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von Hannes007
Agent
Es geht weiter mit Teil fünf meiner Chronologie:
Man lebt nur zweimal
Mit diesem Film habe ich mich bisher noch bei jeder Sichtung schwergetan. Soviel kann ich jetzt schon sagen; mein Verhältnis zu YOLT hat sich nicht gebessert. Doch der Reihe nach....
Gleich in der PTS sieht man die Richung, in welcher der Film abläuft: 'Larger than Life', wenn ich so sagen darf. Die Idee des Raumschiffstehlens finde ich auch heute noch irre. Während der Astronaut ausserhalb der Kapsel ist, fällt ein Satz, der völlig eiskalt rüberkommt, indem die Bodenkontrolle völlig emotionslos durchfunkt:"steigen sie wieder ein, sonst sind sie verloren." Auf mich wirkt das verstörend. Eine Schrecksekunde erleben wir auch: Bond wird getötet (gleicht sich etwas mit den Initalen JB aus der TB-PTS). Das hat man sehr gut inszeniert! Man sieht keine Einschusslöcher, aber das ist logisch, weil man Bond in den Rücken geschossen hat.
Die TS inklusive dem Eindruck hinterlassenden Titellied lässt bei mir Bondfeeling aufkommen. Diese Sichtung hat meine Meinung über den Titelsong definitv verbessert!
Nachdem man Bonds 'Leichnam' bergen konnte, sieht man zum ersten Mal etwas Neues, das trotzdem vertraut ist: die Moneypenny/M Szene findet zum ersten Mal im Einsatz statt, sie ist aber amüsant und kurzweilig wie immer!
Nicht nur neu, sondern auch exotisch, aufregend und bunt ist der Schauplatz Tokio. Mir gefällts. Bond war zu diesem Zeitpunkt schon in der Karibik (Bahamas, Jamaika), am Balkan (Istanbul), am Mittelmeer (Venedig), in Nord- und Südamerika sowie in Zentraleuropa (Schweiz), um nur ein paar Beispiele zu nennen. Von daher passt Asien gut in die Reihe, wie ich finde.
Was mir gefällt und was ich gelungen finde: dass Bond am Anfang auf sich gestellt ist und ermitteln darf und ihn eigentlich jeder Schritt weiterbringt. Völlig unlogisch finde ich den zweiten, 'offiziellen' Besuch als Mr. Fisher im Osato-Gebäude. Damit verrät sich Bond nur und seine Tarnung brachte genau null. Was am Beginn ebenfalls positiv ist: Tiger Tanaka. Wenn man den in dieser Art weitermachen hätte lassen, wäre er ein echter Gewinn gewesen. So habe ich das Gefühl, dass er Bond in weiterer Folge nicht richtig ernst nimmt (nehmen will?).
Die Kameraperspektive in der Kobe-Hafenszene finde ich richtig gut gelungen; die Musik dagegen ist mir viel zu freundlich. Überhaupt habe ich mit manch anderen Kameraeinstellungen so meine Probleme. Warum zeigt man in den diversen Bildschirmen im Auto und in Tanakas Büro schlichte Fernsehbilder? Little Nellie ist zwar ein nettes Gadget, bringt Bond aber auch nur bedingt weiter. Da habe ich das Gefühl, dass man diesen Hubschrauber zeigen musste, weil man glaubte, dass man dem Zuschauer mittlerweile alles verkaufen kann. Überhaupt gibt es kaum eine Szene, in der man nicht irgendein Gimmick oder Gadget zu sehen bekommt. Das hat man in der vier ersten Filmen bei weitem besser gelöst und es war auch noch grossteils bodenständig. Dinge wie der Automagnet und das Entsorgen des Autos sind völlig abgedreht. Helga Brandt könnte Bond so einfach auf dem Schiff töten, warum es dann superumständlich im Flugzeug sein muss, ist mir auch ein Rätsel...
Ebenfalls komisch finde ich, dass man Bond zum Japaner macht und ihn verheiratet - zugegeben mit einer hübschen Dame - nur um dann sowieso mit hunderten Ninjas die Vulkanbasis zu stürmen, und wo es keine Rolle spielt, wie Bond aussieht.
Ein für mich gewaltiger Nachteil von YOLT: Sean Connery's Laune und seine fehlende Einsatzbereitschaft. Er wirkt auf mich in beinahe jeder Szene frustriert und sein Gesichtsausdruck zB bei der Hochzeit spricht Bände. Er wirkt auch nicht mehr so fit wie noch in TB. Eigentlich hätte er nach TB aufhören sollen...
Es gibt für mich aber auch noch ein, zwei Highlights zum Ende hin. Blofeld zeigt sein Gesicht und stellt sich offiziell mit Namen vor. Pleasance ist für mich der beste Blofeld der Serie. Und das Vulkan-Set von Ken Adam ist zwar ebenfalls nicht von dieser Welt, aber dennoch passend, weil es sich ins Gesamtbild des Films einfügt. Der Showdown selbst mit einem Kleinkrieg ist zwar nett anzuschauen und auch gut inszeniert, aber nachdem sowohl DN, GF und TB so beendet wurden (YOLT ist mit der "Bond und sein Girl klettern ins abgeworfene Rettungsschlauchboot"-Szene eine Kopie von TB) nicht mehr wirklich innovativ.
Mein Fazit: YOLT hat sich in meinen Ranglisten auf dem vorletzten Platz einzementiert. Das bleibt so, es ist für mich SC's schwächster Film. Die Hauptschuld daran liegen an Connery's Unlust, der völlig abgedrehten Gigantomanie und dem verschwenderischen Einsatz von Gadgets. Ich machs kurz:
5 / 10 Punkte.
EDIT: danielcc hat mir den hilfreichen Tipp gegeben, mir während einer Sichtung Stichwörter aufzuschreiben. Bei FRWL, GF und TB habe ich eine A4 Seite vollgeschrieben. Bei YOLT wars nicht mal eine halbe...
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."
Tomorrow never dies (1997)