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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Gestern spät abends noch statt "Lethal Weapon II" zu gucken lieber die nächste 80er Jahre Reihe angefangen: "Beverly Hills Cop". Auch das war ein großer Spaß. Obwohl das Eddie-Murphy-Vehikel ja den Startschuss für die ganzen Don Simpson / Jerry Bruckheimer - Blockbuster gab, ist der Film selbst recht actionarm – heute wundert man sich über die Formulierung "Actionkomödie" ziemlich. Bis auf die anfängliche Truckjagd (mit viel hübschem Autoschrott) und das abschließende kurze Geballer ist da schlicht von Action nicht wirklich was zu sehen. Eigentlich ist das ein Krimi mit einer gerade in Krimis dutzendfach erzählten Handlung, der natürlich (welch Wunder!) ganz um die Starqualitäten von Eddie Murphy gestrickt ist. Und das funktioniert auch heute (sofern man den Humor mag) erstaunlich gut. Den elementaren Grund dafür hat meine Freundin gestern so schön formuliert: "Der Film hat Herz." Jawoll, da muss man ihr zustimmen. So witzig und spielfreudig Murphy auch wieder exzellent den Dauerquassler gibt, so sehr funktioniert die Bindung zu Axel Foley über seinen menschlichen Kern: Die Wut und den Aufklärungsdurst wegen der Ermordung seines besten Kumpels spielt er glaubhaft, genauso seine wachsende Freundschaft zu Taggart und Rosewood. Auch hier haben wie bei "Lethal Weapon" die Fortsetzungen popkulturell den Erstling etwas falsch in Erinnerung kommen lassen: "Beverly Hills Cop" ist eine gute Geschichte, die zweifelsfrei eine Komödie sein mag, aber auch ernste Momente hat und weit weniger actiongeladen und albern ist als gern behauptet.
Die restliche Besetzung neben Murphy ist auch wunderbar: Offensichtlich sind natürlich John Ashton und Judge Reinhold, die so gut sind, dass sie, wäre "Beverly Hills Cop" ein heutiges Phänomen, ihr eigenes Spin-off bekämen. Ronny Cox als ihr Vorgesetzter ist ähnlich gut besetzt, auch wenn er leider nicht viel zu tun bekommt. Steven Berkoff wurde offensichtlich besetzt, weil er erst ein Jahr vorher den russischen General in "Octopussy" gegeben hat und an und für sich spielt er hier denselben Part, nur ohne den großen Ausraster (der eh besser zu einem Bond-Villain passt). Besonders schön aber, wie markant die Nebenrollen besetzt sind: Charakterfresse Jonathan Banks ist als Killer zu sehen, sehr gut spielt auch der Detroiter Polizeichef in seinen kurzen Szenen. Die Inszenierung hat mir ebenfalls gefallen, ohne sich besonders hervorzutun, zum berühmten Synthie-Soundtrack braucht man nicht viel sagen. Würde ich dem Film etwas Böses wollen, könnte ich ihm vorwerfen, dass er einen Haufen an Klischees bemüht, von denen einige sehr uninspiriert einfach bloß abgehakt werden. Aber ich wurde prima unterhalten, also gilt es auch, dass nicht für wichtiger zu nehmen als es ist.
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