Re: Fussball WM 2014
271Das ist kein Allgemeinplatz, sondern meine Meinung, und die lässt sich durch deine Beispiele nicht mal ansatzweise widerlegen.
AnatolGogol hat geschrieben:Glück und Pech halten sich idR aber die Waage. Niemand wurde nur wegen Glück Weltmeister.Maibaum hat geschrieben: Ja, plus Glück. .
Der Punkt ist aber das auch Brasilien nur gewonnen hat weil sie kaum gefordert wurden. Es geht hier nicht um andere WMs, aber die die Großen die hier gespielt haben, die haben halt mehrheitlich versagt. Und Brasilien war nur von all den Schwachen noch die beste. Also schon verdient gewonnen, aber wenn die anderen so gespielt hätten wie von ihnen erwartet, dann hätte auch Brasilien mehr bieten müssen als sie geboten haben.AnatolGogol hat geschrieben:
In einem anderen Turnier ist aber wurscht, weil hier nur relevant ist welche Teams 2002 mitgespielt haben. Peles Wundertruppe von 58 hätte vielleicht auch gegen des Kaisers Vorstopperpanzer von 86 verloren, wer weiss. Das ist auch wieder nur hypothetische Theorie. Ich teile auch hier übrigens deine Einschätzung des Finals nicht. Ja, Deutschland hat hier (neben dem Eröffnungsspiel gegen im übrigen gar net so schlechte Saudis) hier sicherlich seine spielerisch beste Leistung abgerufen. Aber: Brasilien war deutlich feldüberlegen und spielbestimmend. Wie Brasilien zwar im ganzen Turnierverlauf nicht bzw. nur sehr selten geglänzt hat, aber gemessen am Rest des (zugegebenermaßen schwachen) Teilnehmerfeldes halt trotzdem noch die beste Mannschaft war. Deutschland hat toll gekämpft, aber sie waren Brasilien in allen Belangen unterlegen. Hätte Deutschland tatsächlich das Finale gewonnen, dann wäre das zumindest sehr kurios gewesen, ich will nicht sagen es wäre unverdient gewesen, denn sie hätten ja letztlich das Finale gewonnen – aber es wäre doch eine einmalige Stilblüte bei Weltmeisterschaften gewesen: ein Team, dass sich durchs Turnier „brunst“ nur mit Ackern und einer lachhaft einfachen Auslosung, das vom Unvermögen anderer großer Nationen profitiert und das im Finale in allen Belangen unterlegen war wird Weltmeister – das als verdient zu bezeichnen geht nur sehr schwer von den Lippen.
Sorry, schlecht formliert. Ich meinte das:Maibaum hat geschrieben: Hmm, ich habe bislang nicht einmal gesagt "nur", sonder immer "und".
AnatolGogol hat geschrieben:Wo ich aber eben völlig anderer Meinung als du bin ist die Frage, ob Glück ein erheblicher Faktor dabei ist Weltmeister zu werden. Da verneine ich ganz klar, da die große Mehrzahl der bisherigen Weltmeister verdient und nachweislich als beste Mannschaft aus den Turnieren hervorging. Mag auch hier und da Glück im Turnierverlauf dabei gewesen sein, so war dies NIE der ausschlaggebende Faktor für den Titelgewinn (wobei 1966 hier tatsächlich ein diskutable Ausnahme darstellen kann).
Diese Argumentation wäre dann stichhaltig, wenn bei den wenigen Toren es permanent zu Fehlentscheidungen kommen würde, was aber so nicht der Fall ist. Viel mehr sind die große Mehrheit der (wenigen) Tore eindeutige und korrekte Entscheidungen. Wieviele Fehlentscheidungen bei den (wenigen) Toren in WM-Finals gab es denn? Mir fällt spontan nur Wembley 66 ein, wo beide Tore in der Verlängerung irregulär waren.Maibaum hat geschrieben:
Und dabei auch stets gesagt daß natürlich das Können das Wichtigste ist, aber bei bei der oft großen Bedeutung eines einzigen Tores (im krassen Gegensatz zu Handball) für den Gesamtspielverlauf, und bei den leider viel zu häufigen Fehlentscheidungen, aber sehr oft auch das Glück ein mitentscheidender Faktor ist. Weniger bei Spielen zwischen ungleichwertigen Mannschaften, als eben bei den Ebenbürtigen.
Ja, aber das liese sich doch endlos weiterführen: war das Gegurke von Deutschland gegen Ghana ein verdienter Einzug ins Achtelfinale? Was passiert, wenn Englands regulärer Treffer zum 2:2 anerkannt wird? Man findet doch fast immer solche Ansätze um sich die Geschichte nach eigenem Gusto auszulegen (wenn ein Spiel nicht gerade 8:0 ausgegangen ist), das ist doch nicht zielführend bei der ursprüngliche Fragestellung wie viel Anteil das Glück bei einem Titelgewinn ausmacht. Das meine ich ja auch, wenn ich die Allgemeinfloskel „Glück und Pech gleicht sich letztlich immer aus“ anführe, da diese idR ja stimmt und die vermeintlich entgangenen Vorteile durch fragwürdige Entscheidungen oder Pech an anderer Stelle einem selber in die Karten gespielt hat.Maibaum hat geschrieben: Und meine Alternativ Geschichten haben schon eine Bedeutung. Weil sie eben zeigen wie schnell es hätte ganz anders kommen können.
Noch eine Ergänzung: Spaniens 1 : 0 gegen Paraguay war ein Treffer der von Pfosten zu Pfosten sprang und dann ins Tor. Zusammen mit dem Abseitstor gegen Portugal war das kein verdienter Halbfinalleinzug.
Spanien war besser als in den Spielen zuvor, aber eigentlich war Deutschland schlechter als Spanien und nicht unbedingt Spanien besser als Deutschland. Ich kann bis heute nicht verstehen, wie eine Mannschaft die zwei internationale Spitzenteams hintereinander mit je 4 Toren auseinandergenommen hat im Folgespiel dann wie Hasenfüsse auftritt. Doch, ich kann es verstehen, aber das macht die Sache ja nur enttäuschender.Maibaum hat geschrieben:Aber ich hätte dann ja auch angebommen daß sie auch Spanien in HF geschlagen hätten, weil ich dann nicht erwartet hätte daß Spanien dann doch noch so gut wird.
Das hätten sie ja dann vielleicht auch, aber das ist ja in der Analyse auch egal weil letztlich nur zählt was tatsächlich war und da war wie du völlig richtig schreibst Brasilien halt die am wenigsten schlechte Mannschaft. 2002 war in vielerlei Hinsicht ein Tiefpunkt in der WM-Geschichte.Maibaum hat geschrieben: Der Punkt ist aber das auch Brasilien nur gewonnen hat weil sie kaum gefordert wurden. Es geht hier nicht um andere WMs, aber die die Großen die hier gespielt haben, die haben halt mehrheitlich versagt. Und Brasilien war nur von all den Schwachen noch die beste. Also schon verdient gewonnen, aber wenn die anderen so gespielt hätten wie von ihnen erwartet, dann hätte auch Brasilien mehr bieten müssen als sie geboten haben.
So habe ich aber hier nie argumentiert und die von mir angeführten Beispiele sind weit von dieser Argumentation entfernt. Ich gebe dir insofern Recht, dass die Sporthistorie – wie Geschichte generell – immer aus der Ergebnis- oder Siegerperspektive geschrieben wird. Ich versuch mich da aber bewusst von frei zu machen und habe in vielen Dingen doch stark von der allgemeinen Lesart abweichende Ansichten gerade in Bezug auf die deutsche WM-Geschichte. Es dürfte dir aber dennoch schwer fallen zB Frankreichs Halbfinaleinzug gegen Brasilien 1986 als ungerecht und glücklich einzustufen wenn du die Tatsachen und den Spielverlauf in Betracht ziehst. Gerade in dem Spiel hielt sich Glück und Pech auf beiden Seiten die Waage und verschossene Elfer sind idR eben weniger Glück als Unvermögen oder Nervenschwäche – siehe Deutschland – Mexiko oder Deutschland – England 1990 oder Deutschland – Frankreich 1982 oder Deutschland – England 1996 oder Brasilien-Holland 1998. Das waren eigentlich allesamt Verläufe, die zu erwarten waren, da die letztlichen Sieger die besseren und erfahreneren Elferschützen hatten.Maibaum hat geschrieben: Ich finde halt sehr oft wird erst vom Ende her entschieden was verdient war und was nicht. Wenn die schlecht spielende Mannschaft verliert, dann war es verdient, wenn sie ihre einzige Chance reinmachen waren sie clever und/oder effektiv.
Du mißverstehst mich da immer noch. Es geht nicht ums Zurechtlegen, es geht darum daß sich zu viel Beispiele finden lassen wo es durch Glück oder Pech auch schon früh ganz anders hätte kommen können. Dann wäre eine andere Mannschaft Weltmeister geworden, und die hätte es dann evtl. oder wahrscheinlich genau so verdient gehabt.AnatolGogol hat geschrieben: Ja, aber das liese sich doch endlos weiterführen: war das Gegurke von Deutschland gegen Ghana ein verdienter Einzug ins Achtelfinale? Was passiert, wenn Englands regulärer Treffer zum 2:2 anerkannt wird? Man findet doch fast immer solche Ansätze um sich die Geschichte nach eigenem Gusto auszulegen (wenn ein Spiel nicht gerade 8:0 ausgegangen ist), das ist doch nicht zielführend bei der ursprüngliche Fragestellung wie viel Anteil das Glück bei einem Titelgewinn ausmacht. Das meine ich ja auch, wenn ich die Allgemeinfloskel „Glück und Pech gleicht sich letztlich immer aus“ anführe, da diese idR ja stimmt und die vermeintlich entgangenen Vorteile durch fragwürdige Entscheidungen oder Pech an anderer Stelle einem selber in die Karten gespielt hat.
Ich verstehe dich da schon, keine Sorge. Ich teile deine Ansicht nur nicht. Ich finde deine Aussagen einfach viel zu spekulativ, du weisst ja wie man sagt: wenn der hund nicht geschissen hätte, dann hätte er den hasen erwischt.Maibaum hat geschrieben:Du mißverstehst mich da immer noch. Es geht nicht ums Zurechtlegen, es geht darum daß sich zu viel Beispiele finden lassen wo es durch Glück oder Pech auch schon früh ganz anders hätte kommen können. Dann wäre eine andere Mannschaft Weltmeister geworden, und die hätte es dann evtl. oder wahrscheinlich genau so verdient gehabt.
Wtf?!Gernot hat geschrieben: lieblingsschiedsrichter
Um es mal von einer anderen Seite zu beleuchten: gerade dass so wenige Tore fallen, hat mit Können zu tun. Beim Fußball geht es ja nicht nur ums Tore schießen, sondern auch um Tore verhindern.Maibaum hat geschrieben:Wenn man im Tennis durch Glück gewinnen will, dann muß man schon sehr viel davon haben. Aber im Fußball ist es weniger selten. Nicht weil Glück und Pech dazu gehören, sondern weil so wenige Tore fallen.
Ich sehe das anders: wenn ein Team aufgrund seiner Abschlussschwäche kein Tor zustande bekommt, das gegnerische Team dann aber aus heiterem Himmel trifft, dann ist das trotzdem ein verdienter Sieg. Was kann denn eine Mannschaft dafür, wenn der Gegner das Tor nicht trifft?AnatolGogol hat geschrieben:Ich finde schon, dass ein Spiel wie zB das WM-Finale 2002, in welchem das deutsche Team einfach nicht die Mittel hatte – weder technisch noch taktisch – um die Brasilianer von ihrem Strafraum fernzuhalten nicht vergleichbar ist zB mit dem WM-Achtelfinale 1998 zwischen Frankreich und Paraguay, als der Underdog dem Favoriten praktisch keine Möglichkeit zugestanden hat mit ihrem absolut dispzipliniert vorgetragenen engmaschigen Defensivkonzept. Der Unterschied wäre also, dass Deutschland bis zum Führungstreffer massgeblich von der Abschlussschwäche der Brasilianer profitiert hat während Paraguay den Franzosen (bis zum Golden Goal) gar nicht erst echte Torchancen ermöglicht hat, also aktiv sein Schicksal bestimmt hat statt nur auf die Schwäche des Gegner angewiesen zu sein. In diesem Beispiel – hätten die unterlegenen Teams gewonnen – könnte man also durchaus von einem verdienten Sieg der Paras sprechen, während das wie schon mal hier angeführt für mich bei den Deutschen deutlich schwerer von den Lippen gehen würde.
Naja, weil die eine Mannschaft wegen ihrer Unfähigkeit verdient verliert wird die andere nur minimal weniger unfähige Mannschaft für mich nicht automatisch zum „verdienten Sieger“. Den Satz hier:Invincible1958 hat geschrieben:Ich sehe das anders: wenn ein Team aufgrund seiner Abschlussschwäche kein Tor zustande bekommt, das gegnerische Team dann aber aus heiterem Himmel trifft, dann ist das trotzdem ein verdienter Sieg. Was kann denn eine Mannschaft dafür, wenn der Gegner das Tor nicht trifft?
Unterschreibe ich aber zu 100%. Und das hier:Invincible1958 hat geschrieben:Wer es bei gefühlten 20 Großchancen nicht schafft das Tor zu treffen, der hat es dann auch verdient zu verlieren.
ebenfalls!Invincible1958 hat geschrieben:Da wird mir übrigens auch ein wenig mulmig, wenn ich an Deutschland - Portugal denke. Deutschland hatte (neben den 4 Toren) auch noch einige 100%ige Chancen, die sie versemmelt haben. Das hat diesmal nicht geschadet. Aber in anderen Spielen muss man solche Dinger reinmachen. Ich denke an Khedira vorm leeren Tor, oder an Özil, der den Torwart anschießt. Klose macht solche Dinger im Schlaf rein. Deshalb hoffe ich, dass er noch genügend Einsatzzeit bei der WM bekommt, denn er ist keine schlechtere Alternative zu Müller.