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von AnatolGogol
Agent
Das sehen wir dann doch sehr unterschiedlich. Ich denke zB daran wie Tarantino die Szene in RD inszeniert hat, in der Madsen seine Rasiermesserfolter abzieht und dabei singend durch die Gegend schwoft. Das ist für mich eine sehr bewusste Brechung der an sich sehr ernsten und harten Szene. Oder die ganze Szene mit Travoltas versehentlich losgegangener Kanone: alles derart überzeichnet, dass man einfach darüber lachen muss. Solche Szenen findest du gerade in PF durchgängig: harte und oftmals wenig appetitliche Szenen werden komisch aufgelöst. Wo hat man sowas in TR? Nimm zB die Szene, in der Arquette von Gandolfini gefoltert wird: wo ist da eine humorvolle Brechung oder Auflösung*? Oder der finale Shootout, die jeweiligen Enden von Oldman, Jackson und Hopper: alles bierernst in Szene gesetzt. Wenn TR witzig ist wie zB, als Rubineks Assi in seinem Porsche mit ner Ladung Koks in der Fresse von der Polente erwischt wird oder die Szenen mit dem bekifften Brad Pitt, dann ist der Film ausschliesslich komisch, wenn er ernst ist, dann ist er ausschliesslich ernst. Scotts Inszenierung trennt das sehr strikt von einander ungeachtet dessen, was Tarantino vielleicht im Sinn hatte. Bei Tarantinos Filmen dagegen begleitet das komische auch immer das harte. TR nimmt sich, seine Handlung und seine Figuren viel ernster, als es Tarantinos Film für gewöhnlich tun. Ich finde das aber durchaus interessant, da der Film dennoch hervorragend funktioniert, aber eben in meinen Augen deutlich anders als ein "normaler" Tarantino-Film.
* Ich könnte mir gut denken, dass Tarantino beim Schreiben dieser Szene durchaus Humor im Sinn hatte, zB als Arquette den Korkenzieher gegen Gandolfini erhebt wie ein Kruzifix, das birgt durchaus komisches Potenzial. Scott inszeniert diesen Moment, auch unterstützt durch Zimmers hier fast schon klagende Musik, eher so, dass man mit der offenbar nun völlig hoffnungslosen Arquette Mitleid bekommt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"