OP ist aber vergleichsweise nüchtern und farblos, jedenfalls im direkten Vergleich mit TSWLM, MR und FYEO, die immerhin drei direkte Vorgänger darstellen. Viel mehr inszeniert Glen seine Locations (wie im Review übrigens angemerkt) sehr intelligent, anfangs im Falle von Indien noch ausbeutend und bond-typisch (sehe die Einstellung des Taj Mahals, die ich übrigens nicht mag und das ganze Markt-Prozedere), später verlässt er diesen Pfad aber und ab Octopussys Palast geraten die Locations und auch die typischen Moore-Gags immer mehr in den Hintergrund bzw. werden auf vereinzelte Momente reduziert. Das ist auch sehr gut so, denn so passt der Twist und bekommt den nötigen Raum um zu wirken und ich versichere dir, dass mich das jedes Mal aufs Neue packt. Was das angeht, ist OP für mich der glaubwürdigste Bond von allen, kein anderer vermittelt so glaubhaft das Bevorstehen einer atomaren Katastrophe (Filme wie TB oder TSWLM sind eher gigantische Abenteuer, in denen echte Gefahren nicht existieren). Selbst TND bekommt das trotz aller Ernsthaftigkeit im Finale nicht in der Brillanz hin, ist aber zumindest beinahe ähnlich gelungen. OP begeistert mich da jedes Mal aufs Neue und die ganze Zug-Geschichte ist wahnsinnig packend und dramatisch, die Zirkusszene garantiert schweißnasse Hände. Das ist alles total stark und jenseits von vielen anderen Bondfilmen, in denen die Spannung episodisch aufgebaut ist und nicht von einem überspannenden roten Faden getragen wird, wie das hier der Fall ist (was sich dann eben auch in einem besonders packendem Finale entlädt). Damit will ich gar nicht mal sagen, dass die anderen Bonds etwas Vergleichbares nötig gehabt hätten, aber OP so als Ausnahme dazwischen ist eine erfreuliche Erscheinung und ein perfektes Beispiel, wie man ohne am Status Quo oder an den vielen Konventionen der Reihe zu drehen, innovativ und kreativ für Bond arbeiten kann. Es geht eben auch, ohne bewusst alles auf 0 zu stellen und jahrzehntelange Traditionen über den Haufen zu werfen.
Mir ist übrigens gerade eingefallen, dass ich M-Neuling Robert Brown in meiner Kritik glatt vergessen habe. So viel zu seiner Performance.

Um es kurz zu machen: Ich mag Brown, er hat Charisma, er hat etwas Sympathisches an sich, keine Frage, er spielt das auch gut, aber er hinterlässt einfach keinen Eindruck und ihm fehlt eine wirklich autoritäre Ader. Der Mann wirkt einfach nicht wirklich, als sei er Bonds Vorgesetzter, eher, als sei er der beste Freund von Bonds Vorgesetztem.