Wie findet ihr OP?

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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

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Casino Hille hat geschrieben:Natürlich, aber es ist doch deutlich mehr, als bis dato in einem Bond veranstaltet wurde, weil wir eben immer noch einen Würdenträger haben, der für die große "Zerstörung" verantwortlich ist. Theoretisch hast du recht, dass das mit Gogol sogar eigentlich expliziter ist und eindeutiger ist, aber gerade weil der Film das versteckt und diese Offensichtlichkeit an allen Ecken und Enden verbergen will sehe ich es in OP dann doch als gravierender an, weil einfach bewusster so inszeniert.
Ich weiss, was du meinst aber es ist dennoch so, dass Orlov nie wirklich als Vertreter der russischen Obrigkeit in Szene gesetzt wird, sondern nur als irrer Quertreiber. Und damit passt er und vor allem die als rational gezeichnete restliche sowjetische Führungsriege um Gogol bestens ins cineastische Kalter-Kriegs-Tauwetter im EON-Universum, welches in TSWLM und MR eingeläutet wurde und welches kurioserweise in FYEO einmalig auf Eis gelegt wurde, bevor es ab OP dann wieder aufgegriffen wurde.
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

407
OP handelt nicht vom kalten Krieg, sondern ganz eindeutig von dessen Ende. Orlov ist ganz klar als Außenseiter und Einzelgänger gekennzeichnet der die Entwicklung weg vom kalten Krieg verhindern will.
Aber auch FYEO sehe ich nicht wirklich als einen solchen, oder nur am Rande. Auch in TSWLM versuchen die Russen ja anfangs unseren Bondisten den Pelz zu löchern.

Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

408
Das zweifel ich keinesfalls an. Wie gesagt, deinen Gedankengang kann ich absolut nachvollziehen, Anatol! Vielleicht resultiert mein Eindruck aber auch daraus, dass ich das Bedrohungsszenario in OP als deutlich akuter und realistischer empfinde als den ATAC Supercomputer. Wie eben bereits einmal erwähnt, würde FYEO derselbe Film bleiben, wenn statt Gogol ein Blofeld aus dem Helikopter steigen würde, da der Film den Hintermann oder Auftraggeber Kristatos nur sehr wenig bzw. eigentlich gar nicht thematisiert. Bei OP hingegen ist die Nationalität Orlovs schon relevant und für die Bedrohung des Filmes selbst nicht unerheblich (und findet ihren Höhepunkt natürlich in der grandiosen Todesszene Orlovs), mal ganz unabhängig davon, dass der Rest der russischen Staatsmänner eindeutig als humane und friedliche Oberhäupter gezeichnet werden, aber ich sage ja auch gar nicht, dass OP ein Anti-Sowjet-Film sei, sondern den Kalten Krieg eben behandle und auf ihn eingehe, statt ihn auszublenden (was ja in seiner Formulierung recht frei gehalten ist). In FYEO gibt es keine wirkliche Thematisierung dieses Hintergrundes, während der in OP von Anfang an gegeben ist. Aber ich verstehe deinen Punkt absolut und stimme dir auch zu, aber die Wirkung dieser beiden Filme ist eben genau umgekehrt zu ihren tatsächlichen Inhalten/ihrem tatsächlichen Umgang mit der Thematik.
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

409
OP handelt durchaus von den Ängsten während des Kalten Krieges und nicht von dessem Ende, das 1983 so auch gar nicht abzusehen war. Das ist immer das Problem der Argumentation mit späterem Wissen, das v.a. bei historischen Sachverhalten oft in die Irre führt.
Typisch für die Bond-Filme ist vielmehr der "zarte" Umgang mit der Thematik, v.a. repräsentiert durch General Gogol, den netten Russen-Onkel mit West-Sympathien. Trotzdem sind der Beginn und auch die Szenen auf dem US-Stützpunkt durchaus vom "bedrohlichen" Zeitgeist geprägt.
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

410
Casino Hille hat geschrieben:In FRWL wird der kalte Krieg aber doch gar nicht thematisiert, sondern sogar umgangen durch die Einführung von SPECTRE, womit die Romanvorlage "entschärft" wurde (wenngleich inhaltlich auch enorm verbessert).
Der kalte Krieg wird in FRWL ähnlich thematisiert. Der Unterschied ist nur, dass in FRWL eine ehemalige russische Agentin zu den bösen gewechselt ist und in Orlov in OP zwar noch offiziell für die Russen arbeitet, aber insgeheim andere Pläne verfolgt. In beiden Fällen hat jedoch die tatsächliche Führung der UdSSR nichts mit den Plänen der Schurken zu tun.
Casino Hille hat geschrieben:Ansonsten mag ich aber DN und FRWL meistens in derartige Vergleiche nicht miteinzubeziehen, so richtig beginnt der Mythos Bond für mich erst mit GF, da die beiden Filme davor die Standard-Elemente zwar bereits beinhalten, die Serie aber in ihrer Form noch nicht existierte.
Auch so gesehen finde ich FRWL um einiges "bondiger" als OP.
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

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Das mag sein. Aber meine Argumentation spricht dem auch nicht entgegen: Es geht mir gar nicht so sehr um die rein inhaltliche Dimension, sondern um das, was wirklich relevant für die Bedrohung des Filmes ist. Macht es in FRWL für die Bedrohung des Filmes bzw. den Antrieb der Handlung (also den MacGuffin) einen Unterschied, ob Rosa Klebb eine Russin oder eine Deutsche ist? Nein, das tut es nicht, ihre Nationalität ist dafür schlicht und ergreifend egal (für den Film insgesamt natürlich trotzdem nicht, wegen der Spielerei mit Romanova, aber die Bedrohung des Filmes geht durch SPECTRE aus, der Hintergrund des Kalten Krieges, der ja durch das Erscheinen des Filmes in den 60ern gegeben ist, ist für die Handlung zweitrangig und kein wichtiger Bestandteil des Filmes). Genauso wie auch in FYEO es eben eigentlich Jacke wie Hose ist, ob da nun Gogol, Kananga, Stromberg, Beißer oder Blofeld am Ende aus dem Helikopter klettert, da die Bedrohung des Filmes von Kristatos und dem abgehobenen Ultra-Computer-High-Tech-Gerät ATAC ausgeht, der kalte Krieg ist wieder nur ein Hintergrund, der keine wirklich Thematisierung erfährt (aber natürlich nicht ignoriert wird). OP hingegen hat da ganz andere Schwerpunkte: Wir sehen zu Beginn die sowjetische Führungsriege, wir haben einen verrückten größenwahnsinnigen russischen General, der alle Angstvorstellungen erfüllt, die auch 1983 noch im Westen vorhanden waren, wir haben einen Film, der zum Ende hin direkt am Grenzübergang spielt, der in den letzten 30 Minuten ab der Enthüllung des Twists mit all jenen Horrorszenarien spielt, die damals durchaus zu fürchten waren. Natürlich zeigt auch OP viele Sympathieträger und stellt nicht die böse Sowjetunion in die Ecke, sondern nimmt sich einen Einzeltäter heraus, dass ändert aber nichts daran, dass der Film in seiner Bedrohlichkeit ganz anders mit dem Kalten Krieg umgeht, als die Vorgänger, weil er ihn nicht nur als Hintergrund (also als pure zeitliche Kulisse) begreift, sondern ihn direkt im Film thematisiert und aus ihm Kapital schlägt. Das macht so in dieser Form eigentlich nur noch TSWLM, der allerdings den Kalten Krieg relativ zu Beginn bereits ad acta legt und eine absurde Fantasiewelt zeigt, in der die politische Verfeindung von Westen und Osten keinerlei Rolle spielt.
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

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Casino Hille hat geschrieben:Natürlich zeigt auch OP viele Sympathieträger und stellt nicht die böse Sowjetunion in die Ecke, sondern nimmt sich einen Einzeltäter heraus, dass ändert aber nichts daran, dass der Film in seiner Bedrohlichkeit ganz anders mit dem Kalten Krieg umgeht, als die Vorgänger, weil er ihn nicht nur als Hintergrund (also als pure zeitliche Kulisse) begreift, sondern ihn direkt im Film thematisiert und aus ihm Kapital schlägt.
Also wirklich bedrohlich wirkt OP eigentlich zu keinem Zeitpunkt. Dafür ist der Film auch viel zu bunt geraten.

Selbst die Atombombe verkommt da zum Pausengag. :roll:
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

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OP ist aber vergleichsweise nüchtern und farblos, jedenfalls im direkten Vergleich mit TSWLM, MR und FYEO, die immerhin drei direkte Vorgänger darstellen. Viel mehr inszeniert Glen seine Locations (wie im Review übrigens angemerkt) sehr intelligent, anfangs im Falle von Indien noch ausbeutend und bond-typisch (sehe die Einstellung des Taj Mahals, die ich übrigens nicht mag und das ganze Markt-Prozedere), später verlässt er diesen Pfad aber und ab Octopussys Palast geraten die Locations und auch die typischen Moore-Gags immer mehr in den Hintergrund bzw. werden auf vereinzelte Momente reduziert. Das ist auch sehr gut so, denn so passt der Twist und bekommt den nötigen Raum um zu wirken und ich versichere dir, dass mich das jedes Mal aufs Neue packt. Was das angeht, ist OP für mich der glaubwürdigste Bond von allen, kein anderer vermittelt so glaubhaft das Bevorstehen einer atomaren Katastrophe (Filme wie TB oder TSWLM sind eher gigantische Abenteuer, in denen echte Gefahren nicht existieren). Selbst TND bekommt das trotz aller Ernsthaftigkeit im Finale nicht in der Brillanz hin, ist aber zumindest beinahe ähnlich gelungen. OP begeistert mich da jedes Mal aufs Neue und die ganze Zug-Geschichte ist wahnsinnig packend und dramatisch, die Zirkusszene garantiert schweißnasse Hände. Das ist alles total stark und jenseits von vielen anderen Bondfilmen, in denen die Spannung episodisch aufgebaut ist und nicht von einem überspannenden roten Faden getragen wird, wie das hier der Fall ist (was sich dann eben auch in einem besonders packendem Finale entlädt). Damit will ich gar nicht mal sagen, dass die anderen Bonds etwas Vergleichbares nötig gehabt hätten, aber OP so als Ausnahme dazwischen ist eine erfreuliche Erscheinung und ein perfektes Beispiel, wie man ohne am Status Quo oder an den vielen Konventionen der Reihe zu drehen, innovativ und kreativ für Bond arbeiten kann. Es geht eben auch, ohne bewusst alles auf 0 zu stellen und jahrzehntelange Traditionen über den Haufen zu werfen.

Mir ist übrigens gerade eingefallen, dass ich M-Neuling Robert Brown in meiner Kritik glatt vergessen habe. So viel zu seiner Performance. :wink: Um es kurz zu machen: Ich mag Brown, er hat Charisma, er hat etwas Sympathisches an sich, keine Frage, er spielt das auch gut, aber er hinterlässt einfach keinen Eindruck und ihm fehlt eine wirklich autoritäre Ader. Der Mann wirkt einfach nicht wirklich, als sei er Bonds Vorgesetzter, eher, als sei er der beste Freund von Bonds Vorgesetztem.
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

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Casino Hille hat geschrieben:OP ist aber vergleichsweise nüchtern und farblos, jedenfalls im direkten Vergleich mit TSWLM, MR und FYEO, die immerhin drei direkte Vorgänger darstellen.
Gerade FYEO empfinde ich als deutlich farbloser als OP. Mir gefallen zwar beide Filme nicht besonders, aber trotzdem ist OP im großen und ganzen prächtiger, üppiger und farbenfroher als der biedere FYEO.
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

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Reden wir bei "farblos" über das tatsächliche "color grading" des Filmmaterials oder reden wir eher über Locations und Inhalte?
Ersteres könnte ich jetzt gar nicht beantworten. Alle Glen Filme wirken auf mich relativ realitätsnah was die Farben angeht. Ein extreme grading wie bei Mendes sehe ich da nicht. TSWLM und MR sind sicher farbenfroher - fast als sei dass noch ein anderer Filmprozess gewesen (ist es aber nicht).

OP ist aber für mich deutlich näher an der Farbenfrohheit der Gilbert Filme. Indien wird doch recht pompös und bildgewaltig inszeniert.

FYEO ist inhaltlich uns von der Bildgestaltung her für mich sehr brav und hat auch deswegen bei mir den Titel des Mittelmehr-TV Krimis.

Weder OP noch FYEO geht aber den vollen Gilbert Weg was over-the-top Elemente angeht, was sich dann auch irgendwie in der Gestaltung der Bilder wiederspiegelt
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

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Ich sagte aber auch, dass OP in den ersten sechzig Minuten bewusst noch den Bombast-Weg geht und erst im späteren Verlauf der Gilbert-Look langsam der Nüchternheit weichen muss. FYEO hingegen hat die prächtigen Schneeaufnahmen, die traumhaften Mittelmeer-Sets, die bestechend scharfen Unterwasseraufnahmen, den eindrucksvollen Felsen mit dem romantischen Kloster und und und. Da ist OP mit der gewöhnlichen Bahnstrecke, dem einfachen Zirkuszelt und der Art, wie erschreckend gewöhnlich Glen im Showdown Kamals Anwesen inszeniert zum Ende hin deutlich weniger eindrucksvoll und geerdeter/nüchterner.
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Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

418
danielcc hat geschrieben:Reden wir bei "farblos" über das tatsächliche "color grading" des Filmmaterials oder reden wir eher über Locations und Inhalte?
Ersteres könnte ich jetzt gar nicht beantworten.
Zumindest ich rede von Locations und Inhalten.
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