Re: Zuletzt gesehener Film

10981
Klar.
Hätte er nicht machen müssen.

Er hat das storytechnisch aber so gedreht, dass es sich aus der Geschichte fast ergibt bzw. ergeben muss.

Das ist am Ende dann natürlich zeitgleich auch ein Kommentar zur aktuellen Diskussion.
Außer den richtigen Apachen kommen im ganzen Film ansonsten ja auch gar keine Indianer mehr vor.

Bei anderen Personen ist er wie "üblich" an die Sache gegangen.
Ein Einbeiniger Bandit wird nicht von einem echten Einbeinigen gespielt, sondern von einem Schauspieler, bei dem mithilfe von CGI das zweite Bein entfernt hat.
Da ist es (noch) egal, ob nicht auch ein Schauspieler mit körperlicher Behinderung die Rolle hätte spielen können. Die Diskussion kommt aber bestimmt auch irgendwann noch.
Hängt ja immer davon ab wie groß der Lobby der Betroffenen ist.

Auch ein griechischer Akzent, gespielt von einem Nicht-Griechen, scheint gesellschaftlich noch akzeptabel zu sein.
Über einen Vietnamessen, der mit deutsch mit vietnamesischem Akzent spricht, erhitzen sich aber schon einige Gemüter.

Also kurios, dass ein echter Deutsch-Vietnamese nicht mit Dialekt sprechen darf,
aber ein Deutsch-Armenier darf einen Griechen persiflieren.

Da ist Vieles nicht logisch in der Diskussion.
Nach dem Motto: Wen interessieren die Griechen? Aber pass bloß auf, wenn du eine Minderheit nachmachst, die wir für schützenswert halten.

Re: Zuletzt gesehener Film

10982
danielcc hat geschrieben: 18. August 2025 12:03 Nein er irrt sich nicht, denn es waren Fakten die er genannt hat.
Eine andere Sache ist, ob sich jeder davon beeinflussen lässt.
Wer kann schon sagen, ob es ohne diese Diskussionen nicht 1 Mio Zuschauer gewesen wären? Das ist Spekulation.
Fakt ist. Fast jede öffentliche Auseinandersetzung mit dem Film dreht sich um die genannten Themen
Ja, sehe ich auch so bzw. die Interviews und Artikel sind halt einfach mit einem solchen Fokus, das ist eindeutig. Was stimmt - zum Glück für den Film und die Kinos! - den Großteil der Kinobesucher interessiert es nicht bzw. die finden das alles gar nicht so schlimm (anders als in den Medien großteils berichtet). Und natürlich gibt's vor allem im kulturschaffenden Bereich Menschen, denen diese Debatten wichtiger sind.

D.h. hier gibt es, wie bei manch anderen Themen ja auch, eine relativ große Diskrepanz zwischen der veröffentlichten Meinung und der "tatsächlichen" Meinung in der Bevölkerungsbreite. Ohne das jetzt auf eine politische Diskussion bringen zu wollen - das hat jedenfalls nicht unbedingt etwas mit Links oder Rechts zu tun, gibt's in allen Farben&Facetten, meiner Meinung nach ;)
Bond... JamesBond.de

Re: Zuletzt gesehener Film

10983
Gernot hat geschrieben: 18. August 2025 14:18
danielcc hat geschrieben: 18. August 2025 12:03 Nein er irrt sich nicht, denn es waren Fakten die er genannt hat.
Eine andere Sache ist, ob sich jeder davon beeinflussen lässt.
Wer kann schon sagen, ob es ohne diese Diskussionen nicht 1 Mio Zuschauer gewesen wären? Das ist Spekulation.
Fakt ist. Fast jede öffentliche Auseinandersetzung mit dem Film dreht sich um die genannten Themen
Ja, sehe ich auch so bzw. die Interviews und Artikel sind halt einfach mit einem solchen Fokus, das ist eindeutig. Was stimmt - zum Glück für den Film und die Kinos! - den Großteil der Kinobesucher interessiert es nicht bzw. die finden das alles gar nicht so schlimm (anders als in den Medien großteils berichtet). Und natürlich gibt's vor allem im kulturschaffenden Bereich Menschen, denen diese Debatten wichtiger sind.

D.h. hier gibt es, wie bei manch anderen Themen ja auch, eine relativ große Diskrepanz zwischen der veröffentlichten Meinung und der "tatsächlichen" Meinung in der Bevölkerungsbreite. Ohne das jetzt auf eine politische Diskussion bringen zu wollen - das hat jedenfalls nicht unbedingt etwas mit Links oder Rechts zu tun, gibt's in allen Farben&Facetten, meiner Meinung nach ;)
Bin ganz bei dir.

Hab dennoch kürzlich schon wieder ne Meinung gelesen, in der jemand meinte: "Alle Menschen, die grad in Bullys neuen Film gehen, sind Nazis und rechtsextrem. Mit solchen Menschen will ich nichts zu tun haben."

Darf man in Bezug auf diesen Film natürlich nicht ernst nehmen.
Aber es zeigt, dass es da draußen Menschen gibt, die in Extremen denken und auch gar nicht mehr differenzieren wollen oder können.

Re: Zuletzt gesehener Film

10984
Invincible1958 hat geschrieben: 18. August 2025 14:08 Das ist am Ende dann natürlich zeitgleich auch ein Kommentar zur aktuellen Diskussion.
Außer den richtigen Apachen kommen im ganzen Film ansonsten ja auch gar keine Indianer mehr vor.
Ja, aber es ist ein ziemlich erbärmlicher Kommentar - meiner Ansicht nach. "Das Kanu des Manitu" ist eine Parodie auf die 60er-Jahre Verfilmungen der Karl-May-Romane. Wenn Bully in dem Rahmen die aktuellen Diskussionen um das Wort Indianer und kulturelle Aneignung thematisieren will, dann doch aber auch im Zusammenhang mit den alten Karl-May-Adaptionen. Was er da stattdessen macht, ist letztlich den Rahmen einer Parodie zu verlassen und sich gewissermaßen Absolution einzuholen.

Gerade in einer Parodie muss ich mich darüber lustig machen, dass damals ein Franzose und ein Haufen Jugoslawier die Indianer gespielt haben. Der "Südstaatler" in diesen Filmen palavert ja auch in bayerischer Mundart. Warum also jetzt echte Indianer reinholen, damit die Bully "erlauben", dass er seine Witze machen darf? Ich find's peinlich und sehe das als Einknicken vor dem woken Zeitgeist und eben nicht als tatsächlich intelligenten Kommentar zu irgendwelchen Debatten.
https://filmduelle.de/
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Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10985
Casino Hille hat geschrieben: 18. August 2025 14:43
Invincible1958 hat geschrieben: 18. August 2025 14:08 Das ist am Ende dann natürlich zeitgleich auch ein Kommentar zur aktuellen Diskussion.
Außer den richtigen Apachen kommen im ganzen Film ansonsten ja auch gar keine Indianer mehr vor.
Ja, aber es ist ein ziemlich erbärmlicher Kommentar - meiner Ansicht nach. "Das Kanu des Manitu" ist eine Parodie auf die 60er-Jahre Verfilmungen der Karl-May-Romane. Wenn Bully in dem Rahmen die aktuellen Diskussionen um das Wort Indianer und kulturelle Aneignung thematisieren will, dann doch aber auch im Zusammenhang mit den alten Karl-May-Adaptionen. Was er da stattdessen macht, ist letztlich den Rahmen einer Parodie zu verlassen und sich gewissermaßen Absolution einzuholen.

Gerade in einer Parodie muss ich mich darüber lustig machen, dass damals ein Franzose und ein Haufen Jugoslawier die Indianer gespielt haben. Der "Südstaatler" in diesen Filmen palavert ja auch in bayerischer Mundart. Warum also jetzt echte Indianer reinholen, damit die Bully "erlauben", dass er seine Witze machen darf? Ich find's peinlich und sehe das als Einknicken vor dem woken Zeitgeist und eben nicht als tatsächlich intelligenten Kommentar zu irgendwelchen Debatten.
Kann man alles so sehen.

Bully selbst hebelt das aber auch wieder aus, in dem er sagt: Der neue Film ist schon längst keine Parodie mehr auf die Karl May-Filme. Denn die Anspielungen darauf würden heute noch weniger Menschen verstehen als 2001.
Es ist jetzt einfach eine Komödie, die sich von Karl May gelöst hat - auch wenn es weiterhin Mini-Anspielungen gibt. Aber viel weniger als 2001.

Zudem sagt Bully ja auch, dass er nicht alles im "Schuh des Manitu" heute nochmal so drehen würde.
Und als Beispiel zählt er immer die spanischen Kleindarsteller auf, die die Schoschonen gespielt haben. Das würde er heute so nicht mehr machen. Hat er dann ja auch nicht.
Ob es jetzt ein Einknicken vor dem woken Zeitgeist ist, oder einfach ein "Ist doch auch cool, wenn wir jetzt in New Mexico mit echten Apachen drehen können und dabei noch eine Wohlfühlfilm-Botschaft unterbringen." Egal. Für mich funktioniert es. Für andere nicht.

Ein richtiges "Einknicken" ist es aber nicht, weil das Wort "Indianer" ja dennoch gefühlt 20x im Film gesagt wird.
Und die Begründung, warum Abahatschi nicht mehr so genannt werden will, ist ja nicht der Zeitgeist, sondern hat andere Gründe.
Ist also geleichzeitig "anbiedern" und "doch nicht anbiedern". Damit spielt der Film ja.

Re: Zuletzt gesehener Film

10987
Invincible, mal eine Frage im Spoiler
Spoiler
Wer spielt da eigentlich in dem Rückblick die Eltern? Die Mutter soll ja wohl bayrisch sein. Sieht der Vater indisch aus?
Das wäre ja dann der Obergag: Dialekt von der Mutter, Inder wegen Indianer, und Franzose als Pflegepapa?
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10988
danielcc hat geschrieben: 18. August 2025 15:54 Invincible, mal eine Frage im Spoiler
Spoiler
Wer spielt da eigentlich in dem Rückblick die Eltern? Die Mutter soll ja wohl bayrisch sein. Sieht der Vater indisch aus?
Das wäre ja dann der Obergag: Dialekt von der Mutter, Inder wegen Indianer, und Franzose als Pflegepapa?
So interpretiere ich es auch:
Spoiler
Die Mutter ist ja klischee-bayrisch mit ihrem Blasinstrument. Dieser Rückblick passt natürlich nicht zu der Pre-Titel-Sequenz der Extra-Large-Version vom Schuh, in der Anke Engelke die Mutter spielt und man auch die Geburt sieht. Allerdings kann man es so erklären, dass dies nur in der Fantasie von Abahachi so geschah, weil er zu dem Zeitpunkt noch dachte, dass seine Adoptiveltern seine leiblichen Eltern sind. Er hat die Wahrheit ja erst irgendwann nach den Geschehnissen vom Schuh herausgefunden. Wenn man es sich also logisch zusammenreimen will, ist es möglich. haha
Hab den Film gestern übrigens ein zweites Mal gesehen.
Diesmal in Anwesenheit von Herbig, Tramitz und Kavanian.
Es wurde noch mehr gelacht als bei meiner Erstsichtung am Donnerstag. Lag aber natürlich daran, dass bei Vorstellungen mit Star-Besuch natürlich sehr schnell die Hardcore-Fans Tickets buchen. Da sitzen dann natürlich keine Leute im Saal, die mit dem Humor wenig anfangen können.

Re: Zuletzt gesehener Film

10994
Invincible1958 hat geschrieben: 18. August 2025 15:01 Zudem sagt Bully ja auch, dass er nicht alles im "Schuh des Manitu" heute nochmal so drehen würde.
Und als Beispiel zählt er immer die spanischen Kleindarsteller auf, die die Schoschonen gespielt haben. Das würde er heute so nicht mehr machen. Hat er dann ja auch nicht.
Ob es jetzt ein Einknicken vor dem woken Zeitgeist ist, oder einfach ein "Ist doch auch cool, wenn wir jetzt in New Mexico mit echten Apachen drehen können und dabei noch eine Wohlfühlfilm-Botschaft unterbringen." Egal. Für mich funktioniert es. Für andere nicht.

Ein richtiges "Einknicken" ist es aber nicht, weil das Wort "Indianer" ja dennoch gefühlt 20x im Film gesagt wird.
Und die Begründung, warum Abahatschi nicht mehr so genannt werden will, ist ja nicht der Zeitgeist, sondern hat andere Gründe.
Das halte ich für weitgehend falsch. Bullys Anliegen ist natürlich sein eigener Opportunismus.
Wenn er sagt, er würde heute nicht mehr alles so drehen wie damals bei "Schuh des Manitu", weil ja die "Comedy-Polizei so streng geworden ist", dann entspricht das logischerweise nur so halb der Wahrheit. Wir haben in Deutschland keine Comedy-Polizei. Keine staatliche Institution würde Bully verbieten, einen Film zu drehen, in dem er politisch unkorrekt Witze über Rothäute macht. Ich kann hier im Forum bedenkenlos Rothäute, Indianer und die Wilden schreiben und es greift keiner vom Staat ein, und Bully kann sich natürlich auf eine x-beliebige Bühne stellen und all das sagen, und es passiert gar nichts. Würde er "Der Schuh des Manitu" 1:1 so heute drehen wollen, könnte er das machen, ohne Zensur oder sonstige Eingriffe zu fürchten (und das ist gut so).

Wenn Bully also sagt, er würde das heute so nicht mehr machen, dann natürlich deshalb, weil er ein größtmögliches Publikum erreichen will, und weiß, dass aufgrund des veränderten Zeitgeistes manches vielleicht nicht mehr so gut ankäme. Und wenn er jetzt in "Das Kanu des Manitu" einerseits ein paar zahme Witze gegen "Woke"-Agendapunkte macht ("Sag'n's bitte ned Indianer") und dann andererseits am Ende sich Absolution für seine angebliche kulturelle Aneignung von echten Apachen holt, um zu signalisieren "Guckt mal, ich 'darf' diese Witze machen, die Betroffenen haben es mir erlaubt", dann passiert das, weil er kommerziell bei niemandem anecken will. Das ist dann auch noch besonders hirnrissig, weil Bully einerseits gar keinen Indianer spielt, sondern die Parodie auf einen Indianer (Also für was holt er sich jetzt Absolution? Für die Aneignung einer Aneignung?), und weil andererseits ja gar nicht wirkliche Indianer ihm hier die Absolution erteilen, sondern sein eigenes Drehbuch es tut.

Das ist alles so mutlos, so feige und verlogen. Bully ist ein angepasster Mainstream-Komiker, der in "Das Kanu des Manitu" nullkommanull zu aktuellen Debatten beitragen will (aber natürlich weiß, dass er an ihnen und dem entsprechenden Medienrummel Aufmerksamkeit generieren kann), sondern einfach möglichst viel Geld verdienen möchte. Und deshalb werden eben alle ein bisschen angesprochen und möglichst niemand vor den Kopf gestoßen. Wie so vieles in Deutschland eben: bloß keine Haltung zeigen, wenn man nicht unbedingt muss.

Ich hatte erwartet, "Das Kanu des Manitu" nicht sonderlich zu mögen, da Bullys Humor mir nicht gefällt (obwohl er visuell ein sehr guter Regisseur ist). Aber ich hatte nicht erwartet, wie sehr Bully im vorauseilenden Gehorsam vor jeder Idee von Kritik kapituliert.
https://filmduelle.de/
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