Re: Zuletzt gesehener Film

8971
Casino Hille hat geschrieben: 4. November 2018 01:29
Samedi hat geschrieben: 4. November 2018 00:47
Ich finde nicht, dass der neue "Nussknacker" ein Kinderfilm ist, auch wenn er aus dem Hause Disney kommt und der Titel das vermuten lässt.
Aber doch.
Ich dachte, du hast den Film noch gar nicht gesehen.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Zuletzt gesehener Film

8972
Ich glaube es lässt sich sehr einfach abgrenzen, wann es ein Kinderfilm und wann es ein Film für alle Generationen ist.

Es gibt durchaus auch einige durch ihre Machart eigentlich für Kinder konzipierte Filme, die mit ihrem Thema und der Message
klar auch auf die erwachsene Zielgruppe abzielen können. "Coco" ; "Alles Steht Kopf" ; "Isle of Dogs" sind solche Beispiele.
Kinder haben dort ihren Spaß und für die Erwachsenen gibt es sogar thematisch Einiges fürs Köpfchen.

Bei Kinderfilmen ist es jedoch so, dass sich die Filmemacher darüber bewusst sind und vor allem erzählerisch keine
Risiken eingehen müssen. So kann man altbackene Klischees und Erzählstrukturen nutzen, weil die noch Kino-unerfahrenen Kinder
wenige bis gar keine Berührungspunkte damit gehabt haben und es somit noch Neuland für sie ist. Die Geschichten
haben dann nur wenig Tiefgang um die Kinder nicht zu überfordern.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

8974
Samedi hat geschrieben: 4. November 2018 02:20Ich dachte, du hast den Film noch gar nicht gesehen.
Eigentlich sollte man aus meinem Posting schließen können, dass ich den Film mittlerweile gesehen habe. :wink: War gestern drin und es war leider wie erwartet ein seelenloses CGI-Bonbon mit der Dramaturgie einer Disneyland-Attraktion. Leicht bekömmlich, nach Filmende sofort wieder vergessen und so harm- und herzlos, dass man sich einzig an den vielen bunten Bildern erfreuen kann, die wie Internet-Pop-ups überall auf der Leinwand auf- und abploppen. Da sollte der hauseigene Standard von Disney eigentlich höher sein, doch das hier ist nach "Wrinkle in Time" schon die zweite Gurke in Folge und das bei extrem ähnlichem Muster.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

8975
Casino Hille hat geschrieben: 4. November 2018 13:17 mit der Dramaturgie einer Disneyland-Attraktion.
Das dachte ich mir auch, aber wie bereits FdK gezeigt hat, muss das nichts schlechtes sein.

Casino Hille hat geschrieben: 4. November 2018 13:17 dass man sich einzig an den vielen bunten Bildern erfreuen kann, die wie Internet-Pop-ups überall auf der Leinwand auf- und abploppen.
Also ich weiss ja nicht, wie es dir geht, aber ich hab mich noch nie an Internet Pop-ups erfreut.

Das Design des Nussknackers überzeugt jedoch nicht nur hier und da, sondern durchweg. Und auch die Animationen sind weitaus besser als in den letzten DC- und Marvelstreifen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

8976
iHaveCNit: Aufbruch zum Mond (2018)

Ein Aufbruch ins Kino ist nun für mich ein kleines Ticket gewesen, aber ein großes für die Menschheit. Nach „Whiplash“ und „La La Land“ ist „Aufbruch zum Mond“ bzw. im Original „First Man“ nun der nächste Film des preisgekrönten Wunderkinds Damien Chazelle. Chazelles Filme haben alle eines gemeinsam: Menschen, die ein klares Ziel vor Augen haben und sich mit absolutem Ehrgeiz diesem Ziel verschreiben, bei all den Risiken,Verlusten und Entbehrlichkeiten, die damit einhergehen. Nachdem wir in „Whiplash“ Zeuge wurden, wie ein junger Jazz-Schlagzeuger angetrieben durch einen perfektionistischen und sadistischen Lehrer nach dem höchtsmöglichen Grad an Perfektion strebt. In „La La Land“ nahmen wir am Liebesleben der Schauspielerin Mia und dem Jazz-Pianisten Sebastian teil und wie diese Beziehung beiden dabei geholfen hat, ihrem Ziel und Erfolg näher zu kommen. Nach „La La Land“ arbeitet Chazelle nun wieder mit Ryan Gosling zusammen. Und Ryan Gosling spielt in „Aufbruch zum Mond“ den „First Man“ Neil Armstrong, der als erster Mensch der Geschichte seinen Fußabdruck auf dem Mond hinterlassen hat. Und wie auch „Whiplash“ und „La La Land“ hat dieser Film seinen bleibenden Abdruck auf mir hinterlassen.

Der Nasa-Pilot Neil Armstrong hat nach dem Tod seiner viel zu jung verstorbenen krebskranken Tochter nichts anderes zu tun, als sich in die Arbeit zu stürzen und sich für das Gemini-Projekt der Nasa zu empfehlen. Das Ziel dieses Projekts ist die erste bemannte Mission zum Mond. Es folgt jahrelange Pionierarbeit mit all seinen Fortschritten und Fehlschlägen, was auch seinen entsprechenden Einschlag auf das Privatleben von Armstrong hat, denn als es letztendlich für ihn soweit sein wird, ist es nicht klar, ob seine Apollo 11-Mission ein Erfolg wird.

Chazelles Film ist grandios geworden. Der Fokus des Films liegt auf dem von Ryan Gosling wunderbar unnahbar und verschlossen gespielten Neil Armstrong und dessen Familie. Gosling lässt aber immer wieder in seinem reduzierten Spiel die notwendige Emotionalität durchschimmern. Claire Foy als seine Frau Janet ist hier der perfekte Gegenpart. Das Familiendrama selbst ist etwas zäh und hat seine Längen, aber das hat mich hier nicht gestört. Genauso wenig wie wie Kamera, die während des Films immer sehr nah an den Charakteren bleibt und dabei sehr unruhig geführt wird. Eigentlich bin ich kein Freund von Unübersichtlichkeit durch die Wackelkamera, aber gerade die Unruhe und die Unübersichtlichkeit hat bei mir für eine extreme Authentizität vor allem bei den Raketenflugsequenzen gesorgt. Man fühlt sich fast so als wäre man mit an Bord und man spürt die lebensgefährlichen Risiken der Raumfahrt dass es fast wehtut und man dabei kurz vorm Kollaps steht. Demgegenüber lässt es sich Chazelle und sein Kameramann Linus Sandgren nicht nehmen, die Kamera auch einfach mal kurz stehen zu lassen und mit der wundervollen Musik von Justin Hurwitz Bilder mit einer Emotionalität und fast poetischer Kraft zu erschaffen. In dieser Umittelbarkeit der Bilder ist der Film aktuell mit „Gravity“ und „Interstellar“ in guter Gesellschaft. Und um etwas treffend zu beschreiben, muss ich kurz auf englisch umschalten: „Chazelles „First Man“ shows what travels into outer space are doing with our inner space!“. Dementsprechend schafft es Chazelle, die eigentlích bekannte Geschichte als tragisches und spannendes Drama aufzubereiten. Er verweigert nahezu jeglichen patriotischen Anstrich, was einigen amerikanischen und konservativen Puristen nicht gefallen hat, aber für mich passt das perfekt. Ich bin auch kein Freund von den entsprechend kursierenden Verschwörungstheorien um die Mondlandung. Und mit der Mondlandung geht es nicht nur um Errungenschaften der Amerikanischen Raumfahrt, sondern für die ganze Menschheit – wie es Armstrong damals treffenderweise beschrieben hat: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“. Und „Aufbruch zum Mond“ ist eine nahezu perfekte filmische Aufbereitung dieses Schritts.

„Aufbruch zum Mond“ - My First Look – 10/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Stell dir vor, es ist Krieg und die Konföderierten brechen aus...

8981
Zuletzt gesehen: Der gnadenlose Ritt (USA, 1967)

Ohne jetzt näher auf die Handlung des Films einzugehen, muss ich sagen, dass ich nicht weiss, was ich von dem Film halten soll.

Auf der einen Seite stehen durchaus respektable Darstellerleistungen u. a. von Glenn Ford, Inger Stevens und Kenneth Tobey.

Auf der anderen Seite dümpelt der Film mit einer merkwürdigen Botschaft und einem unterdurschschnittlichen Soundtrack größtenteils vor sich hin, obgleich er zu keinem Zeitpunkt so schlecht ist, dass man genötigt wäre, die Sichtung zu beenden.

Außerdem sei noch erwähnt, dass Harrison Ford hier auch einen kurzen Auftritt als Unionssoldat hat, weshalb das Cover des Films nachträglich aufgrund seiner späteren Popularität so geändert wurde, als ob er der Hauptdarsteller des Films wäre. :lol:

„Der gnadenlose Ritt“ - My First Look – 5/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

8982
iHaveCNit: Suspiria (2018)

Nachdem mich Luca Guadagnino in diesem Jahr mit „Call Me By Your Name“ bereits verzaubert hat, war ich gespannt, ob er mich auch richtig schocken kann. Sein neuer Film „Suspiria“ ist eine Neuauflage eines Films aus dem Jahre 1977, den ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht gesehen habe.
Mit Dakota Johnson und Tilda Swinton in den Hauptrollen kann sich der Film auch sehen lassen. Für mich ist es etwas schade, dass der Film in meiner Region etwas spät und sehr begrenzt startet und ich gerade kein anderes Zeitfenster in den nächsten Tagen mehr frei habe um eine Kritik zu schreiben, aber spätestens Sonntag Abend wäre mein Eindruck schon etwas verflogen, denn der Film hat meinen Respekt verdient, auch wenn er mich nicht wirklich abholen konnte.

Die junge Amerikanerin Susie Bannion will sich nach dem Tod ihrer Mutter in Berlin in einer renommierten Tanzakademie einschreiben. Sie hat Glück, denn aktuell ist ein Platz freigeworden, weil eine Schülerin der Akademie verschwunden ist. Nach und nach tun sich hinter der Fassade der Tanzakademie mysteriöse und dämonische Abgründe auf, während im geteilten Deutschland der Terror allgegenwärtig ist.

Der Film ist mit 152 Minuten schon sehr lang und zäh geworden. Er hält sich strikt an eine episodenhafte Struktur anstatt die Handlung zu verdichten und zu komprimieren. Durch die finstere und düster triste Atmosphäre wird eine sehr unbehagliche Stimmung erzeugt und der Horror kommt hier auf leisen Sohlen daher, gerade das was bei mir eigentlich immer gut ankommt, mich hier aber nicht abgeholt hat. Ich respektiere das, was Luca Guadagnino hier auf die Leinwand bringen wollte, aber der zu bedeutungsschwangere und künstlerische Ansatz lässt den Film mehr wollen, als er eigentlich erreichen kann. Es gab aber ein paar Momente, die mich einigermaßen staunend in den Bann gezogen haben. Und trotz allem lässt der Film natürlich auch genug Analyse-Spielraum für die entsprechende Symbolik zu.

„Suspiria“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

8984
Terminal

Weder von Kritikern, noch von den Zuschauern wirklich gemocht, kam vor kurzem der "direct to DVD" Film "Terminal" in die Läden. Und obwohl ich nur einen Trailer und einen Clip gesehen hatte im Vorfeld, die mich beide nicht vollkommen überzeugen konnten, habe ich spontan zugegriffen. Und die Hoffnungen wurden nicht enttäuscht: "Terminal" ist einer der verrücktesten und abgedrehtesten Filme die ich in letzter Zeit gesehen habe. Wie ein Mix aus, Shakespear, Tarantino, Blade Runner und John Wick erschafft Vaughn Stein in seinem Debütfilm eine interessante Welt rund um das Terminal einen etwas merkwürdigen Bahnhof mit noch merkwürdigeren Charakteren.
Die Dialoge wirken teilweise wie aus einem hunderte Jahre alten Theaterstück und anfangs fast schon deplatziert in dieser, wohl eher in der Zukunft angesiedelten Geschichte, doch irgendwann merkt man, dass sie in diesen völlig abgedrehten Mix passen wie die Faust aufs Auge und gerne noch stärker hätten verwendet werden können anstatt nur in einigen Gesprächen. Sie hätten die Absurdität des Ganzen noch weiter gesteigert, was definitiv nicht geschadet hätte. Denn dieses Abgefahrene trägt den ganzen Film. Jeder Dialog, jede Szene und auch das ganze Setting sind einfach nur verrückt und sorgen immer wieder für "WTF" Momente. Margot Robbie, Simon Pegg und Mike Myers verkörpern ebenso schräge Charaktere und auch der Grundton der Story ist genauso unkonventionell. All das ist auch nötig, denn die Geschichte selbst ist auf das wesentliche Heruntergebrochen absolut nichts neues, aber es geht wie so oft eben nicht um das was, sondern um das wie. Und das "wie" ist interessant, weshalb "Terminal" mir auch ausgesprochen gut gefallen hat. Es wird sicherlich nicht jedermanns Sache sein, aber für Filmliebhaber ist "Terminal" definitiv einen Blick wert.

8/10
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."