vodkamartini hat geschrieben:Diese ganze Psychologiesierung von Actionhelden ist tatsächlich ein Zeitgeistphänomen (und wird daher auch wieder verschwinden), das man schön auch am derzeit erfolgreichsten Filmgenre (Superhelden) mitverfolgen kann. Demnächst soll sogar Superman als zerissener Charakter auftreten. Das sagt eigentlich schon alles.
Genauso wie die Swinging Sixties ein Zeitgeistphänomen waren etc.
Ich sehe es äußerst positiv, dass z.B. auch "Superman" nicht nochmal gezeigt wird wie immer. Man hat ja an "Superman Returns" gesehen, dass der Film dem Franchise nicht viel hinzufügen konnte, weil er 1:1 das gezeigt hat, was die alten Superman-Filme auch gezeigt haben. Das war nostalgisch, aber es war eben Stillstand und kein Fortschritt.
Und wenn man nur die Vergangenheit kopiert, dann kann man es auch gleich ganz sein lassen.
Die "Psychologisierung", wie du es nennst, ist aber sicherlich nicht nur ein Zeitgeistphänomen. Als Phänomen würde ich es übrigens nicht wirklich bezeichnen, weil man es sich ja einfach erklären kann. Wenn man die Filmgeschichte der letzten 100 Jahre anschaut, dann wird deutlich, dass nur die Filme zeitlos sind und die Jahrzehnte überstehen, die das Publikum emotional binden. Denn die Gefühle bleiben gleich. Aber Action-Szenen, Technik, Spezialeffekte altern extrem schnell. Ein reiner Actionfilm der 30er-Jahre wirkt heute altbacken und langweilig. Aber ein Film der 30er, der "echte" Charaktere hat, mit denen man mitfiebert, mit denen man mitleidert, der fasziniert auch heute noch.
Aus diesem Grund gewinnt ja auch OHMSS, je älter er wird, immer mehr Freunde, weil er eben im Gegesatz zu den anderen 007-Streifen der 60er am besten gealtert ist. Und das liegt daran, dass eben keine fantastischen technischen Spielereien und Spezialeffekte vorkommen, die aus heutiger Sicht teils lächerlich wirken.
Deshalb wandern auch Hitchcock-Klassiker wie "Vertigo" oder "Rebecca" in den ewigen Bestenlisten der besten Filme aller Zeiten von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer weiter nach oben, und andere Hitchcock-Filme wie "Die Vögel", die zu ihrer Zeit große Blockbuster waren, verlieren an Bedeutung. Am Ende überlebt das, was die Menschen emotional bindet.
Filme, die auf reine Schauwerte setzen, verlieren ihren Reiz ganz schnell, und altern unaufhörlich.
Das ist also alles nicht nur Zeitgeist, sondern es wurde erkannt, dass von der griechischen Tragödie und Komödie bis heute nur das überlebt, was Substanz hat. Alles andere ist schön, wenn es neu ist, aber das Verfallsdatum kommt schnell.