1888
von Funksoulbrother
Agent
Das ist keine Review zu "Spectre", dazu fehlt mir gerade Zeit und Energie.
Nach dem sehr geteilten Medienecho und sehr geteilten und teilweise auch unentschlossenen Einschätzungen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis hatte ich mich sogar schon darauf eingestellt, den Film diesmal im Kino an mir vorübergehen zu lassen (obwohl Daniel Craig - abseits des außer Konkurrenz laufenden Sean Connery - mein Lieblings-Bond-Darsteller ist), was seit "GoldenEye" - meinem ersten James-Bond-Film, den ich damals im Kino gesehen habe - noch nie vorgekommen ist. Jetzt habe ich gestern doch noch die Gelegenheit genutzt, den Film im Kino zu sehen.
Mein Eindruck von dem Film ist, dass "Spectre" ein ziemlich unausgegorener Film ist (das war meiner Meinung nach aber der so hochgelobte "Skyfall" auch schon), er pendelt ständig zwischen Old-School-Bond und typischem Craig-Bond hin und her, ohne sich wirklich entscheiden zu können, was er nun sein will. Manchmal wirkt der Film mega-seriös, manchmal aber auch in seiner Retro-Ausrichtung naiv bis sogar dumm. Da waren ein paar Klischees zu viel drin.
Aber: Das Ding ist unglaublich unterhaltsam, finde ich. Es macht trotz aller erkennbarer Schwächen einfach Spaß, sich das Treiben auf der Leinwand anzuschauen. Tolle Bilder, tolle Atmosphäre. Viele gute Szenen (trotz zuweilen saudämlicher Story-Entscheidungen und verschenkter Möglichkeiten).
Insgesamt für mich wohl der drittbeste Craig-Bond, den ich aufgrund seiner Unterhaltsamkeit mit 8/10 Punkten bewerten würde. ("Casino Royale" bleibt im "Craig-Bond-Universum" der unangefochtene Spitzenreiter - auch der gesamten Bond-Reihe - mit 9.5/10 Punkten, gefolgt von "Skyfall" mit 8.5/10 Punkten, dann kommt "Spectre" und zum Abschluss der unterschätzte "Ein Quantum Trost" mit 7.5/10 Punkten.)
Ich würde mir wünschen, dass Craig noch ein fünftes und dann letztes Mal Bond verkörpert (auch wenn sie dem Mann dann 50 Millionen hinblättern müssen) - und in diesem Film endgültig mit Oberhauser abgerechnet wird (gerne sollten sie dazu auch Madeleine als Oberhauser-Opfer über die Klinge springen lassen - auch wenn das alles sehr OHMSS-mäßig wäre). Ich möchte im nächsten Film gerne noch mehr über die Spectre-Organisation erfahren und dass Craigs Bond einen sauberen Abschluss seiner Storyline bekommt.
Ein anderer Regisseur als Sam Mendes wäre für den Abschluss gut ... und bitte bessere Drehbuchautoren. Es sollte vom Gefühl und der Atmosphäre wieder mehr in die "Casino Royale"-Richtung gehen. Das Budget könnte dann gerne auch wieder zwischen 150 und 200 Millionen liegen, die 250 Millionen von "Spectre" braucht kein Mensch. Also lieber drei richtig geile Actionszenen (wie eben in CR) über die drei Akte des Films verteilt als ein halbes Dutzend teilweise unausgegorene (wie z. T. in QoS). Dafür mehr Spionage-Arbeit. Felix Leiter zurück im Boot. Und zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten. Aber das alles ist ja schon OT.
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Funksoulbrother am 28. Dezember 2015 21:48, insgesamt 2-mal geändert.
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)