Casino Hille hat geschrieben:Ist halt anfangs die Bondmusik mit Trommeln drüber und danach ein Mash-Up verschiedener Tracks aus SF. Oder hab ich da noch was überhört?

Naja, das mit dem Mashup kommt erst gegen Ende der Sequenz und liegt wohl vor allem daran, dass man das vorher vermutlich ohne Musik umsetzen wollte. Ist aber trotzdem sehr gelungen und lange nicht so störend wie die ewigen Redundanzen in DN und FRWL.

Ich habe DN und FRWL musikalisch nie als redundant empfunden. Wäre mir auch gar nicht in den Sinn gekommen, erst recht nicht bei FRWL, der einen wunderbar vielseitigen Score aufweist und Barrys Können bereits unter Beweis stellt. Und zwischen Barry und Newman sehe ich auf Bond bezogen einen ziemlichen Klassenunterschied, denn während der gute John tatsächlich einen echten Stil bildete und jedem Film (auch gerade schon FRWL) atmosphärisch etwas eigenes gab, hat Newman jetzt schon bei SF und SP zweimal so ähnliche Scores abgeliefert, dass diese bezüglich der Stimmung identisch klingen (nur weil ich ein paar Trommeln auf das Bondthema lege habe ich eben noch keine spürbare Atmosphäre kreiiert).

Ich spreche Newman nach wie vor sein Können als Komponist nicht ab und er hat schon großartige Arbeiten geleistet, aber für Bond ist er absolut falsch. Das ist aber keine Schande, auch Michael Kamen, den ich für einen der besten Komponisten aller Zeiten halte, hat bei LTK einen relativ unausgegorenen Mix aus aggressiver Klangart und lustloser Melodik abgeliefert.

Die FRWL-Diskussion hatten wir ja bereits und ich weiss, dass dich die Redundanzen nicht stören.

In SP gefällt mir auch "Donna Lucia" sehr gut. Speziell solche ruhigen Stücke gelingen Newman meiner Meinung nach viel besser als Arnold, der eher die Verfolgungsjagden beherrscht.

Ach echt? Du hast bei FRWL mal seitenlang über den Einsatz des Bondthemas gesprochen (also über die Regie), aber über den Score?

An Donna Lucia kann ich mich kaum erinnern. An "James & Jinx", "Paris And Bond", "The Last Goodbye" etc. dafür sehr gut.

An "James & Jinx" kann ich mich auch erinnern. Eben weil es so schlecht ist wie der Film...

Quatsch. Das ist sehr gut gelungen.

Ganz groß übrigens in dem Zusammenhang: Wer sich mal anschauen will, wie man Themen etabliert und sie über mehrere Filme hinweg nutzt, ohne das es an Wirkung verliert oder sich sinnlos wiederholt, der schaue sich ganz unbedingt mal die Scores von TND und TWINE an. So etabliert Arnold in TND ein Liebesthema ("Bond And Paris"), welches er dann in TWINE variiert (aber noch erkennbar) als Leitmotiv für den Elektra-Charakter nutzt (und das eindeutig auch die Weichen für das Vesper-Thema in CR stellte, erst recht durch das Hinzufügen des Pianos in TWINE). Dabei nimmt er aber eben nicht exakt dieselbe Komposition und liefert ein Mash-Up mit ein paar neuen Akkorden, sondern es wird eine sehr schöne Weiterentwicklung deutlich, sodass er das Thema für den Elektra-Charakter um eine zusätzliche Facette erweitert.

Ich finde es grundsätzlich nicht falsch, dass Elemente aus dem Vorgänger übernommen werden. Die Idee ein Moneypenny Thema aus SF für SP wieder zu verwenden ist zum Beispiel gut. Aber bei SP bekommt man den Eindruck, ja, dass war der Soundtrack von SF! Wann kommen die neuen Stücke?

@ Hille:

Das, was du da bei Arnold lobst, nervt mich eher. Für wiederkehrende Charaktere wie Q kann man gerne ein Stück wiederverwenden. Für neue Charaktere, die dann auch noch so wichtig sind, wie Elektra oder Vesper, da hätte ich mir schon etwas völlig neues gewünscht.

Casino Hille hat geschrieben:An Donna Lucia kann ich mich kaum erinnern. An "James & Jinx", "Paris And Bond", "The Last Goodbye" etc. dafür sehr gut.

Sorry, aber das sagt mir alles überhaupt nichts. Und dass obwohl ich Arnold grundsätzlich mag, aber zu seinen Highlights gehören für mich eher "Submarine", "Gustav Graves Grand Gravitational Exit" und "Pursuit at Port Au Prince". Auch Newman ist für ähnlich großartige Stücke verantwortlich, wie "Enquiry", "She's Mine", "Backfire" oder "Westminster Bridge".

Casino Hille hat geschrieben:Quatsch. Das ist sehr gut gelungen.

Ganz groß übrigens in dem Zusammenhang: Wer sich mal anschauen will, wie man Themen etabliert und sie über mehrere Filme hinweg nutzt, ohne das es an Wirkung verliert oder sich sinnlos wiederholt, der schaue sich ganz unbedingt mal die Scores von TND und TWINE an. So etabliert Arnold in TND ein Liebesthema ("Bond And Paris"), welches er dann in TWINE variiert (aber noch erkennbar) als Leitmotiv für den Elektra-Charakter nutzt (und das eindeutig auch die Weichen für das Vesper-Thema in CR stellte, erst recht durch das Hinzufügen des Pianos in TWINE). Dabei nimmt er aber eben nicht exakt dieselbe Komposition und liefert ein Mash-Up mit ein paar neuen Akkorden, sondern es wird eine sehr schöne Weiterentwicklung deutlich, sodass er das Thema für den Elektra-Charakter um eine zusätzliche Facette erweitert.

Mit Verlaub, aber das sind unterschiedliche Themen. Vielleicht ähneln sie sich leicht in ihrer Tonalität, aber "Weiterentwicklung" würde ich das nicht nennen. Letzteres (TWINE) finde ich auch deutlich stärker, hier hat sich Arnold gefunden. Hätte übrigens auch das Leitthema des Abspanns werden sollen ("Only Myself to Blame"), ist es aber leider nicht. Solche Themen vermisse ich bei Newman, obwohl das Motiv aus dem Zug (Dinner Szene) in SP nicht übel ist. Ich möchte Newman keinesfalls irgendwelche kompositorischen Talente absprechen, da stünden mir auch ehrlich gesagt schlicht und einfach die Zahlen im Wege, allerdings trifft er nur selten meinen Geschmack. Seine Musik empfinde ich als zu reduziert und stellenweise auch als zu naiv, im Sinne von "offensichtlich". Außerdem geht mir dieses möchtegern Asia Zen-Herumgeplimpere ziemlich auf den Sack!

Jetzt wo ich mir Paris & Bond einmal angehört habe muss ich sagen, dass ich so etwas auch mit TWINE in Verbindung bringe. Grundsätzlich sind beide Stücke demnach also nicht zu redundant. Zu den Highlights von Arnold zählt es aber nicht.

craigistheman hat geschrieben:das sind unterschiedliche Themen

Nicht ganz, es gibt deutliche Parallelen, die erkennbar genug aufzeigen, dass Arnold hier auf den eigenen Vorgänger zurückgriff.

craigistheman hat geschrieben:Außerdem geht mir dieses möchtegern Asia Zen-Herumgeplimpere ziemlich auf den Sack!

Zumal das glaube ich auch 1-2 mal in SP auftrat oder? Wo es noch absurder war, da dort gar kein Asien vorhanden ist.

Casino Hille hat geschrieben:

craigistheman hat geschrieben:das sind unterschiedliche Themen

Nicht ganz, es gibt deutliche Parallelen, die erkennbar genug aufzeigen, dass Arnold hier auf den eigenen Vorgänger zurückgriff.

Also ich finde nicht wirklich. Bewegt sich innerhalb der gleichen Tonart, daher vielleicht. Hast du eine Passage bei der dir das besonders auffällt?

craigistheman hat geschrieben:Außerdem geht mir dieses möchtegern Asia Zen-Herumgeplimpere ziemlich auf den Sack!

Zumal das glaube ich auch 1-2 mal in SP auftrat oder? Wo es noch absurder war, da dort gar kein Asien vorhanden ist.

Ja genau, in SF konnte man das ja durch die vielen Locations in Asien rechtfertigen, in SP wirkt der Einsatz fernöstlicher Klänge einfach deplatziert. Das ist ein riesen Plus bei Barry und Arnold, beide sind in der Lage den unterschiedlichen Settings, Locations und Charakteren einen stets individuellen und passenden Touch zu verleihen.
"Have you ever killed someone" aus dem QoS-Score ist da beispielhaft. Der Track fasst die Stimmung des gesamten Filmes in wenigen Minuten zusammen (Wüste, Vertrauen, Misstrauen, Rache, Moral, Gewalt, E-Gitarre = Bond Pur). Gleichzeitig wird der zierliche Mathieu Amalric durch den brachialen Score kontrapunktiert, was seinem Auftreten mehr Bedrohlichkeit verleiht.
David Arnold schafft es in nicht einmal 2 Minuten doppelt so viel Stimmung zu erzeugen wie es Thomas Newman nicht einmal nach 2 ganzen Scores gelingt. Aber das ist meine Meinung und natürlich höchst diskutabel.

http://www.youtube.com/watch?v=kuAv19Seb5A

@Hille: Sorry, hab irgendwie chaotisch geantwortet. Erster Teil meiner Antwort steht im gleichen Kästchen wie dein Post...

craigistheman hat geschrieben:Hast du eine Passage bei der dir das besonders auffällt?

Eigentlich sogar die ganze Zeit. Fängt bei der gleichen Tonart an, geht über beinahe identische Akkorde etc.

craigistheman hat geschrieben:"Have you ever killed someone" aus dem QoS-Score ist da beispielhaft.

Das sehe ich genauso. Ein wunderbarer Track. Ich teile auch die vorherrschende Meinung nicht, dass Arnold nur in Actionpassagen begabt gewesen wäre. Nein, das genaue Gegenteil ist der Fall, gerade Arnold und Barry sind absolut herausragend darin, durch Musik tempoloseren Passagen einen bestimmten Stil mitzugeben, wie die beiden sich überhaupt in vielen Dingen ähneln.