Das Problem ist halt meiner Meinung nach, dass Pulp Fiction sich strukturell gar nicht wirklich von z.B. Rodriguez' Sin City Verfilmungen unterscheidet. Beide sind im Prinzip sehr ähnlich aufgebaut, nämlich als lose Abfolge von in sich geschlossenen Kurzgeschichten, die zwar in derselben Welt stattfinden, dabei jedoch anderen Protagonisten folgen und lediglich über einige Anspielungen und das weitgehend handlungsirrelevante kurze Kreuzen der Charaktere in einen zeitlichen Kontext gebracht werden können. Nur will der Sin City Film gar nie etwas anderes sein als ein Episodenfilm, während Pulp Fiction irgendwie den Anspruch stellt, über diese vielbehauptete geniale Erzählstruktur zu verfügen. Mir fällt da im Vergleich auch Ritchies Snatch ein, der zwar chronologisch erzählt wird, aber ebenfalls separate Handlungsstränge verfolgt. Diese kreuzen und beeinflussen sich im Verlauf des Films aber gegenseitig, und daher finde ich es dort auch narrativ genial, während die Pulp Fiction Episoden eben leider inhaltlich so gut wie nichts miteinander zu tun haben.AnatolGogol hat geschrieben:Ganz so weit würde ich nicht gehen, ich sehe aber auch keine erheblichen Auswirkungen auf den Film durch die teilweise antichronologische Erzählstruktur. Die Eliminierung einer Hauptfigur (Travolta) im 2. Akt ist schon ein sehr schöner Effekt, ähnlich wie in Hitch seinerzeit bei Psycho im Sinn hatte. Das kommt schon sehr überraschend und vor allem derart beiläufig, dass zwangsläufig beim Zuschauer die Fragezeichen nur so um den Kopf schwirren. Wenn er dann im 3.Akt wieder auftaucht ist das schon ein sehr schöner Aha-Moment, mehr aber eigentlich auch nicht. Die kleinen Querverweise wie Willis Auftritt in Akt 1 sind nette Gimmicks, haben aber für mich keinen wirklichen Einfluss auf die Handlung im Sinne einer Verwebung der Teilplots.GoldenProjectile hat geschrieben:In meiner Welt ist PF ein zusammenhangsloser Episodenfilm. Keine Ahnung, was daran konzeptionell genial sein soll.
Ausserdem hat Pulp Fiction für mich einen erheblichen dramaturgischen Makel, und zwar dass der emotionale Höhepunkt, die spannende und exzellente Willis-Episode, die im Folterkeller auf verblüffende Art kulminiert, bereits in der Mitte kommt. Die flasht so sehr, dass das folgende Kapitel um die Leichenbeseitigung zwar immer noch ganz witzig ist, aber im Vergleich wie ein belangloses Lüftchen wirkt.
@Maibaum
Auf die Gefahr hin, bald einem Stein ausweichen zu müssen: Während ich weder Peckinpahs elegische Bluteskapade noch Kubricks übermenschlich faszinierende Weltraum-Strauss-Szene nicht missen möchte (und mich Fussball egal ob mit oder ohne Ball nicht interessiert) fände ich es sogar interessant, PF zweimal direkt hintereinander zu schauen, einmal in der normalen Fassung und einmal chronologisch.