Welcher ist der beste Film von Francis Ford Coppola?

Dementia 13 (Keine Stimmen)
Big Boy, jetzt wirst Du ein Mann! (Keine Stimmen)
Der goldene Regenbogen
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Liebe niemals einen Fremden (Keine Stimmen)
Der Pate
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (24%)
Der Dialog (Keine Stimmen)
Der Pate – Teil II
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (20%)
Apocalypse Now
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (16%)
Einer mit Herz
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Die Outsider
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Rumble Fish (Keine Stimmen)
Cotton Club (Keine Stimmen)
Peggy Sue hat geheiratet (Keine Stimmen)
Der steinerne Garten
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Tucker (Keine Stimmen)
Der Pate – Teil III
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Bram Stoker's Dracula
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Jack
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Der Regenmacher
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Jugend ohne Jugend (Keine Stimmen)
Tetro (Keine Stimmen)
Twixt (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 25

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

256
Ich finde ja, dass "Apocalypse Now" durch den 2019er Final Cut nochmal besser geworden ist als im Vergleich zu den Schnittfassungen von 1979 und 2001. Aber was hat sich Coppola denn bei der Verschlimmbesserung von "Der Pate III" gedacht? Ja, der Film ist jetzt kürzer, der Anfang eine offensichtliche Hommage an den Beginn von Teil 1 (und ohne die melodramatische Rückblende), aber dafür schneidet er wesentliche Charakterisierungen raus und entfernt am Ende sogar den Tod von Michael Corleone, den er ausgerechnet für diese Fassung in den Titel gepackt hat? :roll: Ein klassischer Satz mit X und vollkommen überflüssig für jeden, der das Original kennt.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

257
Casino Hille hat geschrieben: 25. März 2022 14:40 Ich finde ja, dass "Apocalypse Now" durch den 2019er Final Cut nochmal besser geworden ist als im Vergleich zu den Schnittfassungen von 1979 und 2001. Aber was hat sich Coppola denn bei der Verschlimmbesserung von "Der Pate III" gedacht? Ja, der Film ist jetzt kürzer, der Anfang eine offensichtliche Hommage an den Beginn von Teil 1 (und ohne die melodramatische Rückblende), aber dafür schneidet er wesentliche Charakterisierungen raus und entfernt am Ende sogar den Tod von Michael Corleone, den er ausgerechnet für diese Fassung in den Titel gepackt hat? :roll: Ein klassischer Satz mit X und vollkommen überflüssig für jeden, der das Original kennt.
Ja, sehe ich genauso. Die Charakterisierung leidet, die veränderte Szenenabfolge wirkt sehr gewollt und verschlimmbessert die inhaltliche Verständlichkeit, Fluss und Timing sind weniger rund und vor allem das zuvor so meisterhaft orchestrierte Finale verliert nun deutlich an Wirkung. Da der Film ja nun immer noch zu einem Großteil identisch ist mit der vorherigen Fassung ist das zwar kein völlig anderer Film, aber vieles leidet indirekt dann doch unter den Kürzungen, Umstellungen und Änderungen. Und es ist angesichts der - zumindest in meinen Augen - durchweg negativen Wirkung der Änderungen schwer nachvollziehbar, warum ausgerechnet bei dieser Fassung große Teile der Kritik und auch viele Fans so überschwänglich positiv reagieren. Man könnte sich fast sinngemäß an den von Woody Allen im Stadtneurotiker erzählten alten Groucho Marx-Witz erinnert fühlen von den zwei alten Damen, wo sich die eine über das schlechte Essen im Heim beklagt und die andere ihr zustimmt mit der Ergänzung, dass vor allem auch die Portionen viel zu klein seien. Übertragen auf den 3. Paten heisst das dann wohl, dass jede Fassung des Films die kürzer läuft zwangsläufig auch die bessere sein muss. :mrgreen:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

258
AnatolGogol hat geschrieben: 17. März 2022 10:53
craigistheman hat geschrieben: 17. März 2022 10:16 Ryder gefällt mir als Mina wiederum immens (was eine Schönheit!), auch wenn sie meines Erachtens nicht an Isabelle Adjanis melacholischer,
Porzellanpuppen-hafter Schönheit und Zerbrechlichkeit in Herzogs Nosferatu herankommt.
In gewisser Weise finde ich die Ryder ähnlich deplaziert wie der von mir ansonsten in hohen Ehren gehaltene Keanu Reeves. So gut sie als unschuldiges Mädchen passt, so unglaubwürdig ist ihre Wandlung zur liebestollen Vampirsgespielin.
Interessant, gerade diese Wandlung kaufe ich Ryder voll ab, wobei mit Sicherheit außerfilmische Einfrücke zu Ryder als Sexsymbol der frühen 90er in meine Betrachtung einfließen. Dasselbe Phänomen konstatiere ch auch bei Reeves, was ihm hier widerum zum Nachteil wird.
AnatolGogol hat geschrieben: 17. März 2022 10:53
craigistheman hat geschrieben: 17. März 2022 10:16Etwas enttäuschender verhält es sich wiederum mit dem Handlungsstrang um Vincent Mancini und Joey Zasa, die häufige Nennung dieses dümmlich klingenden Nachnamen nervt.
Das ist für mich einer der absoluten Highlights von Teil 3, da Garcia und Mantegna ihre Fehde so wunderbar zelebrieren. Und einen cooleren Abgang als den von Zasa, den ihm Vinnie verschafft ("ZA SA!") kann ich mir kaum vorstellen. :)
Dieser Fehde fehlt jegliche Subtilität, jedoch war gerade dies die Stärke der beiden Vorgänger, allen voran des 2. Teils (keep your friends close, but your enemies even closer). Im Grunde genommen wird in der Zasa/Altobello-Konstellation das Motiv Sollozzos als Marionette Barzinis aus Teil 1 wiederholt, Vincent ist an Sonny angelegt etc. ... Etwas mehr Einfallsreichtum hätte hier schon vorausgesetzt werden dürfen. Auch die Hubschrauberszene hinterlässt mich eher ratlos, da durch ihre Spektakularität eher reine Lust am Kino, denn eine in Frage kommende Mordmethode. Mal davon abgesehen, dass ich sie durch den merkwürdig hölzernen Schnitt auch noch handwerklich schlecht finde. Auch hier gingen Teil I und II zurückhaltender, bodenständiger und somit meines Erachtens sehr viel erschreckender vor.
AnatolGogol hat geschrieben: 17. März 2022 10:53
craigistheman hat geschrieben: 17. März 2022 10:16Ich habe die harsche Kritik an Sofia Coppolas Spiel nie nachvollziehen können, hier scheint wieder einmal das Script mit der Performance verwechselt zu werden.
Ich finde die Coppola auch ok, aber da wird halt schon viel verschenkt. Und das sehe ich nicht im Drehbuch begründet, sondern tatsächlich im etwas unbeholfenen Spiel von Sofia. Hier wäre Winona absolut perfekt gewesen, das hätte Typ-mäßig gepasst wie A auf E und der Dramatik um die Geschehnisse eine ganz andere Dimension verliehen (weil jeder die junge Winona Ryder beschützen will).
Seltsam, ich hatte nie den Eindruck, dass die Mary-Figur beschützenswert rüberkommen soll. Viel mehr verkörpert sie eine durchgehend von ihrem Umfeld getäuschten heranwachsenden jungen Frau, deren gutmütige Naivität durch die bröckelhafte Fassade des Lügenkonstrukts ins Wanken gerät. Und das verkörpert Sofia Coppola mit ihren in der Tat unbeholfenen Mimiken (ich denke jedoch, dass diese voll und ganz intendiert sind) doch ganz hervorragend. Trivialen Kriterien entsprechend, wäre Ryder die deutlich „attraktivere“ Wahl gewesen, was die Figur möglicherweise um eine erotische Komponente ergänzt hätte, gerade in Bezug auf die inzestöse Beziehung zum Cousin.
AnatolGogol hat geschrieben: 17. März 2022 10:53
craigistheman hat geschrieben: 17. März 2022 10:16die Connie-Figur wirkt in ihrer devoten Beziehung zu Michael, nach allem vorangegangenem als Art Ersatz-Consiglierin wenig glaubwürdig.
Ich sehe Connie nicht als devot, sondern als manipulativ. Ähnlich wie Altobello (ihr Patenonkel!) spielt sie ihre Rolle nur vordergründig, hat aber den ganzen Film über ihre ganz eigenen Ambitionen (bereits früh ist sie die große Fürsprecherin von Vincent). Sie ist in Pate III sowas wie die graue Eminenz im Hintergrund, selbst optisch ist sie (zusammen mit Vincent) diejenige, die dem Mafiosi-Klischee (dem auch Vito und Michael in Teil I und II enstprachen) mit den streng nach hinten getragenen Haaren am nächsten kommt, während sich Michael sowohl äusserlich als auch innerlich sehr stark weg von der Figur der ersten beiden Teile entfernt.
Diese kalkulierende Kraft kaufe ich der Conny-Figur nach zwei doch sehr labilen Auftritten einfach nicht ab. Woher dieser Sinneswandel? Realistischer wäre es gewesen sie als verbitterte, ehemalige Rebellin zu zeichnen, die aus Ermangelung anderer Möglichkeiten, ihr Glück nun innerhalb der Familienhierarchie probiert, sich auf ihre älteren Tage besonders einbringt, von Michael jedoch weiterhin von Familiengeschäften ferngehalten wird. Der Mord an Altobello hätte sie habilitiert, erst am Ende des Filmes erlangt sie die Position die ihr schon von Beginn an zu Teil wird.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

260
craigistheman hat geschrieben: 5. April 2022 12:55 Interessant, gerade diese Wandlung kaufe ich Ryder voll ab, wobei mit Sicherheit außerfilmische Einfrücke zu Ryder als Sexsymbol der frühen 90er in meine Betrachtung einfließen. Dasselbe Phänomen konstatiere ch auch bei Reeves, was ihm hier widerum zum Nachteil wird.
(...)
Seltsam, ich hatte nie den Eindruck, dass die Mary-Figur beschützenswert rüberkommen soll. Viel mehr verkörpert sie eine durchgehend von ihrem Umfeld getäuschten heranwachsenden jungen Frau, deren gutmütige Naivität durch die bröckelhafte Fassade des Lügenkonstrukts ins Wanken gerät. Und das verkörpert Sofia Coppola mit ihren in der Tat unbeholfenen Mimiken (ich denke jedoch, dass diese voll und ganz intendiert sind) doch ganz hervorragend. Trivialen Kriterien entsprechend, wäre Ryder die deutlich „attraktivere“ Wahl gewesen, was die Figur möglicherweise um eine erotische Komponente ergänzt hätte, gerade in Bezug auf die inzestöse Beziehung zum Cousin.
Die junge Ryder war für mich dann wiederum nie wirklich erotisch im Sinne eines Sexsymbols. Süss und bezaubernd fraglos, aber eben eher im Sinne einer Audrey Hepburn. Das ist dann für mich wenn überhaupt eine sehr subtile und leise Erotik, die aber nie vordergründig ist. Ein Gebalze wie es die Coppola in der Gnocchi-Szene an den Tag legt hätte ich mir zB bei Ryder nur schwer vorstellen können oder eben dann deutlich subtiler. Als Beschützenswert sehe ich die Mary-Figur schon recht deutlich angelegt, allein schon durch die Tatsache, dass der Film keinen Zweifel daran lässt, dass Michael seine Tochter von allem Bösen fernhalten will und am Ende genau daran scheitert. So hat sie dann auch keine Ahnung von seiner dunklen Seite und lebt regelrecht in einem behüteten Paralleluniversum.

craigistheman hat geschrieben: 5. April 2022 12:55
Dieser Fehde fehlt jegliche Subtilität, jedoch war gerade dies die Stärke der beiden Vorgänger, allen voran des 2. Teils (keep your friends close, but your enemies even closer). Im Grunde genommen wird in der Zasa/Altobello-Konstellation das Motiv Sollozzos als Marionette Barzinis aus Teil 1 wiederholt, Vincent ist an Sonny angelegt etc. ... Etwas mehr Einfallsreichtum hätte hier schon vorausgesetzt werden dürfen.
Ich finde die gezogenen Parallelen durchaus interessant, weil sie ja Variationen darstellen und keine Kopie. Bezüglich der Vincent-Zasa-Beziehung kommen wir da dann nicht zusammen, das ist für mich einer der ganz großen Höhepunkte des Films und profitiert enorm von den Könnern Garcia und Mantegna.
craigistheman hat geschrieben: 5. April 2022 12:55 Diese kalkulierende Kraft kaufe ich der Conny-Figur nach zwei doch sehr labilen Auftritten einfach nicht ab. Woher dieser Sinneswandel? Realistischer wäre es gewesen sie als verbitterte, ehemalige Rebellin zu zeichnen, die aus Ermangelung anderer Möglichkeiten, ihr Glück nun innerhalb der Familienhierarchie probiert, sich auf ihre älteren Tage besonders einbringt, von Michael jedoch weiterhin von Familiengeschäften ferngehalten wird. Der Mord an Altobello hätte sie habilitiert, erst am Ende des Filmes erlangt sie die Position die ihr schon von Beginn an zu Teil wird.
Zwischen Teil 2 und 3 liegen 20 Jahre, in welchen Connie immer in der engsten Nähe zu Michael war. Dass sie sich da verändert hat ist für mich glaubwürdig, zumal sie ja bereits zwischen Teil 1 und 2 eine ziemliche Veränderung hingelegt hat (wenn auch nicht unbedingt zu ihrem besseren). Ich sehe Connie durchaus als ebenbürtiges Kind von Vito, nur mit dem Nachteil, dass sie als Mädchen nie ernst genommen wurde und auch gar keine Möglichkeit hatte sich in die Familie einzubringen. Nach den Erschütterungen in der Familie von Teil 2 ist das anders und es erscheint nur logisch, dass spätestens nach dem Tod von Tom Connie als einziges verbliebenes Kind von Vito neben Michael eine Schlüsselposition einnimmt. Connie war nie dumm oder schwach wie Fredo oder hitzköpfig wie Sonny. Tatsächlich ist sie Michael deutlich näher als seine anderen (leiblichen) Geschwister.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

262
AnatolGogol hat geschrieben: 5. April 2022 13:25 Die junge Ryder war für mich dann wiederum nie wirklich erotisch im Sinne eines Sexsymbols. Süss und bezaubernd fraglos, aber eben eher im Sinne einer Audrey Hepburn. Das ist dann für mich wenn überhaupt eine sehr subtile und leise Erotik, die aber nie vordergründig ist. Ein Gebalze wie es die Coppola in der Gnocchi-Szene an den Tag legt hätte ich mir zB bei Ryder nur schwer vorstellen können oder eben dann deutlich subtiler. Als Beschützenswert sehe ich die Mary-Figur schon recht deutlich angelegt, allein schon durch die Tatsache, dass der Film keinen Zweifel daran lässt, dass Michael seine Tochter von allem Bösen fernhalten will und am Ende genau daran scheitert. So hat sie dann auch keine Ahnung von seiner dunklen Seite und lebt regelrecht in einem behüteten Paralleluniversum.
Schön, dass du die Gnocchi-Szene ansprichst. Ich würde nicht soweit gehen, es Gebalze zu nennen, eher ein zurückhaltendes, wenn auch reizvolles Spiel mit dem Feuer. Mary ist sich eigentlich von Anfang an bewusst, dass ihre Beziehung zu Vincent zum Scheitern verurteilt ist, und nicht sein kann. So klingt es auch, als sie Vincent ihre Liebe gesteht. Und ich habe es immer so empfunden, als sei sie irgendwo im Bilde, was Michaels krummen Geschäfte angeht, es jedoch verdrängt, weil sie ihren Vater liebt und ihm gegenüber loyal sein möchte.
So kommt Anthony in seiner kritischen Haltung eher nach Key, was Mary noch enger an Michael bindet, da sie ihn als einzige innerhalb dieser Figurenkonstellation nicht im Stich lässt. Es ist davon auszugehen, dass Key nach dem Anschlag auf Mary Michael endgültig verlässt, ihre letzten Worte und die Schlussszene verstärken diesen Eindruck.

Zur Wiederholung des Fehden-Motivs aus Teil 1:
Keine Kopie, das würde ich auch nicht schreiben, aber ich hätte mich über einen anderen Erzählstil und etwas mehr Ambivalenz und Tiefe in der Figurenzeichnung gefreut, allen voran was den Zasa-Charakter angeht. Trotzdem richtig badass wie Vincent die zwei Einbrecher kalt macht, nachdem er sich zuerst mit der Reporterin vergnügt.
Im Übrigen habe ich nie verstanden, weshalb Michael Zasa im Rahmen des Treffens in Atlantic City vor versammelter Gesellschaft provoziert und demütigt. Diese Geste empfand ich als wenig glaubwürdig von Seiten eines Mannes, der in Frieden reinen Tisch machen möchte. Ich meine die Konsequenzen sind bei so einer Aktion ja absehbar…
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

263
craigistheman hat geschrieben: 6. April 2022 01:06 Und ich habe es immer so empfunden, als sei sie irgendwo im Bilde, was Michaels krummen Geschäfte angeht, es jedoch verdrängt, weil sie ihren Vater liebt und ihm gegenüber loyal sein möchte.
Ja, vermutlich ist es eine Mischung aus nicht wissen wollen und der tatsächlichen Überzeugung, dass ihr Vater nicht zu dem im Stande ist, was sie über ihn gehört hat. Und darin unterscheidet sie sich dann auch elementar von Michael, der ja von klein auf keinerlei Illusionen über die Geschäftspraktiken seines Vaters hatte. Wobei ich durchaus glaube, dass Michael es aufrichtig meint, wenn er Mary sagt, dass sie nicht nur die Gallionsfigur seiner Stiftung ist. Ich denke schon, dass Michaels Wunsch nach Läuterung und einer gesetzeskonformen Neuaufstellung der Familiengeschäfte ernst gemeint sind und Mary ist für ihn da sicherlich auch eine Schlüsselfigur, da er seine behütete Tochter gerne in die Familiengeschäfte einbinden will, sie andererseits aber auch von den kriminellen Machenschaften fern halten will. Und das geht nur mit einem radikalen Bruch mit der Vergangenheit.
craigistheman hat geschrieben: 6. April 2022 01:06Es ist davon auszugehen, dass Key nach dem Anschlag auf Mary Michael endgültig verlässt, ihre letzten Worte und die Schlussszene verstärken diesen Eindruck.
Ich hatte eh nie wirklich den Eindruck, dass Kay es ernsthaft in Betracht zieht in Teil 3 zu Michael zurückzukehren. Das Wiederaufflammen der alten Gefühle in der stimmungsvollen Landschaft von Sizilien ist da für mich eine ähnliche Parallelwelt, wie die in der Mary ihr Leben verbringt. Aber Kay weiss im Gegensatz zu ihrer Tochter ja nur zu gut, wie die echte Corleone-Welt aussieht und daher ist eine Rückkehr meinem Empfinden nach auch vor den Ereignissen in der Oper nie wirklich eine Option für sie.
craigistheman hat geschrieben: 6. April 2022 01:06 Keine Kopie, das würde ich auch nicht schreiben, aber ich hätte mich über einen anderen Erzählstil und etwas mehr Ambivalenz und Tiefe in der Figurenzeichnung gefreut, allen voran was den Zasa-Charakter angeht.
Bei einer solchen Masse an Figuren ist es natürlich auch schwer da jedem gerecht zu werden bzw. jedem Tiefgang zuzugestehen. Und wenn man ehrlich ist, dann hat Sollozzo in Teil 1 (welcher ja dort quasi die Entsprechung von Saza ist bzw. umgekehrt) auch nicht mehr Tiefgang oder mehr Screentime (in Bezug auf letzteres gefühlt eher sogar weniger).
craigistheman hat geschrieben: 6. April 2022 01:06 Im Übrigen habe ich nie verstanden, weshalb Michael Zasa im Rahmen des Treffens in Atlantic City vor versammelter Gesellschaft provoziert und demütigt. Diese Geste empfand ich als wenig glaubwürdig von Seiten eines Mannes, der in Frieden reinen Tisch machen möchte. Ich meine die Konsequenzen sind bei so einer Aktion ja absehbar…
Ich habe das nie als Provokation von Michael empfunden, sondern immer als ziemlich fadenscheinigen Vorwand von Saza, um mit den alten Paten abzurechnen. Warum sollte Michael Saza zum Abschied kompensieren? Die beiden waren ja nie Geschäftspartner, im Gegensatz zu den anderen Paten, die er grosszügig "abfindet". Im Gegenteil lässt Michael Saza ja bereits vorher wissen, dass er dessen Geschäfte zwar nicht gutheisst, sie ihn aber auch nichts angehen. Genauso verhält er sich auch in Atlantic City. Wenn man zudem bedenkt, dass Saza (bzw. Altobello) bereits vor dem Treffen das Attentat geplant haben muss, dann ist sein entrüsteter Abgang doch erst recht nichts weiter, als eine Mischung aus gekränkter Eitelkeit (weil er dem Kreis angehört, aber aufgrund seines Hintergrundes und seiner Geschäftspraktiken nicht wirklich akzeptiert wird) und schlechtem Theater. Zudem steckt Michael da in einem Dilemma, da egal wie er sich gegenüber Saza verhält, er diesem (bzw. dessen Hintermann) eh immer im Wege ist.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

264
Special – Best of Cinema
iHaveCNit: Apocalypse Now – Final Cut (1979) – Francis Ford Coppola – Studiocanal
Deutscher Kinostart/Wiederaufführung: 07.03.2023
gesehen am 07.03.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 5 – Reihe 13, Platz 11 – 19:30 Uhr

Im Rahmen der „Best of Cinema“- Reihe von Studiocanal ist für den März Francis Ford Coppolas Meisterwerk „Apocalypse Now“ angesetzt gewesen – nicht in der Kinofassung und auch nicht in der Redux-Fassung, sondern im Final Cut. Ergänzend vor diesem 183-minütigen Erlebnis gab es ein kleines Vorwort von Coppola zur Entstehung des Final Cuts und den Unterschieden der 3 Fassungen. Die freie Kombination von Joseph Conrads Erzählung „Heart of Darkness“ mit Erfahrungen aus dem Vietnamkrieg ergeben eine sprichwörtliche Reise ins Herz der Dunkelheit, wenn der von Martin Sheen großartig gespielte Captain Willard den Auftrag erhält von Saigon über die vietnamesischen Kriegsgebiete nach Kambodscha zu reisen, damit er den abtrünnigen Colonel Walter Kurtz, gespielt vom großartigen Marlon Brando, tötet. Dabei erlebt er viele Facetten des Vietnamkrieges, den Wahnsinn, die Sinnlosigkeit und die Desillusion, die dieser Krieg für alle Beteiligten mit sich bringt. Ein legendärer Film, ein legendäres Erlebnis, dass man bei Gelegenheit gerne im Kino auf der großen Leinwand erleben sollte. Vor längerer Zeit habe ich mir den Film bereits im Heimkino angesehen, bin mir aber nicht mehr sicher, welche Fassung es damals gewesen ist. So verbuche ich das Erlebnis des Final Cuts in diesem Fall als First Look.
„Apocalypse Now – Final Cut“ – My First Look – 10/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

265
Ich konnte Apo Now nun auch endlich im Final Cut auf der Leinwand sehen. Die Erinnerungen an weit zurückliegende Sichtungen im Redux-Cut waren zuvor teilweise schon etwas am verblassen, so dass ein Vergleich der Fassungen wenig Sinn macht. Aber der Film ist natürlich legendär, der Ritt der Walküren und das Doors-Finale mit Kurtz spielen filmisch in der ganz oberen Liga und auch dazwischen baut Coppola immer wieder Ideen ein, teils ganz subtil, die beeindrucken und einen in diese verstörende, mystische, zunehmend surreale Welt ziehen. Oft auch wirklich ganz kleine Dinge, wie manche Kameraschwenks und -Fahrten, die aus Szenen heraus und/oder in neue Szenen hinein führen. Die eine oder andere kleine Straffung hätte der Film bei den Franzosen oder auch im "I stayed with him for days"-Teil bei Kurtz vertragen können und es gibt ein paar Einstellungen und kleinere Szenen die deutlich weniger gut aussehen und mich etwas aus der restlichen Makellosigkeit herausgerissen haben (vor allem um die Flucht vor Kilgore und das Auftauchen des Tigers rum). Irgendetwas zwischen starken 9 und knappen 10 Punkten würde ich wohl vergeben.

Meine drei Jungs, die den Film gar nicht kannten, waren auch alle begeistert, auch wenn sie wohl noch lieber drei Stunden von Kilgore und seinen Surfeskapaden gesehen hätten.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

267
Casino Hille hat geschrieben: 14. Mai 2024 12:12 Der Film, den Coppola seit den 80ern machen wollte, ist fertig und wird dieser Tage in Cannes präsentiert:
Ich schätze, den Beitrag könnt ihr demnächst in den Thread "Mega Flops" verschieben.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

268
Das französische Magazin "Libération" hat Megapolis mit äußerst gemischten Gefühlen rezipiert und bei der Gelegenheit auch gleich mal ein paar Storys zu den "Missständen" - manch eine*r würde sagen künstlerische Entscheidungen Coppolas - während des Drehs veröffentlicht. Mal sehen, was da noch so kommt.
Wenn der bei diesem Konformitätsblatt nicht so dolle wegkommt, ist das erstmal ein gutes Zeichen :D. Trotzdem habe ich so meine Zweifel, Coppola wirkt seit den Neunzigern irgendwie sehr verloren. Rumble Fish ist der letzte Film von ihm, der mir ästhetisch wirklich gefällt, Dracula empfinde ich, trotz Nostalgiegefühle, in weiten Teilen als missraten, zumal Keanu Reeves, so gerne ich ihn habe, völlig fehlbesetzt ist.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Die Filme des Francis Ford Coppola

270
Casino Hille hat geschrieben: 17. Mai 2024 11:57
craigistheman hat geschrieben: 17. Mai 2024 11:39 Wenn der bei diesem Konformitätsblatt nicht so dolle wegkommt, ist das erstmal ein gutes Zeichen
Naja, da es in Cannes Buhrufe gab und es bereits so einige richtig böse Verrisse hagelte, sehe ich da wenig bis keine gute Zeichen. :wink:
Abwarten und selbst ein Urteil bilden, am Ende erwartet uns ein verkanntes Meisterwerk à la Heaven's Gate. Spaß beiseite, das Ding sieht schon etwas grotesk aus :D
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."