Das wird doch alles (gut) erklärt und ist mit das kleinste Problem des dritten Matrix-Filmes.

Es passt für mich aber nicht in die eigentlich verhältnismäßig "bodenständige" Realität der Matrix-Filme. Neo ist der Auserwählte in der Matrix, das gibt ihm noch lange keine übernatürlichen Fähigkeiten in der Realität.
Auch wenn man das erklären kann, passt es für mich nicht. Allerdings fängt dieses Problem ja schon am Ende des zweiten Films an.

Wie weit die Kraft des Auserwählten wirklich geht, lassen die Matrix-Filme offen und damit gibt es diese bodenständige Realität in diesen Filmen auch nicht. Wir reden von einer Filmreihe, in der ein Computervirus Besitz von echten Menschen ergreifen kann, da dürfen wir uns an Neos Fähigkeiten in der realen Welt nun nicht aufhängen.

Nur macht insbesondere das erste keinen Sinn. Denn Neo ist ja körperlich gesehen ein normaler Mensch, wie jeder andere auch. Nur in der Matrix bekommt er durch die "systembedingte anomalie" seine besonderen Fähigkeiten. Es gibt jedenfalls nichts, was irgenwie etwas anderes sagen würde, oder irre ich mich da?

Das Bane von einem Virus kontrolliert werden kann passt für mich dagegen absolut in die "Realität" der Matrix. Denn die Programme in der Matrix sind so gut konstruiert, dass sie den eingeklinkten Menschen Menschen zum verwechseln ähnlich sehen. Sie sind fähig eigene Entscheidungen auf Situationen zu treffen, die ihnen nicht einprogrammiert wurden. Sie können in der Matrix genausoviel, oder sogar mehr, als der Geist der Menschen.
Folglich ist es kein Problem, den Geist eines Menschen durch ein Programm auszutauschen. Und der Geist wird in der Realität und in der Matrix gleichtzeitig verändert, weil dieses element in beiden Welten gleichzeitig ist. Und so kann auch ein Programm aus der Matrix in die Realität gelangen. Den Körper hätte er nicht verändern können, weil der nie in der Matrix ist.
Das ist meiner Ansicht nach nicht mal ein allzu fantastisches Element.

Dass Orakel selbst sagt, dass die Kräfte des Auserwählten über die eine Welt hinausgehen. Nämlich bis hin zur Maschinenstadt, dem Ursprung der Quelle und dem Ursprung der systembedingten Anomalie, die er darstellt. Er berührt bei seinem Besuch beim Architekten die Quelle und ist fortan mit dieser verbunden, weil er sich dort praktisch eingeloggt hat, was auch später dazu führt, dass sein Geist in der Mobil Ave landet, dem Ort zwischen der Matrix und unserer Welt. Durch sein Einklinken in den Zentralrechner der Maschinen ist er also die ganze Zeit über mit diesem verbunden. Der Zentralcomputer der Maschinen steuert alle Squiddies, Bomben, etc - sprich, er weiß immer ganz exakt, wo alle Maschinen (Squiddies) sind und was sie gerade machen und eben dieser Computer ist der einzige, der die Squiddies kontrollieren oder lahmlegen kann. Durch Neos Verbindung mit dem Computer kann er nun selbiges ebenfalls. Wenn er die Squiddies das erste Mal lahmlegt, ist er dazu noch nicht bereit, weil er sich über diese neue Funktion nicht bewusst wird, ist aber auch nicht bereit dazu, zu sterben, weshalb sich sein Geist, der immer noch mit der Matrix verbunden war, in der Mobil Ave verliert. Als er diese verlässt, ist sein Geist vielleicht raus aus der Matrix, aber ein Teil seines Bewusstseins immer noch mit dem Zentralcomputer verbunden, was er später im Dialog mit dem Orakel erkennen muss. "Erkenne dich selbst" ist der Schlüssel. Zu erkennen, dass er der erste Auserwählte ist, der durch das Verweigern seines eigentlichen Zwecks der einzige ist, der Zion wirklich retten und den Frieden zwischen Maschinen und Menschheit herstellen kann, ist der essentiellste Teil seines Weges im dritten Matrix-Film.

Das erklärt aber immer noch nicht, wie diese Verbindung halten kann. In die Matrix kommt man auch nur von den Schiffen aus, mit diesen Metalstiften. Ne W-Lan Verbindung zur Matrix gibts nicht.
Es wird nie erklärt, wie er die Verbindung mit dem Zentralcomputer halten kann. Bei einem anderen Film könnte ich das jetzt einfach so hinnehmen und sagen "Is halt so", bei Matrix kann ich das nicht, weil die Matrix-Filme den Anspruch haben, ein komplett durchdachtes Meisterwerk zu sein, und meistens werden sie diesem Anspruch ja auch gerecht.
Was das Orakel sagt ist mir letztendlich egal, denn es sagt in diesem Punkt kein bisschen mehr als das, was wir zu sehen bekommen. Demnach hätte man sich diese Aussage auch sparen können.

Ich wüsste keine Erklärung wie Neo mit dem Zentralcomputer in Verbindung beliben kann, wenn er aus der Matrix ausgeklinkt ist. Stattdessen müsste, wenn sein Geist immer noch mit dem zentralcomputer verbunden ist, dieser Neo fehlen, Neo müsste also tot sein. ("Dein Körper kann ohne Geist nicht leben." Morpheus)

Matrix - 5/10
Matrix Reloaded - 4/10
Matrix Revolutions - 3,5/10

Oh, das ist ja mal mutig. Aber interessant. Ein paar Worte dazu?

Finde ich nicht mutig, sondern naheliegend. Matrix ist durchgestylter Sci-Fi-Action, nicht mehr und nicht weniger. Die Fortsetzungen zeigten auf, dass die Story nicht wirklich viel hergab, da verstrickten sich die W-Brüder vor allem in Teil 2 vollends im eigenen Plot. M. E. wird viel mehr hinein interpretiert, als die dünne Story hergibt. Das haben sie dann wohl selbst verstanden und Teil 3 gleich als reinen (schlechten) Actionfilm konzipiert.

Skyfaller hat geschrieben:Matrix ist durchgestylter Sci-Fi-Action, nicht mehr und nicht weniger.

Absolut, ich wundere mich nur, dass das für dich so negativ zu sein scheint.

Skyfaller hat geschrieben:Die Fortsetzungen zeigten auf, dass die Story nicht wirklich viel hergab, da verstrickten sich die W-Brüder vor allem in Teil 2 vollends im eigenen Plot.

Dem widerspreche ich allerdings total. Wenn man wirklich mal selbst Interpretationen zu den Matrix-Filmen in aller Ausführlichkeit untersucht hat, vielleicht sogar selbst schrieb und die Filme nach Leitmotiven und Inhalten durchstöbert, findet man so viele Offensichtlichkeiten, dass das alles eben keine Zufälle sein können. Mich erinnert das an die Schulzeit, als man immer dachte: "Und das soll der Schiller sich alles wirklich dabei gedacht haben, als er die Räuber schrieb?" Und erst, wenn man es als Erwachsener noch einmal las, verstand man: Ja, hat er.

5/10 ist ja nicht negativ, sondern eine solide Wertung.

Wenn die W-Brüder tatsächlich eine Art tieferen Sinn mit diesen Werken vermitteln wollten (und hätten können), dann wäre Revolutions nicht so ein Rohrkrepierer geworden. Spätestens mit Revolutions war ja klar, dass es keine Art Auflösung oder besondere Aussage gab, die dieses "Universum" hätte vermitteln können. Damit haben sie sich selbst und ihre Werke als das "entlarvt" was sie sind, eben reine Sci-Fi-Action (was ja durchaus i.O. und nicht weiter verwerflich ist).

Teil 1 steht aber für sich, und wird nicht durch die läppischen Fortsetzungen entwertet. Als abgeschlossener Film hätte er nicht fortgesetzt werden müssen, und wird für mich auch nicht inhaltlich beschädigt dadurch daß ich die Fortsetzungen kenne.

Skyfaller hat geschrieben:Spätestens mit Revolutions war ja klar, dass es keine Art Auflösung oder besondere Aussage gab, die dieses "Universum" hätte vermitteln können.

Auch Revolutions beinhaltet noch tiefe Themen, nur leider sehr halbgar und wenig gelungen. Aber 1 und 2 sind schon voller tiefenpsychologischer Inhalte, die übrigens auch nicht wirklich "aufgelöst" werden können, sondern für sich stehen. Das Gesamtwerk Matrix ist sicher durch den blöden Abschluss etwas versaut, aber die ersten beiden Filme sind für mich beispiellose Meisterwerke.

Kein Problem, kann ja jeder sehen, wie er möchte. Für mich machen ein paar Verweise auf philosophische Ansätze gepaart mit einer vorhersehbaren, dünnen Story, oberflächlichen Charakteren und vor allem an Lächerlichkeit grenzendendem "coolen Style" (Latexoutfits, auwei) und ausufernder, sich immer wiederholender, gleicher Action eben keinen wirklich guten Film aus. Da nützt auch das Hineininterpretieren nichts mehr.

Matrix ist Lichtjahre von Werken wie zB "Stalker" entfernt. Just my 2 cents.

Skyfaller hat geschrieben:Für mich machen ein paar Verweise auf philosophische Ansätze gepaart mit einer vorhersehbaren, dünnen Story

Nur, das es eben keine Verweise sind. Teil 1 und 2 sind sehr tief und eben durch ihre Möglichkeiten zur Interpretationen unglaublich vielseitig. Da macht man es sich zu einfach, dass auf "Ansätze" zu beschränken. Matrix blickt dafür viel zu weit über den Tellerrand hinaus. Da kann man inhaltlich ganze Doktorarbeiten drüber schreiben.