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Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 25. Januar 2016 16:02
von Casino Hille
dernamenlose hat geschrieben:Ein guter Film kann dieses Bewusstsein aber in den Hintergrund rücken.
Das würde ich ja niemals so von einem Film wollen. Ne, bloß nicht, soweit geht der Eskapismus dann auch wieder nicht.

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 25. Januar 2016 16:35
von dernamenlose
vodkamartini hat geschrieben:Ich kann mit diesen "Stilmitteln" rein gar nichts anfangen. Ist sinnlose Effekthascherei, überflüssig.

Das Esoterische soll den Film wohl auf eine vermeintlich höhere Ebene bringen (wozu eigentlich?), führt aber nur dazu, dass das Erlebnis weniger intensiv ausfällt bzw. das unmittelbare Erleben stört. Ebenfalls überflüssig.
Zustimmung, jedem einzelnen Buchstaben. Die einzigen Schwächen von "The Revenant". Denn auch die erwähnten Längen kommen eigentlich nur durch diese leicht esoterischen Zwischenspiele auf.

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 25. Januar 2016 20:31
von Nico
Interessanterweise habe ich überhaupt keine Meinung zu dieser Esoterik. Ich kann nicht sagen, ob ich den Film ohne diese besser gefunden hätte. Einerseits trägt es zum Filmerlebnis bei, aber andererseits hat es teilweise ein wenig den Film-Rhythmus beschädigt. Hm. Keine Ahnung.

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 25. Januar 2016 23:36
von dernamenlose
Für mich passt es nicht wirklich zum Film. Kann aber auch daran liegen, dass ich "The Revenant" vor allem wegen der Survival-Story sehen wollte. Ich bin eben selber einer, den es gerne nach draußen in die Natur (je abgeschiedener, desto besser) zieht und der auch hin und wieder mal bei ähnlichen Temperaturen in nur unwesentlich wärmeres Wasser steigt (allerdings bislang immer freiwillig, im Gegesatz zu Hugh Glass). Ich liebe Filme die vom Überleben in der Wildnis, von körperlichen Extremstleistungen (auch wenn sie hier hin und wieder etwas übertrieben haben) und vom puren Überlebenswillen handeln. Da passt dieser Esoterikgedanke für mich nicht rein. Aber ich kann auch verstehen, dass manche gerade das mit Natur verbinden.

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 26. Januar 2016 11:19
von Maibaum
dernamenlose hat geschrieben:Für mich passt es nicht wirklich zum Film. Kann aber auch daran liegen, dass ich "The Revenant" vor allem wegen der Survival-Story sehen wollte. Ich bin eben selber einer, den es gerne nach draußen in die Natur (je abgeschiedener, desto besser) zieht und der auch hin und wieder mal bei ähnlichen Temperaturen in nur unwesentlich wärmeres Wasser steigt (allerdings bislang immer freiwillig, im Gegesatz zu Hugh Glass). Ich liebe Filme die vom Überleben in der Wildnis, von körperlichen Extremstleistungen (auch wenn sie hier hin und wieder etwas übertrieben haben) und vom puren Überlebenswillen handeln. Da passt dieser Esoterikgedanke für mich nicht rein. Aber ich kann auch verstehen, dass manche gerade das mit Natur verbinden.
Die Szene als er im kalten Wasser den Indianern entkommt, und dann noch längere Zeit treibend im Fluss bleibt, war denke ich sehr unrealistisch, das dürfte bei den Temperaturen nicht möglich sein. bzw sehr, sehr ungesund. Ich denke da wäre es wichtig gewesen so schnell wie möglich aus dem Wasser rauszukommen, sich aufzuwärmen und die Kleidung zu trocknen.

Auch hatte er zu wenig Probleme immer wieder ein Feuer anzumachen.

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 26. Januar 2016 14:21
von GoldenProjectile
Und trotzdem hat er alles roh gegessen, auch wenn daneben ein Feuer brannte. :)

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 26. Januar 2016 14:32
von Thunderball1965
Vielleicht hat er ja daran Geschmack gefunden? ;)

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 26. Januar 2016 14:45
von dernamenlose
Maibaum hat geschrieben:Die Szene als er im kalten Wasser den Indianern entkommt, und dann noch längere Zeit treibend im Fluss bleibt, war denke ich sehr unrealistisch, das dürfte bei den Temperaturen nicht möglich sein. bzw sehr, sehr ungesund. Ich denke da wäre es wichtig gewesen so schnell wie möglich aus dem Wasser rauszukommen, sich aufzuwärmen und die Kleidung zu trocknen.
Aushalten kann man so eine Zeit in eiskaltem Wasser schon. Das Problem ist eher das, was du danach schilderst: Keine trockene Kleidung mehr zum anziehen, Lufttemperatur unter dem Gefrierpunkt, etc. Eigentlich hätte er da erneut ein paar Tage mindestens flach liegen müssen.
Das ist eigentlich eher das Problem des Films. Die verschiedenen Sachen, die Glass passieren kann ein Mensch schon überleben, sei es das eisige Wasser, der Sturz die Klippen runter in den Baum, etc.. Aber ohne weitere gravierende Blessuren würde man da nicht davonkommen. Und Glass passiert bei alledem halt nichts nenneswertes. Er läuft danach weiter als wäre nichts geschehen (Leicht übertrieben gesagt). Manchmal fährt "The Revenant" einfach eine Schippe zuviel auf.

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 26. Januar 2016 14:56
von Maibaum
dernamenlose hat geschrieben: Aushalten kann man so eine Zeit in eiskaltem Wasser schon. Das Problem ist eher das, was du danach schilderst: Keine trockene Kleidung mehr zum anziehen, Lufttemperatur unter dem Gefrierpunkt, etc. Eigentlich hätte er da erneut ein paar Tage mindestens flach liegen müssen.
Ich halte auch einige Zeit im kalten Wasser aus (zumindest nach der Sauna), aber irgendwann kühlt man ab, und er scheint es nicht eilig haben rauszukommen. Und was ich auch mehr meinte ist das was du auch sagst. Wenn er rauskommt bei dem eisigen Wetter mit den patschnassen Klamotten, dann muß er verdammt schnell aus denen raus. Das hätten die Indianer aber auch gewusst, und ihn dann eigentlich schnell finden müssen.

Und überhaupt sind die alle viel im kalten Wasser rumgelaufen, so als wäre das kein Problem, ohne sich groß drum zu kümmern daß da Fellstiefel und Hose sich voll Wasser saugen. Das würde amn schon bei wärmeren Temperaturen vermeiden wenn es sich vermeiden lässt.
Das ist eigentlich eher das Problem des Films. Die verschiedenen Sachen, die Glass passieren kann ein Mensch schon überleben, sei es das eisige Wasser, der Sturz die Klippen runter in den Baum, etc.. Aber ohne weitere gravierende Blessuren würde man da nicht davonkommen. Und Glass passiert bei alledem halt nichts nenneswertes. Er läuft danach weiter als wäre nichts geschehen (Leicht übertrieben gesagt). Manchmal fährt "The Revenant" einfach eine Schippe zuviel auf.
Tja, ist halt auch ein Film der dramaturgisch verdichtet.

Ich hätte jetzt auch Lust mir die Verfilmung des Stoffes aus den 70ern mal wieder anzusehen. And en habe ich kaum noch Erinnerungen, und ich denke es war damals auch eine geschnittene Version.

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 26. Januar 2016 15:01
von dernamenlose
Maibaum hat geschrieben:Und überhaupt sind die alle viel im kalten Wasser rumgelaufen, so als wäre das kein Problem, ohne sich groß drum zu kümmern daß da Fellstiefel und Hose sich voll Wasser saugen. Das würde amn schon bei wärmeren Temperaturen vermeiden wenn es sich vermeiden lässt.
Das hat mich auch etwas verwundert. Dass sie auf der Flucht vor den Indianern, oder bei einer Flussüberquerung durchs Wasser laufen, ok, wobei ich bei einer Flussüberquerung die Schuhe vermutlich auch ausgezogen hätte, aber einfach zum Trinkwasser holen? An dieser Stelle hätte man den Schauspielern das Leben ruhig leichter machen können...

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 31. Januar 2016 00:17
von danielcc
The Revenant, 2015

Komme grade aus dem Film und was soll ich sagen, außer dass ich mich wirklich selten... sehr sehr selten so dermaßen gelangweilit habe im Kino - und das habe ich schon nach 5min gewusst.
Warum?
Nach 5min hatte ich schon das Gefühl, dass es nichts gibt, was mich an dem Charakter von Leo DiCaprio interessiert. Dies hat sich dann in langen 2,5 Stunden bewahrheitet.
Wie man eine so spannende Ausgangssituation, die Wildnis, den Überlebenskampf und zwei so vielversprechende Hauptdarsteller so dermaßen verballern kann, ist mir ein Rätsel.

Was geht schief?
1. Die erwartete größte Stärke des Films gerät zum großen Nachteil. Inárritus fliegende Kamera stört mehr als das sie zur gewünschten Authentizität beiträgt. In Kombination mit dem nahezu permanenten Einsatz von weitwinkligen Objektiven geraten die ständigen Schwenks zu einem Fiasko. Der künstliche Look wirkt wie schnelle Schwenks in einem Ego Shooter.
Doch auch die Landschaftdsaufnahmen an sich ziehen nicht und das liegt am furchtbar geleckten Look der offensichtlich digitalen Aufnahmen (ich habe das nicht geprüft aber es muss so sein). Wie man sich ob eines solchen Wildnis Themas für einen solchen Prozess entscheiden kann, erschließt sich mir nicht. Schon die allererste Aufnahme von fliesenden Wasser eines Bachs erzeugte bei mir einen akuten "Hilfe, Fernseh-Look" Anfall. Genau das Gegenteil was man von einem epischen Abenteuer in der Wildnis erwartet

2. Leider bleibt auch Story technisch die Authentizität auf der Strecke. Wenn immer nötig schafft es DiCaprios Charakter selbst in feuchtester Umgebung Feuer zu machen, der zunächst vollständig zertrümmerte Fuß erfährt eine merkwürdige Selbstheilung, und eiskaltes Wasser und anschließend durchnässte Klamotten steckt der gute auch einfach so weg

3. DiCaprio verdient hier mehr denn je das Prädikat "stets bemüht". Wie er sich 150min durch den Dreck suhlt, Schnee frisst und dabei ständig grunzt und besonders schwer atmet, verdient Respekt. Leicht ware die Dreharbeiten sicher nicht. Aber man baut als Zuschauer NULL Emotion zu ihm auf. Er wirkt auch nicht sympathisch und wie immer sieht man die ganze Zeit einen viel zu schönen Mann in einem zotteligen Bart und fettigen Haaren. Sorry, aber hier hätte man jemanden besetzen sollen, in dessen Gesicht sich wirklich etwas abspielt, jemand dessen Falten wirklich Leben in der Wildniss beweisen. Da ist DiCaprio der vollkommen Falsche. Tom Hardy hingegen sowie der junge Mann an seiner Seite haben mir sehr gut gefallen.

4. Leider beweist Inárritu auch wenig Gespür für Dramaturge. Jenseits der aufregend inszenierten "Events" im Film, wiederholt sich vieles und das alles viel zu lang. Gepaart mit den leider vollkommen abgenutzten typischen Stilmitteln solcher Stories - als da wären Rückblenden, Träume, esoterisches Gerede und Gedöns - wird einem das Ganze mit der Zeit einfach richtig leid. Die Versatzstücke der Story hat man anderswo allesamt schon besser gesehen (Der Übelebenskampf in Castaway, dramatische Rettungen aus aussichtslosen Situation in Gravity, Rache für den Mord an der Familie inkl. träumerischer Rückblenden in Gladiator oder Cowboys and Aliens)

Sorry, aber da steckt sicher harte Arbeit in dem Film und die ein oder andere schöne Aufnahme. Aber all das reicht mir nicht wenn das Ergebnis über weite Strecken einfach langatmig ist.

Zusatz:

Richtig stark fand ich den Kampf mit dem Bären. Das war so perfekt dass ich gar nicht erennen konnte wie man es gemacht hat. Sicher CGI aber dafür sah der Bär auch aus nächster Nähe sehr gut aus. Fast hätte ich mir lieber einen 90min Kampf gegen de Grizzly gewünscht - aber halt - auch das hatten wir schon besser

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 31. Januar 2016 12:12
von DonRedhorse
Interessante Review, Daniel. Wie wieviele Punkte würdest Du vergeben?

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 31. Januar 2016 12:27
von danielcc
Schwer zu sagen. Das klingt vielleicht negativer als es am Ende dann doch war. Aber es war mir echt zu lang und wirklich langweilig. Da müsste ich 5/10 geben. Vielleicht aber eher 6/10 weil da einfach auch viel Mühe dabei war...

Aber wenn man sich hier die Reaktionen durchliest ist das schon interessant. Da sprechen User 50% ihrer Review gravierende Schwächen an, landen dann bei 9/10....

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 31. Januar 2016 12:34
von GoldenProjectile
Harter Tobak, Daniel. Da sieht man mal wieder, wie weit wir filmgeschmacklich auseinanderliegen...

Re: Alejandro González Iñárritu

Verfasst: 31. Januar 2016 12:40
von danielcc
Absolut! Deine totale Begeisterung kann ich echt nicht nachvollziehen. Grade das was gelobt wird an dem Film, wo die Stärken sein müssten, das fand ich eher schwach und enttäuschend.
Da steht aber Iñárritu für mich wieder in einer Linie mit den vorherigen Award-Lieblingen (Tarantino, Ang Lee, Curaon teilweise).
Grade Lee, Cuaron und Iñárritu scheinen aus einer Schule zu kommen. Visuelle Bombast, Gimmicks, Plansequenzen, Esoterik... da habe ich mit vielen deren Filme die in den letzten Jahren gefeiert wurden massive Probleme. Das ist gar nicht meine Kinowelt (wobei ich Gravity geliebt habe, aber das war auch eine einzigartige Symbiose aus Erzählung und Erzählweise)