Welchen sind eure zwei Favoriten aus dem X-Men-Universum?

X-Men (Keine Stimmen)
X-Men 2
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (8%)
X-Men - The Last Stand (Keine Stimmen)
X-Men Origins: Wolverine (Keine Stimmen)
X-Men: First Class
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (42%)
The Wolverine (Keine Stimmen)
X-Men: Days of Future Past (Keine Stimmen)
Deadpool
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (17%)
X-Men: Apocalypse (Keine Stimmen)
Logan
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (33%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 12

Re: Der X-Men Thread

136
Hier mal eine ausführlichere Review:

Das X-Men Franchise beeinhaltet einige der besten Comicverfilmungen aller Zeiten und ebnete den Weg für Filme wie Spider-Man, Iron Man und Co. Bryan Singer ebnete den Weg zu einem der erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten und drehte mit X-Men und X-Men 2 zwei großartige Filme die ein perfekter Mix aus Story, coolen und interesanten Figuren, Action und tollen Special Effects waren. Nachdem Singer für den 3. Film nicht zur Verfügung stand kam Brett Ratner und lieferte mit X-Men: Der letzte Widerstand einen unterhaltsamen aber doch schwächeren Film ab, der Inhaltlich nicht ganz an seine Vorgänger anknüpfen konnte. Darauf folgten 2 Wolverine-Solofilme und ein Prequel, das sich mit den jungen X-Men auseinandersetzte. Großartig besetzt mit James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence uvm. wurde First Class von Matthew Vaughn zum stärksten Genrebeitrag. Unter der Führung von Brian Singer brachte er eine starke Origin Story auf die Leinwände die es in sich hatte. Nachdem dann die After Credit Szene vom 2. Wolverine Soloabenteuer auf den nächsten Film hinwies, kommt nun Zukunft ist Vergangenheit von Brian Singer, der den weg zum Franchise zurück fand, das er einst so glorreich gestartet hat.

Die Zukunft:

Es gibt beinahe keine Mutanten mehr und wenn doch sind sie entweder auf der Flucht oder in Ketten gelegt. Städte sind zerstört, Mutanten werden gejagt und getötet. Riesige Maschinen, die Sentinels jagen und töten sie. Mit der Fähigkeit ausgestattet sich jedem Mutanten und seinen Fähigkeiten anzupassen sind sie tödlich und unbezwingbar. Die X-Men rund um Charles X. Xavier bemühen sich einen Weg zu finden, diesen Krieg zu beenden. So soll Logan in die Vergangenheit geschickt werden um die jungen X-Men zu finden und um sie zu vereinen damit dieser Krieg gestoppt werden kann, bevor er überhaipt beginnt.

Brian Singer versteht es hervorragend die alte Garde (X1-3) und die jungen X-Men in einen Film zu packen. Obwohl der Fokus zwar deutlich auf die jungen Versionen von Charles und Erik liegt, kommen die "Altstars" um Ian McKellen, Patrick Stewart und Halle Berry nicht zu kurz und dürfen das ein oder andere mal zeigen, was ihre Mutanten so können.

Einige Neuzugänge die einen starken Eindruck hinterlassen gibt es auch. So sind mit Blink (Kann Portale erschaffen, Teleportieren) Quicksilver (Übermenschliche Schnelligkeit) und Bishop (Kann Energie aller Art absorbieren und freigeben) einige echt coole Mutanten im Film die alle ihre Momente haben. Brian Singer fügt diese Figuren stark ein und gibt ihnen Szenen in denen sie gut zeigen können, was sie drauf haben. Lediglich Warpath fällt ab. Seine Kräfte sind öde und kommen kaum zur geltung, wie ich finde.

Casttechnisch ist das vielleicht der stärkste Comicfilm aller Zeiten. Jetzt wird es lang. Man hat die alten X-Men bestehend aus Patrick Stewart, Ian McKellen, Halle Berry, Ellen Page, Shawn Ashmore, Anna Paquin, Daniel Cudmore & Hugh Jackman der irgendwie zwischen alt und jung steht. Dazu den jungen X-Men Cast bestehend aus James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult & Lucas Till. Dazu gesellen sich Neulinge Peter Dinklage, Omar Sy, Evan Peters, Bingbing Fan & Josh Helman als Stryker.

Ein verdammt starker Cast der großartig spielt. Es ist gut die alten wieder zu sehen und es macht Spaß die Neulinge zu sehen. Es ist das perfekte Treffen der Generationen. Es gibt übrigens auch einige tolle Cameos, die ich aber nicht verraten möchte.

Der Soundtrack ist gut und passt zum Film. Er ist nicht all zu auffällig aber doch immer gut. Der Film fühlt sich allgemein von der Machart an wie eine gute Mischung aus den ersten Beiden X-Men Filmen und First Class. Der Soundtrack orientiert sich meiner Meinung nach mehr an den ersten beiden Filmen. Auf eine Art schade, da der First Class Soundtrack großartig war.

Die Actionszenen sind großartig inszeniert. Kleines Highlight ist Quicksilver in der der Zuschauer alles aus seiner Sicht erlebt. Wie für ihn praktisch alles in Zeitlupe abläuft und er in Ruhe sein "Ding" durchziehen kann. Sehr spaßig und beeindruckend. Aber auch sonst ist die Action immer klasse, die Masken von Beast & Mystique wirken viel besser als in First Class und auch sonst ist der Film eine konsequente Weiterführung der Geschichte. Die Sentinels in der Zukunft wirken brutal und bedrohlich und machen einen starken Eindruck.

Die Story entwickelt sich im Film stets weiter und es gibt kaum Fillerszenen. Es gibt eine menge Humor der aber nie deplatziert wirkt. Das Tempo des Filmes ist gut und der Film an sich sehr ausgewogen.

Singer schafft es also einen der stärksten Comicverfilmungen des Jahres zu bringen und bereinigt einige Kontinuitätsfehler im Franchise ohne dies aber zu auffällig zutun. Er bringt beide Generationen zusammen und das äußerst souverän. X-Men: Zukunft ist Vergangenheit ist ein absolutes Highlight und dürfte jeden Fan zufrieden stellen.

9,5/10

Ps. After Credit Szene abwarten. Diese deutet auf den für 2016 geplanten X-Men: Apocalypse hin ;)

Re: Der X-Men Thread

137
Eine kleinliche Anmerkung: Eine der erfolgreichsten Filmserien ist X-Men sicher nicht. Keiner der Filme war so erfolgreich wie die nachfolgenden Comic Serien (Spider Man oder MCU) und auch nach allgemeinen Blockbuster Maßstäben eher laue Erfolge.
Erst DofP hat das geändert.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der X-Men Thread

139
danielcc hat geschrieben:Eine kleinliche Anmerkung: Eine der erfolgreichsten Filmserien ist X-Men sicher nicht. Keiner der Filme war so erfolgreich wie die nachfolgenden Comic Serien (Spider Man oder MCU) und auch nach allgemeinen Blockbuster Maßstäben eher laue Erfolge.
Erst DofP hat das geändert.
Nur, dass "X-Men: The Last Stand" immer noch der mit Abstand erfolgreichste Film des Franchises ist und sicher auch nach Blockbuster Maßstäben kein "lauer" Erfolg.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der X-Men Thread

141
Agent 009 hat geschrieben:Nein. Zukunft ist Vergangenheit durchbricht bald die 700 Millionenmarke und ist somit der mit Abstand erfolgreichste Film der Reihe. Gefolgt von Last Stand und The Wolverine. (459 Mio und 414 Mio) ;)
Verdammt, man sollte Leuten, mit denen man gewettet hat, offenbar nicht alles glauben :roll:
Danke für den Hinweis! :)

Ändert ja aber nichts daran, dass The Last Stand auf jeden Fall ein ziemlich erfolgreicher Film gewesen ist für den Kinosommer 2006.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der X-Men Thread

142
Nur damit es jeder weiß. Das Franchise hat nun schon über 3 Milliarden Dollar Weltweit eingespielt. DOFP hat die 700 Mio Marke absolut verdient passiert. Absolut verdient. Ich freue mich sehr auf weitere Filme dieses Franchise.

Quelle:

http://www.comicbookmovie.com/fansites/ ... /?a=102613

Zudem ist Singer trotz aller Eskapaden noch für Apocalypse eingeplant. Ich hoffe sehr, dass dieser ganze Rummel um seine Person bald ein Ende hat und er in Ruhe X:A drehen kann.

Re: Der X-Men Thread

143
X-Men: Erste Entscheidung

Prequels stellen für Filmemacher immer eine große Herausforderung dar. Auf der einen Seite muss man seine Geschichte zwangsläufig den Motiven der vorherigen Filme unterordnen, damit man eine gewisse inhaltliche Kohärenz vorweisen kann, auf der anderen Seite hat man ein großes Problem damit, eine angemessene dramaturgische Struktur aufzubauen, da dem Publikum ja bereits bekannt ist, wie die Geschichte enden wird. Dennoch sterben Prequels nicht aus, viel mehr sind sie in den letzten Jahren zu einem beliebten Verfahren geworden, welches man nutzen kann, wenn sich eine Filmreihe bereits totgelaufen hat und man noch den größtmöglichen Profit machen will. Nach dem Brett Ratner in "X-Men: Der letzte Widerstand" der Trilogie rund um die beliebte Mutanten-Bande aus dem Marvel-Comicbuchverlag ein zweifelhaftes Ende gesetzt hatte und auch das Spin-Off über den Einzelgänger Wolverine qualitativ nicht die Massen überzeugen konnte, war dieser Fall hier also eingetreten und Matthew Vaughn machte sich an die Arbeit, die Entstehung der X-Men und der Freundschaft von Charles Xavier und Erik Lensherr näher auf den Grund zu gehen. Obwohl alle Beteiligten unter einem enormen Zeitdruck gestanden haben und der Film nur in wenigen Monaten auf die Beine gestellt werden musste, kann sich das Ergebnis nicht nur in mehrfacher Hinsicht sehen lassen, sondern ist das ultimative Endprodukt dessen, was unter der Führung von Bryan Singer nach dem Millennium begonnen hatte.

Orientierend an den realen Ereignissen der Kubakrise 1962 entwickelt Vaughn einen großartig bebilderten Thriller, der spannender nicht sein könnte, ohne dabei seine Fantasy-Herkunft zu verleugnen. Nach dem (wie schon im Original "X-Men") bedrohlichen Beginn im Konzentrationslager der Nazi-Zeit entfesselt die Regie eine ästhetische Reise durch die Swinging Sixties und ist dabei modernes Blockbusterkino und Hommage an die alten James-Bond-Filme zugleich. Mit spielerischer Leichtigkeit gelingt es, zahlreiche filmische Zitate in ein glaubhaftes Setting einzubetten. Noch bewundernswerter aber ist die Art und Weise, mit der eine vergleichsweise simple Handlung durch emotionale Komplexität ungemein verstärkt und angereichert wird. Statt sich auf die optischen und wirklich famos getricksten CGI-Spektakelszenen zu verlassen, gesteht man den Protagonisten ein facettenreiches Innenleben zu, welches sie für uns Nicht-Mutanten um ein vielfaches verständlicher und echter werden lässt. Doch würde dieser Clou wohl kaum aufgehen, wenn der konsequenterweise sehr jugendliche Cast mit großen Namen wie Nicholas Hoult, Kevin Bacon, James McAvoy oder Jennifer Lawrence nicht von Vorne bis Hinten überzeugen würde. Jedem ist neben der enormen Spiellaune anzumerken, dass er seine Rolle ernst genommen hat und das verleiht dem Film eine bedeutende Authenzität. Doch es ist noch mehr als das, was die "Erste Entscheidung" so bedeutend werden lässt.

Wie schon in den beiden Adaptionen der Vorlagen von Bryan Singer verpackt man auch hier zahllreiche moralische und ethische Grundsatzdiskussionen in das Gewand eines Sommerblockbusters und stellt das Dilemma anhand der Hauptfiguren zur Schau. Charles Xavier glaubt unweigerlich an das gute im Menschen und ist sich sicher, dass diese die Mutanten irgendwann akzeptieren werden. Allerdings musste er sich auch nie vor ihnen verstecken. Ganz anders als Mystique und Beast, welche beide die Verfolgung vor der Gesellschaft fürchten müssen und sich einfach nur ein normales Leben wünschen. Und dann ist da ja noch Erik Lensherr. War dieser verbitterte und vom Leben schwer enttäuschte Mann bereits in Singers Filmen die interessanteste Figur des Franchises, wird er hier zum absoluten Sympathieträger und Herzstück des Filmes. Seine komplexen Charakterzüge und die ihm vom Drehbuch geschickt in den Mund gelegten Dialoge begeistern durch ihre Vielseitigkeit und im Zusammenspiel mit seinem Freund Charles darf er immer wieder sein wahres Gesicht zeigen. Hätte diese Rolle durch übertriebenes Overacting leicht zerstört werden können, liefert Michael Fassbender eine vorzügliche Darstellung ab, die auf lange Zeit ihres Gleichen suchen wird. Nicht im Schatten von Ian McKellen stehend, sondern viel mehr aus diesem hervortretend ist seine Performance mit Abstand eine der besten, die man in den letzten 20 Jahren auf der großen Leinwand bewundern durfte. So ist es auch kaum verwunderlich, dass man trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere eigentlich immer nur auf seine ganz großen Momente wartet und am Ende vor allem seine stärksten Szenen den Rest des Filmes überschatten und dominieren. Im temporeichen Showdown droht er teilweise dann zwar etwas unterzugehen, doch bekommt am Ende einen mehr als nur würdigen Abschluss, sowie auch überhaupt an dieser Stelle der Bogen zur Trilogie ideal geschlagen wird.

Fazit: Die X-Men haben ihren Zenit längst überschritten, hieß es. Doch nach der qualitativen Talfahrt ist es nun Matthew Vaughn als Regisseur gelungen, eine neue Ära einzuleiten. Aber damit nicht genug, er vollendet das, was Bryan Singer selbst nach "X-Men United" nicht mehr fertigbringen wollte: Den perfekten Blockbuster! Eine grandiose Erzählstruktur irgendwo zwischen Action-Spektakel und Polit-Thriller stehend macht aus der ersten Entscheidung neben einem Fest für die Sinne auch eine emotionale Reise für den Zuschauer, der zwischenzeitlich sogar vergisst, dass das, was er sich ansieht, eigentlich als leichte Unterhaltung bezeichnet wird. "Erste Entscheidung" ist mehr als das, es ist die cineastische Verschmelzung der besten Zutaten eines Unterhaltungsfilmes und das alles in einem ästhetischen Gewand einer vergangenen (Film-)Epoche. Ironischerweise ist also diese Erzählung von den Anfängen der berühmten Mutantenbande gleichzeitig auch die mögliche Evolution in Richtung intelligenter, emotionaler und dennoch unterhaltsamer Spektakelkunst, wie sie aktuell wohl nur von ein paar wenigen Regisseuren zu erwarten ist. Michael Fassbenders Darstellung eines menschlichen Todesengels lässt dabei die Schwarz-Weiß-Malerei hinter sich zurück und erlaubt seinem Charakter ein nicht nur vom Drehbuch behauptetes ambivalentes Wesen, das die Dimensionen eines Comic-Filmes merklich überschreitet. Wohl nicht einmal Bryan Singer hätte ein solches Meisterwerk anno 2000 erwarten können.

10/10
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der X-Men Thread

144
War wohl auch nicht schlecht das Singer involviert war. Vaughn sollte den Gambit Film machen, während Singer produziert. Die beiden sollten das X-Franchise leiten. Das wäre genial. So könnte es Qualitativ extrem hochwertig bleiben. (Siehe X1,X2,FC & Dofp) :)

Mangold sollte alle kommenden Wolverine Filme machen. Erzählweise + dosierte Action und starken Cast > das war bei The Wolverine beinahe perfekt. So muss das sein.

@Hille:

"Michael Fassbenders Darstellung eines menschlichen Todesengels lässt dabei die Schwarz-Weiß-Malerei hinter sich zurück"

Willst du damit sagen das Magneto aus X-1-3 S/W malerei war oder ist das eher "verallgemeinert"? Erinnere mich nämlich das du Charles & Erik vorher immer verteidigt hast, was die Verkörperung und Darstellung von Stewart und McKellen angeht.

Re: Der X-Men Thread

145
Wolverine: Weg des Kriegers

Unter einem Ronin versteht man in Japan einen herrenlosen Samurai, dessen Herr entweder starb oder der von ihm verstoßen wurde. Viele japanische Mythen bedienen sich des Motives der einsamen Krieger und so ist es nur wenig verwunderlich, dass natürlich auch Hollywood immer mal wieder Analogien zu diesen Legenden herstellt. Die Idee, den Charakter des Wolverine nach den für ihn stark traumatisierenden Erlebnissen in "X-Men: Der letzte Widerstand" zu einem Ronin umzudefinieren und daraus die Prämisse eines Wolverine-Stand-Alone-Filmes zu machen, ist allerdings dann doch weitaus interessanter, als man auf dem ersten Blick glauben mag. Vier Jahre nach Gavin Hoods enttäuschendem Spin-Off zum Mutantenfranchise ("X-Men Origins: Wolverine - Wie alles begann") folgt nun unter der Leitung von James Mangold ein Sequel, welches anders als der Vorgänger nach den Ereignissen aus den Originalfilmen spielt und die Figur Logan ins heutige Japan versetzt. Glücklicherweise ist das aber nicht die einzige relevante Funktion, die die fremde Kultur auf die Handlung ausübt.

Viel mehr versteht Mangold den Locationwechsel als Möglichkeit dafür, dem Film eine für die Reihe unbekannte Atmosphäre zu vermitteln und ist sehr darauf bedacht, dem Zuschauer exotische Traditionen aufzuzeigen. Das verleiht der zu erzählenden Geschichte von Anfang die gewisse Prise Mysterium, die sich für die folgenden zwei Stunden als bedeutend entscheiden wird. Denn auch wenn "Wolverine - Weg des Kriegers" natürlich in erster Linie eine Comic-Verfilmung ist und dementsprechend mit einigen übertriebenen Actioneinlagen aufwartet, versteht sich der Rest des Filmes eher als gradliniger und sehr spannender Yakuza-Thriller. Hatte bereits Matthew Vaughn 2011 in seinem Prequel "X-Men: Erste Entscheidung" bewiesen, das das Franchise gut mit anderen Genres (damals dem Polit-Thriller) zu verknüpfen ist, geht Mangold hier gefühlt sogar noch deutlich weiter. So fühlt sich sein "Wolverine" teilweise wie ein waschechter japanischer Thriller an - mit der Ausnahme, dass sich Hugh Jackman in den Plot verirrt hat.

Jackman als Sympathieträger ist natürlich schon immer eine Bank gewesen, doch was er diesmal aus seiner Rolle herausholt ist ganz klar die bislang stärkste Wolverine-Darbietung seiner Karriere. Endlich hat auch er als Darsteller den perfekten Mittelweg zwischen dem verletzlichen und sensiblen Logan und dem animalischen Killer Wolverine gefunden. Eindrucksvoll erleben wir ihn das erste Mal blutend, schwitzend und sogar im Sterben liegend, während er langsam die Hintergründe des durchaus komplex angelegten Handlungsgewirrs aufdeckt. Seine physische Präsenz in den Actionszenen ist darüber hinaus auch nach 13 Jahren in der Rolle noch beeindruckend, zumal er in diesem Einsatz so viele Nahkämpfe hat wie nie zuvor. Neben einer toll gefilmten und überraschend brutalen Kampfszene auf einer Beerdigung und einem Aufeinandertreffen mit einem Ninja-Clan in einem verschneiten Bergdorf begeistert vor allem eine spektakuläre Einlage auf einem Hochgeschwindigkeitszug, die beim Publikum Begeisterungsschreie auslösen dürfte und in der erfreulicherweise auch der über die gesamte Laufzeit klug dosierte Humor seinen Höhepunkt findet.

Bei all dem hohen Tempo lässt sich Mangold aber dennoch auch immer genug Zeit, ein wenig auf das Flair und seinen Protagonisten einzugehen. Insbesondere die ungewöhnlich stille Exposition und die Szenen in Nagasaki treffen diese Mischung gekonnt und vollenden den stimmigen Eindruck, den man von dem durchdachten Konzept gewonnen hat. Leider fällt der Showdown deutlich ab. Nicht genug, dass der Twist am Ende kaum überraschend ist und das vorherige Verhalten einiger Charaktere ernsthaft in Frage stellt, leider bekommt dort auch die hölzern agierende Swetlana Chodtschenkowa viel zu viel Raum, in dem sie von den sichtlich motivierteren Japan-Stars an die Wand gespielt werden kann. Bereits vorher hatte ihre Mutantin Viper durch ihre abgehobenen Fähigkeiten nicht so recht zum Rest des bodenständigen Filmes passen wollen, doch verkommt sie besonders durch eine höchst lächerliche Aktion zum Schluss das Wirken einer totalen Witzfigur.

Außerdem verunsichert die Liebesgeschichte zwischen Logan und der jungen Mariko ein wenig. Während Logans Trauer um Jean nach dem Finale der X-Men-Trilogie ja immerhin auf einer Vorlage beruht und man als Zuschauer seine Emotionen daher nachvollziehen kann, erscheint einem seine Liebe zu Mariko doch als höchst unverständlich. Weder bekommen die beiden von der Handlung genug Zeit, sich in einander zu verlieben, noch passt das zu Wolverines Trauer, die dann unsinnigerweise auch noch wie in diesem Falle andauernd zum Thema wird. So ganz entschließt sich da die Verknüpfung dieser beiden Geschichten nicht, im Zweifelsfall hätte man daher auf die ohnehin knapp geratenen Auftritte von Famke Janssen komplett verzichten und sich dafür mehr auf die Protagonisten dieses Filmes fokussieren sollen.

Fazit: Allein Hugh Jackman erneut in seiner Paraderolle erleben zu wollen, ist sicher Grund genug, sich "Wolverine - Weg des Kriegers" ansehen zu wollen. Doch will man sich nicht bloß auf ihn als hellsten Stern am Firmament verlassen und so offenbart sich dem Zuschauer ein spannender und aufregender Thriller mit Fantasy-Anstrich, der trotz seiner dichten Fülle an Actioneinlagen immer wieder genug Zeit findet, sich seinem Inhalt zu widmen und seiner ungewöhnlichen Prämisse zu folgen. Leider passen die etwas erzwungenen Auftritte von Viper und den Silver Samurai nicht so recht ins das Gesamtbild, genauso wie das Publikum leicht verärgert nach dem Sehen des Filmes rekapitulieren wird, dass zu Gunsten eines wenig verblüffenden Twists die zwei Stunden lang aufgebaute Handlung auf den Kopf gestellt wird. Dennoch sollte all das nicht vergessen machen, mit wie viel Zuversicht und Können die Produzenten mit diesem Film deutlich konsequent ein gewisses Risiko eingegangen sind, dass sich am Ende vollends bezahlt machen kann. Zusatzinformation für Fans der Reihe: In einer versteckten Sequenz folgt noch Logans Aufeinandertreffen mit zwei alten Bekannten. Für diesen äußerst gelungenen Teaser auf den nächsten X-Men Film dürfen sich die Verantwortlichen zu recht gehörig auf die Schulter klopfen!

8,5/10
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der X-Men Thread

146
Stimme allem Positiven zu. Gehe aber auf 9,5/10 weil der Extended Cut beinahe perfekt ist. Alles ergibt mehr Sinn, die Action wirkt härter und der Film geht auch ordentlich viel länger. Schöne ruhige Momente, starke Actionszenen und mal etwas anders angelegt, was Wolverine angeht. Mir gefällt der Fokus auf Logan. Definitiv besser als im X-Men Möchtegern Origins. :)

Re: Der X-Men Thread (20th Century Fox)

149
danielcc hat geschrieben:Habe uebrigens im Flieger auch noch mal X-Men: Days of Future Past gesehen. Toller Film mit starken Darstellern. Aber in Summe doch etwas duester und das Finale mag ich gar nicht. Irgendwie hat man bei X-Men jedes das gleiche Gefuehl. Als ob sich nichts weiter entwickelt und Erik jedes Mal wieder zwischen Gut und Boese wechselt.
Ich verstehe das nach wie vor nicht, du hattest etwas ähnliches ja schon einmal geschrieben. Mal ehrlich, außer in Nolans Batman-Filmen gibt es keine Reihe mit so viel Charakterentwicklung in dem Genre wie die X-Men und der Charakter Magnetos ist so gut geschrieben und dargestellt, dass man keinesfalls immer bloß dieselbe Situation vorfindet. Das einzige Mal, dass Magneto wirklich sprunghaft von einer Seite auf die andere wechselt ist in der sehr eindrucksvollen Szene aus X-Men 2, in den anderen Filmen sind die Fronten stets von Anfang an geklärt.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Der X-Men Thread (20th Century Fox)

150
Ja ich meine es auch halb so negativ wie es klingt.
Es ist eher mein instinktiver Wunsch, dass sich am Ende jemand wie er zum Guten wendet. Aber das ist vielleicht ein naiver Wunsch.
Er ist halt ein ausgewogener Charakter der gutes und boeses in sich hat. Das ist ja eher positiv.

Es ist aber ein typisches Problem von 'Serien' (zumindest war es das frueher), dass sich ein Charakter nicht weiter entwickeln darf. In einer Folge von einer Serie kann passieren was will, am Ende der Folge ist das wieder zurueck auf Anfang.
Aehnlich ist es bei Magneto. Der mag mal unterstuetzennd hier sogar in der Zukunft ein Verbuendeter sein - aber am Ende des Films kaempfen sie doch wieder gegeneinander und sie halten dennoch ihre Rede, dass sie ja eigentlich fuer die gleiche Sache kaempfen aber mit unterschiedlichen Zielen.

Ich mag in jedem Fall First Class duetlich mehr, weil dere wirklich eine Entwicklung zeigt und VIEL mehr Szenen hat, die in Erinnerung bleiben.
"It's been a long time - and finally, here we are"