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Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

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ja das ist der Grund warum die Craig Filme so teuer sind. In der Brosnan Zeit wurde deutlich mehr "getrickst" bei locations und Doubels.
Aber das Gute ist: Man hat Brosnan vorher noch gar nicht als Bond gesehen und daher ging das für mich immer durch. Um ehrlich zu sein: Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, dass er das nicht sein könnte.

Ich sage nicht, dass GE die allerbesten Actionszenen hat, aber er ist perfekt getimt und ich finde durchaus, dass der Film nicht das Problem vieler späterer Bonds hat, die die allerbeste Action schon früh raushauen.
Das hängt aber auch damit zusammen, dass ich eben de Showdown sehr mag.

Verstehe auch die Kritik daran nicht. Die flutende Schüssel ist allemal kreativer als ein Vulkan, und die Hatz über die hohen Brücken und Treppen ist super spannend und mit einigen starken Stunts gepaart (ich schlucke jedes Mal wenn Bonds Stuntman vornüber eine Treppe runterspringt und sich darüber abrollt. Der Kampf mit Alec ist Spitze und der Showdown am Zipfel des Receivers ist super spannend.

Die Panzerverfolgung war für mich damals im Kino das allergrößte. Das war exakt der Bond den ich sehen wollte. Vielleicht hätte ich das anders wahrgenommen wenn ich andere Bonds im Kino gesehen hätte aber für mich funktioniert das perfekt. Da frage ich auch nicht eine Sekunde nach Sinn und Verhältnismäßigkeit. Das ist eine DER Actionszenen die ich heute noch jedem Nicht-Fan stolz zeige und es gibt keinen der sich nicht beeindruckt zeigt
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

437
AnatolGogol hat geschrieben:anlässlich der jüngsten Sichtung ein kurzes Update meinerseits zu GE - auch wenn sich in Summe wenig getan hat.

Goldeneye (1995) – Martin Campbell

Nach der mit sechs Jahren längsten Pause innerhalb der Bondserie kam 1995 mit Pierce Brosnan ein neuer Bond auf die Leinwand zurück und konnte gleich in seinem ersten Einsatz den in den 80ern verlorenen kommerziellen Boden wieder gut machen. GE stellt in vielerlei Hinsicht eine Art „Übergangsbond“ dar zwischen den „Oldschool“-Bonds der 70er und 80er Jahre und den eher kühl und modern angehauchten Brosnan-Filmen die noch folgen sollten. Man könnte GE auch ähnlich wie TSWLM als eine Art „Best-of-Bond“-Film ansehen, da enorm viele klassische Elemente und Klischees hier zu finden sind. Gleichzeitig markiert GE aber auch eine eindeutige Zäsur innerhalb der Serie, da man hier sehr bewusst versuchte die Serie neu auszurichten. Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass viele wichtige Mitkollaborateure nicht mehr an Bord waren, wobei die Absenz von Produzent Cubby Broccoli wohl die einschneidendste war.

Die Story von GE spiegelt geschickt die weltpolitischen Veränderungen wieder, die in der Bondpause stattgefunden hatten. Der Untergang der Sowjetunion und die daraus resultierende unsichere Nachfolgesituation bilden einen von zwei Hauptaspekten der Handlung. Diesem sehr real anmutenden Handlungsblock steht eine recht abgehobene Erpressungsgeschichte um eine Weltraumwaffe ganz in der Tradition früherer Over-the-top-Bondfilme gegenüber. Der direkte Bezug zu TB, YOLT oder DAF ist hier unverkennbar, was wiederum viel dazu beiträgt dass GE trotz der langen Pause und einiger Neuerungen sich nahtlos in die Serie einreihen kann. Der extreme Spagat zwischen dem recht realistischen und dem typisch „bondschen“ Handlungsteil ist allerdings nicht immer geglückt, da der Wechsel zwischen den beiden „Welten“ zuweilen durchaus irritiert (gerade auch, wenn dies innerhalb einer Person passiert: so wandelt sich z.B. Ourumov vom eiskalten Militär zur stark überzeichneten Klischeefigur) und vor allem der sehr konventionell geratene Schlussakt in mancherlei Hinsicht eine Enttäuschung und einen Bruch zum restlichen Film darstellt. Gelungen ist hingegen die Einbindung von Janus als Verbrecherorganisation ganz in der Tradition von Spectre, was dem Unternehmen Goldeneye mehr Gewicht verleiht. Kaum zu glauben, dass nach dem Spectre-Overkill der 60er und frühen 70er ganze 24 Jahre verstrichen, bevor wieder eine Organisation als Bonds Gegner in Erscheinung trat.

Bei der Einführung des neuen Bonddarstellers bemüht sich GE unverkennbar seinen in dieser speziellen Disziplin sehr erfolgreichen Vorgängerfilmen Paroli zu bieten. Auch dieses Mal wird der neue Doppelnull-Agent lange gesichtslos belassen, die eigentliche Einführung von Brosnans Bond erfolgt dann passenderweise in Form eines One-Liners (womit die Kernkompetenz des fünften EON-Bonddarstellers auch von Anfang an unzweifelhaft festgelegt wird). Auch wenn die Einführung nicht ganz die hohe Qualität früherer Bond-Einführungen bietet, so ist sie dennoch gelungen. Allerdings trübt der unübersehbare Einsatz eines Doubles in der Bungee-Szene (nicht so sehr beim eigentlichen Sprung als mehr bei den Vorbereitungen auf dem Staudamm) diese ansonsten sehr spektakulär gefilmte Sequenz etwas. Für einen Bondfilm durchaus ungewöhnlich nimmt sich GE nach der Monte Carlo-Passage sehr lange Zeit für die Einführung seines Bedrohungsszenarios in Form des Überfalls auf die Goldeneye-Station in Severnaja. Diesbezüglich erinnert der Film im Aufbau stark an TB, der sich in Mitten des ersten Filmdrittels auch sehr ausführlich der Entführung des Vulcan-Bombers widmet. Ein klein wenig unrund läuft der Film durch das dramaturgisch notwendige Hin-und Her-Wechseln zwischen den beiden Handlungsorten Severnaja und London. Zwar wird dadurch die beachtliche Länge der Severnaja-Szene gefühlt etwas verkürzt, allerdings ergibt sich durch die mehrmaligen Handlungsortsprünge auch eine nicht ganz elegante Dramaturgie. Hier wären zeitlich nacheinander spielende Szenen möglicherweise die bessere Lösung gewesen, allerdings hätten dann die obligatorischen M- und Q-Szenen noch länger auf sich warten lassen.

GE hatte sich seinerzeit auf die Fahne geschrieben die in den 80er Jahren etwas ins Hintertreffen geratene Serie in die Neuzeit zu führen und diesem Anspruch wird der Film über weite Strecken auch gerecht. Vor allem in der ersten Filmhälfte erlaubt sich GE doch einige ungewohnte Brüche und Neuerungen bei altbewährten Standards. Die Neudefinition von Figuren wie M und Moneypenny sind dabei wohl die am augenscheinlichsten, aber auch darüber hinaus sorgen Neuerungen auf Gebieten wie Production Design, Titeldesign oder Musik für eine spürbar modernere Ausrichtung. Auch wenn nicht alle der Modernisierungen immer voll ins Schwarze treffen, so sorgen die diversen Neuinterpretationen in Summe doch dafür den Film frisch und einfallsreich wirken zu lassen, zumindest über weite Strecken. Denn im Schlussdrittel verzichtet der Film dann leider auf jegliche Neuerungen und präsentiert sich stattdessen als wenig einfallsreicher und oftmals auch deutlich weniger wertig wirkender Aufguss alter Spektakelbondfilme, vor allem das Finale erweist sich dabei als uninspirierte YOLT-Kopie. Diese stilistische Wende ist nach all dem bis dahin weitegehend seriösen Agententhrill schon recht erstaunlich.

Auch verliert der Film hier viel von der zuvor so sorgsam und effektiv aufgebauten Stimmung. Besonders die Nachtszenen sind dabei sehr atmosphärisch in Szene gesetzt, man denke an Bonds kurzen Gang durch das wundervoll eingefangene Amphitheater in Monte Carlo oder das klimatische Treffen zwischen Bond und Trevelyan in mitten der sowjetischen Monument-Ruinen. Generell gelingt es GE ausgesprochen gut die immer etwas unsichere, aber dadurch auch geheimnisvolle Atmosphäre im Russland der Nach-Sowjetära einzufangen. Davon bleibt dann leider im Schlussdrittel nicht mehr viel übrig, woran auch die für Bondverhältnisse erstaunlich künstlich wirkenden Sets ihren Anteil tragen. Es kommt nicht von Ungefähr, dass der Film hier dann auch seine überzeichnetste Figur, Boris Grishenko, vollkommen von der Leine lässt. Alan Cummings chargiert im Finale um die Wette und auch die Inszenierung degradiert die Grishenko-Figur zu Gunsten einiger schwacher Lacher endgültig zur Witzfigur. Den diesbezüglichen Tiefpunkt stellt dabei fraglos Grishenkos peinliches Ende als vereister Possenreißer dar, eine Szene die man so eher in einer hemmungslosen Parodie a la Austin Powers denn in einem weitgehend ernsthaften Bondfilm erwarten würde.

Dieser stilistische und qualitative Einbruch im letzten Filmteil ist umso bedauerlicher, da GE zuvor viele Dinge richtig macht. Vor allem durch die Verbindung des durchaus seriösen Grundtons (zumindest in Bezug auf die innerhalb der ersten zwei Drittel des Films vorherrschende Janus-Untersuchung Bonds in den „Ruinen“ der alten Sowjetunion) mit erfreulich unangestrengtem Humor weiß Brosnans Erstling zu überzeugen. Auch entwickelt sich die Handlung flüssig und stimmig, ohne dass man jemals den Eindruck gewinnt der Film würde sich mit Füllszenen aufhalten. Durch das geradezu selbstverständliche Einbinden alter, liebgewonnener Elemente wie der Werkstatt-Szene mit Q oder dem Aston Martin DB 5 (zur Zeit von GE war das tatsächlich noch etwas Besonderes, da der letzte Einsatz des berühmtesten Bond-Fahrzeuges immerhin 30 Jahre zuvor stattgefunden hatte) bzw. durch deren Variationen (beispielsweise bekommt Bond in Person von Jack Wade statt dem ansonsten obligatorischen Felix Leiter einen neuen CIA-Kontakt) reiht sich der Film trotz aller Neuerungen nahtlos als unverkennbares Mitglied der Serie ein.

Auch in Bezug auf seine Locations beweist GE ein weitgehend sicheres Händchen. Die sibirischen Schneelandschaften werden gefällig durch monegassische High Society, kubanischen Karibikflair und Petersburger Großstadt-Ambiente kontrastiert. Peter Lamonts Arbeit unterstützt dies mit gelungenen Sets, wobei vor allem der „Friedhof der Geschichte“ (welches in gewisser Weise die konsequente Fortsetzung seines spektakulären Politbüro-Sets in OP darstellt) und das Design von Trevelyans gepanzertem Zug (welcher optisch stark an die Statuen der Osterinseln erinnern) begeistern kann. Leider fällt auch seine Arbeit im Schlussdrittel ab und so können weder die versenkbare Satellitenschüssel (eine Art einfallsloses „Mash-Up“ aus Atlantis, der TMWTGG-Morchel und dem YOLT-Krater) noch das erstaunlich billig wirkende Interieur von Trevelyans Kontrollraum wirklich überzeugen.

GE ist nicht unbedingt derjenige Serienbeitrag, welcher sich durch besonders originelle oder herausragende Actionszenen hervortut. Am ehesten glänzt der Film in dieser Disziplin noch mit dem einführenden Bungee-Sprung vom Staudamm, welcher dann wirklich nochmals einen „Wow-Moment“ wie auch eine echte Innovation innerhalb der Serie darstellt. Doch bereits Bonds folgende Flucht aus dem Waffenarsenal inklusive des unglaubwürdigen und nicht sonderlich überzeugend getricksten Einholens des abschmierenden Flugzeuges sorgt für Ernüchterung. Dieses Niveau behalten auch die restlichen Actionszenen des Films bei, sei es die eher einem Schaulaufen gleichende Serpentinenverfolgung (welche noch dazu durch den äußerst albernen Fahrradfahrer-Gag unterbrochen wird), die zwar aufwändige aber gleichzeitig auch einfallslose Zerstörungsorgie der Panzerverfolgung (welche in Ausführung und Konzeption erstaunliche Parallelen zur Auto-Verfolgung bzw. –Verschrottung in DAF aufweist) oder der unspektakuläre und spannungsarme finale Kampf zwischen Bond und Trevelyan. Vergleicht man den letztgenannten Schlagabtausch auf der Antenne mit der ähnlich konzipierten Szene aus TLD mit Bond und Necros hängend am Heck der Hercules, so erscheint die GE-Szene eher wie eine harmlose Studioklopperei denn wie eine lebensgefährliche Situation.

Es macht sich in GE zudem bereits eine „Unsitte“ der Brosnan-Ära bemerkbar, nämlich das für Bondverhältnisse überproportional präsente MP-Geballere. Diese einfache Möglichkeit dem Film etwas Feuerzauber zu verleihen wird allzu oft genutzt, jedoch werden weder Bonds Flucht in Archangelsk noch das Scharmützel in Trevelyans Unterschlupf dadurch aufgewertet. Im Gegenteil raubt der MP-bestückte Bond der Figur etwas ihrer Eleganz und Überlegenheit, da man sich statt auf dessen Gewitztheit auf die Feuerkraft seiner automatischen Waffe verlässt. Das mag eine Lappalie sein im Gesamtbild, aber auch solche Mosaiksteinchen tragen zu einer veränderten Wahrnehmung von Figuren und Filmen bei. Bei aller Kritik an den Actionszenen von GE sei jedoch auch erwähnt, dass man mit der amüsant-rustikalen Keilerei zwischen Bond und Xenia in der Sauna neben dem bereits erwähnten Bungee-Sprung noch ein weiteres diesbezügliches Highlight an Bord hat.

Musikalisch erscheint der experimentelle Score von Eric Serra von der Papierform her als eine sehr merkwürdige Wahl, waren die Bondfilme doch nie eine Heimat für musikalische Avantgardisten vom Schlage des Franzosen. Aber umso erstaunlicher ist, dass es Serras Arbeit dennoch versteht den Charakter und Stil des Films zu prägen bzw. auf gelungene Art und Weise zu ergänzen. Serras oftmals kalter und moderner Stil unterstreicht die moderneren Elemente des Films und harmoniert zudem gut mit der atmosphärischen Inszenierung vor allem der in Russland spielenden Szenen. Darüber hinaus bietet sein Soundtrack aber auch einige klassisch orchestrierte Passagen, mit denen er eine sehr gefühlvolle Stimmung erzeugt (Dämmerung in Monte Carlo, Strandszene in der Karibik). Leider übertreibt er es für meinen Geschmack in einigen Szenen mit seinen stark reduzierten Keyboardsounds, vor allem die Serpentinenverfolgung aber auch der Beginn der Saunaszene scheinen stilistisch dann doch etwas den Bogen zu überspannen und wollen nicht so recht mit der eher klassisch gehaltenen Fotografie harmonieren. Einen ganz großen Malus hat der Score jedoch und dieser ist nicht von Serra zu verantworten. Die Entscheidung der Produzenten die Panzerverfolgung von John Altman neuvertonen zu lassen erweist sich als katastrophaler Fehler, da Altmans musikalische Untermalung einerseits stilistisch einen weitgehenden Bruch zum restlichen Serra-Score darstellt und andererseits in ihrer uninspirierten Klischeehaftigkeit einen erheblichen Qualitätsverlust mit sich bringt, welcher die ohnehin nicht besonders originell inszenierte Szene stark beschädigt.

Die Besetzung der Bondrolle mit Pierce Brosnan kann sicherlich als Glücksfall angesehen werden. Auch wenn man seiner Darstellung in GE noch kleinere Unsicherheiten in Bezug auf die Rollenauslegung ansehen kann, so überzeugt er dennoch von der ersten Szene an. Besonders starke Auftritte hat er immer dann, wenn er seinen Charme und seinen Humor ausspielen darf, hier ähnelt er dem auf diesem Gebiet besonders prägenden Roger Moore doch sehr. Den Snob, den er in den Folgeabenteuer perfektionieren sollte gibt er in GE eher selten zum Besten, was seine Darstellung aber noch sympathischer macht (wie auch generell seine Rollenauslegung in GE noch etwas mehr von seiner vorherigen Glanzrolle als Remington Steele aufweist als seine folgenden drei Einsätze als 007. Das diesbezügliche Credo von GE lautet: mehr Charme und Spaß als Action und Zynismus). Was Brosnans Bond etwas an Härte fehlt (ein Eindruck, der vor allem durch seine doch sehr weiche Stimme entsteht) macht er dafür durch Eleganz und Witz wieder weg (ein Paradebeispiel stellt hier die bereits erwähnte Sauna-Szene mit Onatopp dar).

Die Besetzung der Gegenspieler sehe ich dagegen durchaus kritisch. Sean Bean ist fraglos ein feiner Schauspieler, der auch in Schurkenrollen zu überzeugen weiß. Auch in GE kann er dies vereinzelt unter Beweis stellen, so hinterlässt er vor allem in der Szene auf dem Monumente-Friedhof einen sehr starken Eindruck. Leider wird seine Leistung in erheblichem Maße durch das Drehbuch und die Inszenierung geschmälert. Die Tatsache, dass fast alle seiner Szenen im abfallenden Schlussdrittel spielen erweist sich dabei als eine zu schwere Vorgabe, als dass sich seine Darstellung hier wirklich profilieren könnte. Das enge Drehbuchkorsett, welches seinen Trevelyan zum irren Standardschurken degradiert, lässt Bean in seinen formelhaften Szenen im Finale praktisch keine Möglichkeit mehr aus seiner Rolle zu machen. Der Ansatz eines dunkleren Ebenbildes von Bond wird so zugunsten eines Klischeebösewichtes aufgegeben, die Idee einer tiefsitzenden Motivation seines Handelns weicht am Ende schierem Irrsinn. Schade, Bean hätte man mehr gewünscht als nur die eine Seite eines Janus-Kopfes darstellen zu müssen.

Gottfried John als General Ourumov ist eine interessante Besetzung und funktioniert auch immer dann sehr gut, wenn John den kaltblütigen, unberechenbaren Militär gibt. So hat er sehr gute Szenen beim Überfall in Severnaja oder beim Rapport beim Ministerrat. Dem gegenüber stehen aber missglückte Szenen, in denen er seinen Ourumov mehr wie einen Faschingsgeneral spielt, vor allem durch die unsägliche Flachmann-Nuckelei während der Panzerszene. In diesen Momenten ist Johns Ourumov näher an einer Parodie denn an einem ernstgemeintern Charakter. Absolut gelungen ist hingegen Famke Janssens Auftritt als mörderische Domina-Killerin Xenia Onatopp. Ihre zwischen Verachtung und Selbstverliebtheit angelegte Rolle macht durchgängig Spaß und taugt aufgrund Janssens überzeugendem physischen Einsatz auch als ernstzunehmende Konkurrenz für Bond, anders als es z.B. später bei der körperlich wenig überzeugenden Halle Berry der Fall sein sollte.

Die Rollen von M und Moneypenny wurden nicht nur neu besetzt, sondern erfuhren auch eine völlige Neuinterpretation. Dies macht sich besonders bei der nun von Samantha Bond gespielten Vorzimmerdame Miss Moneypenny bemerkbar, deren vormaliges ewiges
Kokettieren mit Bond man zu Gunsten einiger Emanzen-Sprüche aufgab. Eine etwas emanzipiertere Moneypenny ist per se gar keine schlechte Idee, allein missriet die Ausführung in GE völlig. Die schnippische Art, mit der Moneypenny Bond zwischen Tür und Angel abkanzelt lässt diese zu Zeiten von Lois Maxwell immer als absolute Sympathieträgerin verkörperte Rolle zu einer ziemlich unsympathischen Besserwisserin mutieren. Auch die Neudefinition von M als Bond recht despektierlich behandelnde Kratzbürste macht es in GE sehr schwer echte Sympathie für die Figur zu empfinden. Im Gegensatz zu Moneypenny gewährt man der von Judi Dench gespielten M aber dann doch durch einige Faktoren ein etwas besseres Licht. Zum einen teilt sie nicht nur aus, sondern muss auch einstecken (auch wenn sie Bond die Worte seiner Einschätzung ihrer Fähigkeiten selbst in den Mund legt). Zudem versöhnt der Schluss der Büroszene zumindest teilweise, da sie Bond mit einem ernstgemeinten Wunsch und einem leichten Lächeln entlässt (welches dieser erwidert). Der eigentlich entscheidende Grund, warum M dann doch besser wegkommt als Moneypenny ist die gute darstellerische Chemie zwischen Dench und Brosnan, während Samantha Bond und Brosnan quasi nebeneinander agieren, aber nie wirklich miteinander (so ist dies auch eine der wenigen Szenen, in denen Brosnans Darstellung merkwürdig steif und unentspannt wirkt).

Zwei der Nebenrollen fallen besonders ins Auge: Robbie Coltrane spielt seinen Zukovsky wirklich vorzüglich, hat vermutlich den besten Witz des Films („...geschüttelt, nicht gerührt...“) und passt einfach nur perfekt in die Rolle des hinterhältigen Lebemannes. Seine Figur wird zudem dadurch aufgewertet, dass man die klassische Rolle von Bonds jovialem Verbündeten (Kerim Bey, Draco, Columbo) dieses Mal in Person eines nominellen Gegenspielers anlegt. Joe Don Baker als Jack Wade gibt den raubeinigen CIA-Agenten ebenfalls sehr überzeugend, allerdings gerät seine Darstellung zuweilen fast schon etwas zu laut, wodurch die Rolle in ihrer Konzeption eher an Sheriff Pepper erinnert denn an Felix Leiter, den er ja eigentlich ersetzen soll. Nicht ganz unerwähnt bleiben soll Bondgirl Izabella Scorupco, welche das graue, osteuropäische Mauerblümchen deutlich überzeugender und erotischer spielt als Maryam D’Abo in TLD ihre vergleichbare Rolle. Um in die Riege der Top-Bondgirls vorzustoßen reicht es dennoch nicht, dafür ist ihre Rolle wohl auch zu uninteressant (und der Make-Up-Einsatz – gerade auch angesichts ihrer Rolle – etwas zu penetrant).

GE ist über weite Strecken eine gelungen Kombination aus Neuausrichtung und traditionellem Ansatz. Aktuelle weltpolitischer Ereignisse werden hervorragend in ein Bedrohungsszenario integriert, welches jedoch deutlich mehr mit seiner realistischen als seiner bondtypisch überzeichneten Hälfte zu überzeugen weiß. Die stimmungsvolle Inszenierung als Agentenabenteuer mit zumeist gut eingebundenem und dosiertem Humor punktet in den ersten beiden Dritteln des Films durchgängig, kann dieses Niveau in dem deutlich abfallenden Schlussdrittel jedoch nicht mehr halten. Ein Schlussdrittel, welches zudem stilistisch und handwerklich erkennbar vom Rest des Films abweicht und sich ausschließlich auf eine wenig beeindruckende Schauwert-Präsentation beschränkt. Da auch die Actionszenen gemessen an den üblichen Serienstandards zumeist eher im unteren Mittelfeld agieren (und gerade im Schlussdrittel überproportional stark vertreten sind) bleibt bei dem in weiten Teilen überzeugenden Film ein schaler Nachgeschmack und der Eindruck, dass man hier die Chance auf einen deutlich besseren Film fast schon fahrlässig vergeben hat.

Wertung: 7 / 10.
In der Kürze liegt die Würze! Heißt: Brings auf den Punkt!

Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

438
Danke für die ausführliche und tolle Kritik, Anatol.

Eine Bitte: Kannst Du bitte in wenigen Sätzen - oder besser noch in wenigen Wörtern - die Kritik zusammenfassen? Für solche User wie Niklas, die a) nicht lesen können oder b) nicht lesen wollen?
Am Besten wäre vielleicht ein Wort. Dies sollte aber schon genug Aussagekraft haben. :roll:
#Marburg2025

Früher war mehr Atombombe

Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

441
DonRedhorse hat geschrieben:Danke für die ausführliche und tolle Kritik, Anatol.

Eine Bitte: Kannst Du bitte in wenigen Sätzen - oder besser noch in wenigen Wörtern - die Kritik zusammenfassen? Für solche User wie Niklas, die a) nicht lesen können oder b) nicht lesen wollen?
Am Besten wäre vielleicht ein Wort. Dies sollte aber schon genug Aussagekraft haben. :roll:
So gemein kenne ich den Don gar nicht :lol: Färben die Lynch-Geister ab? :wink:

Ich verstehe zudem auch nicht was an den Schauwerten von GE so billig sein soll. Ich finde der Film hat viel Stil, visuelle Klasse und Atmosphäre. Und genau wie Daniel finde ich die reduzierte Hatz über das enge, hohe Satellitengerüst spannender und eindrucksvoller als so manches ausladende Adam-Set wie zum Beispiel den YOLT-Krater. Das hängt aber wie kürzlich im GF-Thread gesagt auch mehr mit Stimmung und erzählter Handlung zusammen als mit der reinen Architektur. Und ich mag DN ja visuell auch um Einiges lieber als GF...
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Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

442
Gerade die Action finde ich sehr gelungen in GE.
Da holt Campell Bond in die Moderne indem er viel mit langen Brennweiten arbeitet, und das sah damals, und sieht heute immer noch ausgesprochen aufregend auf. Was aber auch für große Teile des restlichen Films gilt.
Daß der Showdown dann nicht mehr das Niveau hält sehe ich allerdings genau so, da war beim letzten anschauen plötzlich ein wenig die Luft raus.

Als formelhaft in einem negativen Sinne (wie direkt danach TND) habe ich GE nie betrachtet, sondern ich habe ihn immer als sehr erfrischend wahrgenommen. Außerdem ist GE der best inszenierte der alten Bonds nach oder neben OHMSS und TSWLM. Da verzeihe ich die ein oder andere kleine Blödheit, aber mit etwas mehr Entschlossenheit hätte man da noch größeres schaffen können.

Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

443
GoldenProjectile hat geschrieben:
DonRedhorse hat geschrieben:Danke für die ausführliche und tolle Kritik, Anatol.

Eine Bitte: Kannst Du bitte in wenigen Sätzen - oder besser noch in wenigen Wörtern - die Kritik zusammenfassen? Für solche User wie Niklas, die a) nicht lesen können oder b) nicht lesen wollen?
Am Besten wäre vielleicht ein Wort. Dies sollte aber schon genug Aussagekraft haben. :roll:
So gemein kenne ich den Don gar nicht :lol: Färben die Lynch-Geister ab? :wink:

Ich verstehe zudem auch nicht was an den Schauwerten von GE so billig sein soll. Ich finde der Film hat viel Stil, visuelle Klasse und Atmosphäre. Und genau wie Daniel finde ich die reduzierte Hatz über das enge, hohe Satellitengerüst spannender und eindrucksvoller als so manches ausladende Adam-Set wie zum Beispiel den YOLT-Krater. Das hängt aber wie kürzlich im GF-Thread gesagt auch mehr mit Stimmung und erzählter Handlung zusammen als mit der reinen Architektur. Und ich mag DN ja visuell auch um Einiges lieber als GF...
Ich fand nur die Antwort von Niklas sehr rotzig. Da gibt sich Anatol solche Mühe und schreibt eine schöne Kritik und bekommt dann so eine Aussage um die Ohren gehauen.
Inhaltlich bin ich bei Dir und Maibaum. Mir macht GE sehr viel Spaß.
#Marburg2025

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Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

445
DonRedhorse hat geschrieben:Danke für die ausführliche und tolle Kritik, Anatol.

Eine Bitte: Kannst Du bitte in wenigen Sätzen - oder besser noch in wenigen Wörtern - die Kritik zusammenfassen? Für solche User wie Niklas, die a) nicht lesen können oder b) nicht lesen wollen?
Am Besten wäre vielleicht ein Wort. Dies sollte aber schon genug Aussagekraft haben. :roll:

Ich muss gestehen, anfangs habe ich solche ausführlichen Kritiken auch nicht lesen wollen.
Aber gerade AnatolGogol's Reviews sind doch so gut und vorallem nachvollziehbar geschrieben, dass man diese ohne Mühe in ein paar Minuten lesen kann.
Wenn man das nicht möchte, sollte man auch gar nicht in Form eines Beitrags darauf eingehen.

Ich jedenfalls lese immer wieder gerne von Anatol...
"Erschießen Sie mich, da wohn ich lieber im Leichenschauhaus"
- Quantum of Solace (2008)

Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

446
Maibaum hat geschrieben:
DonRedhorse hat geschrieben: Ich fand nur die Antwort von Niklas sehr rotzig. Da gibt sich Anatol solche Mühe und schreibt eine schöne Kritik und bekommt dann so eine Aussage um die Ohren gehauen.
Ja, da hast du recht. Könnten wie ihn vielleicht steinigen solange sich GP noch ziert?
An den Ohren langziehen sollte für das erste reichen ... :P
#Marburg2025

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Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

448
Maibaum hat geschrieben:Gerade die Action finde ich sehr gelungen in GE.
Da holt Campell Bond in die Moderne indem er viel mit langen Brennweiten arbeitet, und das sah damals, und sieht heute immer noch ausgesprochen aufregend auf. Was aber auch für große Teile des restlichen Films gilt.
Daß der Showdown dann nicht mehr das Niveau hält sehe ich allerdings genau so, da war beim letzten anschauen plötzlich ein wenig die Luft raus.

Als formelhaft in einem negativen Sinne (wie direkt danach TND) habe ich GE nie betrachtet, sondern ich habe ihn immer als sehr erfrischend wahrgenommen. Außerdem ist GE der best inszenierte der alten Bonds nach oder neben OHMSS und TSWLM. Da verzeihe ich die ein oder andere kleine Blödheit, aber mit etwas mehr Entschlossenheit hätte man da noch größeres schaffen können.
Ich mag ihn auch, aber die vorhandenen Schwächen fallen bei wiederholter Sichtung dann doch auf (müdes Finale, viel erkennbare Studiokulissen, protzige Panzerfahrt, Tempostillstand in Servenaja). Und formelhaft bzw. nach Bond-Checkliste vorgehend sehe ich ihn schon: DB5, Casino-Smoking-Szene, Vodka-Martini-Spruch, irrer Villain mit Allmachtsphantasien und extravagantem Hideout, Henchman äh Woman mit ganz speziellen Fertigkeiten und Vorlieben, Auto mit Extras (die dann aber nicht mal zum Einsatz zu kommen), Q und Moneypenny-Szenen, PTS mit speziellem Wow-Effekt ...
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"

449
Maibaum hat geschrieben:
DonRedhorse hat geschrieben: Ich fand nur die Antwort von Niklas sehr rotzig. Da gibt sich Anatol solche Mühe und schreibt eine schöne Kritik und bekommt dann so eine Aussage um die Ohren gehauen.
Ja, da hast du recht. Könnten wie ihn vielleicht steinigen solange sich GP noch ziert?
Ich bin nur froh dass du mich in Frankfurt nicht versucht hast zu steinigen.
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