Roman VS. Film - Der Gewichtungsthread

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GoldenEye:
Da sich in einem anderen Thread eine lebhafte, schöne Diskussion entwickelte, die jedoch leider mit dem eigentlichen Thema nur noch wenig gemein hatte, habe ich, um dem sehr spannenden Thema mehr Gewichtung zu verleihen, die entsprechenden Beiträge angetrennt.
Jetzt aber viel Spaß mit dieser Diskussion! 8)



Wieso wird von den CR Enthusiasten im wieder auf das Buch verwiesen? [...] Ich durfte mir ja bei dem Gezetere um CR schon mehr als einmal Sätze anhören, wie..
"...das steht aber so im Roman.."
oder
"...das ist aber im Buch so beschrieben..."

CR ist ein Film. Muss ich als Otto Normalzuschauer oder unbedarfter Fan erst ein Buch lesen (welches nebenbei erwähnt ca. 50 Jahre alt ist) um eine "angemessene" Meinungsbildung zum Film vornehmen zu können? Das ist doch absurd. Das Buch ist ein Buch und der Film ist ein Film.

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Hallo chief!

Da muss ich dir ganz entschieden widersprechen. Casino Royale baut auf der Handlung des Buches auf, auch wenn eben einige (total überflüssige) Szenen hinzugefügt wurden. Du musst es allein deshalb schon vergleichen mit der Grundlage, da es ja eine Fortentwicklung derer ist. Es ist nicht plausibel, einen Entwicklungsschritt einer Genese zu bewerten, aber den vorausgehenden damit auszuschließen! Es geht nicht - du kannst auch nicht die Bundesrepublik Deutschland ohne einen Vergleich mit der Weimarer Republik bewerten.

Abgesehen davon mal eine kleine Überlegung: Subtrahiere von den 140 Minuten des Films mal alles, was aus dem Roman stammt oder in abgewandelter Weise übernommen wurde. Was bleibt übrig? Typische Action-Film-Szenen, die weder mit Bond, noch mit dessen Charakterbildung oder der Fortentwicklung der Handlung auch nur das geringste zu tun haben (Verfolgungsjagd, Flughafen). Jaja, das zeigt alles, wie Le Chiffre sein Geld bla bla - ich kann es nicht mehr hören. Es ist vordergründig wichtig, aber wenn du hinter die bloße Action-Kulisse schaust, ist es nur Spektakel.

Man hätte mit Casino Royale viel weiter gehen können. Aber das nur am Rande.
Vielleicht könnte das ein Moderator abspalten, und in einen anderen oder neuen Thread verschieben, wäre sehr gut!
[GoldenEye: Hiermit getan. 8) ]
[...]

Grüßle
ernst

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Es ist durchaus interessant bei der Verfilmung von literarischen Vorlagen Film und Buch zu vergleichen (egal ob 007 oder was anderes). Wie bringt der Film das Buch rüber, wieviel vom Buch schaffte es auf die Leinwand usw...?
Aber:
Es gibt im Grunde genommen doch zwei James Bond Universen. Das erste von Fleming erdachte und auf Papier geschriebene. Und das zweite welches sich durch die mehr als 20 Filme und mehr als 40 Jahre entwickelt hat. Ich halte es im besten Falle für schwierig, die beiden miteinander zu vergleichen, respektive sie aneinander zu messen.
Die wenigsten, die im Kino einen Bondfilm sehen, haben vorher das Buch gelesen oder tun dies danach. Sie haben im Laufe der Jahre einen James Bond im Kino kennengelernt und für sie ist er der James Bond! Ich erwarte von einem James Bond Film, dass er sich mir erschliesst und mich begeistert ohne, dass ich ein Buch lesen muss. Und genau das habe ich mit meinem Beitrag zum Ausdruck bringen wollen. Jede zweite Kritik zu CR wurde von denen, die selbigen in den Himmel loben, mit Verweisen auf den Originalroman in der Luft zerrissen. Und das finde ich eben nicht in Ordnung.

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chief hat geschrieben:Es ist durchaus interessant bei der Verfilmung von literarischen Vorlagen Film und Buch zu vergleichen (egal ob 007 oder was anderes). Wie bringt der Film das Buch rüber, wieviel vom Buch schaffte es auf die Leinwand usw...?
Aber:
Es gibt im Grunde genommen doch zwei James Bond Universen. Das erste von Fleming erdachte und auf Papier geschriebene. Und das zweite welches sich durch die mehr als 20 Filme und mehr als 40 Jahre entwickelt hat. Ich halte es im besten Falle für schwierig, die beiden miteinander zu vergleichen, respektive sie aneinander zu messen.
Die wenigsten, die im Kino einen Bondfilm sehen, haben vorher das Buch gelesen oder tun dies danach. Sie haben im Laufe der Jahre einen James Bond im Kino kennengelernt und für sie ist er der James Bond! Ich erwarte von einem James Bond Film, dass er sich mir erschliesst und mich begeistert ohne, dass ich ein Buch lesen muss. Und genau das habe ich mit meinem Beitrag zum Ausdruck bringen wollen. Jede zweite Kritik zu CR wurde von denen, die selbigen in den Himmel loben, mit Verweisen auf den Originalroman in der Luft zerrissen. Und das finde ich eben nicht in Ordnung.
nichts desto trotz ist bond gleich bond. auch wenn es wie du sagst zwei "bonduniversen" gibt, so sind sie doch mindestens an einem punkt eng miteinander verbunden! ohne ian fleming und seine bücher, gäbe es den film-bond nicht. das ist eine tatsache. und allein deswegen nehme ich daon abstand, bond-filme vollkommen unter ausschluss des romans zu bewerten.
sicher: viele der bond-gucker haben die romane nicht gelesen, die meisten wissen nicht mal das bond-bücher existieren. und gerade deswegen stimme ich mit dir in dem punkt überein, dass sich einem ein bond-film von selbst erschießen sollte auch ohne das man das buch gelesen hat. man kann ja auch nicht erwarten, dass jeder sich zuerst sämtliche bond-bücher durchliest bevor er ins kino geht. aber bis her, war es meiner meinung nach noch nicht so, dass mein einen bond nich verstanden haben könnte weil man nicht belesen genug ist! auch CR vesteht man ohne buch ganz gut. trotzdem war es grundlage für den film und die produzenten sowie drehbuchautoren haben sich entschlossen so eng wie möglich in den heutigen zeitverhältnissen am buch zu bleiben. das haben sie zudem öffentlich verkündet und vor allen deswegen sollte Casino Royale als buch nicht außer acht gelassen werden und ich sehe es als berechtigtes argument an.
mfg Caro
"And here lies my dilemma: The streets of heaven are too crowded with angels. We know their names." Tom Hanks

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Natürlich gäbe es ohne die Bücher keinen Filmbond. Allerdings ist die Sachlage schon etwas komplexer.

1. Die Bondbücher entstanden in den 1950er Jahren, sie spielen in dieser Zeit und sind bereits in den 1960er Jahren veraltet gewesen.

2. Der Buchbond unterscheidet sich teilweise stark vom Filmbond. Spätestens mit YOLT avancierte die Bondfigur zu einem comichaften Charakter, der so keinesfalls in den Büchern angelegt war. Man muss tatsächlich von zwei verschiedenen Bonds sprechen, auch wenn CR wieder mehr an den Buchbond (allerdings lediglich den Charakter Bonds betreffend) angelehnt wurde.

3. Die Handlung der Bücher wurde lediglich in den frühen Bondfilmen einigermaßen werkgetreu übernommen. Schon sehr früh gab es außer den Titeln und ein paar Namen keine Gemeinsamkeiten mehr. Und das ist auch gut so. Die Filme mussten mit der Zeit gehen, kein Mensch hätte 1970 noch Bondfilme mit dem Flair der 50er sehen wollen. Allein die Vorstellung ist absurd.

4. Die Bücher wären m.E. ohne die Filme völlig in Vergessenheit geraten. Erst der enorme Erfolg der Filme hat immer wieder Neuauflagen produziert und Flemings Bücher einem breiten und wachsenden Publikum nahe gebracht.
Zumal die meisten Bondromane - das ist natürlich Ansichtssache - m.E. eher durchschnittliche Spionageromane sind, die heute nun wirklich niemand mehr vom Hocker reißen. Einige, wie z.B. TMWTGG erreichen nicht einmal Mittelmaß (und das ist auf diesen Roman bezogen noch freundlich ausgedrückt).

Langer Rede kurzer Sinn: Fleming hat die Basis gelgt, mehr nicht. Die weltweit bekannte Figur des James Bond basiert m.E. heute zu fast 100% auf dem Filmbond und v.a. auf den Bondfilmen, beides unterscheidet sich erheblich von den Büchern.
Nur ein Beispiel: Der Begriff der am häufigsten mit Bond in Verbindung gebracht wird ist "Gadgets". In Flemings Büchern dagegen tauchen so gut wie überhaupt keine Gadgets auf. Und das ist nur ein Beweis dafür, das Bücher und Filme im Fall von Bond ganz klar zwei paar Stiefel sind.
Den Film CR dafür zu kritisieren, das er zu weit von einem mittelprächtigen Roman aus den 50er Jahren entfernt ist, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Wenn sie mit Craig den Originalroman verfilmt hätten, wäre dies der größte Flop der Bondfilmgeschichte geworden.

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Das ist ja eigendlich nicht das richtige Thema hier und langsam nervt es auch, aber es ist doch eine Tatsache das Die James Bond Filme ohne die Romane ein Flopp gewesen oder zumindest nicht so erfolgreich wären!
Natürlich haben die Filme die Romane erfolgreicher gemacht. Wer aus unserer Generation kannte schon Herr der Ringe vor den Filmen?! Trotzdem sind die Herr der Ringe Bücher besser, das wird dir jeder Leser bestätigen und genau so ist es bei den James Bond Romanen meiner Meinung nach.
Unsere geliebte Film-Reihe würde ohne diese Romane nicht existieren und wenn, würden sie sich nicht von Filmen wie Triple X groß unterscheiden.

Hier wird gesagt eine Original Verfilmung von CR wäre ein Flop gewesen. Ja, aber das liegt an unserer Gesellschaft und nicht an dem Roman. Hätte man in den 60gern CR Original Verfilmt wäre das ein riesen Erfolg gewesen. Nicht nur weil die Handlung aktueller gewesen wäre, sondern weil die damaligen Kino Zuschauen noch quallität zu schätzen wussten. Heute brauch ein Film nur noch Boom Boom Pang Boom zu haben, schon Platz 1.
Ich behaupte jetzt das, wenn man den GF Film aus den 60gern in der heutigen Zeit veröffentlicht hätte, hätte dieser keinen Erfolg gehabt. Es würde nicht an der aktualität liegen, Gold gibt es heut noch, sondern an dem heutigen Massenpublikum.

Wenn man von der Kritik und dem Erfolg der Filme ausgeht, dann waren die Erfolgreichsten Filme zum größten Teil die, mit den Roman Vorlagen.
Hätte Bond 21 nicht auf Casino Royale basiert, so wäre es mit Sicherheit nicht der erfolgreichste Bondfilm sondern ein Handlungsarmer Film der mit realität und quallität nichts mehr zu tuen hat. Soeinen hatten wir ja schonmal!

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Hier noch der letzte Beitrag aus dem alten Thread:
Caro Bond hat geschrieben:
vodkamartini hat geschrieben:[...]Den Film CR dafür zu kritisieren, das er zu weit von einem mittelprächtigen Roman aus den 50er Jahren entfernt ist, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Wenn sie mit Craig den Originalroman verfilmt hätten, wäre dies der größte Flop der Bondfilmgeschichte geworden.
nur um es richtig zu stellen: wenn es so rübergekommen ist, als würde ich CR kritisieren, hast du oder habt ihr mich falsch verstanden. ich sehe CR als nahezu besten bond-film an. sicher wäre er bei dem heutigen publikum nicht soooo groß rausgekommen, hätten sie es nicht modernisiert. aber wie schon erwähnt wurde: in den 60ern wär das bestimmt der knüller gewesen. ich stimme mit 007James Bond überein, dass das heutige publikum größtenteils recht anspruchslos ist und kein qualitätsgefühl hat. hauptsache ist für sie, action, kanonen, geballere u.s.w. CR ist schon ein großartiger film, aber natürlich mussten um es dem heutigen publikum schmackhaft zu machen ein paar dinge weggenommen und hinzugefügt werden. man will ja m it sowas auch geld verdienen.
"Walther PPK, 7,65 Millimeter. Ich kenne drei Männer, die eine solche Waffe tragen. Ich glaube, zwei davon habe ich getötet."