Seite 9 von 18
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 13:57
von Maibaum
Casino Hille hat geschrieben:Maibaum hat geschrieben:
The Revenant ist definitiv kein Mainstreamfilm.
Findest du? Würde ich widersprechen.
Sehr definitiv nicht.
Er ist etwas schlichter als Birdman oder 21 Gramm, aber meilenweit von dem Mainstream entfernt. Dafür ist er schon viel zu pessimistisch.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:03
von vodkamartini
Absolut. Man darf sich von der DiCaprio-Verpflichtung nicht täuschen lassen. Das ist definitiv kein Mainstream.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:04
von Casino Hille
Wird ein Film nicht automatisch zum Mainstream, wenn er bei der Masse gut ankommt?
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:05
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:
Bei Revenant passt das für mich nicht - und ich frage, was denn Inadinges mehr wollte als eine unterhalsame Geschiche zu erzählen? Wo ist da Tiefgang? Hilfe, wenn er das wollte, dann ist er ja noch deutlicher gescheitert.
Komisch, hier redet gar keiner über die Indianer, dabei sind die ein ganz wichtiger Baustein des Films, und weit mehr als nur eine handlungsrelevante Bedrohung. Und die Inszenierung der Menschen in der Natur ist der offensichtliche Schlüssel zu einer tieferen Betrachtungsweise von The Revenant. Man muß das nicht machen, man kann den Film auch rein auf der Handlungsebene schauen, aber dann bleibt der Film natürlich auch in einigen Teilen seltsam. Weil da ja doch einiges ist was für die reine Handlung nicht so relevant ist.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:08
von Maibaum
Casino Hille hat geschrieben:Wird ein Film nicht automatisch zum Mainstream, wenn er bei der Masse gut ankommt?
Niemals. Dann brauche ich den Begriff Mainstream ja nicht. Dafür gibt es Worte wie Publikumserfolg oder das Gegenteil Kassenflop.
Und das würde ja umgekehrt bedeuten daß ein floppender Spielfilm kein Mainstream mehr ist.
Mainstream ist der Versuch eine bestimmte Haltung zu beschreiben, und das ist unabhängig davon ob der Film dann Erfolg hat oder nicht.
2001 wird doch nicht zum Mainstream nur weil er ein größeres Publikum gefunden hat.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:12
von Casino Hille
Dann ist der Mainstream-Begriff aber der Willkür des Herren Maibaum oder Vodka ausgesetzt und keine festgelegte Schublade, in der Revenant gesteckt werden muss.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:20
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:zu 1. Lens flares sind mir auch aufgefallen, zusammen mit digitalem Look, Weitwinkel, Spritzer auf der Kamera und Atem auf der Linse hat das für mich vollkommen die erwartete Kino Illusion zerstört. Ich finde, grade dieser Film hätte einen richtig körnigen Look verdient - es ist ja nicht nur Abenteuer und Wildnis, es ist auch eine andere Zeit. Da passt der digi-TV Look gar nicht.
Zu keiner Sekunde hat der Film eine digitalen Look, oder gar etwas TV mäßiges. Zumal auch viele TV Filme ja schon keinen TV Look mehr haben.
Warum du ausgerechnet die erste Einstellung als TV mäßig empfindest, ist mir ein Rätsel. Gerade die war ganz großes Kino.
zu 2. Ach, die Authenzität ist für mich kein großes Problem. Letztlich ist es Kino und soll unterhalten. Man darf das dann nur nicht als wahre Geschichte etc. verkaufen. Oder man muss manche Dinge etwas ausgewogener Gestalten. Am schlimmsten fand ich das in Bezug auf sein Bein, was wirklich komplett zertrümmert war und auf ein mal konnte er wieder Gehen und sogar Laufen. Den Sprung über die Klippe fand ich sogar cool, weil er so überraschend kam.
The Revenant unterhält ja, nur nicht jeden.
Und wo steht denn geschrieben daß man den Film authentisch betrachten muß? Der Film basiert lediglich auf Motiven eines Romans, der wiederum eine Geschichte erzählt von der keiner weiß was dran wahr ist und was nicht.
Der Film ist schon deswegen nicht wirklich authentisch weil einige der nachprüfbaren Fakten eindeutig nicht stimmen.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:23
von danielcc
Oje oje... also The Revenant hat sehr wenig Substanz - glaube auch nicht, dass er die haben will. Es ist aber auch gar nicht schlimm. Was ist schon Substanz? Fakt ist, der Film erzählt über 2 Stunden eine relativ simple Survival Story und schiebt ein paar esoterische Sprüche und Rückblenden ein, deren Bedeutung oder Mehrwert sich mir nicht erschließt. Sicherlich gibt da einen, kann mir ja jemand gerne erklären.
Auch Gravity ist in erster Linie ein Unterhaltungsfilm der im Grunde die gleiche Story erzählt. Nur viel kürzer und prägnanter. Die esoterischen Elemente kann ich in Gravity besser nachvollziehen und die Verwandlung (Tod, Wiedergeburt) werden zumindest für mich schlüssig erzählt und optisch so dargestellt, dass es für mich wirklich als Metapher funktioniert.
@Maibaum:
Dein unterschwelliger Vorwurf, dass ich keine anspruchsvollen Filme mag und noch schlimmer - jeder Film den ich nicht mag folglich anspruchsvoll sein muss, so dass ich ihn nicht verstehe - ist mal mindestens so absurd wie du es meiner Äußerung unterstellst. Wir hatten das ja schon oft hier.
An The Revenant ist für micht nichts anspruchsvolles - schlimmer aber, der Film unterhält mich nicht gut. Während der inhaltlich sehr ähnliche Gravity das hervorragend macht. Für mich war Gravity einer der 5 spannendsten Filme die ich je gesehen habe
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:26
von danielcc
Maibaum, nur weil es dir nicht auffällt darf mir das sehr wohl auffallen. Der Film HAT für mich einen extrem digitalen Look. Ob ich das nun als TV mäßig beschreiben muss sei dahingestellt.
Kann das mal jemand checken? Wurde der Film digital aufgenommen?
Das war für mich so eindeutig, dass es mich von der ersten Einstellung an gestört hat. Vor allem weil ich mir irgendwie einen ganz anderen, körnigeren Look gewünscht hätte. (Würde mal interessiere, wie Hateful Eight dagegen aussieht)
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:27
von Maibaum
Casino Hille hat geschrieben:Dann ist der Mainstream-Begriff aber der Willkür des Herren Maibaum oder Vodka ausgesetzt und keine festgelegte Schublade, in der Revenant gesteckt werden muss.
Nee, ist es nicht.
Es ist einfach eine Einschätzung die man trifft, die aber auch nicht festgelegt ist, und auch ein weites Feld umfasst von Werken die näher dran sind am Mainstream oder auch weiter weg sind.
Es aber auf den kommerziellen Erfolg zu reduzieren macht wenig Sinn. Es geht bei dem Begriff um Werke die bewußt seicht gehalten sind um den vermeintlichen Erwartungen der großen Masse zu entsprechen. Werke die vereinfachen statt zu komplizieren, die bekannte Muster, Klischees und Stereotypen verwenden statt zu versuchen originell zu sein.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:29
von danielcc
War denn Gravity für dich Mainstream oder Castaway?
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:29
von GoldenProjectile
Ich sehe das wie Maibaum. Visionäres Autorenkino ist auch dann kein Mainstream, wenn es aus irgendwelchen Gründen viel Erfolg hat und umgekehrt bleibt ein auf den Massengeschmack zugeschnittener Blockbuster auch dann Mainstream, wenn er wiederum aus irgendwelchen Gründen bei Kritik und BO durchfällt.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:29
von Casino Hille
Maibaum hat geschrieben:Da ist aber ebenfalls jede Menge Substanz. Die Bilder sind mehr als nur einfache zweckdienliche Bilder die eine einfache Abenteuergeschichte erzählen.
Ich halte dagegen. In Gravity ist gar keine Substanz, nichts nennenswertes jedenfalls. Und die Bilder sind fast durchgehend prätentiös, aufbrausend, überstilisiert in ungesundem Rahmen. Ein schwacher Film, ein Mainstream-Film durch und durch, der seine Andersartigkeit nur scheinbar dazu nutzt, sich abzuheben, in Wahrheit aber dies nur als Tarnung für die übliche Blockbuster-Prozedur verwendet.
Maibaum hat geschrieben:Werke die vereinfachen statt zu komplizieren, die bekannte Muster, Klischees und Stereotypen verwenden statt zu versuchen originell zu sein.
Passt doch perfekt auf Revenant oder Gravity. Auf Cast Away schon weniger, aber teilweise immer noch.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:35
von GoldenProjectile
Casino Hille hat geschrieben:Passt doch perfekt auf Revenant
Dass du Revenant gesehen hast wäre mir neu.
Re: Alejandro González Iñárritu
Verfasst: 31. Januar 2016 14:39
von danielcc
GoldenProjectile hat geschrieben:Visionäres Autorenkino .
ach herlich... da ist es wieder...
Was ist denn an Revenant visionär? Dass zum hundersten Mal eine Survival Geschichte erzählt wird?
Was ist denn das gute am "Autorenkino" - zumal Inadingens den nicht Film nicht allein geschrieben hat? Ist nicht ein spezialisierter und talentierter Drehbuchautor der für einen Regisseur mit einer Vision arbeitet genauso wertvoll wenn nicht sogar besser?
@Hille bzgl. Gravity
Kann man so sehen, muss man aber nicht. Gravity hat eindeutig ein Thema, ein Motiv. Dieses wird konsequent eingearbeiter, Dialoge und Bilder gehen eine Einheit ein und das ganze findet einen krönenden Abschluss der Thematik in den letzten Einstellungen. Man muss das Thema nicht mögen, aber es ist klar da und bestimmt den Film in vielerlei Hinsicht.
Was an den Bilder prätentiös sein soll verstehe ich nicht. Gravity schafft es doch grade durch die Kombination von bahnbrechender Inszenierung von Schwerelosigkeit, der freibeweglichen Kamera (wir sind im grenzenlosen Weltall!!!) und dem 3D Effekt genau das zu erzeugen, was er will. Aufgesetzt ist da wenig, zumal der Film keinerlei 3D Gimmicks einbaut.