Im Kino:
Richard Linklater's 'Boyhood' (Gewinner des Silbernen Bären für die beste Regie 2014)
Über einen Zeitraum von 12 Jahren begleitet der Film seinen jungen Hauptprotagonisten (und Hauptdarsteller) beim Erwachsenwerden, angefangen von seinem 6. Lebensjahr bis hin zum Ende seiner Schulzeit und damit zu seiner Adoleszenz. Ein erstaunlich gelungenes Langzeitprojekt über eine relativ 'stinknormale' Jugend eines Scheidungskindes, mit all den nervigen, ätzenden, aber auch schönen und herrlichen Aspekten, die das Aufwachsen so an sich hat und die Beiläufigkeit der Dinge im Leben im allgemeinen. Die ersten Dreharbeiten für den Film fanden im Sommer 2002 statt, und erst im Oktober 2013 schloss Regisseur Linklater (Schöpfer der ebenfalls einen beachtlich langen Zeitraum überspannenden 'Before Sunrise'-Trilogie) sein beeindruckendes, filmisches Experiment ab, der die Berufs-Film-Kritiker sowohl diesseits, als auch jenseits des großen Teichs in einen weitesgehend einstimmigen Jubeltaumel versetzt hat. Ich kann diesen ganzen Damen und Herren vom Fach allerdings hier wirklich nur zustimmen. Hier ist etwas ziemlich bemerkenswertes entstanden. Ein Werk das es weniger zu begreifen, als zu erleben gilt. An dieser Stelle möchte ich vorallem Film-Journalist José García zitieren: "Richard Linklater wandelt Jean Cocteaus geläufige Definition des Kinos – „dem Tod bei der Arbeit zusehen“ – ab: Sein Film schaut dem Leben bei der Arbeit zu..."
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Steven Knight's 'No Turning Back' (Originaltitel: 'Locke')
Tom Hardy spielt ein hingebungsvollen Ehemann, Vater und hart arbeitenden Leiter einer Großbaustelle, der kurz vor der größten Herausforderung seiner Karriere steht, als plötzlich eine einzige, spontan getroffene Entscheidung alles zu zerstören droht. Einziger Handlungsort: Das Cockpit eines BMW X5, der über eine nächtliche Autobahn düst. Einzig zu sehender Darsteller: Tom Hardy. Fazit: Ein radikales filmisches Kammerspiel.
Und auch hier fällt mein Urteil applaudierend aus. Trotz seiner kaum noch extremer vorstellbaren Szenerie-Begrenzung auf einen Mann der Nachts Auto fährt, fesselt der Film auf eine ungemeine Art und Weise und ist mitreißender als so mancher Thriller mit der Werbe-Aufschrift 'Hochspannung'. Hardy nutzt die maximal mögliche Screenzeit die ein Darsteller in einem Film haben kann, um uns eine seiner bisher brilliantesten Vorstellungen seiner Karriere zu präsentieren.
Nicht überraschend ist dabei die Tatsache, das der Autor und Regisseur von 'No Turning Back', Steven Knight sich bisher in erste Linie als Drehbuchautor (u.a. für Filme von Stephen Frears und David Cronenberg) profilierte.
Denn Tom Hardy könnte freilich noch so gut spielen, wenn nicht seine Dialogpassagen auch entsprechend scharf zünden würden.
Vermutlich werden aber all diejenigen Zuschauer ein Problem mit dem Werk haben, die es nicht mögen, einen Film zu sehen, der problemlos auch ein Theaterstück sein könnte.
Re: Zuletzt gesehener Film
3841"Das ist Gold Mr. Bond. Schon mein ganzes Leben habe ich seine Farbe geliebt, seinen Glanz, seine göttliche Schwere..." (Auric Goldfinger)