iHaveCNit: Toubab (2021) – Florian Dietrich – Camino Filmverleih
Deutscher Kinostart: 23.09.2021
gesehen am 27.09.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 1 Platz 90 – 17:45 Uhr
Ich freue mich immer auch über ein wenig Lokalkolorit in meinem Filmkalender. Wie auch schon vor wenigen Jahren der Gangsterthriller „Nur Gott kann mich richten“ hat nun auch „Toubab“ den Raum Frankfurt als Dreh- und Handlungsort. Aber nicht nur das war für mich Stein des Anstoßes, in diesen Film zu gehen – der Trailer und das Thema des Films haben mich interessiert und angesprochen – zurecht.
Babtou kennt den Senegal eigentlich nur aus Erzählungen seines Vaters, seit über 25 Jahren lebt der in Deutschland Geborene im Raum Frankfurt, doch er soll in den Senegal abgeschoben werden, weil er direkt am Tag seiner Haftentlassung bei einer spontanen Straßensperre mit Willkommensparty seiner Jungs wieder straffällig geworden ist. Die einzige Möglichkeit dieser Abschiebung zu entgehen ist eine Eheschließung – und so bleibt irgendwann Toubab nur noch die Möglichkeit, seinen besten Freund Dennis zu heiraten. Ohne zu wissen, welche Folgen und Herausforderungen das für Beide hat haben sie alle Hände voll zu tun, ihre Scheinehe sowohl Geheim zu halten als auch glaubwürdig gegenüber den Behörden zu verkaufen.
„Toubab“ ist mit knapp über 90 Minuten erfrischend kurz und kurzweilig. Jedoch beraubt sich der Film damit der Möglichkeit seinen Themen eine gewiss größere Tiefe zu geben. Auch so ganz kann der Film Klischees und auch klischeehaft gezeichnete Charaktere vermeiden. Aber der Film macht unfassbar viel Spaß und funktioniert neben einer Milieustudie auch als Buddy-Komödie von 2 Jungs aus dem Frankfurter Raum, die mit ihrem Plan durchaus auf humoristische, natürliche, augenzwinkernde und auch ernste Art und Weise Themen wie Rassismus und Homophobie aufzudecken und anzuprangern. Dabei werden auch Themen wie Heimat, Freundschaft und freie Liebe auf sehr coole und moderne Art verarbeitet. Natürlich bietet der Film an der ein oder anderen Stelle auch sehr interessante und coole Ideen und auch dass der Film Konsequenzen in seiner Konklussion bietet gefällt mir sehr. Darüber hinaus war neben der Inszenierung von Florian Dietrich auch das darstellerische Dou aus Farba Dieng und Julius Nitschkoff großartig.
„Toubab“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Re: Zuletzt gesehener Film
9872Je suis Karl - Christian Schwochow
Die erste Hälfte war so elektrisierend brillant, daß ich schon dachte dies könnte der beste Film der letzten Jahre werden, die 2. Hälfte war gleichbleibend intensiv und hochspannend, aber doch nicht mehr so überragend, und ich bin mir noch nicht sicher wie ich das Ende bewerte, sowohl inhaltlich wie auch ästhetisch.
Sehr starker Film in nicht erwarteter Fulminanz.
Die erste Hälfte war so elektrisierend brillant, daß ich schon dachte dies könnte der beste Film der letzten Jahre werden, die 2. Hälfte war gleichbleibend intensiv und hochspannend, aber doch nicht mehr so überragend, und ich bin mir noch nicht sicher wie ich das Ende bewerte, sowohl inhaltlich wie auch ästhetisch.
Sehr starker Film in nicht erwarteter Fulminanz.
Re: Zuletzt gesehener Film
9873Sondervorstellung
iHaveCNit: Spotlight – Die Arthouse-Sneak (06.10.2021) – Überraschungsfilm
Deutscher Kinostart: ???
gesehen am 06.10.2021 in OmU
Arthouse Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Sitz 9 – 21:00 Uhr
Wie immer gibt es hier einen Überraschungsfilm zu sehen, den man am Ende benoten kann und das Kino ein eigenes Ranking aufstellt für die Filme, die hier gespielt werden. Das aktuelle Ranking sieht wie folgt aus:
1. The Father (1,4)
2. Promising Young Woman (1,9)
3. Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders Of Justice (2,1)
4. Minari (2,3)
5. Je Suis Karl (2,4)
6. Falling (2,5)
Für den Film gab es im Vorfeld keinen Hinweis auf den sozialen Netzwerken. Hier muss ich jedoch in Anbetracht einer Vielzahl an entsprechenden Kinostarts zum Startwochenende des Films, 14.10.2021 überlegen, ob ich ihn mir überhaupt ein zweites Mal im Kino ansehen werde.
+++ Spotlight-Auflösung vom 6.10.2021 +++
In der gestrigen Spotlight-Sneak haben wir euch das italienische Erzählerepos "Gli anni più belli - AUF ALLES WAS UNS GLÜCKLICH MACHT" (Start 14.10.) von Gabriele Muccino (THE LAST KISS) gezeigt. Ein Jahrzehnte umspannendes Drama über die Freundschaft, Liebe und persönliche Schicksalsschläge von vier Kindheitsfreunden aus Italien.
Eure Bewertung = 2,5
Note 1= 15x
Note 2 = 14x
Note 3 = 14x
Note 4 = 9x
Note 5 = 4x
Note 6 = 0x
Die nächste Spotlight-Sneak findet dann wieder am 20.10. statt.
#spotlightsneak
Nun sieht das Ranking nach 7 Filmen wie folgt aus:
1. The Father (1,4)
2. Promising Young Woman (1,9)
3. Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders Of Justice (2,1)
4. Minari (2,3)
5. Je Suis Karl (2,4)
6. Falling / Auf alles, was uns glücklich macht (2,5)
Wie habe ich gewertet ?
Rein vom Gefühl sehe ich den Film auf einer 8/10 – umgerechnet auf einen Notenschnitt bleibt er mir aber auch eine 2 wert.
„Überraschungsfilm 06.10.2021“ - My First Look – 8/10 Punkte.
iHaveCNit: Auf alles, was uns glücklich macht (2021) – Gabriele Muccino - Studiocanal
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 06.10.2021 in Italienisch mit deutschen Untertiteln in der Spotlight-Arthouse-Sneak der Arthouse-Kinos Frankfurt
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Sitz 9 – 21:00 Uhr
Nach einem für mich sehr James-Bond-lastigen Wochenende war es mal wieder Zeit, den Kopf auch mit anderen Filmen wieder frei zu machen und da kam mir die Spotlight-Arthouse-Sneak ganz gelegen, die sich so langsam zum Standard in meiner Kinoplanung entwickelt. Da es im Arthouse-Sektor in den aktuellen 2 Wochen eine Vielzahl an interessanten Filmen gibt, war ich auf jeden Fall gespannt, welcher Film es sein wird. Und so kam es dann, dass der italienische Film „Auf alles, was uns glücklich macht“ von Gabriele Muccino gezeigt worden ist. Der melancholische Wohlfühlfilm war dann auch sehr unterhaltsam und hat mir gut gefallen.
In den 80er Jahren finden Paolo, Giulio, Riccardo und Gemma zueinander. Die Freundschaft scheint unzertrennlich, doch gesellschaftliche Umbrüche in Italien sowohl weltweit, unterschiedliche Karrierewege, unterschiedliche Weltanschauungen und auch Beziehungsprobleme sorgen über die Jahrzehnte immer wieder zur Entfremdung und Annäherung des Quartetts.
Der Film ist eine über mehrere Jahrzehnte erstreckende Betrachtung des Lebens des Quartetts, das im Erwachsenenalter von Pierfrancesco Favino, Micaela Ramazotti, Kim Rossi Stuart und Claudio Santamaria gespielt wird. Dabei beleuchtet der Film großartig ausbalanciert jeden der 4 unterschiedlichen Charaktere, deren Hintergründe und deren unterschiedlichen Lebensgeschichten als auch die Beziehung der ganzen Charaktere untereinander. Mit der Einbettung diverser wichtiger geschichtlicher Ereignisse für die Welt sowohl auch für Italien beleuchtet der Film nebenbei auch viele gesellschaftliche Themen und Ebenen. Das mag in seiner Gesamtheit für knackige und kurzweilige 135 Minuten schon etwas zu viel sein – und das ist es letztendlich auch, so dass vieles nur angerissen und oberflächlich bleibt. Klar spielt die Handlung des Films durchgehend in Italien, das Klima und die Atmosphäre ist warm und mediterran, jedoch stelle ich mir die Frage ob ein so warmer und sonniger Farbfilter überhaupt notwendig gewesen wäre. Aber das wären dann bereits die eher kritischeren Worte zum Film. Ich fand den Film sehr warmherzig, sehr unterhaltsam und kurzweilig. Darüber hinaus hat mir auch gefallen, wie der Film mit feinen Mitteln visuelle Bögen schlägt und dich auch durch das Durchbrechen der 4. Wand direkt als weiteren Teil des Freundeskreis mit in die Handlung zieht. Und vor allem erzählt er sehr viel über das Leben an sich. Insgesamt habe ich eine großartige Zeit beim Erlebnis dieses Films gehabt.
„Auf alles, was uns glücklich macht“ - My First Look – 8/10 Punkte.
iHaveCNit: Spotlight – Die Arthouse-Sneak (06.10.2021) – Überraschungsfilm
Deutscher Kinostart: ???
gesehen am 06.10.2021 in OmU
Arthouse Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Sitz 9 – 21:00 Uhr
Wie immer gibt es hier einen Überraschungsfilm zu sehen, den man am Ende benoten kann und das Kino ein eigenes Ranking aufstellt für die Filme, die hier gespielt werden. Das aktuelle Ranking sieht wie folgt aus:
1. The Father (1,4)
2. Promising Young Woman (1,9)
3. Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders Of Justice (2,1)
4. Minari (2,3)
5. Je Suis Karl (2,4)
6. Falling (2,5)
Für den Film gab es im Vorfeld keinen Hinweis auf den sozialen Netzwerken. Hier muss ich jedoch in Anbetracht einer Vielzahl an entsprechenden Kinostarts zum Startwochenende des Films, 14.10.2021 überlegen, ob ich ihn mir überhaupt ein zweites Mal im Kino ansehen werde.
+++ Spotlight-Auflösung vom 6.10.2021 +++
In der gestrigen Spotlight-Sneak haben wir euch das italienische Erzählerepos "Gli anni più belli - AUF ALLES WAS UNS GLÜCKLICH MACHT" (Start 14.10.) von Gabriele Muccino (THE LAST KISS) gezeigt. Ein Jahrzehnte umspannendes Drama über die Freundschaft, Liebe und persönliche Schicksalsschläge von vier Kindheitsfreunden aus Italien.
Eure Bewertung = 2,5
Note 1= 15x
Note 2 = 14x
Note 3 = 14x
Note 4 = 9x
Note 5 = 4x
Note 6 = 0x
Die nächste Spotlight-Sneak findet dann wieder am 20.10. statt.
#spotlightsneak
Nun sieht das Ranking nach 7 Filmen wie folgt aus:
1. The Father (1,4)
2. Promising Young Woman (1,9)
3. Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders Of Justice (2,1)
4. Minari (2,3)
5. Je Suis Karl (2,4)
6. Falling / Auf alles, was uns glücklich macht (2,5)
Wie habe ich gewertet ?
Rein vom Gefühl sehe ich den Film auf einer 8/10 – umgerechnet auf einen Notenschnitt bleibt er mir aber auch eine 2 wert.
„Überraschungsfilm 06.10.2021“ - My First Look – 8/10 Punkte.
iHaveCNit: Auf alles, was uns glücklich macht (2021) – Gabriele Muccino - Studiocanal
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 06.10.2021 in Italienisch mit deutschen Untertiteln in der Spotlight-Arthouse-Sneak der Arthouse-Kinos Frankfurt
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Sitz 9 – 21:00 Uhr
Nach einem für mich sehr James-Bond-lastigen Wochenende war es mal wieder Zeit, den Kopf auch mit anderen Filmen wieder frei zu machen und da kam mir die Spotlight-Arthouse-Sneak ganz gelegen, die sich so langsam zum Standard in meiner Kinoplanung entwickelt. Da es im Arthouse-Sektor in den aktuellen 2 Wochen eine Vielzahl an interessanten Filmen gibt, war ich auf jeden Fall gespannt, welcher Film es sein wird. Und so kam es dann, dass der italienische Film „Auf alles, was uns glücklich macht“ von Gabriele Muccino gezeigt worden ist. Der melancholische Wohlfühlfilm war dann auch sehr unterhaltsam und hat mir gut gefallen.
In den 80er Jahren finden Paolo, Giulio, Riccardo und Gemma zueinander. Die Freundschaft scheint unzertrennlich, doch gesellschaftliche Umbrüche in Italien sowohl weltweit, unterschiedliche Karrierewege, unterschiedliche Weltanschauungen und auch Beziehungsprobleme sorgen über die Jahrzehnte immer wieder zur Entfremdung und Annäherung des Quartetts.
Der Film ist eine über mehrere Jahrzehnte erstreckende Betrachtung des Lebens des Quartetts, das im Erwachsenenalter von Pierfrancesco Favino, Micaela Ramazotti, Kim Rossi Stuart und Claudio Santamaria gespielt wird. Dabei beleuchtet der Film großartig ausbalanciert jeden der 4 unterschiedlichen Charaktere, deren Hintergründe und deren unterschiedlichen Lebensgeschichten als auch die Beziehung der ganzen Charaktere untereinander. Mit der Einbettung diverser wichtiger geschichtlicher Ereignisse für die Welt sowohl auch für Italien beleuchtet der Film nebenbei auch viele gesellschaftliche Themen und Ebenen. Das mag in seiner Gesamtheit für knackige und kurzweilige 135 Minuten schon etwas zu viel sein – und das ist es letztendlich auch, so dass vieles nur angerissen und oberflächlich bleibt. Klar spielt die Handlung des Films durchgehend in Italien, das Klima und die Atmosphäre ist warm und mediterran, jedoch stelle ich mir die Frage ob ein so warmer und sonniger Farbfilter überhaupt notwendig gewesen wäre. Aber das wären dann bereits die eher kritischeren Worte zum Film. Ich fand den Film sehr warmherzig, sehr unterhaltsam und kurzweilig. Darüber hinaus hat mir auch gefallen, wie der Film mit feinen Mitteln visuelle Bögen schlägt und dich auch durch das Durchbrechen der 4. Wand direkt als weiteren Teil des Freundeskreis mit in die Handlung zieht. Und vor allem erzählt er sehr viel über das Leben an sich. Insgesamt habe ich eine großartige Zeit beim Erlebnis dieses Films gehabt.
„Auf alles, was uns glücklich macht“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Re: Zuletzt gesehener Film
9874iHaveCNit: Titane (2021) – Julia Docournau - Koch Films
Deutscher Kinostart: 07.10.2021
gesehen am 08.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 1, Sitz 9 – 18:15 Uhr
Angetrieben von einem interessanten Trailer und einer interessanten Filmidee habe ich mir den aktuellen Gewinner der Goldenen Palme der internationalen Filmfestspiele von Cannes angesehen. Julia Docournaus „Titane“ ist ein interessanter und überraschender Genremix geworden.
Alexia hat seit Ihrer Kindheit nach einem Autounfall eine Titanplatte im Kopf und ein interessantes Verhältnis zu Autos. Zu Menschen findet sie kein Vertrauen, so dass sich ihr Verhältnis zu Menschen als tödlich bezeichnet werden könnte. Als sie jedoch aufgrund dessen flüchten und untertauchen muss, steht sie dem einsamen, trauernden Vincent und vielen weiteren Herausforderungen gegenüber.
„Titane“ ist richtig stylish inszeniert worden und erinnert mich von seinem Stil an Werke von Nicolas Winding Refn. Bei dem Film möchte ich mich auch ein wenig kürzer halten, da das Erlebnis dieses Films, sofern man sich darauf einlässt viele überraschenden und unerwartete Dinge zu bieten hat. Zu bieten hat der Film nicht nur großartiges Schauspiel der Schauspieler*in Agathe Rousselle, die als Alexia eine Tour de Force abliefert und von Schauspieler Vincent Lindon, dessen Vincent ein sehr interessanter Charakter ist. Darüber hinaus bietet der Film die Mischung aus Horrorelementen eines Slashers und Bodyhorror sowie ein interessant herausgearbeitetes Familiendrama. Auch setzt sich der Film mit Weiblichkeit, Männlichkeit und genderfluiden Grenzen auseinander und kann dahingehend auch als politisches Statement verstanden werden. Insgesamt hat mich das Erlebnis des Films gepackt und überrascht – und auch daran erinnert, dass ich mir auch mal Docournaus vorheriges Werk „Raw“ ansehen sollte.
„Titane“ - My First Look – 9/10 Punkte.
Kleiner sprachlicher Disclaimer: Da sich Agathe Rousselle als nichtbinär identifiziert, wurden alle Bezeichnungen in Bezug auf Agathe Rousselle gegendert.
Deutscher Kinostart: 07.10.2021
gesehen am 08.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 1, Sitz 9 – 18:15 Uhr
Angetrieben von einem interessanten Trailer und einer interessanten Filmidee habe ich mir den aktuellen Gewinner der Goldenen Palme der internationalen Filmfestspiele von Cannes angesehen. Julia Docournaus „Titane“ ist ein interessanter und überraschender Genremix geworden.
Alexia hat seit Ihrer Kindheit nach einem Autounfall eine Titanplatte im Kopf und ein interessantes Verhältnis zu Autos. Zu Menschen findet sie kein Vertrauen, so dass sich ihr Verhältnis zu Menschen als tödlich bezeichnet werden könnte. Als sie jedoch aufgrund dessen flüchten und untertauchen muss, steht sie dem einsamen, trauernden Vincent und vielen weiteren Herausforderungen gegenüber.
„Titane“ ist richtig stylish inszeniert worden und erinnert mich von seinem Stil an Werke von Nicolas Winding Refn. Bei dem Film möchte ich mich auch ein wenig kürzer halten, da das Erlebnis dieses Films, sofern man sich darauf einlässt viele überraschenden und unerwartete Dinge zu bieten hat. Zu bieten hat der Film nicht nur großartiges Schauspiel der Schauspieler*in Agathe Rousselle, die als Alexia eine Tour de Force abliefert und von Schauspieler Vincent Lindon, dessen Vincent ein sehr interessanter Charakter ist. Darüber hinaus bietet der Film die Mischung aus Horrorelementen eines Slashers und Bodyhorror sowie ein interessant herausgearbeitetes Familiendrama. Auch setzt sich der Film mit Weiblichkeit, Männlichkeit und genderfluiden Grenzen auseinander und kann dahingehend auch als politisches Statement verstanden werden. Insgesamt hat mich das Erlebnis des Films gepackt und überrascht – und auch daran erinnert, dass ich mir auch mal Docournaus vorheriges Werk „Raw“ ansehen sollte.
„Titane“ - My First Look – 9/10 Punkte.
Kleiner sprachlicher Disclaimer: Da sich Agathe Rousselle als nichtbinär identifiziert, wurden alle Bezeichnungen in Bezug auf Agathe Rousselle gegendert.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Re: Zuletzt gesehener Film
9875iHaveCNit: Hinterland (2021) – Stefan Ruzowitzky - Paramount
Deutscher Kinostart: 07.10.2021
gesehen am 10.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt –Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 18:00 Uhr
In meiner Post-Bond-Phase gibt es ja auch durchaus den ein oder anderen interessanten Film, den die Kinostarts zu bieten haben. Einen davon habe ich bereits auf der Liste gehabt, ohne zu wissen, was mich überhaupt erwarten wird – rein von der Besetzung des Österreichers Murathan Muslu, der mich bisher schauspielerisch und auch musikalisch überzeugt hat. Und als ich die ersten bewegten Bilder des Films in Form eines Trailers gesehen habe, wusste ich, dass mich eine sehr interessante Reise im Kino erwarten wird.
Es ist das Jahr 1920. Der Wiener Peter Perg war nach dem ersten Weltkrieg in russischer Kriegsgefangenschaft und kehrt sowohl traumatisiert als auch desillusioniert in die Heimat zurück. Doch kurz nach der Heimkehr ist der ehemalige Polizist wieder gefragt, da ein bestialischer Mord geschieht und das Opfer mit ihm in Verbindung stand.
Neben einer unglaublich starken Performance von Murathan Muslu, der seinen Peter Perg sehr düster, vielschichtig und desillusioniert darstellt, bietet der Film vor allem optisch sehr starke Schauwerte, die das düstere und desillusionierte unterstreichen. Häuser, Straßen, Fenster, Türen, Innenbereiche von Häusern – alles ist verschoben, verzerrt und schief. Mit diesem expressionistischen Look gibt das dem Film eine ganz eigene Atmosphäre. Verbunden wird der Film mit einer doch interessant konstruierten Mordserie eines Serienkillers, dessen Tableaus (bzw. Tatorte) schon durchaus sehr brutal und morbide anmuten. Die Auflösung des Falls ist dann auch interessant, aber durchaus vorhersehbar konstruiert. Des weiteren schildert der Film auch auf sehr interessante Art und Weise, wie die überlebenden Kriegsheimkehrer nach ihrer Kriegsgefangenschaft vollkommen als Ausgestoßene behandelt werden – auch in Bezug etwaiger dadurch bedingter politischer und ideologischer Differenzen, die aufkommen können und es wird angedeutet, was sie in der Gefangenschaft erleiden und durchleben mussten, was dem Film etwas zeithistorisches und noch bedrückenderes gibt.
„Hinterland“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 07.10.2021
gesehen am 10.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt –Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 18:00 Uhr
In meiner Post-Bond-Phase gibt es ja auch durchaus den ein oder anderen interessanten Film, den die Kinostarts zu bieten haben. Einen davon habe ich bereits auf der Liste gehabt, ohne zu wissen, was mich überhaupt erwarten wird – rein von der Besetzung des Österreichers Murathan Muslu, der mich bisher schauspielerisch und auch musikalisch überzeugt hat. Und als ich die ersten bewegten Bilder des Films in Form eines Trailers gesehen habe, wusste ich, dass mich eine sehr interessante Reise im Kino erwarten wird.
Es ist das Jahr 1920. Der Wiener Peter Perg war nach dem ersten Weltkrieg in russischer Kriegsgefangenschaft und kehrt sowohl traumatisiert als auch desillusioniert in die Heimat zurück. Doch kurz nach der Heimkehr ist der ehemalige Polizist wieder gefragt, da ein bestialischer Mord geschieht und das Opfer mit ihm in Verbindung stand.
Neben einer unglaublich starken Performance von Murathan Muslu, der seinen Peter Perg sehr düster, vielschichtig und desillusioniert darstellt, bietet der Film vor allem optisch sehr starke Schauwerte, die das düstere und desillusionierte unterstreichen. Häuser, Straßen, Fenster, Türen, Innenbereiche von Häusern – alles ist verschoben, verzerrt und schief. Mit diesem expressionistischen Look gibt das dem Film eine ganz eigene Atmosphäre. Verbunden wird der Film mit einer doch interessant konstruierten Mordserie eines Serienkillers, dessen Tableaus (bzw. Tatorte) schon durchaus sehr brutal und morbide anmuten. Die Auflösung des Falls ist dann auch interessant, aber durchaus vorhersehbar konstruiert. Des weiteren schildert der Film auch auf sehr interessante Art und Weise, wie die überlebenden Kriegsheimkehrer nach ihrer Kriegsgefangenschaft vollkommen als Ausgestoßene behandelt werden – auch in Bezug etwaiger dadurch bedingter politischer und ideologischer Differenzen, die aufkommen können und es wird angedeutet, was sie in der Gefangenschaft erleiden und durchleben mussten, was dem Film etwas zeithistorisches und noch bedrückenderes gibt.
„Hinterland“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Ein Blechpirat sieht rot
9876Feuerstoß
Ein Anruf bringt den Arzt Dr. Tracer dazu, den geplanten gemeinsamen Abend mit seiner Frau abzusagen und stattdessen sofort zum College zu fahren, in welchem er unterrichtet. Eine seiner Schülerinnen ist bei einer Feier zusammengebrochen. Dort angekommen, holt er sofort Medizin aus seiner Tasche. In einer Nahaufnahme ist das Bild zweigeteilt: Die rechte Seite zeigt das nervöse Gesicht einer Lehrerin, mit großen Augen beobachtet sie wie in der linken Bildhälfte die Hand des Arztes das Medikament öffnet. Eine bizarre Einstellung, die später noch einmal wichtig wird. Diese Szene ereignet sich nämlich zu Beginn des italienisch-kanadischen Kriminalfilms „Feuerstoß“ und Dr. Tracer wird bald der Hauptverdächtige einer Mordermittlung sein.
Nachdem er der Studentin Louise nämlich das Mittel verabreicht hat, offenbart sich ihr Zusammenbruch als kleiner Scherz, mit welchem der Arzt auf die Studentenfeier gelockt werden sollte. Schon einmal dort, beschließt er, mitzufeiern – ehe kurz darauf Louise erneut zusammenbricht. Dieses Mal wirklich. Und tödlich. Die Obduktion ergibt: Sie wurde vergiftet. Sofort beginnt der Polizist Tony Saitta die Ermittlungen. Louise war nämlich niemand geringeres als seine eigene Schwester. Die wollte am Tag ihres Todes noch mit ihm telefonieren, doch er war gerade zu beschäftigt damit, fliehende Bankräuber zu verfolgen und ganz im Stil von „Dirty Harry“ über den Haufen zu schießen.
Nun also ermittelt Saitta gegen Dr. Tracer, dem eine Affäre mit Louise nachgesagt wird. Der filmkundige Cineast wird Dr. Tracer von Beginn an kritisch beäugen, spielt ihn doch Martin Landau, der sich einst als mörderischer Leonard in „Der unsichtbare Dritte“ von Alfred Hitchcock seinen Platz in den Annalen der Filmgeschichte sicherte. 1976 verschlug es ihn nach Montréal, in diesen Poliziottesco, der in Deutschland zuerst unter dem Titel „Tod im College“ erschien, mittlerweile aber „Feuerstoß“ genannt wird. Die Italiener kennen ihn unter „Una Magnum special per Tony Saitta“ (zu deutsch: „Eine spezielle Magnum für Tony Saitta“), ein Titel, der absichtlich nach einem Cop-Film mit Clint Eastwood klingt.
Statt dem übernimmt Stuart Whitman den Part des nach Rache düsternden Ermittlers. Seine Karriere lief der von Eastwood entgegengesetzt: Hatte der erst in Italowestern Fuß gefasst und dann in den USA eine große Karriere begonnen, war Whitman in den 1960ern noch in „Die Comanchen“ an der Seite von John Wayne und in der mit Stars gefüllten Komödie „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ zu sehen, verdingte sich aber ein Jahrzehnt später in Filmen der zweiten Liga. Ein Spezialist für solche war Regisseur Alberto De Martino. Als fleißiger Trash-Filmer drehte er legendäre Gurken wie „Der Puma Mann“, „Mord im schwarzen Cadillac“ sowie den skurrilen „Operation ‚Kleiner Bruder‘“, eine italienische Kopie der frühen „James Bond“-Filme, mit Sean Connerys Bruder Neil Connery als Superspion und anderen „originalen“ Mitgliedern der Bond-Reihe, darunter Lois Maxwell, Bernard Lee und Daniela Bianchi.
„Feuerstoß“ filmte er unter seinem Pseudonym Martin Herbert, ein Name, der für das US-amerikanische Publikum leichter auszusprechen war. Die Drehbuchautoren hießen laut Vorspann Vincent Mann und Frank Clark, dahinter verbergen sich jedoch Vincenzo Mannino und Gianfranco Clerici. Letzterer schrieb wenige Jahre später das Drehbuch zum berühmt-berüchtigten Exploitations-Schocker „Nackt und zerfleischt“, besser bekannt als „Cannibal Holocaust“. Sie trugen dazu bei, dass „Feuerstoß“ zurecht als der beste Film von Alberto De Martino gilt. Zahlreiche Szenen zeichnen sich durch schöne kleine Ideen aus, wie die beschriebene Einstellung, in der Dr. Tracer vor den Augen einer Kollegin seine Medikamente auspackt – die wieder aufgegriffen wird, als jene Kollegin bezeugen soll, dass die Packung des Medikaments noch ungeöffnet war, als Dr. Tracer es verwendete.
Schon gleich der anfängliche Banküberfall ist kompetent und spannend inszeniert, wenn auch ordentlich brutal. Das Lexikon des internationalen Films nennt dieses Werk deswegen gar „gewaltverherrlichend“, nicht unbedingt zurecht. Die Handlung hat nämlich einige Wendungen parat, die auch das Gebaren der Action betreffen. Je näher Saitta der Lösung des Falls kommt, umso klarer wird ihm, dass er den Fall deutlich schneller hätte aufklären können, hätte er seine harte Vorgehensweise ein wenig früher abgelegt.
So entstehen nahezu alle Actionszenen daraus, dass Saitta einen Verdächtigen aufsucht und dieser entweder flieht oder von Saitta so aggressiv angegangen wird, dass es zu einer Auseinandersetzung kommt. Einmal führt ihn etwa eine Spur an die Dachkante eines Hochhauses, wo er auf mehrere Transvestiten trifft – und sich sofort mit ihnen prügelt. Da fliegen Perücken durch die Luft, Blumenkübel werden geworfen, ein heißer Lockenstab sorgt für Bedrängnis, kurz hängt Saitta sogar in schwindelerregender Höhe, stürzt fast in die Tiefe. Außer einer nebensächlichen Information durch den eigentlichen Gesuchten bringt den Ermittler die Schlägerei kaum weiter.
„Feuerstoß“ setzt nicht ausschließlich auf aggressive Gefechte. In einigen Sequenzen gelingen De Martino schöne Spannungsmomente, wie eine effektive Szene mit Louises blinder Mitbewohnerin Julie. Sie wird allein in ihrer Wohnung gezeigt, spürt aber die Anwesenheit einer zweiten Person. Zaghaft sagt sie: „Ich weiß, dass hier noch jemand im Raum ist.“ Als keine Antwort kommt, geht sie vorsichtig jeden Meter ihrer Räumlichkeiten ab, ohne Ergebnis. Auch die Kamera zeigt uns nie den mutmaßlichen Einbrecher. Als aber plötzlich ihre Zimmertür laut knallt, haben wir und sie Gewissheit. Sie schreitet auf den Flur hinterher, unwissentlich, dass dort gebaut wird – und ein Teil der Außenfassade ohne Absperrung offensteht, auf den sie zuschreitet.
Solche Augenblicke der Antizipation nutzt De Martino für mehrere spekulativ inszenierte Mordszenen, die so effektiv sind, dass „Feuerstoß“ in einigen Nachschlagwerken gar als Giallo geführt wird – obwohl der Film sich im Vergleich zu den Werken anderer Gialli-Regisseure wie Sergio Martino, Mario Bava oder Dario Argento mit der Explizität der Tötungen stark zurückhält. Immerhin: Eine der Mordszenen fand später ihren Weg erneut auf die Leinwand, als Argento sie 2005 für seinen „Do You Like Hitchcock?“ beinahe Bild für Bild nachstellte. Die blinde Julie wird dem ein oder anderen Filmkenner übrigens bekannt vorkommen. Ihre Schauspielerin Tisa Farrow sieht ihrer Schwester Mia Farrow ziemlich ähnlich. Natürlich war Mia der größere Star, spätestens seit sie 1968 unter der Regie von Roman Polański „Rosemaries Baby“ bekam.
Der absolute Höhepunkt des Films ist derweil eine exzellente Autoverfolgungsjagd, die überdeutlich große und legendäre Vorbilder wie „Bullitt“, „Die Seven-Ups“ und „Die Blechpiraten“ zitiert, selbst aber ein Musterbeispiel für gelungene Stuntarbeit darstellt. Kein Wunder, war für sie doch der Franzose Rémy Julienne verantwortlich, der bei über 400 Kinofilmen an den Auto-Stunts mitwirkte. Sechsmal fuhr er für „James Bond“, legendär zudem seine Beteiligung an zahlreichen Filmen mit Louis de Funès, insbesondere „Fantomas“ und „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“. In „Feuerstoß“ liefert er eine famose zehnminütige Blechschaden-Oper, in der ein Mustang und ein Buick ineinander krachen, in Zeitlupe über fahrende Züge springen und meterweit auf der Seite über den Asphalt schleifen. Eine beeindruckende Szene, für die De Martino und Julienne mehrere viel befahrene Straßen in Montréal sperren ließen.
Die kanadische Millionenstadt liefert eine prächtige Kulisse für die zwanghaft unmoralisch-nymphomanische Welt, in der alles einen doppelten Boden hat. Bald erfährt Saitta, dass seine Schwester keinesfalls ein Unschuldslamm war – in mehrfacher Hinsicht. Die eigentliche Auflösung des Mordfalls gerät sogar erstaunlich pfiffig und sorgt für einen rasanten Abschluss. Besonders rasant wirkt der Film auf das deutsche Publikum, denn es bekam nur 88 Minuten des Films zu sehen, zwölf Minuten wurden für die deutsche Fassung geschnitten. Dafür bietet die Synchronisation aus deutschen Landen einen unschätzbaren Vorteil: Der engagierte Einsatz von Sprecher Horst Schön weiß zu kaschieren, wie lustlos sich Stuart Whitman durch seine Hauptrolle langweilt. Außerdem ist die höchst eigenwillige Kombination, Martin Landau durch Synchron-Urgestein Lothar Blumhagen vertonen zu lassen ein Grund für sich, der deutschen Fassung eine Chance zu geben.
Unbedingt erwähnenswert ist noch die stimmungsvolle Filmmusik von Armando Trovajoli, dessen Jazz-Instrumentationen in Richtung des Soundtracks schielen, den Lalo Schifrin für „Dirty Harry“ komponierte, aber auch geprägt sind durch Trovajolis viele Arbeiten für Filme der Commedia all’italiana, einem Genre italienischer Filmkomödien, die mit satirischem Unterton die kleinbürgerliche Spießigkeit persiflierten. Durch seine rotzigen Melodien ist „Feuerstoß“ mit einem zwingenden, durchgängigen Augenzwinkern versehen, die ihm seine Durchschlagkraft sichern. Man könnte sagen: Wenn im bleihaltigen Finale der harte Hund Tony Saitta mit seiner „Magnum special“ aus dem Originaltitel einen Hubschrauber vom Himmel schießt, ist das bierernst gemeinte Ironie, für die ihn Genre-Fans lieben. Sein wohl berühmtester Bewunderer ist dabei kein Geringerer als der mehrfach mit dem Oscar prämierte Filmemacher Quentin Tarantino.
Ein Anruf bringt den Arzt Dr. Tracer dazu, den geplanten gemeinsamen Abend mit seiner Frau abzusagen und stattdessen sofort zum College zu fahren, in welchem er unterrichtet. Eine seiner Schülerinnen ist bei einer Feier zusammengebrochen. Dort angekommen, holt er sofort Medizin aus seiner Tasche. In einer Nahaufnahme ist das Bild zweigeteilt: Die rechte Seite zeigt das nervöse Gesicht einer Lehrerin, mit großen Augen beobachtet sie wie in der linken Bildhälfte die Hand des Arztes das Medikament öffnet. Eine bizarre Einstellung, die später noch einmal wichtig wird. Diese Szene ereignet sich nämlich zu Beginn des italienisch-kanadischen Kriminalfilms „Feuerstoß“ und Dr. Tracer wird bald der Hauptverdächtige einer Mordermittlung sein.
Nachdem er der Studentin Louise nämlich das Mittel verabreicht hat, offenbart sich ihr Zusammenbruch als kleiner Scherz, mit welchem der Arzt auf die Studentenfeier gelockt werden sollte. Schon einmal dort, beschließt er, mitzufeiern – ehe kurz darauf Louise erneut zusammenbricht. Dieses Mal wirklich. Und tödlich. Die Obduktion ergibt: Sie wurde vergiftet. Sofort beginnt der Polizist Tony Saitta die Ermittlungen. Louise war nämlich niemand geringeres als seine eigene Schwester. Die wollte am Tag ihres Todes noch mit ihm telefonieren, doch er war gerade zu beschäftigt damit, fliehende Bankräuber zu verfolgen und ganz im Stil von „Dirty Harry“ über den Haufen zu schießen.
Nun also ermittelt Saitta gegen Dr. Tracer, dem eine Affäre mit Louise nachgesagt wird. Der filmkundige Cineast wird Dr. Tracer von Beginn an kritisch beäugen, spielt ihn doch Martin Landau, der sich einst als mörderischer Leonard in „Der unsichtbare Dritte“ von Alfred Hitchcock seinen Platz in den Annalen der Filmgeschichte sicherte. 1976 verschlug es ihn nach Montréal, in diesen Poliziottesco, der in Deutschland zuerst unter dem Titel „Tod im College“ erschien, mittlerweile aber „Feuerstoß“ genannt wird. Die Italiener kennen ihn unter „Una Magnum special per Tony Saitta“ (zu deutsch: „Eine spezielle Magnum für Tony Saitta“), ein Titel, der absichtlich nach einem Cop-Film mit Clint Eastwood klingt.
Statt dem übernimmt Stuart Whitman den Part des nach Rache düsternden Ermittlers. Seine Karriere lief der von Eastwood entgegengesetzt: Hatte der erst in Italowestern Fuß gefasst und dann in den USA eine große Karriere begonnen, war Whitman in den 1960ern noch in „Die Comanchen“ an der Seite von John Wayne und in der mit Stars gefüllten Komödie „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ zu sehen, verdingte sich aber ein Jahrzehnt später in Filmen der zweiten Liga. Ein Spezialist für solche war Regisseur Alberto De Martino. Als fleißiger Trash-Filmer drehte er legendäre Gurken wie „Der Puma Mann“, „Mord im schwarzen Cadillac“ sowie den skurrilen „Operation ‚Kleiner Bruder‘“, eine italienische Kopie der frühen „James Bond“-Filme, mit Sean Connerys Bruder Neil Connery als Superspion und anderen „originalen“ Mitgliedern der Bond-Reihe, darunter Lois Maxwell, Bernard Lee und Daniela Bianchi.
„Feuerstoß“ filmte er unter seinem Pseudonym Martin Herbert, ein Name, der für das US-amerikanische Publikum leichter auszusprechen war. Die Drehbuchautoren hießen laut Vorspann Vincent Mann und Frank Clark, dahinter verbergen sich jedoch Vincenzo Mannino und Gianfranco Clerici. Letzterer schrieb wenige Jahre später das Drehbuch zum berühmt-berüchtigten Exploitations-Schocker „Nackt und zerfleischt“, besser bekannt als „Cannibal Holocaust“. Sie trugen dazu bei, dass „Feuerstoß“ zurecht als der beste Film von Alberto De Martino gilt. Zahlreiche Szenen zeichnen sich durch schöne kleine Ideen aus, wie die beschriebene Einstellung, in der Dr. Tracer vor den Augen einer Kollegin seine Medikamente auspackt – die wieder aufgegriffen wird, als jene Kollegin bezeugen soll, dass die Packung des Medikaments noch ungeöffnet war, als Dr. Tracer es verwendete.
Schon gleich der anfängliche Banküberfall ist kompetent und spannend inszeniert, wenn auch ordentlich brutal. Das Lexikon des internationalen Films nennt dieses Werk deswegen gar „gewaltverherrlichend“, nicht unbedingt zurecht. Die Handlung hat nämlich einige Wendungen parat, die auch das Gebaren der Action betreffen. Je näher Saitta der Lösung des Falls kommt, umso klarer wird ihm, dass er den Fall deutlich schneller hätte aufklären können, hätte er seine harte Vorgehensweise ein wenig früher abgelegt.
So entstehen nahezu alle Actionszenen daraus, dass Saitta einen Verdächtigen aufsucht und dieser entweder flieht oder von Saitta so aggressiv angegangen wird, dass es zu einer Auseinandersetzung kommt. Einmal führt ihn etwa eine Spur an die Dachkante eines Hochhauses, wo er auf mehrere Transvestiten trifft – und sich sofort mit ihnen prügelt. Da fliegen Perücken durch die Luft, Blumenkübel werden geworfen, ein heißer Lockenstab sorgt für Bedrängnis, kurz hängt Saitta sogar in schwindelerregender Höhe, stürzt fast in die Tiefe. Außer einer nebensächlichen Information durch den eigentlichen Gesuchten bringt den Ermittler die Schlägerei kaum weiter.
„Feuerstoß“ setzt nicht ausschließlich auf aggressive Gefechte. In einigen Sequenzen gelingen De Martino schöne Spannungsmomente, wie eine effektive Szene mit Louises blinder Mitbewohnerin Julie. Sie wird allein in ihrer Wohnung gezeigt, spürt aber die Anwesenheit einer zweiten Person. Zaghaft sagt sie: „Ich weiß, dass hier noch jemand im Raum ist.“ Als keine Antwort kommt, geht sie vorsichtig jeden Meter ihrer Räumlichkeiten ab, ohne Ergebnis. Auch die Kamera zeigt uns nie den mutmaßlichen Einbrecher. Als aber plötzlich ihre Zimmertür laut knallt, haben wir und sie Gewissheit. Sie schreitet auf den Flur hinterher, unwissentlich, dass dort gebaut wird – und ein Teil der Außenfassade ohne Absperrung offensteht, auf den sie zuschreitet.
Solche Augenblicke der Antizipation nutzt De Martino für mehrere spekulativ inszenierte Mordszenen, die so effektiv sind, dass „Feuerstoß“ in einigen Nachschlagwerken gar als Giallo geführt wird – obwohl der Film sich im Vergleich zu den Werken anderer Gialli-Regisseure wie Sergio Martino, Mario Bava oder Dario Argento mit der Explizität der Tötungen stark zurückhält. Immerhin: Eine der Mordszenen fand später ihren Weg erneut auf die Leinwand, als Argento sie 2005 für seinen „Do You Like Hitchcock?“ beinahe Bild für Bild nachstellte. Die blinde Julie wird dem ein oder anderen Filmkenner übrigens bekannt vorkommen. Ihre Schauspielerin Tisa Farrow sieht ihrer Schwester Mia Farrow ziemlich ähnlich. Natürlich war Mia der größere Star, spätestens seit sie 1968 unter der Regie von Roman Polański „Rosemaries Baby“ bekam.
Der absolute Höhepunkt des Films ist derweil eine exzellente Autoverfolgungsjagd, die überdeutlich große und legendäre Vorbilder wie „Bullitt“, „Die Seven-Ups“ und „Die Blechpiraten“ zitiert, selbst aber ein Musterbeispiel für gelungene Stuntarbeit darstellt. Kein Wunder, war für sie doch der Franzose Rémy Julienne verantwortlich, der bei über 400 Kinofilmen an den Auto-Stunts mitwirkte. Sechsmal fuhr er für „James Bond“, legendär zudem seine Beteiligung an zahlreichen Filmen mit Louis de Funès, insbesondere „Fantomas“ und „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“. In „Feuerstoß“ liefert er eine famose zehnminütige Blechschaden-Oper, in der ein Mustang und ein Buick ineinander krachen, in Zeitlupe über fahrende Züge springen und meterweit auf der Seite über den Asphalt schleifen. Eine beeindruckende Szene, für die De Martino und Julienne mehrere viel befahrene Straßen in Montréal sperren ließen.
Die kanadische Millionenstadt liefert eine prächtige Kulisse für die zwanghaft unmoralisch-nymphomanische Welt, in der alles einen doppelten Boden hat. Bald erfährt Saitta, dass seine Schwester keinesfalls ein Unschuldslamm war – in mehrfacher Hinsicht. Die eigentliche Auflösung des Mordfalls gerät sogar erstaunlich pfiffig und sorgt für einen rasanten Abschluss. Besonders rasant wirkt der Film auf das deutsche Publikum, denn es bekam nur 88 Minuten des Films zu sehen, zwölf Minuten wurden für die deutsche Fassung geschnitten. Dafür bietet die Synchronisation aus deutschen Landen einen unschätzbaren Vorteil: Der engagierte Einsatz von Sprecher Horst Schön weiß zu kaschieren, wie lustlos sich Stuart Whitman durch seine Hauptrolle langweilt. Außerdem ist die höchst eigenwillige Kombination, Martin Landau durch Synchron-Urgestein Lothar Blumhagen vertonen zu lassen ein Grund für sich, der deutschen Fassung eine Chance zu geben.
Unbedingt erwähnenswert ist noch die stimmungsvolle Filmmusik von Armando Trovajoli, dessen Jazz-Instrumentationen in Richtung des Soundtracks schielen, den Lalo Schifrin für „Dirty Harry“ komponierte, aber auch geprägt sind durch Trovajolis viele Arbeiten für Filme der Commedia all’italiana, einem Genre italienischer Filmkomödien, die mit satirischem Unterton die kleinbürgerliche Spießigkeit persiflierten. Durch seine rotzigen Melodien ist „Feuerstoß“ mit einem zwingenden, durchgängigen Augenzwinkern versehen, die ihm seine Durchschlagkraft sichern. Man könnte sagen: Wenn im bleihaltigen Finale der harte Hund Tony Saitta mit seiner „Magnum special“ aus dem Originaltitel einen Hubschrauber vom Himmel schießt, ist das bierernst gemeinte Ironie, für die ihn Genre-Fans lieben. Sein wohl berühmtester Bewunderer ist dabei kein Geringerer als der mehrfach mit dem Oscar prämierte Filmemacher Quentin Tarantino.
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Re: Zuletzt gesehener Film
9877Schön geschrieben! Bist du generell ein Freund des Poliziotteschi-Genres? Dafür, dass Feuerstoß ja durchaus als Genre-Geheimtipp gilt fand ich ihn eher mittelprächtig. So arg viel hab ich da gar nicht mehr in Erinnerung, nur dass ich die Story unnötig kompliziert fand und Hauptdarsteller Whitman sehr blass blieb. Gerade im Vergleich zu Genre-Ikonen wie Merli, Nero, Milian oder Silva fehlt da dann schon viel. Aber nach deiner auführlichen Würdigung sollte ich dem Film wohl doch noch mal ne 2. Chance geben, vielleicht falscher Fuss und so.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Zuletzt gesehener Film
9878Danke! Ich habe glaube ich zu wenig Poliziotteschi (und zu meiner Schande auch zu wenig Gialli) gesehen, um mich als Freund des Genres zu bezeichnen, aber da es ja nix gibt, was ich über Gebühr nicht gucke oder nicht mag, bin ich da für alles offen.AnatolGogol hat geschrieben: 11. Oktober 2021 06:45 Schön geschrieben! Bist du generell ein Freund des Poliziotteschi-Genres?

Ja, Whitman stampft mir einer demonstrativen Bocklosigkeit durch den Film, die ist schon fast beispiellos.AnatolGogol hat geschrieben: 11. Oktober 2021 06:45 So arg viel hab ich da gar nicht mehr in Erinnerung, nur dass ich die Story unnötig kompliziert fand und Hauptdarsteller Whitman sehr blass blieb.

Solltest du dem "Feuerstoß" (welch herrlich generischer Titel!) eine neue Chance geben, bin ich auf deine Ansichten gespannt. Allein die tolle Autojagd ist es auf jeden Fall wert!
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Re: Zuletzt gesehener Film
9879iHaveCNit: Nowhere Special (2021) – Uberto Pasolini - Piffl Medien GmbH / Beta Cinema
Deutscher Kinostart: 07.10.2021
gesehen am 12.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt –Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 20:30 Uhr
Manche Filme habe ich erst überhaupt nicht auf dem Schirm, die mich aber dann doch sehr begeistern und berühren. Aus den Kinostarts vom 07.10.2021 war genau das Uberto Pasolinis „Nowhere Special“, der mir erst durch Trailer und Werbung eines meiner Lieblingskinos aufgefallen ist.
John lebt ein einfaches Leben als Fensterputzer in Nordirland und er kümmert sich auch liebevoll um seinen vierjährigen Sohn Michael. Dazu besucht er mit seinem Sohn immer wieder unterschiedliche Familien um sich auf eine wichtige Entscheidung vorbereiten und diese zu treffen. Er ist unheilbar an einem Hirntumor erkrankt und sucht ein neues Zuhause für seinen Sohn.
„Nowhere Special“ ist einer dieser Filme, die mich aufgrund ihrer komplett unaufgeregten und feinfühligen Inszenierung und Erzählung begeistern und berühren. Das Vater-Sohn-Drama lebt von einer unfassbar tollen Chemie zwischen James Norton und dem jungen Daniel Lamont und hier ist Regisseur Pasolini immer sehr nah an Beiden dran, so dass wir den unbeschwerten, liebevollen Alltag und die Beziehung zwischen den Beiden mitfühlen und miterleben können. Der Film geht sehr behutsam mit dem Thema Tod um und wie man sich mit diesem Thema an kleine Kinder nähert. Auch verhandelt er Fragen danach, wie gut man sein Kind in jungen Jahren kennengelernt hat und daher weiß oder glaubt, was das Kind und welchen weiteren Lebensweg das Kind möchte oder ob man einfach Vertrauen in das Kind haben und Loslassen sollte.
„Nowhere Special“ - My First Look – 10/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 07.10.2021
gesehen am 12.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt –Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 20:30 Uhr
Manche Filme habe ich erst überhaupt nicht auf dem Schirm, die mich aber dann doch sehr begeistern und berühren. Aus den Kinostarts vom 07.10.2021 war genau das Uberto Pasolinis „Nowhere Special“, der mir erst durch Trailer und Werbung eines meiner Lieblingskinos aufgefallen ist.
John lebt ein einfaches Leben als Fensterputzer in Nordirland und er kümmert sich auch liebevoll um seinen vierjährigen Sohn Michael. Dazu besucht er mit seinem Sohn immer wieder unterschiedliche Familien um sich auf eine wichtige Entscheidung vorbereiten und diese zu treffen. Er ist unheilbar an einem Hirntumor erkrankt und sucht ein neues Zuhause für seinen Sohn.
„Nowhere Special“ ist einer dieser Filme, die mich aufgrund ihrer komplett unaufgeregten und feinfühligen Inszenierung und Erzählung begeistern und berühren. Das Vater-Sohn-Drama lebt von einer unfassbar tollen Chemie zwischen James Norton und dem jungen Daniel Lamont und hier ist Regisseur Pasolini immer sehr nah an Beiden dran, so dass wir den unbeschwerten, liebevollen Alltag und die Beziehung zwischen den Beiden mitfühlen und miterleben können. Der Film geht sehr behutsam mit dem Thema Tod um und wie man sich mit diesem Thema an kleine Kinder nähert. Auch verhandelt er Fragen danach, wie gut man sein Kind in jungen Jahren kennengelernt hat und daher weiß oder glaubt, was das Kind und welchen weiteren Lebensweg das Kind möchte oder ob man einfach Vertrauen in das Kind haben und Loslassen sollte.
„Nowhere Special“ - My First Look – 10/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
9880Dead Bang - Kurzer Prozess (USA, 1989)
Als ein Laden überfallen wird und dabei zwei Personen, darunter ein Polizist, getötet werden, wird Jerry Beck (Don Johnson) vom Los Angeles Police Departement auf den Fall angesetzt. Als er einen Verdächtigen verfolgt, führt ihn die Spur zu Neonazis. Von seinen Ermittlungsmethoden wenig begeisterte Behörden und selbst sein Privatleben legen ihm jedoch Steine in den Weg.
Wir schreiben das Frühjahr 1988, und die Serie «Miami Vice» neigt sich langsam dem Ende zu. Zwar wurde die Serie noch um eine fünfte und letzte Staffel verlängert, doch ein Drehbuchautoren-Streik verzögert die Produktion.
Diese Pause nutzte Hauptdarsteller Don Johnson, der mit seiner Rolle als James «Sonny» Crockett in der genannten Hit-Serie riesige Erfolge feierte, damals wohl als Gelegenheit um sich auch als Filmstar zu etablieren.
Seine Wahl fiel auf den Cop-Thriller «Dead Bang», und als Regisseur konnte Genre-Spezialist John Frankenheimer gewonnen werden, der zuvor mit Filmen wie «Botschafter der Angst» oder «French Connection II» Erfolge feiern konnte.
Offensichtlich scheint Johnson bei der Produktion des Films grösseren Einfluss gehabt zu haben, da auffällig viele Darsteller für den Film verpflichtet werden konnten, die zuvor bei «Miami Vice» mitgespielt haben.
Neben Penelope Ann Miller, die in «Dead Bang» nur wenige Szenen bestreiten darf und kaum im Film ankommt, war auch Bob Balaban, der hier einen mürrischen Polizisten spielt, schon bei «Miami Vice» zu Gast. Balaban war gleich in zwei Episoden als Reporter zu sehen und spielt in jenen Folgen eine zentrale Rolle.
Auch Frank Military trat in der Serie in einer Nebenrolle in Erscheinung und durfte zudem für zwei sehr gelungene Episoden das Skript verfassen, während er in «Dead Bang» in die Rolle eines zwielichtigen Ganoven schlüpft.
Johnson selbst versucht mit seiner Rolle als Jerry Beck wohl auch ein wenig vom schillernden «Sunnyboy»-Image abzurücken, für welches er bei «Miami Vice» bekannt war: Beck ist geschieden, pleite und lebt in einem heruntergekommenen Motel direkt neben dem Flughafen. Dazu hat er ein offensichtliches Alkoholproblem, was ein verdächtiger Ganove später unfreiwillig bezeugen muss.
Johnson scheint offensichtlich viel Spass an der Rolle gehabt zu haben und spielt den zielstrebigen und etwas streitsüchtigen Polizisten durchaus überzeugend. Dabei vermag er den Film sehr gut auf seinen Schultern zu tragen.
Angesichts dessen ist es durchaus schade, dass seine Kino-Karriere nie so recht durchstarten wollte, aber immerhin konnte Johnson später nochmals für eine Hauptrolle in einer beliebten Actionserie («Nash Bridges») gewonnen werden und ist auch heute erfreulicherweise wieder öfters in grösseren Produktionen anzutreffen.
Die Nebendarsteller machen derweil einen soliden Job ohne besonders aufzufallen, wobei Jerry Becks Streitigkeiten mit dem von William Forsythe («Stiletto») dargestellten FBI-Agenten Kressler noch am ehesten einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Das Drehbuch von Robert Foster, basierend auf einer Geschichte von Jerry Beck (dem Polizisten, den Don Johnson in diesem Film darstellt) schickt den Hauptcharakter auf eine Reise durch mehrere US-Bundesstaaten - was auch für einige schöne Postkarten-Ansichten sorgt - und hält das Tempo erfreulicherweise durchgehend hoch, obwohl auch hier versucht wird, noch einige persönliche Nebengeschichten des Hauptcharakters in den Film einzubauen, welche grundsätzlich für den Film wenig von Belang sind.
Dennoch atmet der Film leider ein gewisses «B-Movie»-Flair und kann trotz der ordentlichen Regie von John Frankenheimer nicht an Genre-Grössen aus dieser Zeit anknüpfen. Gerade das im Grunde nett gemachte Weihnachts-Setting des grösstenteils in Kanada gedrehten Thrillers lässt Erinnerungen an den ein Jahr zuvor veröffentlichten Action-Klassiker «Stirb langsam» aufkommen und hier kann der Film im Vergleich nur verlieren, was sich an den Kinokassen dann auch zeigen sollte.
Nichtsdestotrotz finden sich durchaus einige zwar nicht allzu zahlreiche, aber gut umgesetzte Actionszenen im Film wieder. Diese bestehen hauptsächlich aus einigen eher kurzen, jedoch gut choreografierten Schiessereien sowie vereinzelten Prügeleien und etwas Blechschäden. Am ausuferndsten gestaltet sich dabei der Showdown, dessen Schauplatz, ein Tunnel, jedoch leider optisch wenig hermacht.
Die am Ende präsentierte Wendung ist auf den ersten Blick durchaus überraschend geraten, doch einer genaueren Betrachtung hält diese zumindest in der deutschen Fassung wenig stand – insbesondere, wenn man sich die Mühe macht, nochmals zu den Schlüsselszenen zurückzuspulen.
Der Soundtrack von Gary Chang («Alarmstufe: Rot») liefert derweil einen typischen 80er-Klangteppich, wirkt unter dem Strich jedoch leider etwas einfallslos.
In Summe bietet der mit einigen gelungenen Actionszenen angereicherte Cop-Thriller solide, überdurchschnittliche Genre-Unterhaltung mit einem gut aufgelegten Hauptdarsteller, kann sich jedoch aufgrund fehlender Höhepunkte und eines mässigen Drehbuchs nicht restlos gegen die damals starke Konkurrenz behaupten.
6/10
Als ein Laden überfallen wird und dabei zwei Personen, darunter ein Polizist, getötet werden, wird Jerry Beck (Don Johnson) vom Los Angeles Police Departement auf den Fall angesetzt. Als er einen Verdächtigen verfolgt, führt ihn die Spur zu Neonazis. Von seinen Ermittlungsmethoden wenig begeisterte Behörden und selbst sein Privatleben legen ihm jedoch Steine in den Weg.
Wir schreiben das Frühjahr 1988, und die Serie «Miami Vice» neigt sich langsam dem Ende zu. Zwar wurde die Serie noch um eine fünfte und letzte Staffel verlängert, doch ein Drehbuchautoren-Streik verzögert die Produktion.
Diese Pause nutzte Hauptdarsteller Don Johnson, der mit seiner Rolle als James «Sonny» Crockett in der genannten Hit-Serie riesige Erfolge feierte, damals wohl als Gelegenheit um sich auch als Filmstar zu etablieren.
Seine Wahl fiel auf den Cop-Thriller «Dead Bang», und als Regisseur konnte Genre-Spezialist John Frankenheimer gewonnen werden, der zuvor mit Filmen wie «Botschafter der Angst» oder «French Connection II» Erfolge feiern konnte.
Offensichtlich scheint Johnson bei der Produktion des Films grösseren Einfluss gehabt zu haben, da auffällig viele Darsteller für den Film verpflichtet werden konnten, die zuvor bei «Miami Vice» mitgespielt haben.
Neben Penelope Ann Miller, die in «Dead Bang» nur wenige Szenen bestreiten darf und kaum im Film ankommt, war auch Bob Balaban, der hier einen mürrischen Polizisten spielt, schon bei «Miami Vice» zu Gast. Balaban war gleich in zwei Episoden als Reporter zu sehen und spielt in jenen Folgen eine zentrale Rolle.
Auch Frank Military trat in der Serie in einer Nebenrolle in Erscheinung und durfte zudem für zwei sehr gelungene Episoden das Skript verfassen, während er in «Dead Bang» in die Rolle eines zwielichtigen Ganoven schlüpft.
Johnson selbst versucht mit seiner Rolle als Jerry Beck wohl auch ein wenig vom schillernden «Sunnyboy»-Image abzurücken, für welches er bei «Miami Vice» bekannt war: Beck ist geschieden, pleite und lebt in einem heruntergekommenen Motel direkt neben dem Flughafen. Dazu hat er ein offensichtliches Alkoholproblem, was ein verdächtiger Ganove später unfreiwillig bezeugen muss.
Johnson scheint offensichtlich viel Spass an der Rolle gehabt zu haben und spielt den zielstrebigen und etwas streitsüchtigen Polizisten durchaus überzeugend. Dabei vermag er den Film sehr gut auf seinen Schultern zu tragen.
Angesichts dessen ist es durchaus schade, dass seine Kino-Karriere nie so recht durchstarten wollte, aber immerhin konnte Johnson später nochmals für eine Hauptrolle in einer beliebten Actionserie («Nash Bridges») gewonnen werden und ist auch heute erfreulicherweise wieder öfters in grösseren Produktionen anzutreffen.
Die Nebendarsteller machen derweil einen soliden Job ohne besonders aufzufallen, wobei Jerry Becks Streitigkeiten mit dem von William Forsythe («Stiletto») dargestellten FBI-Agenten Kressler noch am ehesten einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Das Drehbuch von Robert Foster, basierend auf einer Geschichte von Jerry Beck (dem Polizisten, den Don Johnson in diesem Film darstellt) schickt den Hauptcharakter auf eine Reise durch mehrere US-Bundesstaaten - was auch für einige schöne Postkarten-Ansichten sorgt - und hält das Tempo erfreulicherweise durchgehend hoch, obwohl auch hier versucht wird, noch einige persönliche Nebengeschichten des Hauptcharakters in den Film einzubauen, welche grundsätzlich für den Film wenig von Belang sind.
Dennoch atmet der Film leider ein gewisses «B-Movie»-Flair und kann trotz der ordentlichen Regie von John Frankenheimer nicht an Genre-Grössen aus dieser Zeit anknüpfen. Gerade das im Grunde nett gemachte Weihnachts-Setting des grösstenteils in Kanada gedrehten Thrillers lässt Erinnerungen an den ein Jahr zuvor veröffentlichten Action-Klassiker «Stirb langsam» aufkommen und hier kann der Film im Vergleich nur verlieren, was sich an den Kinokassen dann auch zeigen sollte.
Nichtsdestotrotz finden sich durchaus einige zwar nicht allzu zahlreiche, aber gut umgesetzte Actionszenen im Film wieder. Diese bestehen hauptsächlich aus einigen eher kurzen, jedoch gut choreografierten Schiessereien sowie vereinzelten Prügeleien und etwas Blechschäden. Am ausuferndsten gestaltet sich dabei der Showdown, dessen Schauplatz, ein Tunnel, jedoch leider optisch wenig hermacht.
Die am Ende präsentierte Wendung ist auf den ersten Blick durchaus überraschend geraten, doch einer genaueren Betrachtung hält diese zumindest in der deutschen Fassung wenig stand – insbesondere, wenn man sich die Mühe macht, nochmals zu den Schlüsselszenen zurückzuspulen.
Der Soundtrack von Gary Chang («Alarmstufe: Rot») liefert derweil einen typischen 80er-Klangteppich, wirkt unter dem Strich jedoch leider etwas einfallslos.
In Summe bietet der mit einigen gelungenen Actionszenen angereicherte Cop-Thriller solide, überdurchschnittliche Genre-Unterhaltung mit einem gut aufgelegten Hauptdarsteller, kann sich jedoch aufgrund fehlender Höhepunkte und eines mässigen Drehbuchs nicht restlos gegen die damals starke Konkurrenz behaupten.
6/10
Re: Zuletzt gesehener Film
9881iHaveCNit: Supernova (2021) – Harry MacQueen – Weltkino
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 15.10.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Lumiere – Reihe 5, Sitz 12 – 20:15 Uhr
Ein weiterer feiner Film, der sich auch relativ kurzfristig auf meine Kinoplanung gesetzt hat, ist der von Harry MacQueen inszenierte „Supernova“ indem Colin Firth und Stanley Tucci die Hauptrollen spielen. An dieser Stelle kann ich sagen, dass mich mein Gespür mal wieder nicht im Stich gelassen hat, denn das war eine gute Entscheidung, diesen Film zu sehen.
Der Pianist Sam und der Schriftsteller Tusker kennen und lieben sich bereits seit über 20 Jahren. Gemeinsam brechen sie mit ihrem Wohnwagen in den Norden Englands auf, damit sie wichtige Orte ihres gemeinsamen Lebens noch einmal besuchen und eine große Feier mit wichtigen Bekannten feiern. Die Reise hat jedoch einen leicht tragischen Hintergrund. Bei Tusker wurde vor 2 Jahren Demenz diagnostiziert und diese schreitet rapide voran. Während der Reise kommt Sam einem Geheimnis von Tusker auf die Spur, dass die Beziehung und die Vorstellungen von einer gemeinsamen Zukunft auf die Probe stellen wird.
Demenz ist ein hochaktuelles Thema auch im Film. Vor einigen Jahren mit Til Schweigers „Honig im Kopf“ und dem großartigen „Still Alice“ sowie aktuell mit vielen weiteren Filmen wie „Wege des Lebens“ , „Falling“ und „The Father“. Doch gerade die Phase des Anfangs ist hier noch nicht klar skizziert worden. Da kommt „Supernova“ ins Spiel, bei dem durch feine Nuancen die anfänglichen Symptome bereits dargestellt werden und das großartig durch Stanley Tucci verkörpert. Der große Unterschied zu den oben genannten Filmen liegt in der Einbettung einer etablierten Liebe zwischen zwei Männern und den Herausforderungen, die die Diagnose einer Demenzerkrankung mit sich bringt – sowie auch durchaus unterschiedlichen Vorstellungen auf die Zukunft bezogen. Sowohl die Liebe als auch die Konflikte werden mit einer glaubwürdigen Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit auf die Leinwand gebracht und Colin Firth und Stanley Tucci geben ein so warmherziges, charmantes, natürliches und sympathisches Leinwandpaar ab, sogar ganz frei von stereotypisch homosexuellen Klischees, was ich sehr erfrischend fand und mehr zur Normalisierung im Film beiträgt als alles andere. Der Roadtrip durch den malerischen Norden Englands wird dann auch von Kameramann Dick Pope großartig eingefangen, so dass dieser auf der großen Leinwand richtig gut zur Geltung kommt – aber auch die kleinen feinen Momente werden mit einer intimen Eindringlichkeit inszeniert, sowohl bei intelligenten, feinsinnigen Dialogen als auch bei komplett intimen rein auf die visuelle Erzählung fokussierten Momenten. „Supernova“ ist eine feine Empfehlung und einen Blick wert.
„Supernova “ - My First Look – 9/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 15.10.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Cinema Lumiere – Reihe 5, Sitz 12 – 20:15 Uhr
Ein weiterer feiner Film, der sich auch relativ kurzfristig auf meine Kinoplanung gesetzt hat, ist der von Harry MacQueen inszenierte „Supernova“ indem Colin Firth und Stanley Tucci die Hauptrollen spielen. An dieser Stelle kann ich sagen, dass mich mein Gespür mal wieder nicht im Stich gelassen hat, denn das war eine gute Entscheidung, diesen Film zu sehen.
Der Pianist Sam und der Schriftsteller Tusker kennen und lieben sich bereits seit über 20 Jahren. Gemeinsam brechen sie mit ihrem Wohnwagen in den Norden Englands auf, damit sie wichtige Orte ihres gemeinsamen Lebens noch einmal besuchen und eine große Feier mit wichtigen Bekannten feiern. Die Reise hat jedoch einen leicht tragischen Hintergrund. Bei Tusker wurde vor 2 Jahren Demenz diagnostiziert und diese schreitet rapide voran. Während der Reise kommt Sam einem Geheimnis von Tusker auf die Spur, dass die Beziehung und die Vorstellungen von einer gemeinsamen Zukunft auf die Probe stellen wird.
Demenz ist ein hochaktuelles Thema auch im Film. Vor einigen Jahren mit Til Schweigers „Honig im Kopf“ und dem großartigen „Still Alice“ sowie aktuell mit vielen weiteren Filmen wie „Wege des Lebens“ , „Falling“ und „The Father“. Doch gerade die Phase des Anfangs ist hier noch nicht klar skizziert worden. Da kommt „Supernova“ ins Spiel, bei dem durch feine Nuancen die anfänglichen Symptome bereits dargestellt werden und das großartig durch Stanley Tucci verkörpert. Der große Unterschied zu den oben genannten Filmen liegt in der Einbettung einer etablierten Liebe zwischen zwei Männern und den Herausforderungen, die die Diagnose einer Demenzerkrankung mit sich bringt – sowie auch durchaus unterschiedlichen Vorstellungen auf die Zukunft bezogen. Sowohl die Liebe als auch die Konflikte werden mit einer glaubwürdigen Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit auf die Leinwand gebracht und Colin Firth und Stanley Tucci geben ein so warmherziges, charmantes, natürliches und sympathisches Leinwandpaar ab, sogar ganz frei von stereotypisch homosexuellen Klischees, was ich sehr erfrischend fand und mehr zur Normalisierung im Film beiträgt als alles andere. Der Roadtrip durch den malerischen Norden Englands wird dann auch von Kameramann Dick Pope großartig eingefangen, so dass dieser auf der großen Leinwand richtig gut zur Geltung kommt – aber auch die kleinen feinen Momente werden mit einer intimen Eindringlichkeit inszeniert, sowohl bei intelligenten, feinsinnigen Dialogen als auch bei komplett intimen rein auf die visuelle Erzählung fokussierten Momenten. „Supernova“ ist eine feine Empfehlung und einen Blick wert.
„Supernova “ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
9882Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (2018)
Jim Knopf und die Wilde 13 (2020)
Die Realverfilmungen wurden bereits Anfang der 2000er geplant, konnten aber aufgrund der phantasievollen Welt nicht so umgesetzt werden, wie es sich die Macher vorgestellt haben. Mit den fortschreitenden Möglichkeiten in der Computeranimation konnte die Geschichte rund um Jim Knopf nun verfilmt werden. Waren die Filme doch noch bis vor wenigen Jahren vor dem ersten Release als internationale Produktion gedacht (man engagierte sogar Oscarpreisträgerin Shirley MacLaine für die englische Fassung von Frau Malzahn), besetzte man schlussendlich überwiegend deutschsprachige Schauspieler.
Wie vermutlich einige von euch (die die Geschichten kennen) bin ich überwiegend mit der TV-Adaption der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen und habe diese als Kind oft, auch heutzutage noch 1x im Jahr zur Weihnachtszeit, geschaut. Da ich auch die Bücher mit ihren unterschwelligen und sehr schönen Weisheiten sowie Angst- und Konfliktbewältigungen (die auch heute wieder sehr aktuell sind) sehr lieben gelernt habe, waren meine Erwartungen an beide Filme recht hoch.
Direkt ab der ersten Szene sieht und hört man das hohe Produktionsbudget. Teil 1 ist mit einem Budget von 35 Mio. € die teuerste deutsche Kinoproduktion. Die Kameraarbeit ist sehr wertig, die CGI-Animationen können gut mit internationalen Produktionen mithalten und alle Schauspieler sind in ihrer Rolle absolut klasse. Gerade Henning Baum als Lukas und Solomon Gordon als Jim Knopf haben eine tolle Chemie. Der Score hat auch schöne Verweise auf das Lummerland-Lied und das Piratenlied aus der Augsburger Puppenkiste. Eine sehr schöne Verwendung und Interpretation der durch die Puppenkiste bekannten Lieder. Zudem halten sich beide Teile schon sehr nah an den Buchvorlagen - sehr schön!
Wer sein Heimkino auf einem gewissen technischen Stand hat, kann schon auf der BluRay Dolby Atmos genießen (Referenzmaterial - gerade bei Teil 1!) wie auch auf der 4K-Disc Dolby Vision. Beide Filme sehen perfekt aus und hören sich auch perfekt an - auch mit einer Soundbar absolut klasse.
Da es natürlich Kinder-Familien-Filme sind, wurde z.B. der Einbruch in die Drachenstadt und der Kampf mit Frau Malzahn recht stark entschärft. Auch überspielen manche Schauspieler in ihrer jeweiligen Rolle immer etwas, was aber zu keiner Zeit störend wirkt.
Beide Filme haben einen grandiosen Cast (Henning Baum, Annette Frier, Christoph Maria Herbst, Uwe Ochsenknecht, Milan Peschel, Bully, Rick Kavanian, uvm.), einen tollen Score und tolle visuelle Effekte. Wer einfach mal abschalten und in Kindheitserinnerungen schwelgen möchte, einen Fernsehabend mit der Familie plant, oder tolles Kino aus Deutschland geboten bekommen möchte, sollte sich diese beiden Filme anschauen.
Wertung:
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer 7,5/10
Jim Knopf und die Wilde 13 7/10
Jim Knopf und die Wilde 13 (2020)
Die Realverfilmungen wurden bereits Anfang der 2000er geplant, konnten aber aufgrund der phantasievollen Welt nicht so umgesetzt werden, wie es sich die Macher vorgestellt haben. Mit den fortschreitenden Möglichkeiten in der Computeranimation konnte die Geschichte rund um Jim Knopf nun verfilmt werden. Waren die Filme doch noch bis vor wenigen Jahren vor dem ersten Release als internationale Produktion gedacht (man engagierte sogar Oscarpreisträgerin Shirley MacLaine für die englische Fassung von Frau Malzahn), besetzte man schlussendlich überwiegend deutschsprachige Schauspieler.
Wie vermutlich einige von euch (die die Geschichten kennen) bin ich überwiegend mit der TV-Adaption der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen und habe diese als Kind oft, auch heutzutage noch 1x im Jahr zur Weihnachtszeit, geschaut. Da ich auch die Bücher mit ihren unterschwelligen und sehr schönen Weisheiten sowie Angst- und Konfliktbewältigungen (die auch heute wieder sehr aktuell sind) sehr lieben gelernt habe, waren meine Erwartungen an beide Filme recht hoch.
Direkt ab der ersten Szene sieht und hört man das hohe Produktionsbudget. Teil 1 ist mit einem Budget von 35 Mio. € die teuerste deutsche Kinoproduktion. Die Kameraarbeit ist sehr wertig, die CGI-Animationen können gut mit internationalen Produktionen mithalten und alle Schauspieler sind in ihrer Rolle absolut klasse. Gerade Henning Baum als Lukas und Solomon Gordon als Jim Knopf haben eine tolle Chemie. Der Score hat auch schöne Verweise auf das Lummerland-Lied und das Piratenlied aus der Augsburger Puppenkiste. Eine sehr schöne Verwendung und Interpretation der durch die Puppenkiste bekannten Lieder. Zudem halten sich beide Teile schon sehr nah an den Buchvorlagen - sehr schön!
Wer sein Heimkino auf einem gewissen technischen Stand hat, kann schon auf der BluRay Dolby Atmos genießen (Referenzmaterial - gerade bei Teil 1!) wie auch auf der 4K-Disc Dolby Vision. Beide Filme sehen perfekt aus und hören sich auch perfekt an - auch mit einer Soundbar absolut klasse.
Da es natürlich Kinder-Familien-Filme sind, wurde z.B. der Einbruch in die Drachenstadt und der Kampf mit Frau Malzahn recht stark entschärft. Auch überspielen manche Schauspieler in ihrer jeweiligen Rolle immer etwas, was aber zu keiner Zeit störend wirkt.
Beide Filme haben einen grandiosen Cast (Henning Baum, Annette Frier, Christoph Maria Herbst, Uwe Ochsenknecht, Milan Peschel, Bully, Rick Kavanian, uvm.), einen tollen Score und tolle visuelle Effekte. Wer einfach mal abschalten und in Kindheitserinnerungen schwelgen möchte, einen Fernsehabend mit der Familie plant, oder tolles Kino aus Deutschland geboten bekommen möchte, sollte sich diese beiden Filme anschauen.
Wertung:
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer 7,5/10
Jim Knopf und die Wilde 13 7/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."
"No, I'm just looking."
Re: Zuletzt gesehener Film
9883Die Bücher haben wie eiiniges von Michael Ande (wobei ich für Momo und vor allem Die unendliche Geschichte wohl noch etwas zu jung war) eine prominente Rolle in meiner Kindheit gespielt und der erste Film war wirklich sehr nett und charmant gemacht. Schön oldschoolig (im Sinne von: Kein Bedürfnis, hier alles aktuellen Trends anzupassen und auf Blockbuster zu bürsten) aber auch modern. Die wilde 13 habe ich (noch) nicht gesehen.
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
Let the sheep out, kid.
Re: Zuletzt gesehener Film
9884iHaveCNit: Resistance - Widerstand (2021) – Jonathan Jakubowicz - Warner
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 16.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt –Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 19:45 Uhr
Ein Film, dessen Trailer mir bereits vor dem letzten langen Lockdown im Kino immer und immer wieder präsentiert worden ist, ist Jonathan Jakubowiczs biografisches Kriegsdrama „Resistance – Widerstand“. Nun quasi ein Jahr später kommt er nun auch ins Kino und ich hatte ihn weiterhin auf meiner Liste und habe ihn mir jetzt auch angesehen. Meiner Meinung nach ist der Film relativ in Ordnung, auch wenn er einiges an Potential hat liegen gelassen.
Der jüdische Kleinkünstler und Pantomime Marcel Marceau schließt sich im zweiten Weltkrieg dem französischen Widerstand an und hilft nicht nur dabei, jüdischen Waisenkindern ein unbeschwertes Leben zu geben – er organisiert auch die Flucht vor den SS- und Gestapo-Leuten unter der Führung des SS-Obersturmführers Klaus Barbie.
Das Thema des Films und sein Anliegen ist natürlich in allen Ehren wert, da die Rettung von jüdischen Waisenkindern ein sehr wichtiges Thema ist – und wie der von Jesse Eisenberg dargestellte Marcel „Marceau“ Mangel mit seiner Kleinkunst und Pantomime spielerisch den Kindern ein wenig Unbeschwertheit und Freude in dieser schweren Zeit gibt ist sehr warmherzig und hat mich auch emotional abgeholt. Auch die allgemeine Geschichte um Mangel, dem Widerstand und Klaus Barbie ist natürlich sehr wichtig. Doch das biografische Kriegsdrama ist recht konventionell erzählt und auch die Charaktere wirken eher oberflächlich, blass und teilweise auch tonal inkonsistent, so dass auch eigentliche Hintergründe und Motivationen nicht ganz klar sind. Das trifft zum einen auf unseren von Jesse Eisenberg gespielten Hauptprotagonisten als auch den von Matthias Schweighöfer gespielten Klaus Barbie zu. Dazu kommt noch, dass der Film einige Elemente enthält, die der Film so in dieser Form nicht nötig gehabt hätte wohingegen an anderer Stelle andere Elemente wesentlich notwendiger gewesen wären, damit der Film in sich rund ist. Auch einige Spannungsmomente sind zwar spannend, aber auch recht konventionell geraten. Schade, dass hier insgesamt Potential liegen gelassen worden ist.
„Resistance - Widerstand“ - My First Look – 6/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 16.10.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt –Cinema Petit – Reihe 4, Sitz 1 – 19:45 Uhr
Ein Film, dessen Trailer mir bereits vor dem letzten langen Lockdown im Kino immer und immer wieder präsentiert worden ist, ist Jonathan Jakubowiczs biografisches Kriegsdrama „Resistance – Widerstand“. Nun quasi ein Jahr später kommt er nun auch ins Kino und ich hatte ihn weiterhin auf meiner Liste und habe ihn mir jetzt auch angesehen. Meiner Meinung nach ist der Film relativ in Ordnung, auch wenn er einiges an Potential hat liegen gelassen.
Der jüdische Kleinkünstler und Pantomime Marcel Marceau schließt sich im zweiten Weltkrieg dem französischen Widerstand an und hilft nicht nur dabei, jüdischen Waisenkindern ein unbeschwertes Leben zu geben – er organisiert auch die Flucht vor den SS- und Gestapo-Leuten unter der Führung des SS-Obersturmführers Klaus Barbie.
Das Thema des Films und sein Anliegen ist natürlich in allen Ehren wert, da die Rettung von jüdischen Waisenkindern ein sehr wichtiges Thema ist – und wie der von Jesse Eisenberg dargestellte Marcel „Marceau“ Mangel mit seiner Kleinkunst und Pantomime spielerisch den Kindern ein wenig Unbeschwertheit und Freude in dieser schweren Zeit gibt ist sehr warmherzig und hat mich auch emotional abgeholt. Auch die allgemeine Geschichte um Mangel, dem Widerstand und Klaus Barbie ist natürlich sehr wichtig. Doch das biografische Kriegsdrama ist recht konventionell erzählt und auch die Charaktere wirken eher oberflächlich, blass und teilweise auch tonal inkonsistent, so dass auch eigentliche Hintergründe und Motivationen nicht ganz klar sind. Das trifft zum einen auf unseren von Jesse Eisenberg gespielten Hauptprotagonisten als auch den von Matthias Schweighöfer gespielten Klaus Barbie zu. Dazu kommt noch, dass der Film einige Elemente enthält, die der Film so in dieser Form nicht nötig gehabt hätte wohingegen an anderer Stelle andere Elemente wesentlich notwendiger gewesen wären, damit der Film in sich rund ist. Auch einige Spannungsmomente sind zwar spannend, aber auch recht konventionell geraten. Schade, dass hier insgesamt Potential liegen gelassen worden ist.
„Resistance - Widerstand“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
9885iHaveCNit: Es ist nur eine Phase, Hase (2021) – Florian Gallenberger - Paramount
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 17.10.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 2 – Reihe 16, Platz 16 – 18:15 Uhr
Von den aktuellen Starts habe ich mir auch die deutsche Komödie und Literaturverfilmung des Buches von Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch „Es ist nur eine Phase, Hase“ des Regisseurs Florian Gallenberger angesehen.
Paul und Emilia Mann sind schon sehr lange verheiratet und haben 3 Kinder, doch in der Ehe kriselt es schon länger so dass ein verhängnisvoller One-Night-Stand mit dem jungen Ruben von Emilia dazu führt, dass das Ehepaar eine Beziehungspause einlegt. Während Emilia weiter Ruben trifft befindet sich Paul in einer Krise, in der selbst die Ratschläge seiner Freunde und eine Affäre mit der Lehrerin seiner Tochter nicht weiterhilft und er Emilia nicht vergessen kann.
An dieser Stelle möchte ich es relativ kompakt halten, weil ich die Komödie relativ unterhaltsam und amüsant gefunden habe, aber sonst der Film etwas oberflächlich, überzeichnet und überdreht geworden ist. Interessant natürlich, wie der Film das Älterwerden und auch damit einhergehende Probleme der Midlifecrisis und der Einfluss auf Ehe und Sex thematisiert, aber damit natürlich sehr oberflächliche Gags und Witze sowie ein paar überzeichnete Charaktere und Situationen geliefert werden.
„Es ist nur eine Phase, Hase “ - My First Look – 6/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 14.10.2021
gesehen am 17.10.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 2 – Reihe 16, Platz 16 – 18:15 Uhr
Von den aktuellen Starts habe ich mir auch die deutsche Komödie und Literaturverfilmung des Buches von Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch „Es ist nur eine Phase, Hase“ des Regisseurs Florian Gallenberger angesehen.
Paul und Emilia Mann sind schon sehr lange verheiratet und haben 3 Kinder, doch in der Ehe kriselt es schon länger so dass ein verhängnisvoller One-Night-Stand mit dem jungen Ruben von Emilia dazu führt, dass das Ehepaar eine Beziehungspause einlegt. Während Emilia weiter Ruben trifft befindet sich Paul in einer Krise, in der selbst die Ratschläge seiner Freunde und eine Affäre mit der Lehrerin seiner Tochter nicht weiterhilft und er Emilia nicht vergessen kann.
An dieser Stelle möchte ich es relativ kompakt halten, weil ich die Komödie relativ unterhaltsam und amüsant gefunden habe, aber sonst der Film etwas oberflächlich, überzeichnet und überdreht geworden ist. Interessant natürlich, wie der Film das Älterwerden und auch damit einhergehende Probleme der Midlifecrisis und der Einfluss auf Ehe und Sex thematisiert, aber damit natürlich sehr oberflächliche Gags und Witze sowie ein paar überzeichnete Charaktere und Situationen geliefert werden.
„Es ist nur eine Phase, Hase “ - My First Look – 6/10 Punkte.
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