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von Revoked
Agent
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London war herrlich im Januar. Vor allem morgens. James Bond zündete die erste Zigarette des Tages an und schloß die Tür seines Bentleys auf. M hatte ihn für 9.30 Uhr ins Büro bestellt. Es war 9.10 Uhr als Bond losfuhr – er wollte keinesfalls zu spät kommen. Um 9.20 Uhr bog er von der Euston Road in die Albany Street am Regentspark ein und Steuerte den Wagen ruhig auf das große, graue Gebäude mit der Aufschrift „Universal Export Co.“ zu.
Er grüßte Stuart, den uralten Parkwächter, als er den Kragen seines Mantels hochschlug während er über den Parkplatz ging. Dann trat er in die Vorhalle des Gebäudes. Miss Twining saß an ihrem Schreibtisch in der Empfangshalle und nickte nur kurz, als sie Bond sah. Er betrat den Fahrstuhl und fuhr hinauf in den neunten Stock.
Da war sie wieder, die grüne gepolsterte Tür, hinter der Agent 007 schon häufig die Riskantesten Aufträge erhalten hatte. Bond öffnete die Tür und betrat das Vorzimmer von Ms Büro, in dem Miss Moneypenny saß.
„ Moneypenny, wie habe ich sie doch vermißt.“
Sie sah von der Schreibmaschine auf und antwortete auf ihre freundliche Wiese: „ Ich bin untröstlich, James. Sie wissen doch genau, wo sie mich finden.“
Um 9.28 Uhr betrat Agent 007 das Zimmer von Sir Miles Messervy dem Leiter, des MI6 ihrer Majestät. Der alte Mann saß wie üblich hinter seinem wuchtigen Schreibtisch und war dabei seine Pfeife säubern.
„ Guten Morgen 007, sie haben in Kopenhagen gute Arbeit geleistet.“
„ Ein Kinderspiel.“
„ Sie sollten die Sache etwas ernster nehmen.“
Dann trat Schweigen ein. M stopfte seine Pfeife und zündete sie an. Durch den dichten Qualm, der sich bei den ersten paar Zügen wie ein Wand zwischen den beiden Männern bildete, forderte M Bond auf sich zu setzen.
„ Sie kennen Admiral Thomas Spencer ?“
„ Geboren in Stourbridge, England, mit 18 Jahren zur Marine, verdiente sich mehrere Medallien im 2. Weltkrieg, wurden am Bein angeschossen und humpelt deswegen, er war während meinem Diest auf der HMS Invincible mein Vorgesetzter, 56 Jahre alt, ledig.“
„ Wie ich sehe sind sie immer noch in Form, 007.“
„ Man tut, was man kann.“
„ Der Admiral ist vor vier Wochen aus heiterem Himmel von seinem Amt zurückgetreten, um zu einem Südafrikanischen Konzern zu wechseln. Die Firma Silverstone Enterprises. Er soll die Koordination des Exports per Schiff übernehmen. Der Konzern stellt diverse Stahlartikel her, Kugellager, Rohre, Schrauben und so weiter. Silverstone Enterprises gehört einem schwarzen Südafrikaner namens Chinua Okonwo. Sicher wußten sie auch noch nicht, daß Spencer Heroin abhängig ist. Nachdem man seine Verwundung behandelt hatte verabreichte ein Artzt ihm Heroin, um seine Schmerzen zu lindern, seitdem ist er abhängig. Von der Bank erfuhren wir, daß er pleite ist. Der Admiral hat wohl vor seine Sucht ab jetzt durch die Arbeit bei Silverstone Enterprises zu finanzieren, sie zahlen ihm ein beachtliches Gehalt. Wir haben Grund zu der Annahme, daß der Konzern in illegale Waffengeschäfte verwickelt ist.“
Nach einer Pause sagte er ruhig: „ Sie sind nicht mehr beim MI6, 007. Sie sind vorrübergehend Arbeitslos und auf Jobsuche. Sie werden sich bei Silverstone Enterprises als Übersetzer bewerben.“
Das war es, was Bond schon immer an M gemocht hatte, M redete nie lange um den heißen Brei herum.
„ Major Boothroyd hat für sie hervorragende Refernzen und Qualifikationen erstellt, ich kann mir nicht vorstellen, daß der Konzern sie ablehnt.“
Die Sonne schien jetzt kühl in das Zimmer herein und das Fenster war direkt hinter M. So erschien Bonds Vorgesetzter nur noch als Schatten.
„ Sie fliegen morgen früh nach Kapstadt. Das Flugticket holen sie sich bei Miss Moneypenny ab und Major Boothroyd hat noch etwas für Sie. Finden Sie heraus, was bei Silverstone Enterprises vor sich geht. Ich erwarte spätestens in vier Tagen eine Rückmeldung von ihnen. Guten Tag 007.“
„ Guten Tag, Sir.“
Mit diesen Worten verabschiedete Bond sich und verließ das Zimmer.
Im Vorraum lächelte Miss Moneypenny ihm entgegen.
„ Nehmen sie mich mit nach Südafrika, James ?“
„ Sie wissen, daß ich sie überall hin mitnehme, Moneypenny, aber dieses Mal muß ich sie enttäuschen, ich bin nämlich Arbeitslos.“
„ Dann haben sie doch um so mehr Zeit für mich.“
Sie gab ihm den Couvert mit dem Flugticket.
„ Ich bringe ihnen was hübsches mit, Moneypenny.“
„ Sie erledigen doch alles hübsche vor Ort.“
„ Ich vermisse sie jetzt schon, Moneypenny.“
Er verließ das Zimmer und ging über den schweren Teppich zum Fahrstuhl. Die Abteilung Q war im Keller. Bond stieg aus dem Fahrstuhl und betrat durch eine dicke Eisentür das Versuchslabor von Major Boothroyd alias Q. Der Geruch von Schwarzpulver lag in der Luft. Überall arbeiteten Techniker und Chemiker an irgendwelchen skurillen Aparaten. Bond hatte es immer spaß gemacht hier ins Labor zu kommen, nicht nur, daß das Zuschauen äußerst amüsant war, sondern vor allem weil er sich daran erinnerte, daß einige von Qs Erfindungen ihm schon öfters das Leben gerettet hatte.
„ Guten Morgen, 007.“
Bond hatte nicht bemerkt, wie Q an ihn herangetreten war, bei dem Durcheinander war das aber auch kein Wunder.
„ Guten Morgen, Q, haben sie noch eine Stelle frei ? Ich bin eben Arbeitslos geworden.“
„ Ihnen werden die Scherze wohl nie ausgehen. Kommen wir zur Sache. Ich habe mich um ihre Referenzen gekümmert. Da sie ja in Cambridge Sprachen studiert haben mußten wir dort zum Glück nicht viel nachhelfen. Aus ihrem Führungszeugnis bei der Royal Navy mußten wir allerdings einige Sachen entfernen. Sie haben sich ja damals nicht gerade mit Ruhm beklekert. Ferner habe ich ihnen ein Zeugnis von dem Verlag Gildrose Produktions Ltd. besorgt, daß sie als einen hervorragenden Übersetzer darstehen lässt.“
„ Ich habe noch nie an meinem Talent gezweifelt.“
„ So, jetzt halten sie mal die Luft an, 007. Ich habe hier noch etwas für sie.“
Die beiden Männer gingen zu einem der Werktische hinüber, auf dem ein Chaos aus Kabelresten, Widerständen und Werkzeug herrschte. Dazwischen fischte Q ein schwarzes Metallkästchen heraus, welches etwa die Größe einer Zigarettenschachtel hatte.
„ Das ist ein Wanze mit eingebautem Tonbandgerät, durch Klebestreifen läßt sie sich überall bequem platzieren. Das Tonband kann bis zu vier Stunden aufnehmen."
„ Perfekt um später einmal meine Memoiren aufzuzeichnen.“
„ Wenn sie mir nicht zuhören werden sie keine Memoiren mehr haben um sie afzuzeichnen. Geben sie mir mal ihre Pistole.“
Bond öffnete sein elegantes Tweed- Jacket und gab Q seine Walther PPK. Dieser warf nur einen kurzen Blick darauf und suchte mit der anderen Hand in einer Schublade herum, bis er das, was er suchte gefunden hatte.
„ Wir haben neue Schalldämpfer konstruiert. Sie sind kleiner und Leiser.“
Q schraubte den Schalldämpfer, der tatsächlich nur halb so groß war, wie die Ublichen, auf die Pistole und gab sie Bond.
„ Der Schießlehrer erwartet sie sie gleich noch, dann können sie den Schalldämpfer auch gleich mal ausprobieren. Zu guterletzt habe ich noch einen Aktenkoffer für sie mit der üblichen Ausstattung. Wurfmesser, Munition und so weiter. Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie die Sachen einmal wieder heil zurückbringenwürden.“
„ Wo gehobelt wird fallen Späne,“ sagte Bond mit einem Grinsen, als er seine Walther PPK wieder einsteckte.
Er öffnete den Koffer und legte seine Zeugnisse hinein. Er verabschiedete sich von Q und ging zum Schießstand, der sich ebenfalls im Keller befand.
Ich bin mehr, als ich scheine
In mir steckt alle Kraft und Stärke der Welt