craigistheman hat geschrieben: 6. April 2022 01:06
Und ich habe es immer so empfunden, als sei sie irgendwo im Bilde, was Michaels krummen Geschäfte angeht, es jedoch verdrängt, weil sie ihren Vater liebt und ihm gegenüber loyal sein möchte.
Ja, vermutlich ist es eine Mischung aus nicht wissen wollen und der tatsächlichen Überzeugung, dass ihr Vater nicht zu dem im Stande ist, was sie über ihn gehört hat. Und darin unterscheidet sie sich dann auch elementar von Michael, der ja von klein auf keinerlei Illusionen über die Geschäftspraktiken seines Vaters hatte. Wobei ich durchaus glaube, dass Michael es aufrichtig meint, wenn er Mary sagt, dass sie nicht nur die Gallionsfigur seiner Stiftung ist. Ich denke schon, dass Michaels Wunsch nach Läuterung und einer gesetzeskonformen Neuaufstellung der Familiengeschäfte ernst gemeint sind und Mary ist für ihn da sicherlich auch eine Schlüsselfigur, da er seine behütete Tochter gerne in die Familiengeschäfte einbinden will, sie andererseits aber auch von den kriminellen Machenschaften fern halten will. Und das geht nur mit einem radikalen Bruch mit der Vergangenheit.
craigistheman hat geschrieben: 6. April 2022 01:06Es ist davon auszugehen, dass Key nach dem Anschlag auf Mary Michael endgültig verlässt, ihre letzten Worte und die Schlussszene verstärken diesen Eindruck.
Ich hatte eh nie wirklich den Eindruck, dass Kay es ernsthaft in Betracht zieht in Teil 3 zu Michael zurückzukehren. Das Wiederaufflammen der alten Gefühle in der stimmungsvollen Landschaft von Sizilien ist da für mich eine ähnliche Parallelwelt, wie die in der Mary ihr Leben verbringt. Aber Kay weiss im Gegensatz zu ihrer Tochter ja nur zu gut, wie die echte Corleone-Welt aussieht und daher ist eine Rückkehr meinem Empfinden nach auch vor den Ereignissen in der Oper nie wirklich eine Option für sie.
craigistheman hat geschrieben: 6. April 2022 01:06
Keine Kopie, das würde ich auch nicht schreiben, aber ich hätte mich über einen anderen Erzählstil und etwas mehr Ambivalenz und Tiefe in der Figurenzeichnung gefreut, allen voran was den Zasa-Charakter angeht.
Bei einer solchen Masse an Figuren ist es natürlich auch schwer da jedem gerecht zu werden bzw. jedem Tiefgang zuzugestehen. Und wenn man ehrlich ist, dann hat Sollozzo in Teil 1 (welcher ja dort quasi die Entsprechung von Saza ist bzw. umgekehrt) auch nicht mehr Tiefgang oder mehr Screentime (in Bezug auf letzteres gefühlt eher sogar weniger).
craigistheman hat geschrieben: 6. April 2022 01:06
Im Übrigen habe ich nie verstanden, weshalb Michael Zasa im Rahmen des Treffens in Atlantic City vor versammelter Gesellschaft provoziert und demütigt. Diese Geste empfand ich als wenig glaubwürdig von Seiten eines Mannes, der in Frieden reinen Tisch machen möchte. Ich meine die Konsequenzen sind bei so einer Aktion ja absehbar…
Ich habe das nie als Provokation von Michael empfunden, sondern immer als ziemlich fadenscheinigen Vorwand von Saza, um mit den alten Paten abzurechnen. Warum sollte Michael Saza zum Abschied kompensieren? Die beiden waren ja nie Geschäftspartner, im Gegensatz zu den anderen Paten, die er grosszügig "abfindet". Im Gegenteil lässt Michael Saza ja bereits vorher wissen, dass er dessen Geschäfte zwar nicht gutheisst, sie ihn aber auch nichts angehen. Genauso verhält er sich auch in Atlantic City. Wenn man zudem bedenkt, dass Saza (bzw. Altobello) bereits vor dem Treffen das Attentat geplant haben muss, dann ist sein entrüsteter Abgang doch erst recht nichts weiter, als eine Mischung aus gekränkter Eitelkeit (weil er dem Kreis angehört, aber aufgrund seines Hintergrundes und seiner Geschäftspraktiken nicht wirklich akzeptiert wird) und schlechtem Theater. Zudem steckt Michael da in einem Dilemma, da egal wie er sich gegenüber Saza verhält, er diesem (bzw. dessen Hintermann) eh immer im Wege ist.