George ist ein guter Vergleich. Die von dir genannten, weitgehend komödiantisch belegten, deutschen Schauspieler habe ich aufgrund der fehlenden darstellerischen Bandbreite nicht erwähnt. Wie du schon schriebst sind die rollentechnisch sehr festgelegt, weshalb sie auf internationalem Parkett wohl keine komplett konträre Rolle angeboten bekämen. Schweiger ist hier eine Ausnahme, den wollte ich aber auch nicht als Vergleich nehmen, da er der unangefochtene Superstar im deutschen Kino/TV ist - und das war der gute Gert dann doch nicht (das wären eher die Herren Brice und Barker gewesen oder Ende der 50er jemand wie O.W. Fischer). Deine Ausführungen zu Walken und Lee teile ich vollumfänglich.

Edit: wobei unter dem letzten Gesichtspunkt dann George ja auch kein guter Vergleich ist, da dieser ja mindestens den gleichen Status in den 80ern und 90ern hatte wie heutzutage der nuschelnde Mann.

Also ich persönlich finde nicht, dass Bardem als Silvas wie eine Kopie vom langweiligen, wortkargen Killer aus "No Country for Old Men" wirkte. Im Gegensatz zu ihr wisst schon wem, der eine totale Kopie von ihr wisst schon wem, war.

Bei Bardem kann ich wirklich die Diskussion nicht verstehen. Abgesehen davon, dass ich ihn in NCFOM gar nicht bemerkenswert gut fand, ist aber vor allem seine Rolle inhaltlich und darstellerisch doch eine vollkommen andere!
Das Einzige was man EON vorwerfen könnte, dass sie jemanden der gerade mit eine Bösewicht Rolle ausgezeichnet wurde, auch für eine Bösewicht Rolle besetzt haben. Nur wer würde ernsthaft kritisieren einen darstellerisch großartigen Oscar Preisträger für eine durchaus schillernde Figur zu besetzen? Und Bardem hat ja wirklich auch ganz andere Sachen gespielt.
Ich finde immer, dass Bardem's Rolle inhaltlich und darstellerisch viel mehr an Nolan's Joker aus TDK und etwas an Hannibal Lecter erinnert. Hier kann man dann wiederum EON und Mendes die TKD Parallelen vorwerfen wenn man mag.

Waltz' Besetzung war dann schon etwas zu spät, und Drehbuch und Regie lassen ihm dann auch teilweise noch zu viel Raum, um in sein Landa-Muster zu verfallen. Dennoch finde ich Waltz tatsächlich ganz gut in der Rolle - und er bleibt für mich die beste Inkarnation von Blofeld.


Casting für Bond bleibt ein schwieriges, mitunter unmögliches Thema. Man braucht Stars, man muss internationale Märkte mehr denn je berücksichtigen, man will aber auch überraschen ohne ein Risiko einzugehen. Ideal gelöst war das sicherlich mit Mads Mikkelsen.

sehe ich ähnlich. ich fand sowohl Bardem als auch Waltz gut, wobei bei Waltz Drehbuch/Story an manchen Stellen etwas schwach waren. Trotzdem hatten beide sehr gute Szenen, finde ich.

Jedenfalls kann ich die Vergleiche bzw. Parallelen zwischen Bardem/Waltz und Malek nicht ganz nachvollziehen: er hatte bisher noch gar keine Bösewichtrolle (im Gegensatz zu Waltz/Bardem vor 007) und ich hätte ihn darin jetzt eigentlich auch nicht gesehen. Wie bereits weiter oben geschrieben, ohne des aktuellen Erfolges von BR bzw. der aktuellen Preisverleihungen wäre er noch weniger Leuten bekannt. Und nur weil er gerade eben Erfolg hat, soll er keinen Bondbösewicht spielen können/"dürfen"? Oder ist er automatisch eine schlechte bzw. langweilige Wahl der Produzenten?

Für mich sind das jedenfalls alles keine Kriterien für einen guten Bondbösewicht - es kann ein völlig unbekannter Schauspieler gut/schlecht sein, genauso könnte der größte Star Hollywoods ein fantastischer oder grauenvoller Bösewicht sein. Vom Drehbuch selbst mal ganz abgesehen, das ich persönlich eigentlich für wichtiger halte.

Mr.Chrismas Jones hat geschrieben: 15. Januar 2019 18:59 ... Im Gegensatz zu ihr wisst schon wem, der eine totale Kopie von ihr wisst schon wem, war.

Sehr schön, du hast gelernt mit der Situation ironisch umzugehen. Glückwunsch.

Also ich finde, hier wird einiges Kreuz und quer durcheinander geworfen. Weder Bardem, Waltz und Malek noch deren Rollen haben große Gemeinsamkeiten. Klar, Waltz ist inzwischen weltbekannt und war das erste schon ganze Zeit vor SP und seine Rolle dort ist eine Kopie seiner Landa-Rolle, die er bisher fast immer gespielt hat. Sehr einfach gemachtes Casting, da stimme ich zu. Bardem hingegen ist doch 1. sehr viel unbekannter als Waltz und seine Rolle in SF ist auch eine ganz andere als in NCFOM, wie Daniel schon sagte, erinnert sie eher an Ledgers Joker. Und Malek ist absolut nicht derjenige, von dem man jetzt unbedingt einen Bond-Schurken erwarten könnte, gerade aufgrund seines jetzigen Erfolgs. (Ist der eigentlich echt so unbekannt gewesen? Mir war Malek schon länger ein Begriff und er hat mir auch letztes Jahr im Papillon-Remake gut gefallen) Ich kann euch durchaus zustimmen, dass man anscheinend in letzter Zeit auf bekanntere Gesichter setzt, jedoch fällt das eigentlich nur bei Waltz ins Gewicht, der eben wie gesagt seine Standard-Rolle wiederholt und das auch noch einige Jahre nachdem er mit dieser bekannt geworden ist. (Mir gefällt er trotzdem als Blofeld) Ich würde mich jedenfalls wie schon mal erwähnt über Malek als Baddie freuen und wäre sehr gespannt, was für eine Art Rolle er dort spielen dürfte.

Revoked hat geschrieben: 14. Januar 2019 21:28 Ja nun Eon ist jetzt nicht mehr Werder Bremen sondern Manchester United.

Frechheit.

Nico hat geschrieben: 15. Januar 2019 23:24Ist der eigentlich echt so unbekannt gewesen?

Absolut nicht. Alleine durch seine Hauptrolle in Mr. Robot ist der seit Jahren fester Bestandteil der Meme-Culture und zumindest optisch (vielleicht nicht namentlich) viel bekannter als man ihm in diesem Thread zugestehen will. Und Bohemian Rhapsody und sein leider sicher folgender Oscarsieg werden das noch mehr in die Höhe pushen.

Mhm ok danke. Mr Robot kenne ich nicht, aber ich dachte mir schon, dass er nicht ganz so unbekannt gewesen sein kann, wie hier behauptet.

Man darf auch nicht vergessen, dass Serienstars heute viel bekannter sind als es vor Jahren vielleicht noch der Fall war. Nur weil man bestimmte Gesichter seltener auf der großen Leinwand sieht (Bryan Cranston, Rami Malek) können sie trotzdem große Stars sein. Da hat sich in der Wahrnehmung von Seriendarstellern viel geändert.

danielcc hat geschrieben: 15. Januar 2019 19:56 Casting für Bond bleibt ein schwieriges, mitunter unmögliches Thema. Man braucht Stars, man muss internationale Märkte mehr denn je berücksichtigen, man will aber auch überraschen ohne ein Risiko einzugehen. Ideal gelöst war das sicherlich mit Mads Mikkelsen.

Genau, wobei ich das neben Mikkelsen auch noch auf Amalric ausweiten würde dessen Schmetterling & Taucherglocke ein Jahr vor QoS einiges an Aufmerksamkeit und Lob in gewissen Kreisen erregt hat, ohne dass wohl irgendjemand auf die Idee gekommen wäre er könne der nächste Bond-Schuft sein. Und Waltz' Besetzung fand ich überhaupt nicht überraschend, ich fand sie höchstens so un-überraschend, dass es schon wieder überraschend war dass die ihn jetzt echt genommen haben.

Ich denke er ist für mich der schwächste Blofeld, womöglich sogar der schwächste Bond-Bösewicht überhaupt. Ein langweiliger Besetzungscoup, aus dem dann nicht einmal etwas besonders Gutes gemacht wurde.

Rami Malek möchte ich übrigens gar nicht beurteilen, ich habe von dem nie etwas gehört bevor der Queen-Film rausgekommen ist und sein Name öfters mal fiel. In Aktion gesehen habe ich ihn nie. Alles was mir zu ihm einfällt ist dass er im Kontrast zu Craig etwas jung wirken könnte, aber das kann ja interessant sein.

Casino Hille hat geschrieben: 15. Januar 2019 23:45

Nico hat geschrieben: 15. Januar 2019 23:24Ist der eigentlich echt so unbekannt gewesen?

Absolut nicht. Alleine durch seine Hauptrolle in Mr. Robot ist der seit Jahren fester Bestandteil der Meme-Culture und zumindest optisch (vielleicht nicht namentlich) viel bekannter als man ihm in diesem Thread zugestehen will. Und Bohemian Rhapsody und sein leider sicher folgender Oscarsieg werden das noch mehr in die Höhe pushen.

Das sehe ich nicht so - Nicht-Serienfans oder nicht so Film-affinen Menschen ist er noch kein Begriff. Manche haben vielleicht das Gesicht schon mal gesehen, können ihn aber nicht zuordnen. Das merkt man schon, wenn man einige Kommentare zur Malek-Meldung liest; ich merke das zB. auch bei meinem Bekanntenkreis (ist natürlich eine sehr repräsentative Stichprobe )

mit dem möglichen Oscarsieg wird sich das dann wahrscheinlich schon ändern. Und sollte er wirklich bei Bond mitspielen, wäre das für seine Popularität sicherlich das bisher größte Sprungbrett.

Also mir persönlich ist völlig egal wer es wird, hauptsache er/sie macht einen guten Job und kann mich als doch recht fordernden Zuschauer überzeugen. Ein anständiger Cast dürfte bei einer Produktion dieser Größenordnung kein Problem sein, und es hat auch in der Vergangenheit mit Höhen und Tiefen immer wieder prima funktioniert. Ich brauche keine Stars, um mich künstlich über deren Performance, die auch total beschissen sein kann, zu freuen.
Aber weil wir schon dabei sind, ich finde Bardem und Waltz ziemlich gut, beide können doch für Script-Plattitüden, gefällige Handlungsentwicklungen und narrative Ungereimtheiten nichts! SchauspielerInnen gehen wie jeder x-beliebige Mensch ihrer Arbeit nach, und wenn der Auftrag oder die AuftraggeberInnen nichts hergeben, können sie eben nur mit dem arbeiten, was sie haben.
Ich kann auch sehr wohl Unterschiede zwischen den von Waltz verkörperten Rollen Hans Landa/Dr. King Schultz/Blofeld erkennen, ein gewisser Touch oder eine bestimmte Art sich zu artikulieren oder zu bewegen bleibt bei 99% der SchauspielerInnen immer erhalten, schließlich sollte die Betonung bei Schauspiel auf SPIEL liegen. Aber gut, anderes Thema. Bei Waltz ist es eben das Wienerisch-Musikalische. Man mag es, oder eben nicht. Es ist nunmal seine Signatur und lässt sich nicht nach Belieben abstellen, er ist auch nur ein Mensch.

craigistheman hat geschrieben: 16. Januar 2019 00:12 Also mir persönlich ist völlig egal wer es wird, hauptsache er/sie macht einen guten Job und kann mich als doch recht fordernden Zuschauer überzeugen.

Ja, das denke ich auch.

Außerdem, vielleicht wird es Malek auch gar nicht (wobei es nach seinen letzten Reaktionen schon eher danach aussieht).

Aber wer spielt dann sonst Blofelds Sohn...?

Casino Hille hat geschrieben: 15. Januar 2019 23:45

Nico hat geschrieben: 15. Januar 2019 23:24Ist der eigentlich echt so unbekannt gewesen?

Absolut nicht. Alleine durch seine Hauptrolle in Mr. Robot ist der seit Jahren fester Bestandteil der Meme-Culture und zumindest optisch (vielleicht nicht namentlich) viel bekannter als man ihm in diesem Thread zugestehen will. Und Bohemian Rhapsody und sein leider sicher folgender Oscarsieg werden das noch mehr in die Höhe pushen.

Ich kenne kaum jemand, der Mr. Robot kennt, geschweige denn gesehen hat, auch wenn ich hier immer wieder auf Werbetour gegangen bin. Sehe ich wie Gernot. Klar den allermeisten Serienjunkies ist das ein Begriff, aber die stehen nicht für die Masse der Konsumenten. Das ist kein Vergleich zu Waltz, und Bardem, da stimme ich Nico zu, ist wieder eine ganz andere Baustelle. Wie gesagt, mir war das von glaub ich anatol angestoßen argumentativ entschieden zu unrund und auch nicht schlüssig.