Re: Regie & Stil

2521
Was ich mich bei dieser ganzen Diskussion um Rassismus und kulturelle Aneignung immer frage: Warum sind es eigentlich nicht genau so "rassistische Klischees" wenn die Amis Gaga, Driver und Leto in House of Gucci eine italienische Sippschaft spielen und dabei im Supermario-Akzent der Klischee-Stufe 10 parlieren? Naja, eigentlich sollte es mir egal sein.
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Re: Regie & Stil

2522
Ganz einfach: Weil sich ja nicht wirklich Japaner an den Szenen in YOLT gestört haben, sondern Briten, Franzosen, Amerikaner, Deutsche … OHNE asiatischen Background. Man handelt im vorauseilenden Gehorsam stellvertretend für eine andere Gruppe an Menschen! Übrigens aus dem Denken heraus, dass man für die die Stimme erheben muss, weil die das selbst offenbar dem eigenen Weltbild nach nicht können. :wink: Wer da jetzt die wahren Rassisten sind, könnte man natürlich mal diskutieren …

In einem Land, in dem jeder mit 18 einen Führerschein machen kann und dementsprechend theoretisch die Mittel in die Hand gegeben bekommt, Leute totzufahren, sind "Warnhinweise" vor Spielfilmen ein absolutes Armutszeugnis und verraten nur, dass die Verantwortlichen solcher Entscheidungen offenbar ernsthaft glauben, per Gesetz mündige Erwachsene bevormunden zu müssen.
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Re: Regie & Stil

2524
Es ist alles so irre. Und es wird immer schlimmer...

Ein Gemetzel oder wenn jemand im Film auf realistische Weise getötet wird, das ist kein Problem. Aber wenn Bond für eine Mission als Japaner verkleidet wird, ist es übelster Rassismus und eine Gefahr für die Gesellschaft... Als sollte nicht jeder mündige Bürger selbst beurteilen können, wie gut oder schlecht Bonds "Tarnung" in YOLT ist ;)

Und das Killer "Argument" ist überhaupt: ob etwas rassistisch oder nicht passend ist, darf ohnehin nur die "Minderheiten"gruppe (also bei Bond Japaner oder oft Frauen) selbst beurteilen. Wenn selbst aus dieser Gruppe nicht alle diese Meinung vertreten?
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Re: Regie & Stil

2526
Ich finde es lohnt sich nicht wirklich sich darüber aufzuregen.
Die Dummheiten von früher waren auch nicht besser als die von heute, und möglicherweise benötigt die Gesellschaft immer ein gewisses Maß an Zensur, Tabus und ähnliches. Sowohl für die die solcherlei für nötig für halten, als auch für die die sich darüber aufzuregen. Was wäre der Horror Fan ohne für ihn unverständliche Zensurschnitte und FSK Einschätzungen?

Schadet es den Bond Filmen wenn sie mit einem Warnhinweis versehen werden? Kaum ...

Früher wurde dafür viel mehr (wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen) an den deutschen Fassungen herumgeschnippelt, und auch extrem verfälschend synchronisiert. Bei Bond zwar eher weniger, aber auch das was da gemacht wurde ist trauriger als ein Warnhinweis, wenn der Film sonst intakt bleibt.
Und ja, besser wäre keins von beiden, aber jede Kunst muß sich immer auch an der Gesellschaft reiben in deren Umfeld sie entsteht. Denn die Welt wird niemals auch nur annähernd "ideal" sein.

Und ja, die komplette Verharmlosung der Gewaltdarstellung bei Bond (wie auch sonst im sogenannten Unterhaltungskino) ist eigentlich viel gefährlicher als alle rassistischen oder sexistischen Klischees.

Re: Regie & Stil

2527
naja, dahinter liegt ja ein viel größeres Problem. Bliebe es nur bei diesen "Trigger-Warnungen", wäre mir das im Prinzip egal. Aber es deutet ja alles darauf hin und es wird ja tlw. auch schon gemacht, dass auch das noch für viele zu wenig ist und erst der Anfang von weiteren Anpassungs- und Zensurmaßnahmen zu sein scheint. Der Trend geht ja seit Jahren immer mehr in diese Richtung.

Genau das von dir angesprochene für die Kunst erforderliche "Reiben an der Gesellschaft" soll ja nicht mehr stattfinden. Wird man zukünftig überhaupt noch eine (Roman-) Figur mit Ecken und Kanten zeigen können/dürfen? Noch dazu wenn der Autor vielleicht selbst auch noch fragwürdige Ansichten gehabt hat? Nicht gerade wenige würden das gerne verbieten...

Am Ende kann man nur hoffen, dass sich der Markt (weiterhin) von selbst regelt und das Publikum letztendlich für sich entscheidet, was es gut findet und was nicht.
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Re: Regie & Stil

2529
Ja - es geht hier aktuell auch "nur" um Vorführungen des BFI - British Film Institute. Die aktuell ein Reihe für John Barry zeigen.

Aber es ist davon auszugehen, dass es wohl bald auch andere Festivals, TV-Sender etc. machen werden.
Bond... JamesBond.de

Re: Regie & Stil

2530
Gernot hat geschrieben: 7. Januar 2024 20:17 Aber es ist davon auszugehen, dass es wohl bald auch andere Festivals, TV-Sender etc. machen werden.
Naja, TV-Sender blenden doch auch nur das ein, was von der FSK vorgegeben wird oder?
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"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Regie & Stil

2531
Ein TV-Sender kann natürlich selbst entscheiden, ob er vor dem Film noch eine Einblendung macht. Hat es die ARD nicht erst kürzlich vor einer alten OTTO Show gemacht? Ich meine Hallo? Otto Waalkes! Der macht Witze (die muss man ja nicht alle gut finden) und bekommt jetzt Diskriminierungswarnungen.

Im nächsten Schritt werden die Filme dann vom Verleih mit so einer Warnung neu versehen - ja, zmd. wird der Film selbst noch nicht verändert.. Im nächsten Schritt werden dann Adaptierungen vorgenommen.
Bond... JamesBond.de

Re: Regie & Stil

2532
Gernot hat geschrieben: 7. Januar 2024 21:43 Ein TV-Sender kann natürlich selbst entscheiden, ob er vor dem Film noch eine Einblendung macht.
Natürlich kann das ein Sender auch von sich aus machen. Wahrscheinlicher ist aber, dass man einfach die Empfehlung der FSK übernimmt.

War das bei Otto ein Comedy-Programm oder ein Film? Das sind ja immerhin zwei Paar Schuhe.
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Re: Regie & Stil

2533
Maibaum hat geschrieben: 7. Januar 2024 17:36 Ich finde es lohnt sich nicht wirklich sich darüber aufzuregen.
Ich finde schon, und wenn nur, um zu zeigen, dass man diese absurde Bevormundung nicht gutheißt. Es ist für mich ganz simpel: Eine aufgeklärte Gesellschaft hat solche absurden "Warnungen" für erwachsene Menschen nicht nötig. Fertig. Wer sowas also für eine Notwendigkeit hält … nun ja, ist nicht ganz dicht. :mrgreen:
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