Für alle die das Buch als Urlaubslektüre lesen.

Ich habe gestern mit den ersten Seiten gestartet und die sind vielversprechend: direkt Fleming / Markham-Feeling. Viel mehr als bei Horowitz imho.

Der Roman hat mir grundsätzlich gut gefallen. Er ging sehr leicht und flüssig zu lesen, ist aber auch relativ kurz gehalten, was aber OK ist. Higsons Stil gefällt mir und erinnert sehr an Fleming, etwas weniger ausführlich in den Beschreibungen und er driftet auch weniger ab, finde ich.
Dafür vielleicht ein bisschen viel "Wokeness" und "Erklärendes", da bin ich mir teilweise nicht sicher, ob Flemings Bond das auch alles so eindeutig gesehen hätte... Aber das ist eigentlich eine gute Frage, welche Weltanschauung, politische Einstellung etc. jemand wie Bond in der heutigen Zeit hätte. Da muss ich mir noch einmal in Ruhe Gedanken dazu machen...

Alles in allem kann ich den Roman aber empfehlen, auch auf Englisch super zu lesen, kurzweilig und ein paar interessante Einfälle.

Gernot hat geschrieben: 29. Juni 2023 21:55 ….
Dafür vielleicht ein bisschen viel "Wokeness"
…

…. Na dann viel Spaß bei Kim Shermans Buch… dagegen ist OHisMSS nichts.

Ja, das habe ich schon gehört...

„I hate the rain and sunny weather
And I, I hate the beach and mountains too
And I don't like a thing about the city, no, no
And I, I, I, hate the country side too
And I hate everything about you
Everything about you“
Ugly Kid Joe, 1992

Wenn man dem Buch einen Vorwurf machen kann, dann dass es zu kurz ist. Es läuft sehr stringent und flott durch ohne großartige Wendungen und Schnörkel.

Das ist zum Teil eine Stärke, dennoch hat man das Gefühl, dass etwas fehlt.

Die Locations sind sehr überschaubar:
London - Briefing und Post-Showdown.
Kroatien - die „Türöffner“ Actionszene
Ungarn: Budapest und eine Burg - Suspense und Mainplot

—> es fehlt mindestens eine weitere Location

Der Plot ist an sich ganz gut, es mangelt ein wenig an Kreativität (es ist eine Abwandlung von Die Hard 3). Auch sind kaum Wendungen, Überraschungen oder Raffinessen darin. Auf 160 Seiten ist da auch wenig Spielraum für vorhanden.

—> zu kurz, zu wenig ausgereift

Ergo: Schreibstil sehr nah an Fleming, flüssiger als Horowitz, Story in Summe zu kurz und wendungsarm um wirklich zu zünden. Higgson sollte noch Mal die Chance bekommen einen Bondroman zu schreiben, denn alles deutet darauf hin, dass er es kann.
Dieser erste Wurf ging in die richtige Richtung.

Ja, dem kann ich mich anschließen. Gut, aber irgendwas fehlt.

Es gibt noch eine weitere Mini-Location zum Schluss: Wien

Habe jetzt so zwei Drittel gelesen. Finde der Roman hat viele Einfälle aber eben nicht was die Story angeht sondern die Erzählweise die absolut einzigartig für Bond ist. Das Ganze wirkt etwas wie eine Sammlung von zusammenhängenden Kurzgeschichten. Da es zwischen den wenigen Kapiteln immer Zeitsprünge gibt, muss man jedes Mal einiges weiter lesen, um wieder zu verstehen, was geschehen ist. Dann gibt es auch noch andere erzählerische Kniffe in dem Higson am Anfang etwas vorweg nimmt, um dann aber wieder ganz viel aus der Erinnerung Bonds zu erzählen was vorher passiert ist. Finde das bisher sehr raffiniert.

Was die Story angeht bzw. die Ansichten des Bösewichts - puh! Da hat Higson alles zusammengepackt was die letzten Jahren so auf der Welt in Mode gekommen ist. Wokeness und Anti-Wokeness, Reichsbürger, Trumpismus, Brexit,... Es liest sich wie das Who is Who des Rechtspopulismus. Das führt in Kombination mit der Tatsache, dass hier oft reale Personen zitiert werden, zu einer für Bond ungewöhnlichen Aktualität und Authentizität.

danielcc hat geschrieben: 5. Juli 2023 06:38 1.
….. zwischen den wenigen Kapiteln immer Zeitsprünge gibt, …. um dann aber wieder ganz viel aus der Erinnerung Bonds zu erzählen was vorher passiert ist. Finde das bisher sehr raffiniert.

2.
Was die Story angeht bzw. die Ansichten des Bösewichts - puh! Da hat Higson alles zusammengepackt was die letzten Jahren so auf der Welt in Mode gekommen ist. ….

1. das ist doch extrem stark an Fleming orientiert (siehe nur mal CR), oder irre ich mich. Das ist doch ein Hauptmerkmal der Fleming-Bondromane, dass sie häufig nicht im Jetzt anfangen und an vielen Stellen aus Bonds Erinnerung erzählt wird.

2. Ich will ja nicht Spoilern, nur you are on the woodway here….

Revoked hat geschrieben: 5. Juli 2023 12:29

danielcc hat geschrieben: 5. Juli 2023 06:38 1.
….. zwischen den wenigen Kapiteln immer Zeitsprünge gibt, …. um dann aber wieder ganz viel aus der Erinnerung Bonds zu erzählen was vorher passiert ist. Finde das bisher sehr raffiniert.

2.
Was die Story angeht bzw. die Ansichten des Bösewichts - puh! Da hat Higson alles zusammengepackt was die letzten Jahren so auf der Welt in Mode gekommen ist. ….

1. das ist doch extrem stark an Fleming orientiert (siehe nur mal CR), oder irre ich mich. Das ist doch ein Hauptmerkmal der Fleming-Bondromane, dass sie häufig nicht im Jetzt anfangen und an vielen Stellen aus Bonds Erinnerung erzählt wird.

2. Ich will ja nicht Spoilern, nur you are on the woodway here….

1. Das erinnere ich dann nicht so konkret. Glaube aber nicht, dass es das so stark in irgendeinem Fleming Roman gab
2. ne. Es ist wie es ist. Dass es am Ende eine gewisse Wendung gibt, ändert ja nichts daran was der Roman bis dahin so verwurstet hat.

danielcc hat geschrieben: 28. August 2023 15:46
1. Das erinnere ich dann nicht so konkret. Glaube aber nicht, dass es das so stark in irgendeinem Fleming Roman gab

Das macht natürlich jede weitere Diskussion obsolet.