. Moore spielte immer das, was er war: den Dandy (allerdings durchaus überzeugend)
Lazenby machte das Ding aus Jux. Brosnan fühlte sich wie ein Dressman und Craig (AU -jetzt fliegen die Tomaten) wirkt oft wie ein Konfirmant, dem man in einen steifen Anzug gezwängt hat. Craig hätte eine bessere Figur in irgendeiner Marvel Verfilmung abgegeben, und dann wäre er noch erfolgreicher.
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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NickRivers hat geschrieben:Bei Timothy Dalton hat man aber wirklich das Gefühl, dass er der einzige war, der die Rolle wirklich ernst nahm. Bei Connery merkt man, dass er am liebsten nach TB aufgehört hätte. Moore spielte immer das, was er war: den Dandy (allerdings durchaus überzeugend)
Lazenby machte das Ding aus Jux. Brosnan fühlte sich wie ein Dressman.
So falsch ist diese Beobachtung ja eigentlich auch gar nicht, nur dass ich finde, dass Dalton die Rolle, trotz der Tatsache, dass er ein toller Schauspieler ist, sie einfach zu ernst genommen hat und eben damit nicht den Nerv des Kinopublikums getroffen hat, etwas was Craig heute wesentlich besser gelingt, wohl aber auch, weil das Verlangen nach etwas weniger strahlenden Helden gerade wieder stärker ist als früher. (Auch wenn das den ein oder anderen in Anbetracht der zahlreichen Comic-Verfilmungen verwirren mag.) :wink:
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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Das Problem mit Dalton war - und jetzt könnt ihr mich ob der Plattheit schlagen :P -, dass er einfach nicht cool ist. Das klingt banal, ist aber bei der Bond-Rolle m.E. essentiell. Wirkt man zu weich (Dalton), ist das ganze zu hölzern (Lazenby), oder ist es enen Tick zu anbiedernd (Brosnan), dann geht die Wirkung zumindest teilweise daneben. Und in dieser Kategorie ist Craig trotz seiner Grobschlächtikeit definitiv auf den vorderen Plätzen.
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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vodkamartini hat geschrieben:Das Problem mit Dalton war - und jetzt könnt ihr mich ob der Plattheit schlagen :P -, dass er einfach nicht cool ist. Das klingt banal, ist aber bei der Bond-Rolle m.E. essentiell. Wirkt man zu weich (Dalton), ist das ganze zu hölzern (Lazenby), oder ist es enen Tick zu anbiedernd (Brosnan), dann geht die Wirkung zumindest teilweise daneben. Und in dieser Kategorie ist Craig trotz seiner Grobschlächtikeit definitiv auf den vorderen Plätzen.
I couldn't agree more! You made my day!

Wobei ich Dalton nicht als zu weiche empfunden habe.

Das größte Problem Daltons WAR ja eben, DASS er die Rolle ernst genommen hat, um das Argument von oben aufzugreifen.
Ein Schauspieler sollte natürlich jede Rolle beim Drehen ernst nehmen, und am meisten die komischen Rollen. Aber Dalton wirkte auch jenseits der Dreharbeiten so verbissen, der hat einfach nicht gepeilt, dass die Rolle Leichtigkeit vermitteln soll.
Könnte man sich die Folterszene in CR mit Dalton so vorstellen wir bei Craig? Spätestens mit seiner "Heiterkeit" in Mitten der ernstesten Szene von CR (und aller Bondfilme) habe ich nur noch gedach:"Jawohl, Bond ist die coolste Sau der Welt!"
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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vodkamartini hat geschrieben:Das Problem mit Dalton war - und jetzt könnt ihr mich ob der Plattheit schlagen :P -, dass er einfach nicht cool ist. Das klingt banal, ist aber bei der Bond-Rolle m.E. essentiell. Wirkt man zu weich (Dalton), ist das ganze zu hölzern (Lazenby), oder ist es enen Tick zu anbiedernd (Brosnan), dann geht die Wirkung zumindest teilweise daneben. Und in dieser Kategorie ist Craig trotz seiner Grobschlächtikeit definitiv auf den vorderen Plätzen.
Brosnan ist also nicht cool? Ich finde, wenn man ihm eines nicht vorwerfen kann, dann doch wohl das. :)
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Re: Pierce Brosnan: "Ich war kein guter 007"

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Casino Hille hat geschrieben:
vodkamartini hat geschrieben:Das Problem mit Dalton war - und jetzt könnt ihr mich ob der Plattheit schlagen :P -, dass er einfach nicht cool ist. Das klingt banal, ist aber bei der Bond-Rolle m.E. essentiell. Wirkt man zu weich (Dalton), ist das ganze zu hölzern (Lazenby), oder ist es enen Tick zu anbiedernd (Brosnan), dann geht die Wirkung zumindest teilweise daneben. Und in dieser Kategorie ist Craig trotz seiner Grobschlächtikeit definitiv auf den vorderen Plätzen.
Brosnan ist also nicht cool? Ich finde, wenn man ihm eines nicht vorwerfen kann, dann doch wohl das. :)
Brosnan wirkte - vor allem im Original - schon immer sehr bemüht. Das fällt mir bei Brosnan eigentlich in jeder Rolle auf. Daher würde ich ihn als Schauspieler auch nie auf die gleiche Stufe wie Craig stellen.
Craig schüttelt Coolness aus dem Ärmel...
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