101
von HCN007
Agent
@vodka - schöne Review - hab ich auf dem Heimweg im Zug gelesen. Wenn eine 9/10 gefallen ist, habe ich bei meiner Wertung keine Bauchschmerzen, die man sich wahrscheinlich denken kann.
iHaveCNit: Blade Runner 2049 (2017)
Der 60. Film in 2017, den ich nun gestern Abend im Kino und in 3D und Dolby Atmos genießen durfte, ist „Blade Runner 2049“, die Fortsetzung zu Ridley Scotts Cyberpunk-Sci-Fi-Noir „Blade Runner“ aus dem Jahre 1982. Der Erstling war damals ein Flop, der nach diversen Schnittversionen mit dem Final Cut aus 2007 genau die einzige Version bekommen hat, die ich gesehen habe (und gesehen haben muss !) und sehr schätze. Die Fortsetzung hat für mich nahezu perfekte Vorraussetzungen, weil für mich mit Denis Villeneuve als Regisseur einer am Werk ist, der sich Film für Film einen Platz in der Filmgeschichte als einer der ganz Großen zementieren wird – und es ist in Beton gegossen, dass er mit einem Team hier zusammengearbeitet hat, die einen Film gemacht haben, der für mich einer der Besten des Jahres ist.
Über Handlungsdetails und den Plot will ich hier wenig verlieren, nur dass der Replikantenjäger, der „Blade Runner“ K auf einem Streifzug bei einem dieser Replikanten eine Entdeckung macht, die alles verändern wird.
Blade Runner 2049 ist ein Brett ! Mit 164 Minuten ist er der für mich längste Film des Jahres zu diesem Zeitpunkt (Scorseses „Silence“ selbst ist wenige Minuten kürzer !), aber für mich keine Minute zu lang gewesen. Ich war überrascht, als der Abspann angefangen hat – es kam mir nicht so lange vor und ich hätte dem Treiben auf der Leinwand noch ewig zusehen können. Bereits optisch hatte ich seit März/April des Jahres mit dem ebenfalls im Cyberpunk verankerten „Ghost in the Shell“ ein großartig visuelles Erlebnis bekommen, der mich im Hinblick auf „Blade Runner 2049“ extrem positiv gestimmt hat. Es ist beachtlich, mit welcher visuellen Wucht mit dem heutigen Stand der Technik der „Cyberpunk“ auf Leinwand gebannt werden kann. Bei „Blade Runner 2049“ wird eine atemberaubende Atmosphäre geschaffen. Das liegt für mich am Zusammenspiel von Musik, Kamera und Design. Der Soundtrack von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch ist mit Synthiesounds, brachialen Tönen und Referenzen an Vangelis Soundtrack des Erstlings angelehnt und fügt sich perfekt in diese Welt ein. Das Produktionsdesign von Dennis Gassner ist mit unglaublicher Präzision ausgearbeitet und gibt dem Film bis auf wenige, detailreiche und perfekte computergenerierte Effekte ein Gefühl von sehr hochwertiger Handarbeit. Für Roger Deakins, den 13-fach-oscarnominierten, britischen Kameramann ist mit „Blade Runner 2049“ sein Meisterstück gelungen. Jedes aufgenommene Bild, egal ob großflächige Umgebungsaufnahmen bishin zu Nahaufnahmen von menschlichen Augen ist so unglaublich atemberaubend und brennt sich förmlich ins Gedächtnis ein. Hoffentlich ist diesmal der Goldjunge für Deakins drin – Zeit wäre es auf jeden Fall. Ryan Gosling wird dieses Jahr mit diesem Film seinen Platz in meiner Riege von Lieblingsdarsteller sichern, denn mit „K“ bringt er zwar den typisch ruhigen Protagonisten, der ab einem gewissen Punkt auf sich alleine gestellt ist und Erinnerungen an seine Arbeiten mit Nicolas Winding Refn weckt. Ich glaube, dass ich von Harrison Ford aus charakterlicher Sicht noch nie etwas so Gutes gesehen habe wie hier. Und beide funktionieren gemeinsam prima. Den Rest des Casts, unabhängig davon wie groß die Rolle ausfällt, kann ich auch einwandfrei als richtig gut bewerten.
Thematisch bewegt sich der Film um ähnliche Themen über Menschlichkeit, wird aber im Film nie mit einer Moralkeule geschwungen, sondern fordert den mündigen Zuschauer selbst auf, sich darüber Gedanken zu machen. Er fordert den mündigen Zuschauer auch auf, sich über die komplette Laufzeit zu konzentrieren. Trotz all der Komplexizität des Themas bleibt der Film nach der Sichtung nicht schwer im Magen, sondern im angeregten Geist zurück. Und genau den hatte ich über die komplette Laufzeit – der Film hat mich mitgenommen, den Atem geraubt und sprachlos gemacht. Ob er am Ende jeden anderen Film in meinem Kinojahr 2017 überstrahlen wird, ist bereits eine sichere Überlegung. Auf jeden Fall ein weiteres Meisterwerk von Denis Villeneuve.
„Blade Runner 2049“ – My First Look – 10/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "