Re: Fussball-Thread

4516
Peinlich und unreflektiert ist hieran aber auch daß er Grindel für seine Einstellungen kritisiert (wahrscheinlich zu Recht), aber dasselbe bei Erdogan unterlässt:

"Für mich war es egal, wer Präsident ist, es ging nur darum, dass er Präsident ist. Gegenüber einem politischen Amt Respekt zu zeigen, ist etwas, bei dem ich mir sicher bin, dass sowohl die Queen als auch Premierministerin May es teilen, wenn sie Erdogan in London als Gast empfangen.

Egal ob es der türkischer oder der deutsche Präsident gewesen wäre, ich hätte nichts anders gehandelt.

Ich sehe ein, dass es schwierig sein mag, das zu verstehen, weil es in den meisten Kulturen nicht möglich ist, das Amt des politischen Führers getrennt von der Person zu betrachten. Aber in diesem Fall ist das anders. Was auch immer das Ergebnis der vorangegangenen Wahl gewesen wäre, oder der Wahl davor, ich hätte trotzdem dieses Foto gemacht.”

Wenn ich das weiter denke, dann hätte Özil das also auch getan wenn Erdogan ein noch viel schlimmerer Mensch wäre (als er ohnehin schon ist), daß es egal scheint ob da ein Menschenfreund oder ein Massenmörder Präsident ist, solange er türkischer Präsident ist zollt er ihm halt Respekt.

Da hätte er besser mal weiter geschwiegen. Und wäre besser gleich nach der WM zurückgetreten, denn außer wenn er ab jetzt überragende Leistungen gebracht hätte, denn dann würde man ihn wahrscheinlich wieder in Ruhe lassen und alles verzeihen, würde man ohnehin nur auf ihm rumhacken. Da kann er fast nur verlieren bei.

Bei dieser ganze Affäre haben fast alle in viele Fettnäpfchen getreten, und das wird noch mehr Folgen haben.
Zuletzt geändert von Maibaum am 24. Juli 2018 11:13, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Fussball-Thread

4517
DonRedhorse hat geschrieben: 23. Juli 2018 13:32Ich bin lieber Deniz Yücel.
Finde persönlich nicht, dass das eine Sache davon ist, was man lieber ist und was nicht. Und da spricht "Wir sind alle Özil", ein Spruch der übrigens nicht von mir kommt, genau das aus, was unzählige junge Muslime in unserem Land seit Wochen denken, weil sie sich sehr gut mit ihm identifizieren können. Ich dachte eigentlich, dass der Spruch hier bekannt wäre.

Ja, Özils Auftritt und das viel zu künstlich zum Skandal aufgebauschte Foto waren hochgradig naiv und ihm hätte klar sein müssen, was für einen Rattenschwanz das ganze hat - und seine Rechtfertigung dafür hätte er sich schenken müssen, weil sie den Geschmack von Verzweiflung in sich trägt. Trotzdem hat der Spiegel-Artikel völlig recht: Die Kritik an ihm und am "Erdogate" ist sehr schnell in eine Richtung ausgeartet, die erstens offengelegt hat, was nicht wenige fälschlicherweise unter Integration verstehen und zweitens jungen Migranten, die sich trotz Integrationsbemühungen hier immer als Außenstehende gefühlt haben nun in gewisser Weise recht gibt. Und ja, der DFB hat erhebliche Fehler im Auftreten gemacht und Bierhoff und Grindel hätten sich hinter Özil stellen müssen, um den sofort in die Debatte einschwingenden Rassismus (den es leider gegeben hat) zu unterbinden. Stattdessen haben sie genau das nicht getan und sich als institutionalisierter Pfeifenkopfverein erwiesen. Ob Özil's Abgangsstatement so sinnvoll und sympathisch war? Ich denke nicht, aber das kümmert mich auch nicht groß. Und gerade bei der Kritik daran, dass Özil als Nationalspieler einen gewissen Wertekatalog einzuhalten habe (was schlicht nicht der Fall ist), hätte selbiges für den DFB gelten müssen, der sich aber nicht dafür entschieden hat, klar für die Rechte von Mesut Özil einzutreten. Stattdessen wurde es sich bequem gemacht und nach dem Ausscheiden der Nationalelf die Schuld in Teilen auf Özil abgeladen, anstatt ein klares Zeichen für Integration zu setzen. Wenn Anatol sagt, dass Özil nicht zur Gallionsfigur taugt, dann hat er sicher recht - in die Rolle hat aber nicht er sich gedrängt, sondern das Verhalten aller anderen im Skandal um ihn herum, erst recht derer, die ihn mit rassistischen Parolen beschimpften oder ihn nicht davor verteidigten. Das Versagen des DFB ist deshalb auch das größere, weil man sich unnötig hat instrumentalisieren lassen und bis heute zu dumm war, das zu merken - und um es ganz ehrlich zu sagen: Auch hier gehe ich mit dem Artikel konform, dass das schlussendliche Statement von Özil (so falsch es einige finden mögen) sehr gut das Gefühl zahlreicher jungen Migranten beschreibt, die sich hier jetzt mehr denn je trotz Integrationsbemühungen als Fremde fühlen müssen. Und genau das ist, worum es in der Debatte gehen sollte. Inzwischen hat nämlich auch der "integrierteste" Migrant das Gefühk bekommen, dass man als Mensch in Deutschland und auch in der Nationalmannschaft nur anerkannt ist, wenn man wie ein Äffchen nach der deutschen Pfeiffe tanzt. Das sollte für alle zukünftigen Migranten eine Mahnung sein. Wenn Menschen anderen Menschen vorschreiben, mit wem sie sich fotografieren zu lassen haben und dann im selben Satz von Demokratie reden, sollten sie sich selber Mal fragen, ob sie verstanden haben, was Demokratie ist. Und nein, ich sage nicht, dass Özil keine Fehler gemacht hat. Das ist aber eben nicht der Punkt, sondern der Umgang im Nachhinein damit, bei dem aber selbstverständlich beide Seiten schlecht aussehen.

Hier auch noch ein ausgezeichneter, differenzierter und auf beiden Seiten kritischer Kommentar zum Thema, der exakt meine Meinung widerspiegelt und klar macht, dass alle verloren haben. Özil, der sich mit seiner naiven Art nicht richtig von Erdogan abgegrenzt hat und sich zugegeben wochenlang der Verantwortung, die er in seinem Job hat, nicht stellen wollte. Grindel, Bierhoff und Co., die versucht haben, ihm die alleinige Schuld für die katastrophale Leistung bei der WM in die Schuhe zu schieben. Und schlussendlich das ganze Land, das sich teilweise zu einem Mob mobilisieren hat lassen, der vor ein paar Jahren noch nicht denkbar gewesen wäre.

https://www.sueddeutsche.de/sport/oezil ... -1.4065807

Und ich widerspreche Henrik entschieden: Natürlich wäre es im Falle Thomas Müller etwas anderes gewesen.
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Re: Fussball-Thread

4518
Zum Thema Özil, bevor es zu einseitig wird:

http://www.faz.net/aktuell/sport/fussba ... 04304.html

Zu Spiegel:
Schon etwas drollig, dass man nun Özil von wegen Meinungsfreiheit in Schutz nimmt und man gleichzeitig keine Gelegenheit zur Meinungsmache auslässt und dazu geradezu genüßlich auf US-Präsident Trump rumhackt und ihn alle zwei Wochen aufs Cover zu hieven. Auch eine Form der Verlogenheit.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Fussball-Thread

4519
Özil sagt, dass er zwei Herzen habe, ein deutsches und ein türkisches. Das ist ja das Prinzip hinter der doppelten Staatsbürgerschaft. Was soll daran falsch sein?

Ich sehe das anders: Entweder du fühlst dich als Deutscher und spielst für Deutschland oder du fühlst dich als Türke und spielst für die Türkei.
Das ist schön für ihn und mag für ihn gelten - deshalb ist es aber keine Pflicht für alle Ausländer in Deutschland. Man muss sich nicht entscheiden. Ich finde es völlig legitim, was Özil sagt (nur auf diese spezielle Aussage bezogen). Warum soll man sich nicht mit zwei Nationalitäten identifizieren können? Warum kann ich nicht beide Nationen unter einen Hut bringen? Für Arik mag das alles toll sein und auch stimmen, aber nur weil er das so sauber trennen können sollte er nicht von allen verlangen, das auch zu können und zu tun.

Davon ab finde ich, dass Arik das Thema verfehlt hat. Es geht überhaupt nicht darum, ob Özils Foto mit Erdogan richtig oder falsch war. Darüber kann man streiten, es opportunistisch nennen oder einfach der Meinung sein, dass Fußball keine Flaggengesinnung erfordert, sondern Qualitäten am Ball. Ansichtssache. Es geht aber eigentlich um etwas ganz anderes, nämlich darum, dass Özil für seine Entscheidung zu diesem Foto u.a. von rechten Kräften sein "Deutschsein" abgesprochen wurde. Und das der DFB genau dagegen und genau in dem Moment, als die Diskussion nicht mehr um die Sache ging, sondern klar ideologische Tendenzen aufzeigte, nichts unternommen hat, um ihren Spieler, den sie immerhin zur WM nominiert haben, zu schützen. Stattdessen wurde er noch im Nachhinein zum Sündenbock ausgerufen. Das (Das Foto selbst und die Affäre danach) sind zwei unterschiedliche Dinge, die man differenzierter betrachten kann und sollte als dieses Interview es tut.
vodkamartini hat geschrieben: 23. Juli 2018 21:56 Zum Thema Özil, bevor es zu einseitig wird
Vodka, was willst du damit suggerieren? Was wird wo einseitig? Ich habe meine Meinung geschrieben und von einigen Usern hier Kontra bekommen. Wo ist irgendwas einseitig geworden oder drohte einseitig zu werden? Oder wolltest du nur deinen Unmut über den Spiegel-Artikel kund tun?
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Re: Fussball-Thread

4520
Genau, den denn finde ich überhaupt nicht gut. Habe ja oben erklärt warum. Der Spiegel erhebt gern den moralischen Zeigefinger, schießt aber selbst noch lieber aus allen Rohren. Da brauche ich nun wirklich keine Belehrungen.

Interessant bei dem verlinkten Interview sind übrigens auch die politischen und wirtschaftlichen Intentionen. Hier steckt eine Strategie dahinter (und die haben garnatiert Özils Berater "ausgetüftelt"), Özil nun zum Opferlamm zu stilisieren, was ich gelinde gesagt im Rahmen der ganzen Causa hochgradig lächerlich finde. Schaut man sich die Reaktionen aus der Türkei an, geht die Rechnung allerdings voll auf. Glückwunsch. Und natülrich fallen die üblichen Verdächtigen vom Spiegel und der SZ wieder voll drauf rein. Eine Posse.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Fussball-Thread

4521
vodkamartini hat geschrieben: 23. Juli 2018 22:09Hier steckt eine Strategie dahinter (und die haben garnatiert Özils Berater "ausgetüftelt"), Özil nun zum Opferlamm zu stilisieren
Da haben dann aber der DFB und die üblichen Verdächtigen von rechts kräftig mitgeholfen, dass ihm die Rolle nun gut steht. Ich will mich darüber auch gar nicht streiten, finde aber dennoch, dass man die ganze Sache differenzierter sehen muss als Arik - und das der Spiegel-Kommentar trotz deiner offenbar grundsätzlichen Abneigung gegen den Spiegel in einigem nicht so ganz Unrecht hat. Außerdem: Hat nicht die FAZ zu Beginn dieser ganzen Affäre noch was ganz anderes getextet?
In den Wochen zuvor war Özil, noch stärker als Gündogan, zum Ziel heftiger rassistischer Attacken geworden, die so massiv und verletzend waren, wie man sich das beim DFB und in Deutschland nicht hatte vorstellen können [...] . Mittlerweile ist es so weit gekommen, dass es im Verband viele Leute nicht mehr überraschen würde, wenn Özil, der Weltmeister mit 92 Länderspielen, wegen der Anfeindungen seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärte.

Der offene Rassismus, der sich in Deutschland so leicht entfachen ließ, war so stark, dass er den Anlass der Auseinandersetzung um Özil und Gündogan schon überlagert hat. Die Nähe zweier deutschen Nationalspieler zu einem Autokraten, der Menschenrechte mit Füßen tritt. Özil und Gündogan wurden so auch zu Opfern einer Entwicklung, die sie selbst in Gang gesetzt hatten. Aber in deren Verlauf es niemanden gab, der dieses Desaster verhindert hätte, an deren vorläufigem Ende nun eine Niederlage steht, die viel größer ist als es jede Niederlage von Fußballern auf dem Fußballplatz in diesem Land je sein kann.

Wie es so weit kommen konnte, ist eine Frage, die den DFB überfordert, aber weit mehr die beiden Spieler. Verbandspräsident Reinhard Grindel hat recht, wenn er sagt, dass sich das gesellschaftliche Klima gegenüber Migration in den vergangenen Jahren verändert hat. Aber gerade deswegen war es ein verhängnisvoller Fehler, die Dinge einfach laufen zu lassen und so Rassisten und Extremisten die Möglichkeit zu geben, die Kritik an zwei Nationalspielern, die sich mit einem Autokraten gemein machten, in blanken Rassismus und Fremdenhass zu verwandeln.

Nun wird vor allem Özil aus politischem Kalkül von Vertretern der AfD zu einem Sündenbock gemacht, zu einem Symbol des Scheiterns im Sport und in der Integrationsfrage. Aber so überspannt, wie die Stimmung mittlerweile ist, wird umgekehrt in manchen Medien wiederum selbst der sachlichen Kritik an der folgenschweren Symbolik, die Özil und Gündogan mit ihrer Nähe zu Erdogan lieferten, mit Rassismusvorwürfen begegnet. Ausgeblendet wird dabei unter anderem, dass ein bei dieser WM sportlich besonders enttäuschender Sami Khedira solchen Anfeindungen nicht im Entferntesten ausgesetzt war und sich die Fans mit Jérôme Boateng noch vor zwei Jahren, unmittelbar nach dem Höhepunkt des Flüchtlingsdramas und den Sprüchen Gaulands, in überwältigender Weise solidarisierten.

[...]
Erschwert hat sich Özils und Gündogans Lage in der aufgeheizten politischen Situation auch dadurch, dass der Begriff Nationalmannschaft, in einer Zeit, in der das Land heftig um Identität und Werte ringt, seine Eindeutigkeit eingebüßt hat. Seit der WM 2014 heißt die deutsche Mannschaft laut DFB-Marketingsprachgebrauch nur noch: „Die Mannschaft“.

Das Nationale – was auch immer das konkret sein soll – hat der DFB damit unter den Tisch fallen lassen. Gegner der Willkommenskultur vermuten dahinter mittlerweile eine bewusste politische Agenda, nicht nur eine missglückte Marketingstrategie. Eine Folge der Neuetikettierung im Marketing-Sprech ist auch, dass vor allem die Nationalspieler mit Migrationshintergrund, die die DFB-Auswahl in den vergangenen Jahren bereicherten und Deutschland zu Weltmeistern gemacht haben, für die begriffliche Reduzierung der Nationalmannschaft auf eine bloße „Mannschaft“, den höchsten Preis zahlen. Sie verlieren damit das, wofür sie einmal gekämpft haben und was in dem alten DFB-Integrationsspot noch die entscheidende Botschaft war. Etwas, wofür ein Manuel und ein Mats nie kämpfen mussten: ein Teil der deutschen Nationalmannschaft nicht nur zu sein, sondern sich auch als ein anerkannter Teil davon zu fühlen.
http://www.faz.net/aktuell/sport/fussba ... 68200.html

So viel zu den üblichen Verdächtigen Spiegel und SZ. :wink:

Aber ich wiederhole gerne: Auf Streitereien und Hitzigkeiten hab ich keinen Bock, dafür ist mir das Thema dann auch wieder zu egal.
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Re: Fussball-Thread

4522
Es steht außer Frage, dass der DFB hier eine mindestens unglückliche Figur abgegeben hat, allen voran Grindel und Bierhoff. Das wurde sehr schlecht gemanagt. Özil - im eigentlichen seine Berater die garantiert den Text verfasst haben - nutzen diese Blöße nun eiskalt aus und spielen die in D immer super funnktionierende Rassismus-Karte. Das ist so durchsichtig, das einem fast übel dabei wird. Man schlägt hier gleich eine Armee von Fliegen mit einer Klappe. Dass Özils Treffen mit Erdogan der eigentliche Anlass für die ganze Sache war, vergessen. Dass Özil sich hier eindeutig zu einem Autokraten kurz vor dessem Wahlkamp bekannt hat, noch dazu in einem Lnad wo dieser traditionell seine besten Auslandsergebnisse einfährt, unter den Teppich gekehrt. Aber nicht nur das, Özil entblödet sich nicht in seinem Statement, das ganze als völlig unpolitisch hinzu stellen. Grotesk. Des weiteren kommt er hier spektakulär einer Beendigung seiner Laufbahn von seiten des DFB zuvor, was für seine sportliche Reputation nicht gerade förderlich gewesen wäre. Nun redet keiner mehr über mögliche sportliche Gründe, sondern nur noch über den gemobbten Özil. Sehr schlau. Gleichzeitig positiononiert er sich damit geschickt international, schließlich gab es ähnliche Fälle auch schon in Frankreich (Benzema) und Belgien. Seinen wirtschaftlichen Interessen in der Türkei dürfte das obendrein noch einen gewaltigen Schub gegeben haben. Eine geniale Strategie der Berater, allerdings gnadenlos durchsichtig.

Was ich allerdings wirklich infam finde ist die Tatsache, dass er nun den DFB mit seinen tausenden von Jugendtrainern - und ich komme selbst aus der Praxis -, die Tag für Tag tolle Integrationsarbeit leisten, an den rassistischen Pranger stellt. Das ist der eigentliche Skandal. Wer vor diesem Hintergrund meint "Wir sind Özil" skandieren zu müssen, soll das tun. Ich kann mich dem allerdings nicht anschließen.
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Re: Fussball-Thread

4523
"Wir sind Özil" hat aber nichts mit dir oder mir zu tun. Die Aussage ist ein in den Sozialen Netzwerken bekanntes Statement ausländischer Mitbürger, die frustriert darüber sind, wie Özil in den (nicht nur, aber auch sozialen) Medien unter anderem als Beispiel für gescheiterte Integration herangezogen wurde und sich daher mit ihm identifizieren. Das habe ich auch weiter oben schon erklärt. Du musst dich dem Spruch nicht anschließen, sollst du auch gar nicht, dich betrifft er nämlich nicht wirklich. Fakt ist aber, dass Özils Schriften, so falsch sie dir erscheinen mögen und so kalkuliert sie sicherlich sind, auch einen Nerv bei denen treffen, denen tatsächlich Tag für Tag aus fadenscheinigen Gründen das Deutschsein abgesprochen wird - wohlgemerkt reden wir hier nicht von Rumpolterern, sondern Jahre lang hier lebenden anständigen Mitmenschen. Ich sehe deine Punkte als berechtigt an und bin in vielem gar nicht so uneinig mit dir wie du glaubst, aber ich verstehe nicht, warum es in der Debatte nicht Platz für beide Anliegen geben soll. Mag sein, dass die Rassismus-Vorwürfe von Özil über die Stränge schlagen. Es ändert aber wenig daran, dass es diese ideologisch motivierte Hetze gegen ihn in nicht geringer Zahl gegeben hat und das kaum jemand (auch nicht der DFB) etwas dagegen tat, als unverhohlen rassistisch und fremdenfeindlich (Totschlagrhetorik hin oder her) gegen Özil und Gündogan gehetzt wurde. Und das diese ganze peinliche Affäre (für alle Seiten peinlich!) den rechten Kräften umso mehr in die Hände gespielt hat, die die großen Integrationserfolge der letzten Jahre kleinreden wollen. Das hat der DFB und das haben auch die Medien maßgeblich mit unterstützt. Daran ändert auch eine mögliche opportunistische Intention von Özil und seinen Beratern nichts. Ich finde, man kann das so differenziert sehen, die Diskussion von der grundsätzlichen eigenen Meinung zu Özil zu trennen - und darum geht es auch bei den ausländischen "Wir sind Özil"-Postern. Um die Sache an sich, nicht um das Erdogan-Foto, das weiß Gott auch nicht alle Migranten so super finden. Da ist der interviewte Herr Akin dann auch kein Einzelfall.
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Re: Fussball-Thread

4524
Casino Hille hat geschrieben: 23. Juli 2018 22:05
Özil sagt, dass er zwei Herzen habe, ein deutsches und ein türkisches. Das ist ja das Prinzip hinter der doppelten Staatsbürgerschaft. Was soll daran falsch sein?

Ich sehe das anders: Entweder du fühlst dich als Deutscher und spielst für Deutschland oder du fühlst dich als Türke und spielst für die Türkei.
Das ist schön für ihn und mag für ihn gelten - deshalb ist es aber keine Pflicht für alle Ausländer in Deutschland.
So viel zum Thema "Ausländer" :lol: Und wenn ich das mal so drastisch sagen darf (das ist nicht auf Özil bezogen): Wenn ein Spieler keinen deutschen Pass hat, hat der mMn auch nichts in der deutschen Nationalmannschaft zu suchen. Es m,acht einen Unterschied, ob jemand einen Migrationshintergrund hat, aber einen Deutschen Pass hat (dann ist derjenige Deutscher) oder keinen deutschen Pass hat (dann ist dejenige kein Deutscher). (Statusdeutsche lass ich mal aussen vor, das wird sonst zu kompliziert)

Eine Frage noch: Was es Özil oder Gündogan, bei dem sich herausgestellt hat, dass er gar kein Türke ist?

Re: Fussball-Thread

4526
Der sportliche Verlust ist auch fraglich. Letztendlich hat Özil all sein Talent bei den letzten Turnieren auch nie so richtig abrufen können, eigentlich schon seit 2012 nicht mehr.

An ihm das Ausscheiden fest zu machen ist nicht wirklich fair, aber für die Zukunft war er nach all der Kritik, die schon seit Jahren auf ihn runter prasselt, und diesem aufgeblähten Skandal, selbst in guter Form eine Belastung gewesen.

Es wäre wahrscheinlich auch gut wenn von den Weltmeistern Khedira freiwillig zurücktreten würde, er ist auch altersmäßig an der Spitze. Bei den anderen der Altgedienten, muß es jetzt nach Leistung gehen, wenn sie die nicht mehr bringen können, dann muß Löw verzichten können.

Im Prinzip kommt die Nations League gerade richtig. Da wird Löw gezwungen sein Erfolge vorzuweisen, wenn das nicht klappt, dann wird er sicherlich nicht zu halten sein. Und dann ist noch genügend Zeit bis zur nächsten EM um zu reagieren.

Re: Fussball-Thread

4527
Maibaum hat geschrieben: 24. Juli 2018 13:20 Der sportliche Verlust ist auch fraglich.
Mehr als das. Auf Özil kann die National-11 definitiv verzichten, da er (wie du richtig sagst) sein vorhandenes Talent schon ewig nicht mehr wirklich abrufen konnte.
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Re: Fussball-Thread

4529
Casino Hille hat geschrieben: 24. Juli 2018 14:23
Maibaum hat geschrieben: 24. Juli 2018 13:20 Der sportliche Verlust ist auch fraglich.
Mehr als das. Auf Özil kann die National-11 definitiv verzichten, da er (wie du richtig sagst) sein vorhandenes Talent schon ewig nicht mehr wirklich abrufen konnte.
So ist es. Uli Hoeneß hat das ja ebenfalls in allerdings sehr drastischen Worten (aber inhaltlich voll zutreffend) formuliert gehabt.

Erdogans Strategie geht - wie natürlich zu erwarten war - vollends auf und Özil ist ein dankbarer Zulieferer:

https://www.welt.de/sport/article179879 ... Augen.html
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Fussball-Thread

4530
Von seinem Potential her könnte Özil bleiben, wäre er nach wie vor wichtig, aber das ist ja jetzt durch.

Bei Khedira ist es auch so, daß für seine Position genügend andere da sind. Dagegen sind Boateng, Hummels und Kroos nach wie vor wichtig, aber natürlich nur wenn sie an ihre top Tage anknüpfen können. Bei Müller muß man abwarten wie demnächst spielt.