AnatolGogol hat geschrieben: 14. Februar 2021 20:12
bei der die Action Nolan-typisch zwar auch immer wieder ausgebremst wurde (u.a. auch durch den weder inhaltlich noch stilistisch nachvollziehbaren permanenten Formatwechsel teilweise im Sekundentakt, durch den eine unangenehme Hektik entstand, die den Fluss einzelner Szenen in Teilen regelrecht aufbrach)
Danke Anatol, ich habe heute mal in meine "Tenet"-Bluray reingeschaut und bei diesen ständigen, vollkommen unmotivierten Formatwechseln von Einstellung zu Einstellung wieder das kalte Kotzen bekommen. Nolans Filme sollte man wohl nur im Kino sehen, da fallen sie einem nämlich mit diesem Mist nicht auf die Nerven.
AnatolGogol hat geschrieben: 14. Februar 2021 20:12
Gutes Beispiel hiefür ist Debickis Figur, bei welcher ihre Mutterliebe immer wieder als ihre Kernmotivation angeführt wird, u.a. in einer der Schlüsselszenen des Films, in welchem Pattinson und Washington über das drohende Ende allen bisherigen Daseins lamentieren und Frau Oligarchin nichts anderes dazu einfällt als "und auch das Ende meines Sohnes". Ja, wir haben verstanden, sie will ihr geliebtes Kind retten. Dumm nur, dass der Film außer zwei, drei sekundelangen gemeinsamen Einstellungen keinerlei Anstalten macht die Beziehung der Mutter zu ihrem Kind dem Zuschauer auch zu zeigen und damit nahezubringen. So bleibt die Beziehung lediglich behauptet - und behauptet wird die Sorge der Mutter um ihr Kind in ermüdender Wiederkehr, nur leider bleibt das so halt unglaubwürdig, was für das Interesse des Zuschauers an den Seelenqualen der Mutter nicht gerade förderlich ist.
Hehe, ja, das ist für mich auch der eine große dumme Moment in einem Film, den ich ansonsten wirklich super finde. Der blöde Satz von der Debicki geht gar nicht. Wer würde sowas in solch einer Situation sagen? Wirkt auf mich fast, als denke Nolan, wir hätten mittlerweile vergessen, dass Debicki einen Sohn hat, um den es ihr geht. Da traut er seinen Zuschauern zu wenig zu – und grundsätzlich mag er mit dieser Attitüde oft recht haben, manchmal übertreibt er es dann aber doch. Sooooooo doof sind wir Zuschauer nun auch wieder nicht.

Allerdings toppt in dieser Hinsicht nichts die legendäre Szene in "Interstellar", in der ein Astronaut nach mehrmonatiger Weltraumreise kurz vor dem Betreten eines Wurmloches seinen Kollegen fragt, was genau ein Wurmloch ist und wie es funktioniert – und es dann mit einem Blatt Papier und einen Bleistift erklärt bekommt.

Ich kenne keine Astronauten, aber etwas mehr Sachkompetenz würde ich ihnen dann wohl doch zumuten, erst recht auf der wichtigsten Mission in der Geschichte der Menschheit. Da war es in "Tenet" eleganter, einen Protagonisten zu wählen, der selbst noch nicht mit den Mitteln der Zeitreise erfahren ist und so naturgemäß Erklärungen braucht (und sucht), um sich in der Welt zu orientieren.
Nolan ist für mich ein spannender Fall, weil ich über die Jahre eine klare Entwicklung an mir feststellen kann, die sich sehr darauf auswirkt, wie ich seine Filme wahrnehme. Die große Begeisterung, die da vor langer Zeit mal war, ist längst abgeklungen, wie ich die letzten Wochen bei einer Sichtung all seiner Filme in chronologischer Reihenfolge festgestellt habe, auch seine allgemein als richtig großen Werke wahrgenommenen Sachen gefallen mir kaum noch oder nur mit starken Einschränkungen, einige halte ich sogar für ziemlich problematisch. Wirklich klasse finde ich nur noch "Prestige" und "Tenet" – und da letzter noch recht frisch ist, und sich meine Sichtweise auf die übrigen Nolan-Filme mächtig gewandelt hat, bin ich weiterhin vorsichtig skeptisch, ob "Tenet" den sehr positiven Eindruck halten kann über längere Zeit. Hattet ihr Filme oder ganze Regisseure, bei denen sich über die Jahre eure Ansichten stark gewandelt haben?
Und Anatol: Wie reiht sich Tenet bei dir in Nolans Gesamtwerk ein?