Re: B-Action und DTV-Kloppereien

241
Die DNA eines Films dermaßen zu verlagern, erfordert ordentlich Chuzpe. Damit kennt sich Gerard Butler immerhin bestens aus.

Criminal Squad 2

Sequel zum Testosteron-Kracher von 2018, das den rauen Action- und Proll-Primat des Vorgängers in Richtung Heist-Thriller und mondäner Exklusivität verschiebt. Der dadurch entstehende Druckabfall wird immerhin von der Buddy-Chemie zwischen Gerard Butler und O’Shea Jackson junior abgefedert.


Wie setzt man eine Testosteron-Bombe fort, deren Essenz ein zweistündiger Schwanzvergleich zwischen einem Prolo-Cop und seinem Gangster-Pendant war? Irgendwie müssen die Jungs ja auch noch laufen können, schließlich sind wir im Action-Genre. Regisseur und Autor Christian Gudegast macht das einzig richtige und stellt das Konzept des Vorgängers auf den Kopf. Und so bekommen wir in „Criminal Squad 2“ eine deutliche Reduktion des „Dicke Eier“-Parts zugunsten einer markanten Fokussierung auf den Heist-Plot.

Zu Beginn scheint noch alles beim Alten. LASD-Cop „Big Nick“ O´Brien (Gerard Butler) ist wenig amused, von Mastermind Donnie Wilson (O’Shea Jackson junior ) kurz vor dem Zieleinlauf aufs Kreuz gelegt worden zu sein. In gewohnter LMAA-Manier (u.a. bedroht er eine Stripperin mit dem Tod, wenn sie nicht auspackt) spürt er Donnie in Europa auf, wo dieser mit einer neuen Crew bereits den nächsten großen Coup plant. Also fliegt er nach Nizza, bedient bei den dortigen Kollegen sämtliche Vorurteile über das amerikanische Desinteresse an Fremdsprachen und kulturellen Besonderheiten, um schließlich den konsternierten Donnie mit einem Kollaborationsangebot zu überraschen ...

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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

242
Im Stream: Netflix mal wieder auf der Retro-welle und der Suche nach dem verlorenem Stranger Things-Ersatz

The Electric State

Vom Ansatz her charmante, aber insgesamt zu weichgespülte und tempoarme Dystopie für Jugendliche und jung Gebliebene 1980er-Nostalgiker. Weder die Avengers-Regisseure noch ein astronomisches Budget können den anvisierten Spielberg-Vibe erzeugen und so bleibt nur ein weiterer uninspirierter Blockbuster von der blechernen Netflix-Stange.

Die Russo-Brüder sind Jahrgang 1970 und 1971. Das bedeutet sie haben ihre Jugend in den 1980ern verbracht und in den 1990ern abgeschlossen. Beides merkt man ihrem neuesten Werk überdeutlich an. Für die Adaption des dystopischen Bilderromans „The Electric State“ holten die beiden Avengers-Macher die ganz große Nostalgie-Keule raus. Angesiedelt in einer alternativen Realität der frühen 90er inszenierten die beiden Marvel-Helden für den Streamingdienst Netflix ein fluffiges Retro-Bonbon, das in jeder Sekunde lauthals trötet: ich bin ein Spielberg-Film der Pre-Schindler-Ära. Das Kalkül dahinter ist klar, nachdem der größte 80s-Nostalgie-Hit des Hauses 2025 auf die Zielgerade einbiegt - es steht nun endgültig das „Stranger Things“-Finale an - , musste dringend Nachschub für die darbenden Retro-Aficionados her. Und so wurde Serien-Superstar Millie Bobby Brown flugs mit der offenkundigsten 80er-Marvel-Ikone Chris Pratt (Star-Lord in „Guardians of the Galaxy“) zum Teambuilding rekrutiert, um jung und alt weiterhin auf Nostalgie-Kurs zu halten ...

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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

243
Gebe einen weniger. Seelenloses Bonbon-Kino, das Vergessen setzt schon ein, bevor der Abspann richtig begonnen hat.
Konfektionskino von der Stange. Wer dafür 320 Millionen Dollar ausgibt, kann mit Geld einfach gar nicht umgehen.
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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

245
Im Stream: Die hard ist ein Klassiker, G20 wird daran nichts ändern.

G20

„Die hard“-Klon von der Streaming-Stange, der mit all den üblichen Stärken aufwartet: namhafte Darsteller in Knallchargen-Rollen, banale Dialoge und dümmliche Story sowie Abwesenheit von Kernkompetenzen in Sachen Action-Inszenierung, Spannungs-Dramaturgie und optischer Gestaltung.


Inzwischen hat man sich daran gewöhnt. Die Streaming-Giganten Netflix und Amazon werfen in schöner Regelmäßigkeit hoch budgetierte und namhaft besetzte Action-Abenteuer auf den hauseigenen Markt. Die Strategie dahinter ist so simpel wie effektiv. Bestands-Kunden sollen gehalten, Neu-Kunden generiert werden und die Marke selbst im Gespräch bleiben. Der entscheidende Trick dabei ist es, die Ware wie Hochglanz-Kino aussehen zu lassen, obwohl sie nur von der TV-Stange kommt. Diese Täuschung bleibt den Zuschauern zwar nicht verborgen, aber nachdem sie aus alter Gepflogenheit und neuerer Tradition beim Couch-Watching weniger anspruchsvoll sind, hält sich die Entrüstung in Grenzen. In jedem Falle hört man die ersten Tage nach Veröffentlichung von allen Seiten dieselbe Leier: „Im Kino wäre ich enttäuscht gewesen“, oder auch gern genommen: „Für umsonst war’s schon ok“.

Dass die Streamingportale kein Wohlfahrtsverein sind, wollen wir mal außen vor lassen, aber die Message bleibt davon unberührt: Das Ganze sieht wertig aus, ein paar bekannte Gesichter sind auch immer dufte, aber wenn sich dazwischen mal der Sitznachbar, das Smartphone oder ganz profan nur das Bedürfnis nach Nahrung bzw. deren Entsorgung meldet, dann hat man nicht viel verpasst. Schließlich schnitzen die Streamer ihre Produkte auch noch dankenswerterweise nach dem Baukastenprinzip, indem sie zentrale Ingredienzien in Sachen Plot, Figuren und Schauwerten einfach recyceln, so dass man als halbwegs filmaffiner Konsument vor sämtlichen Überraschungen sicher ist ...

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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Im Stream:

The Old Guard 2

Einfallsloses aber immerhin actionreiches Sequel zum Streaming-Erfolg „The Old Guard“, das unter seiner biederen TV-Ästhetik, den flachen Figuren und einem Nichts an Handlung leidet. Charlize Theron agiert hölzerner als einst Steven Seagal, der obendrein weit versierter austeilen konnte.


Vor 5 Jahren mischte ein Quartett kerniger Unsterblicher die globale Unterwelt auf und sorgte für vergleichsweise launigen Content, gemessen an den Qualitätsstandards der Streaming-Welt. Der an sich krude Mix aus Highlander und den Expendables war optisch düster, geizte nicht mit drastischen und graphischen Szenen und konnte mit einem renommierten Charaktercast aufwarten (Charlize Theron, Matthias Schoenaerts, Marvan Kenzari und Luca Marinelli). Sicher, die zugrundeliegende Graphic Novel ist kein Shakespeare-Stoff, dementsprechend gehören Handlung und Figuren eher ins flache Regal, aber zumindest wurde die Fantasy-Chose flott runtererzählt.

„The Old Guard 2“ schließt daran nun nahtlos an, was besser klingt, als es gemeint ist. Dem Wiederholungstäter verzeiht man nicht mehr so leicht, schließlich sollte er beim zweiten Mal wissen, was er tut, bzw. nicht tun sollte ...

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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Und weiter geht die bunte Streaming-Welt fürs darbende Action-Publikum. Mit neuen Abonnenten wird´s so aber nix. Aber da hat die in der Vergangenheit ja auch nie gejuckt.

Tin Soldier

Absurder Streaming-Actioner um ein geheimes Regierungsprogramm, der mal wieder mit bekannten Namen für weit Unterdurchschnittliches wirbt. Eastwood-Sprössling Scott muss sich als PTSD-Geplagter durch ein wirres und ödes Flasback-Festival kämpfen, bis weder er noch der arme Zuschauer weiß, warum sie noch hier sind.


De Niro, Foxx, Leguizamo, Eastwood. Was für eine Liste. Ok, letzterer ist Scott und nicht Clint, aber die Gene sind nicht zu verleugnen. Über den neusten Streaming-Actioner aus dem Hause Amazon ist damit alles gesagt, also alles Positive zumindest. Wer Fan von einem der Herren, oder gar mehreren ist und sie einmal außerhalb von Social Media in Action sehen will, der darf somit gerne einschalten. Alle anderen bitte nicht.

Regisseur Brad Furman ist nicht unbeleckt beim Dirigieren großer Namen, nur hat er weder Matthew McConaughey (The Lincoln Lawyer, 2011), noch Bryan Cranston (The Infiltration, 2016) noch Johnny Depp und Forest Whitaker (City of Lies, 2018) durch solch einen absurden Murks-Parcours gejagt wie die bemitleidenswerten Herren von oben. Beim Verfassen des Scripts mit seiner Kollegin Jess Fürst hat er wohl begleitend ihre langjährige Zusammenarbeit bei einer ausgedehnten Kneipentour gefeiert, zumindest würde das als Erklärung gerade noch so durchgehen. Nicht als Entschuldigung, denn der hanebüchene Flachsinn ist unentschuldbar.

Wer jetzt noch weiter lesen möchte, der sei gewarnt. Schocker-Alarm voraus, aber nicht im guten Horrorfilm-Sinn. Es geht um ein geheimes Regierungsprogramm, das PTSD-Veteranen wieder zusammen setzten soll, um sie dann erneut auf den Feind loslassen zu können. Sinnigerweise nennt man sich „The Program“ und damit es die armen Traumatisierten nicht vergessen, ist der geniale Slogan auf jedes T- und Sweatshirt gedruckt. Leider hat die Umprogrammierung beim zuständigen Ausbilder nicht angeschlagen, denn er hält den ganzen Verein für eine Sekte mit ihm als Guru.

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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

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Shane Black ist zu Großtaten ebenso fähig wie zu Schrott. Diesmal hat sich Amazon seiner Dienste bedient.

Play Dirty

An der Oberfläche typischer Vertreter aus der ganz eigenen Hard-Boiled-Schmiede des einstigen Autoren-Wunderkinds Shane Black. Der für Streaming-Produktionen charakteristische Reißbrett-Charakter bei Besetzung, Effekten und Zutatenmischung macht die Fallhöhe zu früheren Großtaten wie LETHAL WEAPON oder THE LAST BOYSCOUT aber sehr schnell sehr deutlich.


Was hat der Mann nicht alles im Autoren-Portfolio. Die Scripts zu LETHAL WEAPON (1987), THE LAST BOY SCOUT (1991), KISS KISS, BANG BANG (2005) gehören zur Creme de la Creme im Action-Thriller/Komödie-Segment. Seine Leidenschaft für Pulp und Hard-Boiled-Krimis ala Raymond Chandler strömt aus jeder Zeile seiner selbstreflexiven - und -ironischen Dialoge, die ebenso oft ins Schwarze treffen wie seine meist schießfreudigen Protagonisten. Trotz aller Komik gibt es immer wieder unvermittelte Gewaltspitzen, die Handlung und Figuren in ein anderes Licht rücken und Erwartungen unterlaufen. Seit den beiden Box Office-Enttäuschungen THE NICE GUYS (2016) und PREDATOR - UPGRADE (2018), bei denen er auch Regie führte, wurde es ruhig um Black. Sieben lange Jahre sollte es dauern, bis sich der Streaming-Gigant Amazon der Stärken des einstigen Autoren-Wunderkinds erinnerte und den Action-Thriller PLAY DIRTY in Auftrag gab.

Als Vorlage dienten die Parker-Romane von Donald E. Westlake (aka Richard Stark), die seit 1967 mit so unterschiedlichen Stars wie Lee Marvin (POINT BLANK), Mel Gibson (PAYBACK, 1999) und Jason Statham (PARKER, 2013) in der Titelrolle daher kamen. Parkers düstere, von Nihilismus und Rache geprägte Welt passt gut zu Blacks Hard-Boiled-Attitüde und auch die Besetzung mit Mark Wahlberg steht für lakonische Virilität und trockenen Humor. Auf dem Papier liest sich PLAY DIRTY also durchaus vielversprechend, das fertige Produkt kann aber nur bedingt überzeugen ...

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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

251
Warum Leute noch mit Mark Wahlberg drehen, ist mir ein Rätsel. Das war als Experiment vor rund 30 Jahren ja mal ganz lustig, aber wann will ihm denn endlich mal einer sagen, dass er sich in der Berufswahl geirrt hat?
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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

253
Hollywood ist manchmal echt ungerecht. Gleichzeitig bekommen talentierte Schauspieler einfach keine Rollen. Zum Beispiel Marky Marks Zwillingsbruder, der wurde meines Wissens nach seinem tollen Auftritt in The Departed nie wieder irgendwo besetzt.
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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

254
GoldenProjectile hat geschrieben: Gestern 22:09 Gleichzeitig bekommen talentierte Schauspieler einfach keine Rollen. Zum Beispiel Marky Marks Zwillingsbruder, der wurde meines Wissens nach seinem tollen Auftritt in The Departed nie wieder irgendwo besetzt.
Ach komm. Also bei aller Liebe für Departed, die ich nicht immer teilen, aber durchaus nachvollziehen kann: Wahlberg spielt doch nicht ernsthaft gut in dem Ding. Seine Rolle ist ganz interessant und er passt in den Part rein, aber handwerklich wirklich tolles Schauspiel erkenne ich da auch nicht, schon gar nicht in einem Film, in dem sich parallel noch Matt Damon, Leonardo DiZurückklappdach und Alec Baldwin verausgaben.
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Re: B-Action und DTV-Kloppereien

255
Aber er spielt es anders als sonst, und in meinen Augen auch tatsächlich gut. Der Anglizismus "acting out" statt einfach nur "acting" passt wohl gut als das, was ich bei Marky Mark sonst eher wahrgenommen habe, dass er seine Szenen quasi mehr aufführt als tatsächlich etwas zu spielen. In Departed sehe ich da einen Unterschied und die Wahlberg-Persona tatsächlich deutlich mehr hinter der Rolle verschwinden als in jedem anderen Film mit ihm, den ich gesehen habe. Ob ich das handwerklich beurteilen kann - keine Ahnung, aber ich kann es beurteilen, wie ich es wahrnehme. Ich habe ja eben erst bei Black Bag einen Seitenhieb gemacht, und um den noch auszuführen: Da habe ich den Michi keinen Millimeter anders wahrgenommen als in seinen Auftritten als Flötenroboter, auch Hicox und Magneto nehme ich praktisch gleich war, alle Rollen werden ganz deutlich von Fassbender verkörpert. Bei Marky Mark sehe ich das genau so, nur mit weniger Präsenz und Charisma, und da bildet eben Departed eine interessante Ausnahme.
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