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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Kein Mensch im Forum wird mein Ranking teilen oder gar nachvollziehen können, aber sche*ß drauf:
7. John Hollis & Robert Rietty
– Ist natürlich nur der Vollständigkeit halber aufgeführt, aber mir ist die PTS aus FYEO wirklich ein wenig peinlich. Die Stunts selbst am Helikopter sind sogar sehr beeindruckend, aber wie hier gänzlich ohne jede Würde die große Nemesis von James Bond als alberne Witzfigur abgefrühstückt wird, wie er in seinem Rollstuhl hampelt, wie er Bond ein Delikatessengeschäft anbietet, sollte dieser ihn dafür am Leben lassen … Puh. Slapstick bei Moore immer gerne und viel Selbstironie brauche ich bei Bond auch, aber die Szene ist auf so vielen Ebenen seltsam unpassend. John Hollis und Robert Rietty können selbst für ihren letzten Platz nicht, sie sind nur eben die Kasperle, die sich für den Einsatz hier geopfert haben.
6. Christoph Waltz
– Ob er nun Ernst Stavro Blofeld oder Franz Oberhauser heißt, in Wahrheit spielt Christoph Waltz in SP und NTTD natürlich wieder seinen Hans Landa. Bedrohliche Monologe mit freundlich-fastflüsternder Stimme sind Waltz' Markenzeichen, dafür hat man ihn geholt, das hat er abgeliefert. Er spielt an gegen die zwei schlechtesten Drehbücher der Reihe, voll von kruden Dialogen und Plattitüden ("Information is everything", "Finish it") und unfreiwillig komischen Momenten ("You can touch it", "Cuckoo"), ist zusätzlich für die Hintergrundgeschichte seiner Figur zwanzig Jahre zu alt, hat im ersten Film keine Relevanz zum Plot und weil er so schlecht ankam, wird er im zweiten Film in nur einer Szene abgefertigt. Autsch.
5. Donald Pleasence
– Wer auch immer dem ikonischsten Blofeld, der bekanntlich die Vorlage für sämtliche Dr. Evil Parodien war, diese groteske, fürchterliche Narbe ins Gesicht gemalt hat, sollte sich schämen. Pleasence ist ein prima Schauspieler, gerade für böse Wichte, aber in YOLT ist er nicht mehr als eine flapsige Karikatur eines Schurken, die insbesondere dann an ein verzogenes Kind denken lässt, wenn er gerade wieder nicht weiß, ob er Bond nun erschießen oder ihn noch zehn Schritte weiter durch seinen Vulkan schleppen will. Trotzdem muss man ihm lassen: Kein anderer Bondschurke ist so ins popkulturelle Gedächtnis eingegangen. Ob nun gut oder schlecht, Pleasence ist für immer das Blofeld-Original des Bond-Universums.
4. Charles Gray
– "It's just a jump to the left … " Muss noch jemand bei Charles Gray in DAF immer an seinen Auftritt in "The Rocky Horror Picture Show" denken? Ich mag den Kerl und ich mag seinen Blofeld. Sicher: Das Script ist nicht gerade nett zu ihm, wenn er als Frau verkleidet durch ein Casino rennt oder im großen Finale zwanghaft darauf besteht, mit seinen Mini-U-Boot gewassert zu werden. Aber so over-the-top die Rolle auch sein mag, der triefende Snobismus, den Gray zu jeder Zeit ausstrahlt, ist ein Gewinn für die Rolle und hebt ihn angenehm von den zuvor genannten Blowys ab. Und seine Chemie mit Connery ist auch ganz köstlich, insbesondere bei seinem genüsslichen Amusements bezüglich Bonds Wahl der "falschen Mieze".
3. Anthony Dawson & Eric Pohlmann
– Vorfreude ist oft schöner als das Endresultat. Der gesichtslose Blofeld aus FRWL und TB ist vielen seiner Nachfolgern klar überlegen, obwohl er in beiden Filmen nur kurze Auftritte hat. Die Anonymität macht ihn bedrohlich, vor allem aber sind es die Schauspielleistungen aller anderen in seinen Szenen, die ihm Gravitas verschaffen. Wie ängstlich, nervös und unsicher Lotte Lenya etwa in ihren Szenen mit "Nummer 1" wirkt, ist im Direktvergleich zu ihren sonstigen Auftritten als Rosa Klebb absolut zentral für die Wirkung des Katzenstreichlers. Die pulpige erste Blofeld-Inkarnation von Anthony Dawson & Eric Pohlmann gefällt mir also –wie fast allen Fans – richtig gut, meine "Nummer 1" sind sie aber dennoch nicht.
2. Telly Savalas
– Gott, wie gerne hätte ich Telly Savalas im Zusammenspiel mit Sean Connery gesehen. Leider musste er mit George Lazenby einen schauspielerischen Totalausfall gegenüber gestellt bekommen. Trotzdem lässt sich Savalas in OHMSS genießen. Wenn er seine weiße Muschi mit gehöring Schwung auf den Tisch donnert, um den flüchtenden Bond durch die Alpen zu jagen, kommt erstmals wirklich das Gefühl auf, Bond könnte hier seinen Meister, seine Nemesis gefunden haben – ganz wie es im Sinne von Ian Fleming wäre. Savalas ist gar das schauspielerische Zentrum des Ausnahme-Bondfilms und zeigt, dass die Kombination "Glatze mit Katze" eben doch sehr zufriedenstellend gelingen kann.
1. Max von Sydow
– Es hätte Fortsetzungen von NSNA geben sollen, einfach, um Connery auf den Blofeld dieses Films treffen zu lassen. EON tat sich mit der Figur oft schwer, dabei zeigt NSNA in wenigen Szenen, wie es geht: Max von Sydow schafft es, ohne sein Gesicht verbergen zu müssen, die bedrohliche, geheimnisvolle Aura des Blofelds der frühen Bonds zu entfalten. Seine Betonung ist im Originalton zudem schlicht ein Genuss. Er spielt die Rolle gar als eine Art ehrfurchterweckenden Aristokraten, der einfach gerne ganz oben in der Nahrungskette steht, der SPECTRE nur um des Befehlens Willen leitet. Eine wunderbare Ergänzung des Bond-Kosmos und – wenn man mich fragt – ohne Überlegung der beste Blo-Job aus 60 Jahren 007.
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Let the sheep out, kid.