Re: Fussball-Thread

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Casino Hille hat geschrieben: 9. Juli 2018 11:22 Solange man darum nicht genuaso viel Lärm um Nichts wie bei Özil und Gündogan macht, ist alles gut.
Die Kuriosität besteht ja genau darin, dass sich ausgerechnet Matthäus so sehr über Özil aufgeregt hat. :lol:

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Re: Fussball-Thread

4459
Verstehe den Vergleich nicht, Loddar kann mal wahrlich viel vorwerfen, aber doch wohl kaum, er würde sich zu irgendetwas NICHT äussern. Und darauf bezog sich seine Kritik, nicht darauf, dass Özil sich mit einem autokratischen Machthaber hat ablichten lassen. Wenn Loddar jetzt gesagt hätte: "Özil taucht in entscheidenden Spielen vollständig ab, hat viel zu viele Länderspiele, trägt eitel den 10er durch die Gegend und wird in der Nationalmannschaft seinem Ruf im Weltfußball selten gerecht" - dann, ja dann könnte man ihm Doppelmoral vorwerfen.
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Re: Fussball-Thread

4461
Erst mal ist er nicht zu Putin gefahren, sondern ist im Auftrag der FIFA bei der WM im Einsatz. Darüberhinaus stellt sein Treffen mit Putin in offizieller Funktion auch nicht sein Bekenntnis zu Deutschland in Frage, wenn dem so wäre, dann dürften Merkel & Co. ja auch keinen "verpönten" Amtskollegen mehr treffen. Und huldigen tut er Putin auch nicht, sondern er erkennt lediglich an, dass die Russen die WM gut ausgerichtet haben, was ja den Tatsachen entspricht. Wenn Özil 2024 im EM-FInale in Istanbul Erdogan bei der Pokalübergabe die Hand gedrückt hätte, dann hätte man ihm sicher auch keinen Vorwurf gemacht. :wink: Abgesehen davon sollte die Özil-Debatte weniger um das "was" als um das "wie" geführt werden - und zwar in Bezug auf alle Beteiligten.
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Re: Fussball-Thread

4462
Ich frage mich sowieso, was es in Sachen Fußball mit diesem "Bekenntnis zu Deutschland" auf sich haben soll. Wenn jemand einen deutschen Pass hat und sich dafür entscheidet, für die deutsche Nationalmannschaft AKA "Die Mannschaft" zu spielen, dann ist das aus meiner Sicht Bekenntnis genug. Fragwürdig wird es meiner Meinung nach erst bei Leuten wie Mário Fernandes, die nur deshalb eingebürgert werden, damit sie in der Nationalmannschaft (also in dem Fall in der russischen) spielen können.

Und weil Anatol es angesprochen hat: Ja, ich finde es genauso schlimm, wenn Merkel einen Deal mit Erdogan macht. Dass sie im Gegensatz zu Özil gleich die ganze Bundesrepublik vertritt, macht die Sache auch nicht besser.
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Re: Fussball-Thread

4463
Wie ich schon sagte finde ich das „wie“ in dieser Debatte wesentlich entscheidender als das „was“. Wir leben in einem freien Land und da sollte Meinungsfreiheit eigentlich respektiert werden. Wenn Herr Özil also das Bedürfnis hat Herrn Erdogan zu treffen, dann sollte man ihm dies auch zugestehen. Problematisch ist dabei nur, wenn jemand wie Özil auf der einen Seite bei der Nationalmannschaft die Werbetrommel für Integration und Toleranz, auf der anderen Seite dann aber bewusst oder unbewusst die Wahlkampfwerbetrommel für Herrn Erdogan rührt. Ebenso problematisch ist der Umgang des DFB: entweder ich stehe zu den von mir propagierten Werten, dann ist das Verhalten von Herrn Özil nicht tragbar für einen Vertreter der Nationalmannschaft. Oder es ist mir vollkommen schnuppe und ich gehen nur opportunistisch danach, was mich möglicherweise sportlich besser dastehen lässt: dann kann ich aber eben auch nicht marktschreierisch als Vertreter der nationalen demokratischen Werte auftreten. Wie gesagt: grundsätzlich sollte eine Demokratie tragfähig genug sein beides zu ertragen. Unerträglich ist jedoch die gerade in dieser Debatte offensichtliche Geisteshaltung „ich kann allen Seiten irgendwie gerecht werden“, was nur zur Folge hat, dass man keiner Seite gerecht wird.

Letztlich ist es eine Frage der Definition und da hat man sich beim DFB seit Jahren eindeutig positioniert: die Nationalmannschaft ist nicht nur der sportliche Vertreter Deutschlands auf dem internationalen Fussball-Parkett sondern darüber hinaus auch der Botschafter der demokratischen Werte unseres Landes. Und hier liegt der Hase im Pfeffer: bei solch einem selbsterhobenen Anspruch muss ich bzw. mein Personal (also sowohl Funktionäre, sportliche Führung als eben auch die Spieler) dem gerecht werden, da reicht dann eben nicht nur der deutsch Pass als "Legitimation". Hier ist dann auch ein eingebürgerter Spieler wie z.B. Cacau, der sich vollständig mit den deutschen Werten identifiziert und diese auch vorlebt deutlich glaubwürdiger, als ein in Deutschland geborener Spieler mit Migrationshintergrund, der sich nur aus sportlichen bzw. karrieretechnischen Überlegungen für die deutsche Elf entschieden hat, dem gleichzeitig das ganze Wertegedöns aber eigentlich vollkommen egal ist, es aber trotzdem als Repräsentant und (wichtig!) Werbefigur mitträgt. Nur Rechte, aber keine Pflichten funktioniert halt so gut wie nie und daher ist es eigentlich auch nur recht und billig, dass sowohl dem DFB als auch Herrn Özil dieses ganze unsägliche Thema derart um die Ohren fliegt, weil keiner die Notwendigkeit verspürt hat sich eindeutig zu positionieren und klar Stellung zu beziehen bzw. die Verantwortung für seine Ansichten zu übernehmen.
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Re: Fussball-Thread

4464
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Juli 2018 13:37Problematisch ist dabei nur, wenn jemand wie Özil auf der einen Seite bei der Nationalmannschaft die Werbetrommel für Integration und Toleranz, auf der anderen Seite dann aber bewusst oder unbewusst die Wahlkampfwerbetrommel für Herrn Erdogan rührt.
Was Merkel auch schon (bewusst oder unbewusst) mit ihrem Türkei-Deal getan hat. Es wird aber nur von den Leuten ein "klares Bekenntnis zu Deutschland" verlangt und eingefordert, wenn sie einen Migrationshintergrund haben.

Wenn sich dagegen Matthäus mit jemandem wie Putin trifft, dann wird darauf verwiesen, dass er das ja mit Erlaubnis der FIFA getan hat, die sowieso über jeden Zweifel erhaben ist. :wink:

Aber Özil wird sich wohl ohnehin aus der Nationalmannschaft zurückziehen. Er hat dort keine Zukunft mehr, egal wie deutlich sein "Bekenntnis zu Deutschland" in den nächsten Jahren auch ausfallen mag.
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Re: Fussball-Thread

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AnatolGogol hat geschrieben: 9. Juli 2018 12:41 Erst mal ist er nicht zu Putin gefahren, sondern ist im Auftrag der FIFA bei der WM im Einsatz. Darüberhinaus stellt sein Treffen mit Putin in offizieller Funktion auch nicht sein Bekenntnis zu Deutschland in Frage.
Daraus lese ich, dass es in Ordnung geht, wenn man sich im Auftrag oder mit Erlaubnis der FIFA mit Leuten wie Erdogan oder Putin trifft. Für mich spricht das nicht für Matthäus, sondern eher gegen die FIFA. Dass das ganze (also alles, was die FIFA so treibt) natürlich auch wieder die "Werte" des DFB als Teil der FIFA relativiert, ist natürlich auch klar.
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Re: Fussball-Thread

4467
Samedi hat geschrieben: 9. Juli 2018 14:49 Daraus lese ich, dass es in Ordnung geht, wenn man sich im Auftrag oder mit Erlaubnis der FIFA mit Leuten wie Erdogan oder Putin trifft.
Das habe ich aber eben nicht geschrieben und auch nicht angedeutet. Wohl aber, dass es einen Unterschied ausmacht, unter welchen Umständen ein solches Treffen zustande kommt, daher auch der Verweis auf einen möglichen Handshake beim EM-Finale als Analogie zum Matthäus-Putin-Treffen. Du hingegen hast die Matthäus-Aktion so hingestellt, dass Matthäus nichts besseres zu tun hatte, als privat zu Putin zu fahren und "ihm zu huldigen" (also praktisch genau das, was Özil defakto gemacht hat). Diese nicht den Fakten entsprechende Wiedergabe deinerseits habe ich mir erlaubt zu berichtigen. Gewertet habe ich weder das Treffen Özils (remember: Meinungsfreiheit und so) noch das von Matthäus, sondern lediglich darauf hingewiesen, dass ein solches Treffen nicht sein "Bekenntnis zu D" in Frage stellt - genauso wenig wie das von Özil mit Erdogan. Bei letzterem ist es aber - wie ich ja auch bereits ausgeführt habe - mMn durchaus angebracht darüber nachzudenken, ob er als Repräsentant für die deutsche Nationalmannschaft noch tragbar ist (wobei wie du ja sicherlich bemerkt hast ich auch in dieser Frage keine eindeutige Wertung abegegeben habe, Stichwort: sportlicher Opportunismus (von Seiten des DFB wohlgemerkt)).

Ich habe jetzt gefühlt schon 10x geschrieben, dass ich der Ansicht bin, die Debatte sollte man nicht über das "was" sondern über das "wie" führen. Dennoch wist du nicht müde darin zu versuchen mich als Antagonist deiner Meinung aufzubauen. Wir können gerne über das "wie" diskutieren, aber bitte verstehe wenn ich kein Interesse daran habe mich in eine Diskussion über das "was" hineinzuiehen zu lassen.
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Re: Fussball-Thread

4468
AnatolGogol hat geschrieben: 9. Juli 2018 16:13 Du hingegen hast die Matthäus-Aktion so hingestellt, dass Matthäus nichts besseres zu tun hatte, als privat zu Putin zu fahren und "ihm zu huldigen".
Also dass er das "privat" gemacht hat, hab ich nicht geschrieben.

AnatolGogol hat geschrieben: 9. Juli 2018 16:13
Ich habe jetzt gefühlt schon 10x geschrieben, dass ich der Ansicht bin, die Debatte sollte man nicht über das "was" sondern über das "wie" führen. Dennoch wist du nicht müde darin zu versuchen mich als Antagonist deiner Meinung aufzubauen.
Mir liegt es gänzlich fern, jemanden als Antagonisten meiner Meinung aufzubauen. So eine Pauschalität käme mir sowieso nicht in den Sinn. Und im Hinblick auf den DFB liegen wir glaub ich auch nicht so weit auseinander, wie es bisweilen den Anschein erweckt.
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Re: Fussball-Thread

4469
Samedi hat geschrieben: 9. Juli 2018 16:23 Also dass er das "privat" gemacht hat, hab ich nicht geschrieben.
Das ist mir durchaus bewusst und den Eindruck wollte ich auch nicht erwecken, sondern lediglich damit betonen, dass du die Tatsache, dass Matthhäus dieses Treffen nicht als Privatmann, sondern in seiner Eigenschaft als FIFA-Botschafter absolvierte, nicht erwähnt hast.
Samedi hat geschrieben: 9. Juli 2018 16:23 Also mir liegt es gänzlich fern, jemanden als Antagonisten meiner Meinung aufzubauen. So eine Pauschalität käme mir sowieso nicht in den Sinn. Und im Hinblick auf den DFB liegen wir glaub ich auch nicht so weit auseinander, wie es bisweilen den Anschein erweckt.
Der Eindruck kann bei aus dem Kontext gerissenen Zitaten und Fehlinterpretationen entstehen. :wink:
Aber alle gut, zumal es in dieser Debatte eh keine absolut richtig oder falsch gibt. Ich kann beispielsweise durchaus verstehen, wenn aus gesellschaftspolitischen Überlegungen und auch aufgrund der Tatsache, dass besagte unsägliche Debatte einen wunderbaren Nährboden für rassistische Auswüchse bietet eine Art "Beschützerinstinkt" für Herrn Özil entwickelt wird (ein Eindruck, den man durchaus gewinnen kann, wenn man sich die Presse gerade in Reaktion auf die ungeschickten Äusserungen von Bierhoff und Grindel der letzten Tage zu Gemüte führt). Aber man sollte dabei halt auch nicht übersehen, dass Özils Verhalten durchaus jede Mange Anlass zur Kritik gibt - und zwar wohlgemerkt unabhängig vom eigentlichen Treffen (wobei wir wieder beim "wie" statt "was" wären).
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Re: Fussball-Thread

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AnatolGogol hat geschrieben: 9. Juli 2018 16:34 Ich kann beispielsweise durchaus verstehen, wenn aus gesellschaftspolitischen Überlegungen und auch aufgrund der Tatsache, dass besagte unsägliche Debatte einen wunderbaren Nährboden für rassistische Auswüchse bietet eine Art "Beschützerinstinkt" für Herrn Özil entwickelt wird (ein Eindruck, den man durchaus gewinnen kann, wenn man sich die Presse gerade in Reaktion auf die ungeschickten Äusserungen von Bierhoff und Grindel der letzten Tage zu Gemüte führt). Aber man sollte dabei halt auch nicht übersehen, dass Özils Verhalten durchaus jede Mange Anlass zur Kritik gibt - und zwar wohlgemerkt unabhängig vom eigentlichen Treffen (wobei wir wieder beim "wie" statt "was" wären).
Ich glaube, du hast mich da falsch verstanden. Für mich ist Özils Verhalten auch höchst problematisch und sich vor einer WM (oder auch generell) in dieser Form mit einem Despoten wie Erdogan ablichten zu lassen, kann ich auch in keinster Weise nachvollziehen.

Wenn aber die Weltmeisterschaften der FIFA (an denen der DFB immer noch gerne teilnimmt), in Ländern wie Katar oder Russland ausgetragen werden und sich die FIFA-Offiziellen auch sonst nie zu schade sind, wenn es darum geht, sich mit fragwürdigen Politikern zu umgeben (von den anderen Machenschaften mal abgesehen), dann sind die "Werte" des DFB auch nichts weiter als Folklore.

Und wenn dann jemand wie Matthäus kommt, dann sollte er sich erstmal das Glashaus ansehen, in dem er selber sitzt, bevor er damit anfängt, mit Steinen auf jemanden wie Özil zu werfen.
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