Leute, da gehts ja heiß her

Wir müssen akzeptieren lernen, dass zwei Leute dasselbe subjektiv völlig verschieden wahrnehmen können. Auch ich bin einer der wenigen, die DAF in meine Top5 des Bondrankings platzieren ...
DonRedhorse trifft es nach meinem Empfinden auf den Punkt: Zwischen TMWTGG und TSWLM ist ein Umbruch zu erkennen. Ich sehe in der Bondreihe übrigens mehrere solcher Brüche
1. nach TB - hier wird erstmals davon Abstand genommen, Fleming-Romane zu verfilmen (fortwährend wurden lediglich die Romantitel und einzelne Elemente der Romane übernommen - Ausnahme: OHMSS)
2. nach OHMSS - hier wurden vermehrt Elemente aus amerikanischen Filmen aufgegriffen und Bond war vermehrt in den USA (womöglich wollte man Bond vermehrt dem amerikanischen Zuschauer nahebringen?
3. nach TMWTGG - der Comedy-Bond aus DAF und TMWTGG hat ausgedient, nun wurden Meer und Weltall erobert

4. nach MR - Starwars und größenwahnsinnige Weltvernichter nebst irrealem Beißer wurden wieder abgeschüttelt und Bond wendet sich fortan bodenständigeren Problemen zu
5. nach AVTAK - Beendigung der Ära "Quasselbond": Die Roger-Moore-Ära, die viele herrliche Dialoge und viel viel Humor enthielt (manchmal auch ein wenig zu viel) ging zu Ende. Ich glaube, kein Bond hat soviel (mit seinen Gegenspielern) gelabert wie Roger Moore

Man könnte hier sogar die Zäsur vom klassischen Bond zum modernen Bond sehen, ich setze sie aber nach den Dalton Filmen
6. nach LTK - Zäsur von den Bond-Klassikern hin zu dem modernen Bond
7. nach DAD - Ende des Action-Bonds
8. seit CR - die Story von James Bond
Habe ich was vergessen? Letztlich halte ich die entscheidendste Zäsur nach Timothy Dalton, aber auch die Zäsur nach Pierce Brosnan finde ich sehr bedeutsam.
Nun zur Frage, ob es nach MR einen Richtungswechsel gab. Ich finde schon. Bonds Einsätze verloren immer mehr an Bodenhaftung, thematisierten Weltuntergangsszenarien (bzw. Weltvernichtungsszenarien) und führten letztlich bei MR sogar ins Weltall. Dann kam FYEO, bei dem es sich um einen soliden Agentenfilm handelte (ähnlich wie FRWL oder TB). Größenwahnsinnige Superschurken á la Auric Goldfinger, Karl Stromberg oder Hugo Drax hatten ausgedient. Stattdessen stand der Erwerb des ATAC-Systems im Mittelpunkt (ähnlich wie die Lector in FRWL), nicht das Verhindern des Vernichtens der gesamten Menschheit. Also ja, ein solider Agentenfilm. Zugleich aber bleibt der Roger-Moore-Humor erhalten (alles andere würde zu Roger Moores Interpretation von James Bond auch nicht passen). Ich denke hier nur an die herrlich-witzige Verfolgungsjagd in der Ente. Ob nun Bibi hätte sein müssen, lasse ich an dieser Stelle mal unkommentiert.
Genau an dieser Stelle, so verstehe ich die Diskussion, kommt es auch zu unterschiedlichen Ansichten. Einige sagen, comedyhafte Elemente sind doch noch immer enthalten. Andere wiederum erkennen, dass die Hintergrundthematik nach einem Weltraumaufenthalt wieder mehr an BODENHAFTUNG

gewonnen hat. Ich persönlich sehe hier einen Richtungswechsel, da ich die letztgenannte Tatsache für nicht unbedeutend halte. Übrigens bleibt die Hintergrundgeschichte von OP auch relativ solide, wenngleich der bekannte Moore-Humor hier (für manchen fast schon ins Unerträgliche) gesteigert wurde. Mir gefällt OP sehr gut, aber der Film ist zweifelsohne Roger Moores DAF

Also gut: Von der Story bleibt auch OP solide und entspricht dem Richtungswechsel, zugleich aber mit viel mehr Moore-Humor als FYEO (es wurde also ein Schritt zurück gewagt).
AVTAK bleibt von der Thematik solide, ebenso die beiden Dalton-Streifen. Ich hätte mir übrigens AVTAK sehr gut als ersten Dalton-Film vorstellen können. Von der Story und der Umsetzung (auch von der Brutalität) hätte dies gepasst. Aber das ist nun sehr subjektiv.
Die Brosnan-Filme entwickelten sich schließlich wieder vermehrt hin zum irrealen Bond (zwar anders, als in TSWLM oder MR, aber dennoch irreal - besonders DAD). Dann kam der fulminante Bruch und wir erleben gerade den sehr bodenständigen Craig-Bond, der uns zeigt, welcher Mensch und welche Geschichte hinter James Bond steht.