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von danielcc
00-Agent
Ich gebe hier auch mal meinen Senf zu ab.
1. Sean Connery
Prinzipiell fällt es mir ohnehin schwer, den Mann der den Charakter definiert hat, NICHT auf Platz 1 zu setzen. Aber auch heute, nach mehr als 50 Jahren und 5 weiteren Darstellern ist Connery immer noch verdient auf diesem Platz, unabhängig von seiner historischen Bedeutung für das Franchise.
Warum?
Weil er Bond von Anfang an mit einer Leichtigkeit verkörpert, die in Anbetracht seines jungen Alters zu Anfangs nur auf einen irrsinnigen Instinkt, auf sein natürliches Charisma und den Feinschliff durch Young zurückzuführen ist.
Connery gibt Bond alles was die Rolle damals, heute und für alle Zeit ausmachen wird: Coolness, Charme, Raffinesse, Sexappeal, Ironie, Sarkasmus und an Arroganz angrenzenden Snobismus, Selbstbewusstsein und Weltgewandtheit.
Dabei kommt ihm auch zu Gute, dass er nur das spielen muss, was er gar nicht spielen braucht. Tiefe Emotionen sind für Bond tabu. Connerys Bond schwebt emotional über den Dingen.
Der Instinkt-Bond
2. Daniel Craig
Von denkbar ungünstigen Startbedingungen aus kämpft, rackert und "fühlt" sich Craig zum besten Connery Nachfolger. Er ist ein Bond seiner Zeit, mit mehr Tiefgang, mehr Menschlichkeit, mehr Emotionen - ohne aber jemals den Bogen zu überspannen. In den härtesten Actionszenen ist er genauso überzeugend wie in den intensivsten emotionalen Momenten. Diese Bandbreite musste vor ihm kein anderer spielen, und niemand hätte es so gut gekonnt.
Craig ist der Vollblut Schauspieler unter den Bond-Darstellern, der aber dennoch Charme, Charisma und Instinkt einzusetzen weiß. So schafft Craig das Kunststück, gleichsam am nächsten an dem Fleming Bond zu sein und dabei den Geist der Zeit zu treffen und das Kinopublikum nicht zu vergraulen - denn er MÖCHTE unterhalten, nimmt sich, die Filme und die Serie nicht zu ernst, aber seinen Job sehr wohl.
Humor ist bei ihm nie Selbstzweck, nie bloß in die Kamera gesagt, sondern fein dosiert und aus einer glaubwürdigen Ironie und Sarkasmus heraus.
Der intensivste und vielseitigste Bond
3. Roger Moore
Moore wird wohl für immer der dienstälteste Bond-Darsteller sein. Verdient hat er sich das dadurch, dass er die Rolle, die zunächst so stark auf Connery geprägt war, erfolgreich in eine ganz andere Richtung - "seine" Richtung - gelenkt hat. Aus dem kalten, sarkastischen Connery-Bond machte Moore den eleganten Gentleman, den Charmeur und Lebemann, der stets adrett gekleidet und gut gescheitelt durch die Abenteuer schwebt. Für ihn ist zumeist alles nur ein großer Spaß, gefährlich wird ihm selten etwas. Die dramatischste Situation wird weg-gelacht, einfach jedes Girl wird in Sekunden vernascht.
Schauspielerisch gefordert wurde er nur wenig mehr als Connery. Diese Momente erledigt er souverän mit einem ernsten Blick - das reicht dann aber auch.
Die Filme wurde mehr und mehr auf ihn zugeschnitten, was aber dann in den 80ern auch den schleichenden Untergang des Franchises bewirkt hat, denn spätestens zwischen Indiana Jones, Beverly Hills Cop, Stallone, Schwarzenegger und Co. wirkte Moore mehr und mehr wie ein onkelhafter Anachronismus.
Moore fehlte die Sportlichkeit und so wirken seine Actionszenen heute häufiger als die von Connery wie ein Dorn im Auge.
Der Gentleman-Bond
4. Pierce Brosnan
Brosnan war der wohl erste Darsteller, der selbst als Fan der Filme aufgewachsen war, und entsprechend uneingenständig ist seine Interpretation. Er changiert zwischen Moore'scher Heiterkeit und Connery'schem Sarkasmus. In einem Zeugnis würde man sagen "er war stets sehr bemüht" und das beinhaltet sowohl alles Positive als auch alles Negative. Denn Brosnan war wahrlich bemüht, egal ob Humor, Charme, Action oder Sex - er gab immer sein Bestes und das ist selten wenig. Aber zu oft wirkt und klingt er eben auch bemüht. Im Original grunzt und stöhnt er sich zu oft durch die Szenen, sein Spiel ist immer das eines bemühten Fernseh-Darstellers.
Aber Brosnan war wohl auch der bestmögliche Darsteller seiner Zeit. Mit viel Verve und seinem guten Aussehen kämpfte er sich durch die Filme und ebenso durch die Interview-Marathons - immer zum Wohle des Franchises - und wahrlich mit Martin Campbell hat er Bond wieder relevant gemacht.
Drehbuch-seitig hat er darunter gelitten, dass die Produzenten in seiner Zeit oft mutlos waren. Seine Drehbücher wollen aber trauen sich nicht und so wirkt auch Brosnan heute oft unentschlossen und unvollkommen.
Der geschliffene Business-Spion
Ohne Reihenfolge:
George Lazenby:
Der Nachfolger und Platzhalter für Connery. Möglichst nah an dessen Aussehen, möglichst nah an dessen Darstellung, bloß nichts falsch machen, bloß nicht auffallen. Sieht man Lazenby in der deutschen Synchro fällt er dann in der Tat nicht negativ auf, da Connery-Sprecher GGH ihm erfolgreich dessen Charme und Professionalität verpasst. Man muss sich aber auch hier ein wenig von den Schauwerten des Films blenden lassen, denn an jeder Gestik und jeder Reaktion erkennt man, dass Lazenby kein Schauspieler war. Hört man ihn erst im Original wird das noch deutlicher. Der Australier nuschelt sich mit der tonalen Bandbreite einer Maultrummel durch die Szenerie - und da ist es umso besser wenn in den letzten rund 40min des Films kaum noch gesprochen wird.
Sein gutes Aussehen und seiner beeindruckende Sportlichkeit lassen ihn in den Actionszenen glänzen.
Seine filmische Romanze mit Tracy wirkt leider erzwungen und sein Spiel verstärkt diesen Eindruck noch. Zwischendurch hat er gute, lockere Momente im Dialog mit Blofeld, bevor er dann die Trauer nach dem Tod seiner Kurzzeit-Geliebten spielen muss. Man kann es ihm durchgehen lassen - mehr nicht.
Der Ersatz-Bond
Timothy Dalton:
Dalton hatte zwei mal die Möglichkeit Bond im Film zu verkörpern - doch diese Möglichkeit hat er gänzlich missverstanden und sich ihr offensichtlich widersetzt. Dalton mag ein solider Bühnendarsteller sein, allein das ist genau das, was ein Bond auf der Leinwand nicht braucht. Hier braucht es keine gestelzt vorgetragenen Dialoge, keine verbissene Ernsthaftigkeit. Bondfilme sind heiterer Zeitvertreib, das Publikum will Spaß haben. Sein Versuch, den Fleming-Bond auf die Leinwand zu bringen, war zum Scheitern verurteilt, denn dieser hat auf der Leinwand nichts zu suchen. Dalton wirkt demnach gut in ernsten Szenen, wenn er aufgewühlt ist. Selbstzweifel und Zweifel an seinem Job bringt er gut rüber - für den Connery Bond wäre sowas undenkbar gewesen. Seine Actionszenen sind OK, wobei er auch hier oft unnötig herumwedelt, als würde er eine Fechtszene auf der Bühne spielen.
Vor allem aber fehlt ihm Charme, und seine Theaterausbildung hat ihm wohl erfolgreich jeden Instinkt und jede Leichtigkeit abtrainiert. Man nimmt ihm kaum ab, dass er auf einer Mission Lust an Frauen hat - und Flirts mit Moneypenny oder Späße mit Q sind für ihn notwendiges Übel der Drehbücher. Natürlich war die Richtung von den Produzenten vorgegeben, und John Glen wohl nicht daran interessiert, seine Richtung zu korrigieren.
So bleibt für mich die einzige Fehlbesetzung der Bondproduzenten. Dalton mag ein netter Kerl sein, ein guter Mime, aber er war kein Bond für die Breite des Kinopublikums.
Der verkrampfte Bond und Anti-Connery
"It's been a long time - and finally, here we are"