Ich sag mal so: Ich könnte sicherlich auch den ein oder anderen Film mal an die Kollegen abgeben, aber ich habe dann oft für mich den Anspruch, auch alles halbwegs Relevante mitzunehmen und dieses Jahr ist mir das mal wirklich gelungen. Schauen wir mal, wie es 2023 wird. Gleichzeitig bin ich in meinen Bewertungen in den Jahren 2021 und 2022 etwas kompromissloser geworden, wie man vor allem in der Sparte der 1-3/10er nachlesen kann. Wenn du mich langweilst oder mir ein sau dummes Skript unterjubeln willst, dann wirst du abgewatscht. Ich habe vor einiger Zeit manchmal noch Konzessionen gemacht, also bei großen Blockbustern mich dann trotzdem noch zu mindestens 4/10 durchgerungen (einfach des technisch hohen Niveaus dieser Filme wegen), aber das würde ich jetzt nicht mehr machen. Wenn es scheiße ist, ist es scheiße. Da hilft mir das tollste Produktionsniveau der Welt dann auch nicht weiter, im Gegenteil: Es ist sogar schlimmer, wenn man so viel Geld und Mittel und Wege und handwerklich begabte Leute versammelt, und dann kommt so ein Müll wie "Jurassic World 3" oder all das andere dabei raus, dass ich im ersten Teil des Jahresrückblicks genannt habe. Letztes Jahr fing das an, als ich "Last Night in Soho", NTTD und den hundsmiserablen "Shang-Chi and the Very Long Title" ähnlich vernichtend eingestuft habe, und ich mache das ab jetzt zwar nicht mit Absicht, aber Hollywood liefert für solche Verrisse einfach 'tolle' Vorlagen.vodkamartini hat geschrieben: 10. Januar 2023 20:12 Ich denke, dass du so viele miese Filme dieses Jahr gesehen hast, liegt an einem gewissen beruflichen Zwang.![]()
Erstmal: Cool, Vodka, so viel Zustimmung – und das dann ausgerechnet u.a. bei "The 355" und "The Batman", bei denen ich gedacht hätte, dass mir wenn überhaupt eher widersprochen wird. Gerade "The 355" ist so ein Film, bei dem ich die Welle der Abneigung, die er abbekommt, gar nicht nachvollziehen kann. Klar ist das Teil weder innovativ noch in irgendeiner Disziplin herausragend, aber seit wann dürfen Actionfilme denn nicht mehr einfach nur Actionfilme sein? Ich bin da auf meine Kosten gekommen. Ein paar sympathische Schauspielerinnen, große Knarren, hübsche Set-Pieces und ein ungewöhnlich schmissiger dritter Akt, manchmal darf das einfach schon langen. Bei "The Batman" fand ich die Welle der Lobpreisungen dann eher überzogen. Reeves hat da einen guten Film gemacht, auch einen visuell bestechenden, und einige Szenen haben "Atem anhalt"-Potenzial (die Autojagd, das Spiel mit der Bombe auf der Beerdigung, das Wasser-Finale etc.), aber die Handlung mäandert manchmal ziellos umher und ausgerechnet ist Batman nun der eine Superheld, mit dem schon einige herausragende Dinge angestellt wurden, da muss man dann auch ein bisschen die Relationen sehen.vodkamartini hat geschrieben: 10. Januar 2023 20:12 Die Arthouse-Schlachtplatte hat ein paar tole Bilder und ein paar krasse Kampfszenen, aber auch einen recht faden Protagonisten. Dazu kommt das Bemühen "echte" Wikingerituale zu zeigen, was aber eher trashig, denn authentisch daher kommt.
Zu unserem einzigen größeren Dissenz: Ich kann deine Sichtweise verstehen, fand "The Northman" aber sogar überraschend wenig Arthouse-lastig. Klar, schräg und eigentümlich ist er schon, aber da der Fokus sehr auf der simplen Geschichte ("Hamlet") und der deftigen Gewaltdarstellung legt, halte ich den eigentlich für ziemlich zugänglich – erst recht im Vergleich zum Vorwerk vom Eggers (insbesondere "The Lighthouse"). Das Endresultat fand ich sehr atmosphärisch und immersiv, die "Rituale" haben mich auch gar nicht gestört. Findest du das wirklich trashig? Ich kann verstehen, wenn einen das befremdet – aber trashig?

Ja, ich wusste, als ich das so hingestellt habe, dass ich dir das Herz breche.AnatolGogol hat geschrieben: 11. Januar 2023 07:27 Die gleiche Anzahl an Punkten für den zweiten Downton Abbey-Kinoausflug und Bays intellektuell defizitären Actioner - das hätte ich nicht erwartet.

Der zweite "Downton Abbey"-Film war schon ganz gut, aber das Kapitel in Frankreich empfand ich als sehr zäh und kitschig – seltsamerweise, denn sonst ist "Downton Abbey" sehr gut darin, Glamour statt Kitsch und emotional statt sentimental zu sein. Aber da hat sich Fellowes für mich echt vergriffen, diese sonnendurchfluteten Aufnahmen, diese merkwürdig "hingestellten" Szenen, die immer wie von einer Theaterbühne weg adaptiert wirkten … Da knirschte es gewaltig und ich hatte anders als beim ersten Kinofilm hier tatsächlich das Gefühl, dass der Plot einer Serienfolge künstlich zum Leinwand-Ausflug gestreckt wurde. Das Ende war fraglos emotional, aber auch hier hätte ich gedacht, dass ich mehr abgeholt und mitgenommen werde, so ganz zünden konnte es leider nicht.
Ich schon – und obwohl ich den Film schon im Dezember gesehen habe, werde ich ihn in diesem Thread aussparen (da ja eigentlich ein 2023er) und mich nochmal ausführlich zu ihm äußern, wenn er dann erscheint. Aber mal kurz vorweg: Für mich ist das ein Film, der das Potenzial hat, in der Spielberg-Top-5 zu landen und ein Film, den ich ihm so nicht zugetraut hätte. Echte Kino-"Magie", und er war immer einer der größten Leinwand-Magier, aber dieses Projekt ist so persönlich, so unverkennbar aus dem Bauch und Herzen heraus entstanden, ich konnte da gar nicht anders, als mehrfach ein paar Tränen der Rührung zu vergießen. Und zudem erzählt Mr. Playmountain nicht nur von sich, sondern auch von den Mitteln des Bewegtbilds, von seiner Faszination, von seinen Gefahren. Ganz großes Kino!vodkamartini hat geschrieben: 11. Januar 2023 07:34 Gesternn waren ja die Globes. Dort hat Flop Spielberg Megahit-Cameron und Cruise geschlagen.Kann ich noch nicht mitreden.