vodkamartini hat geschrieben: 26. Juni 2021 08:10
einer sehr schlecht inszenierten Kletterpartei in der Pappmascheewand (findest du wirklich, dass FYEO da abgekuppelt hat, oder wart das ein anderer Film?)
Ja, Old Rogs Kletterpartie in FYEO ist doch sehr stark von Gregs Kraxelei in Navarone inspiriert. Das fängt mit der Grundkonstellation an (Einstieg ins feindliche Gebiet über eine als unbesteigbar geltende und daher vernachlässigte Steilwand) und im Anschluß findet man diverse sich gleichende Momente, vor allem natürlich der Griff zur Taube und das Übewältigen des Wachpostens. Einige Einstellungen sind zudem bei Glen doch sehr ähnlich. Der andere Film denn ich in dem Zusammenhang erwähnt hatte ist Sky Riders von 1976 mit James Coburn, in welchem das Finale auf dem gleichen Klosterberg spielt wie in FYEO und bei dem es ebenfalls gilt, den Berg unbemerkt vom Feind zu betreten (da allerdings dann durch die Luft mittels Drachenflieger).
vodkamartini hat geschrieben: 26. Juni 2021 08:10und einer nicht gerade charismatischen Expendables-Truppe war die Ernüchterung dann doch recht groß.
Das ist natürlich dann in diesem Film ein Riesenproblem, wobei ich das angesichts der Besetzung (Peck, Quinn, Niven, Quayle, Baker) und der spannenden und sich klug entwickelnden Figurenkonstellation um Mallory/Stavros + Franklin/MIller + Mallory/Franklin + Mallory/Miller sowie dem Dilemma um Butcher Brown nur schwer nach vollziehen kann. Raus fällt da eigentlich nur James Darrens Spyros, der recht blass bleibt, was angesichts der Versammlung an Talent und Charisma aber auch fast schon logisch ist.
Navarone ist für mich halt so was wie der Rio Bravo des Kriegsabenteuer-Films: lauter gute alte Bekannte, die man sehr gerne auf ihrem pittoresken Abenteuerurlaub begleitet. Einer der Filme, bei dem ich mich jedesmal wieder von der ersten Minute an zuhause fühle und der mich am Ende glücklich, aber auch irgendwie wehmütig entlässt.
vodkamartini hat geschrieben: 26. Juni 2021 08:10Das mit Peck war natürlich ein wenig provokant, insgesamt, vor allem aber als Königs Admiral sehe ich ihn noch immer sehr gerne, aber hier passt er sich der allgemeinen Drögheit an und spielt seinen üblichen Stiefel runter. Erst als er im Feldgrau steckt, wird er komischerweise charismatischer

.
Peck hat für mich Legendenstatus, da er sowohl was Ausstrahlung/Charisma/Leinwandpräsenz anbelangt als auch was darstellerisches Können und Wandlungsfähigkeit angeht für mich jeweils in der obersten Klasse agiert. Drögheit und Dienst nach Vorschrift sehe ich bei ihm in Navarone überhaupt nicht, viel mehr dass er seine Rolle bewusst stoisch und emotionslos anlegt, was Sinn ergibt angesichts seine Figurenhintergrundes eines Zivilisten, der Jahre lang praktisch durchgängig in Missionen auf Leben und Tod eingesetzt wird und etliches an Kriegsgrauen erleben muss. Entsprechend die Verhärtung und der emotionale Panzer in Pecks Spiel, der aber mehrfach auf die Probe gestellt wird (z.B. im Umgang mit dem verletzten Franklin oder mit
der entlarvten
Anna). Und dass das von Peck eine bewusste darstellerische Entscheidung war, daran habe ich angesichts seines vielfältigen Oevres keinen Zweifel, da er weder jemand war, der nur des Geldes wegens spielte noch jemand, dem es an darstellerischen Möglichkeiten gefehlt hätte. Hinzu kommt, dass er sich in späteren Jahren oft sehr positiv über den Dreh zu Navarone geäussert hat, auch deswegen ist ein "Dienst nach Vorschrift" eigentlich bei ihm kaum anzunehmen.
vodkamartini hat geschrieben: 26. Juni 2021 08:10Durchweg toll ist eigentlich nur Quinn, der den ganzen Cast mit Leichtigkeit an die Wand spielt, aber der ist einfach immer gut.
Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass Quinn der beste Schauspieler aller Zeiten war wenn man das komplette Paket aus darstellerischem Können, Wandlungsfähigkeit, Leinwandpräsenz und Leistungsdurchschnitt heranzieht. Denn du hast vollkommen recht: Quinn war immer zumindest gut, egal in welchem Film (was schon etwas heissen will bei jemandem, der in Bo Dereks legendärem "Mein Geist will immer nur das eine" mitgemischt hat

).
vodkamartini hat geschrieben: 26. Juni 2021 08:10
Aber keine Sorge, Navarone hat schon auch Qualitäten, vielleicht sollte ich ihn mir noch mal im Original - wie Ice Station Zebra - und nicht im Halbschlaf ansehen, gebe dann noch Mal ein Update.
Gute Idee

- wobei ich die deutsche Fassung hier in sehr hohen Ehren halte,:Lukschy, Geissler, Hagen, GGH, Marquis, Chevalier und dazu noch Petruo, Schneider, Martienzen, Wandrey und Borchert - das ist ja geradezu das who-is-who des goldenen Synchronzeitalters.