Kino als Medium der Konfrontation – Die Filme des William Friedkin

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Würde man William Friedkin auf Klassiker von ihm wie "French Connection", "Atemlos vor Angst" oder "Leben und Sterben in L.A." reduzieren, man könnte glatt denken, er sei einer der wichtigsten US-Vertreter des rustikalen Männerkinos. Da wird mit Autos schnell über die Highways gehetzt, da klingen Nachladegeräusche von Schwusswaffen so laut wie ihr abfeuern und da muss auch mal mitten im Urwald bei heftigstem Gewitter ein schwer beladener Laster über eine sehr labile Brücke regelrecht gehievt werden. Aber wird man Friedkin als Regisseur und Künstler wirklich gerecht, wenn man ihn auf die harten Seiten seiner Stoffe beschränkt?

Ein Beispiel: In seinem 1980 erschienenen harten Thriller "Cruising" geht es um die Jagd nach einem New Yorker Serienmörder, der sich explizit in der S&M-Schwulenszene herumtreibt und homosexuelle Männer ermordet. Gejagt wird dieser Mörder von einem Polizisten, den Al Pacino verkörpert. Schon während der Dreharbeiten kam es zu heftigen Protesten aus der homosexuellen Szene, inklusive Aufrufen, die Dreharbeiten absichtlich zu behindern. Pacino äußerte sich in mehreren Interviews selbst überaus ambivalent und kritisch zum fertigen Film, gerade unter Berücksichtigung der Protestbewegung. Als Friedkin selbst von einem Reporter auf diese Sichtweisen seines Stars angesprochen wurde, antwortete er nur: "I don't give a flying fuck into a rolling donut about what Al Pacino thinks."

War Friedkin also als Mensch wirklich so, wie ein erster oberflächlicher Blick auf seine Filme vermuten lässt? Nun ja: "Cruising" mag damals kontrovers gewesen sein, entwickelte sich aber ironischerweise gerade in der Schwulenszene in den Folgejahren und -jahrzehnten zum aufrichtig geschätzten Kultfilm. Und der Presse ging damals durch die Lappen, dass Friedkins grober Spruch in Richtung Pacino nicht einfach nur eine Ausfälligkeit war, sondern sehr feinsinnig ein intelligentes Zitat aus Kurt Vonneguts weltliterarischem Meisterwerk "Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug" abwandelte.

So einfach in eine Schublade stecken, lässt sich der gefeierte Regisseur, dessen größte künstlerische Triumphe in den 70ern stattfanden, also nicht. Friedkins größte Bewunderung galt den Pariser Autorenfilmern der Nouvelle Vague. Über seine Filme sagte er mal selbst, es ginge ihm stets um den "schmalen Grat zwischen Gut und Böse", er glaube nicht an "die reinen Helden oder die reinen Schurken". Allerdings konnte der selbsterklärte Provokateur auch nicht anders, als diesem Statement noch anzufügen, es habe die reinen Schurken natürlich schon gegeben: "Hitler zum Beispiel war so jemand. Aber auch in dem Fall haben es Leute um ihn herum ja ganz anders gesehen. Und war er nicht furchtbar nett zu seinem Hund? Und hat er nicht Eva Braun am letzten Tag seines Lebens geheiratet?"

Friedkin begann seinen Weg durch die Arbeitswelt in der Poststelle eines Chicagoer Lokalsenders, wurde aber schnell zum Macher von Dokumentarfilmen. Schon da liebte er die Kontroversen: Bereits sein erster Dokumentarfilm namens "The People vs. Paul Crump" handelte 1962 von einem Insassen, der seit acht Jahren in der Todeszelle ein Dasein fristete. Direkt gewann Friedkin den Golden Gate Prize des San Francisco International Film Festivals ein – und der Insasse Paul Crump erreichte durch den Film, dass aus der ursprünglich gegen ihn verhängten Todesstrafe nur noch eine lebenslange Haftstrafe gemacht wurde.

Im Spielfilmfach begann er mit Komödien. Der etwas alberne Western-Ulk "Good Times" mit Sonny and Cher war noch nicht der Rede wert, doch seine Musikkomödie "Die Nacht, als Minsky aufflog" suchte 1968 schon die brisanten Themen, hier die Erfindung des Striptease. 1970 wagte er sich mit seinem ersten Drama "Die Harten und die Zarten" bereits unverblümt in die Homosexuellenszene, ehe 1971 auf dem Höhepunkt des New Hollywood sein Durchbruch kam: "French Connection", ein geradezu dokumentarisch inszenierter Polizeifilm, der fünf Oscars gewann, unter anderem für den besten Film und die beste Regie. Er machte Friedkin zu einem Regie-Star. Zwei Jahre später übertraf er seinen kommerziellen Erfolg noch einmal selbst: Sein "Der Exorzist" über ein dämonisch besessenes Mädchen wurde zehnfach oscarnominiert und gilt bis heute als einer der unheimlichsten Filme aller Zeiten.

"Der Exorzist" war so erfolgreich, dass er für seine Weggefährten Steven Spielberg und George Lucas selbst zu einem wichtigen Idol wurde. Friedkin gelang es als erster Regisseur, einen Film zu drehen, der ein Einspielergebnis von mehr als 100 Millionen US-Dollar erzielen konnte. Danach konnte sich das Regie-Wunderkind freimütig Projekte auswählen, doch der große Triumph über Kritik und Publikum stellte sich nicht mehr ein. Sein "Atemlos vor Angst", ein Remake des französischen Klassikers "Lohn der Angst", floppte übel, und wurde u.a. vom parallel laufenden Überhit "Star Wars" verdrängt. Auch seine später erschienenen Klassiker "Cruising" und "Leben und Sterben in L.A." erhielten ihren Status erst im Nachhinein.

Lange Zeit musste er sich im Fernsehen mit kleineren Sachen verdingen, drehte aber u.a. auch ein Remake des 50er Jahre Klassikers "Die 12 Geschworenen" und stellte dafür eine echte Starbesetzung zusammen, von Jack Lemmon über George C. Scott und Armin Mueller-Stahl bis zu James Gandolfini. In den 2000ern gelang ihm mehr und mehr die Kino-Rückkehr, doch den ganz großen Film machte er nicht mehr. Die letzten Jahre seines Lebens arbeitete er an einem Traumprojekt: "The Caine Mutiny Court-Martial". 2023 erblickte dieses Projekt nach vielen Jahren harter Arbeit und vieler Kämpfe durchs moderne Hollywood-Studiosystem das Licht der Welt – allerdings einige Wochen zu spät, um noch vom Macher selbst gesehen zu werden. Friedkin verstarb am 7. August 2023 in Los Angeles an einer Lungenentzündung. Er wurde 87 Jahre alt.

In eine Schublade passt er nicht, sein Werk sogar noch weniger. Er lotete die Grenzen des Genrekinos aus, er zeigte seinen Produzenten, wie man das Undenkbare umsetzen kann und betrat dabei immer wieder das vielseitige Reich der Avantgarde. "Filmemacher leben davon, die Grenze zur Ethik zu brechen", soll er in jungen Jahren schon festgestellt haben. Das Kino war für ihn ein Medium der Konfrontation. So sind seine Filme dominiert von Männeregos, von heizenden Karren, von schnellen Schusswechseln oder teuflischen Begegnungen, aber Friedkin stellt seine Inhalte nie aus, er kämpfte mit ihnen.

Vor seiner Zeit als Spielfilmregisseur arbeitete er an der TV-Serie "Alfred Hitchcock Presents" und traf bei einem Dreh auf Hitchcock in Person, den er als großes Idol sah. Als der Meister das Studio betrat, um seine Anmoderation einzusprechen, war der einzige Satz, den er an den jungen Mann auf dem Regiestuhl richtete: "Mr. Friedkin, Sie tragen gar keine Krawatte." Aber Friedkin rächte sich. Als er nach seinem "French Connection" bei einer Veranstaltung der Director's Guild of America erneut auf Alfred Hitchcock traf, ging er zu dessen Tisch, hielt ihm seinen Schlips unter die Nase und brüllte ihm laut hörbar für alle Anwesenden ins Gesicht: "Na, wie gefällt dir die Krawatte, Hitch?"

Friedkin lebte ein Leben für das Kino. Verfolgungsjagden bewunderte er am meisten. Sie seien das eine erzählerische Element, welches nur auf der Leinwand echte Form annehmen könne. In der Literatur hätten diese nie die nötige Kinetik, um sie direkt erlebbar zu machen. Als Regisseur war ihm das vollumfängliche Erlebnis wichtig. Detailversessen knobelte er mit seinen Editoren die Montagen aus, ekstatisch soll er die Tonbearbeiter mit aller Kraft dabei unterstützt haben, auch akustisch jede Szene zum Optimum anzutreiben. Seine Liebe für den Film gab er so als Pionier des New Hollywood an die nächste Generation weiter. Als "Der Exorzist" 1973 ins Kino kam, saß ein 10-jähriger Junge – natürlich verbotenerweise – im Lichtspielhaus und hatte zwar eine Heidenangst, aber war von da an für immer an das Kino verloren. Neunzehn Jahre später drehte dieser Junge, Quentin Tarantino, mit "Reservoir Dogs" seinen ersten eigenen Kinofilm.
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Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Einen der besten Polizeithriller der 80er erneut gesichtet und komplett reviewt



BeitragVerfasst am: 24.10.2010, 00:53 Titel: Leben & sterben in LA Zitieren Editieren
Leben und sterben in L. A.



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OT: To Live and Die in L.A.
Jahr: 1985
Herstellungsland: USA
Regie: William Friedkin
Cast: William Petersen, Willem Dafoe, Darlanne Fluegel, Debra Feuer, John Torturro, Michael Greene, Robert Downey u. a.


Inhalt:

Zwei Tage vor seiner Pensionierung wird ein Secret Service-Agent ermordet. Sein Partner Richard Chance verdächtigt den skrupellosen Geldfälscher Eric Masters, dem der ermordete Jimmy Hart auf der Spur war. Doch um ihn zu überführen, verwickelt Chance seinen Partner in ein tödliches Katz- und Mausspiel, aus dem es kein Entrinnen gibt...


Review:

(Anmerkung: Wer den Film nicht kennt, sollte die Story wirklich nur anlesen, da ich diesen Review nicht ohne Spoiler schreiben wollte)


Der Film beginnt mit einem spannenden Secret Service-Einsatz, bei dem ein islamischer Terrorist damit droht, sich selbst auf einem Gebäude in die Luft zu sprengen. Das missglückt nur, weil der Partner von Richard Chance den Mann von dem Gebäude herunterreißt. Die Bemerkung von Jimmy Hart dazu: Ich werd langsam zu alt für diese Scheiße!“ - Kennen wir das nicht irgendwoher? Winken

Eine Szene zeigt dann Richard Chance, wie er am Rande einer Autobahnbrücke steht und offensichtlich springen will. Man fragt sich, was das soll, er ist todessüchtig? - Nein, aber lebensmüde, wie der folgende Bungeesprung verrät. Bereits diese Szene verrät Chances draufgängerische Risikobereitschaft und seinen leichten Hang zum Verrückten bzw. Gefährlichem.


Sieben Jahre waren sie Freunde, da findet der besorgte Richard Chance seinen älteren Partner Jimmy Hart zwei Tage vor dessen Pension brutal zusammengeschossen in einem Abfallcontainer auf dem Gelände des berüchtigten und skrupellosen Geldfälschers Eric Masters. Damit beginnt für Chance, der den Killer überführen will, und das um jeden Preis, eine knallharte Ermittlungsarbeit. Bereits in den ersten Tagen bricht er viele moralische und gesetzliche Regeln dabei, so lässt er nach einer missglückten Observation eines Verdächtigen heimlich Beweise mitgehen, hat ein Verhältnis mit einer seiner Informantinnen, droht dieser, wenn sie sich eines Tages weigern sollte, für ihn die Schnüfflerin zu spielen, damit sie wieder einzusperren...Doch das ist nicht alles. Als das Department sich weigert, die erforderlichen 30000 Dollar für einen Köder für Masters herauszugeben, verwickelt er seinen neuen Partner John Vukovich in ein halsbrecherisches Unternehmen.

Von seiner Informantin erfuhr Chance, dass ein Mann auftauchen würde, der in einen Diamantenhehl verwickelt sei. Chance setzt seinen neuen Partner moralisch unter Druck und geht dabei tief unter die Gürtellinie, so dass dieser sich wider besseren Wissens in die Sache verwickeln lässt. Kurz nachdem sie den Gangster überfallen haben, fallen plötzlich Schüsse.

Was William Friedkin dann serviert, ist eine der besten Szenen, die die 80er zu bieten haben. Die beiden Cops fliehen, nachdem der Mann unter Beschuss zusammenbrach, mit ihrem Wagen. Während der 7-minütigen Autoverfolgungsjagd verfolgt die Kamera geradezu die dahinrasenden Autos. Waghalsige Ausweichmanöver, nach einer rasenden Verfolgungsfahrt direkt an den Bahnschienen entlang, scheint ist es überstanden. Doch in den tiefergelegenen Wasseraquädukten kommt es zu weiteren Angriffen gegen die beiden Freunde. Autos schießen aus allen Richtungen auf sie zu, bewaffnete Männer eröffnen ohne Warnung das Sperrfeuer auf sie. Die Lage scheint aussichtslos, Vukovich beginnt auf dem Rücksitz durchzudrehen, während Chance, wie die Gedanken an seinen waghalsigen Bungeesprung wohl zeigen, von Adrenalinschüben und Überlebenswillen angetrieben wird. Als letzten Ausweg sieht Chance die selbstmörderische Geisterfahrt auf den Highway, bei dem es ihnen nach einigen Crashs und Beinahe-Frontalzusammenstößen endlich gelingt, sich ihrer Verfolger zu entledigen...

Bei einer Dienstbesprechung erfahren Vukovich und Chance, dass der Ermordete ein FBI-Agent war und dass das Geld, dass sie ihm abgenommen haben, Regierungsgelder waren. Vukovich bekommt Panik, doch Chance, der mittlerweile die Kontrolle verloren zu haben scheint, will den Deal mit Masters trotzdem durchziehen.Am 30. Januar um 05:15 Uhr kommt es zur Übergabe mit Masters. Seit dem Tod von Chance Partner sind bereits rund anderthalb Monate vergangen, was zeigt, wie besessen Chance bereits von Masters ist.


(letzte Spoilerwarnung, hier werden sehr wichtige Details verraten!!!!!)




Als Chance Masters und seinen Leibwächter endlich festnehmen will, kommt es zur Katastrophe. Chance kann zwar verhindern, dass der Killer Vukovich erschießt, allerdings trifft ihn selbst dabei eine Gewehrsalve mitten ins Gesicht. Vukovich ist jetzt in derselben Situation, in der Chance zuvor gewesen ist. Als Masters ihm in seinem Sportwagen entkommt, verfolgt Vukovich ihn und stellt sich ihm in einem letzten Gefecht auf Leben und Tod...

Die letzte Szene lässt mutmaßen, ob Vukovich nach dem Tod seines Partners abgebrüht geworden ist, oder ob sich von dessen Besessenheit verführen ließ. Jedenfalls ist es schon hart von ihm, als er Ruth, die dachte, sie wäre jetzt endlich frei, eröffnet, dass sie jetzt für ihn arbeiten würde.




Live and Die in L. A. beginnt – insbesondere musikalisch - eigentlich fast wie ein typisches Feelgood-Buddy-Movie - und doch verweigert der Actionthriller von William Friedkin dieses Subgenre mit fortlaufender Spielzeit immer mehr. Zu konsequent, zu blutig, zu düster geht der harte Actionkrimi seinen eigenen Weg und zeigt die Schattenseiten der Polizeiarbeit, verzichtet dabei allerdings – bis auf die legendäre Verfolgungsjagd - auf die in den 80ern typische Larger than Life-Action und konzentriert sich ganz auf die Charaktere seiner Protagonisten und seines Antagonisten. Lediglich einige Hetzjagden zu Fuß, die rasant gefilmt sind und bereits in einigen Szenen zeigen, wie weit Chance bereit ist zu gehen, um den Tod seines Partners zu rächen, bietet die erste Hälfte des knallharten Polizeithrillers.

Wie weit geht ein Cop, um den Mörder seines Partners der gerechten Strafe zu überführen, wenn seine Vorgesetzten Gelder limitieren und deshalb der Verdächtige dadurch munter weitermorden könnte? Und wann steigert er sich in seinen eigenen Wahnsinn hinein, wenn es keinen anderen Weg gibt als den, selbst zum Kriminellen zu werden. Mit allen Konsequenzen...

Vieles an diesem Thriller aus dem Jahre 1985 ist anders. Das ist nicht Lethal Weapon, wo es zwar auch um Mord und Totschlag geht, aber die Action immer wieder durch witzige Einlagen unterbrochen wird. Allenfalls Sarkasmus und bittere Ironie sowie ein paar wenige witzige Dialoge werden dem Film gegönnt, der vor allem den tiefen Fall eines Polizeihelden zeigt, der nichts weiter will als Gerechtigkeit. Viel konsequenter könnte die Entwicklung kaum sein. Zudem gelang Regisseur William Friedkin eine selbst aus heutiger Sicht noch aufregende Autoverfolgungsjagd mit sehr vielen Hindernissen, die noch um einiges aufregender ausfiel als bei „French Connection“. Die waghalsige Jagd durch ein Aquädukt gipfelt schließlich in einer Geisterfahrerfahrt auf dem vollen Freeway. Diese etwa siebenminütige Jagd ist das Highlight des Films und ist hervorragend inszeniert und geschnitten, verzichtet dabei auf Effekthascherei und ist sehr gut in die Geschichte integriert.

Auch der Soundtrack der New Wave-Band Wang Chung verfolgt das Ziel des Filmes, Düsternis und tragische Atmosphäre zu erzeugen perfekt - und klingt zwar einerseits eingängig, andererseits sehr melancholisch.

Was auch sehr gut gelungen ist durch die Zeiteinblendungen, ist, dass der Film klar macht, wie lange und hart Polizeiarbeit sein kann, dass es nicht – wie man oft bei anderen Filmen denken könnte – durch zwei Zufälle zum großen Showdown kommt und danach springt der Held mit seiner Flamme ins Bett...





Zum Cast:

John Torturro (später bekannt aus „Collateral Damage“ & „Transformers“ 1&2) ist hier in einer seiner früheren Kinorollen als Handlanger des Bösewichts zu sehen. Der Hauptprotagonist William Petersen dürfte CSI-Fans bestens bekannt sein. Daniel Defoe bringt einen überzeugenden Antagonisten rüber, der offenbar wahnsinnig geworden ist, was die Jagd nach ihm nicht gerade vereinfacht...



Hintergründe:

Das Lexikon des Internationalen Films schrieb, dass der Film „furios inszeniert“, „gut fotografiert“ sowie an einigen Stellen „sehr spannend“ sei.
Die Redaktion von Rotten Tomatoes schrieb, der Film breche, ähnlich wie French Connection – Brennpunkt Brooklyn, die früheren Konventionen, indem der Held ethisch „verwerflich“ handele – wie sein Gegner.[1]
Wesley Morris, SF Examiner: „Eines der besten Gauner-gegen-Gauner-, Cop-gegen-Gauner-Geplänkel bisher und John Turturros bestes Fluchen in einem Film … die Verfolgungsjagd im sechsspurigen Stossverkehr, bei der Popeye Doyle sich überschlagen und Feuer gefangen hätte … Das einzige Problem ist, dass Friedkin niemals besser werden würde als hier
Der Film gewann 1986 den Stuntman-Award in zwei Kategorien, William Friedkin erhielt einen Publikumspreis
Der Titelsong „To live and Die in L.A.“ erreichte im Dezember 1985 die US-Single Charts (Platz 41)


9 fette von 10 möglichen Punkten
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: Zuletzt gesehener Film

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Das Kindermädchen

Horror-Reißer von Regisseur William Friedkin (Leben und sterben in L.A.), der streckenweise richtig gruselig ist, aber bei der insgesamt dritten Sichtung nicht mehr ganz so schockt wie damals bei der Erstsichtung.

Trotzdem sehenswert, gerade für Erstseher


Besetzung u. a. die hübsche Jenny Seagrove als teufliches Kindermädchen, Theresa Randle (Bad Boys I!!!) in einer kleinen, tödlichen Nebenrolle und eben Bond-Girl Carey Lowell...

Trotzdem sehenswert, gerade für Erstseher

(habe aber die RTL 2 Fassung gesehen, lt. Schnittberichte schein ich aber nicht übermäßig viel verpasst zu haben, waren wohl nur Splatterszenen fast)

gute 6 bis 6,5/10
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: Zuletzt gesehener Film

4
Jade (1995) - William Friedkin

Ich hab lange einen Bogen um den Film gemacht aufgrund der katastrophalen Kritiken, im Zuge einer kleinen Friedkin-Werkschau wollte ich ihm jetzt aber doch mal eine Chance geben: hätte ich´s besser sein gelassen...

Jade ist der typische früh-90er Basic Instinct Rip off und wie bei eigentlich allen Nachfolgern von Verhoevens edlem Sadothriller ist auch dieser Versuch kläglich gescheitert. Die Inszenierung ist lahm und holprig, oft hat man den Eindruck dass ganze Passagen fehlen und die Story im "Rösselsprung" voran kommt. Kaum zu glauben, dass der Regisseur hier wirklich Friedkin hiess, am meisten muss man sich verwundert die Augen reiben was er aus der für dieses Genre obligatorischen Autoverfolgung gemacht hat. Nach seinen zu Klassikern gewordenen Verfolgungen in French Connection und Live and Die in LA wollte er hier anscheinend beweisen, dass man es auch schlechter machen kann - und die Beweisführung ist gelungen. Autos, die minutenlang in einer Menschenmenge sich nur im Schritttempo vorwärtsbewegen: Spannung ist wahrlich was anderes. Schauspielerisch ist das alles klischeehaft und wenig inspiriert dargeboten. Fiorentino als Stone-Kopie ist zwar sexy, aber ansonsten wenig glaubhaft als Frau mit Doppelleben. Caruso spielt hölzern und bringt den Konflikt seiner Rolle zwischen Pflicht und Freundschaft nie rüber und selbst der ansonsten so tolle Palminteri bietet nur Dienst nach Vorschrift.

Die Auflösung ist konfus, das wohl von mindestens 90% des Publikums vorhergesehene Ende kommt dann als Nachklapp. Ein lahmer, langweiliger Film.

Wertung: 4 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Sorcerer (1977) – William Friedkin

Die BR kam heute aus Übersee bei mir an und da ich ja schon seit Monaten voller Vorfreude war landete sie auch gleich in meinem Player. Vorab ein paar einleitende Worte: Sorcerer ist Friedkins 1977 entstandenes Remake des Clouzot-Klassikers Lohn der Angst und kam ganz kurz nach Star Wars in die Kinos. Die Leute wollten SciFi sehen und zeigten Friedkins Film die eiskalte Schulter, so dass dieser mit miserablem Einspiel nach kurzer Zeit aus den Kinos genommen wurde. Für die europäische Auswertung wurde der zweistündige Film um 30 Minuten zusammengerafft, aber auch dieser Fassung war kein langes Leben an der Kinokasse beschert. Sorcerer markierte den Wendepunkt in Friedkins Karriere weg vom hofierten Wunderkind hin zum von Studios und Kritik skeptisch beäugten Aussenseiter. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte Sorcerer jedoch immer mehr den Status eines Geheimtipps und Kultfilms, so äusserten sich zahlreiche Kritiker teilweise überschwänglich über den Film und kein geringerer als Quentin Tarantino zählt den Film zu seinen 12 Lieblingsfilmen. Die an Ostern erschienene BR entstand in Zusammenarbeit zwischen Warner und Friedkin und zeigt den Film restauriert in der ursprünglichen 121minütigen Fassung. Ich kannte bislang nur die 90minuten Fassung (deutscher Titel: Atemlos vor Angst), welche mir bereits sehr gut gefiel – nicht besser, aber auch nicht schlechter als das Clouzot-Original, nur eben deutlich anders. Nun also die Langfassung...

... und was soll man sagen: die Langfassung von Sorcerer ist 70er Jahre Kino vom Allerfeinsten. Kurz Abriss des Inhalts: vier Männer, jeder von ihnen auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, stranden in einem dreckigen Kaff in Südamerika ohne Aussicht dort wieder fortzukommen. Als eine 200 Meilen entfernte Ölquelle in Flammen aufgeht werden sechs Kisten mit Nitroglycerin aus besagtem Kaff benötigt und die vier Protagonisten angeheuert diese Kisten mit 2 LKWs über die unwegbaren 200 Meilen zur Ölquelle zu transportieren. Die in Aussicht gestellte Belohnung und damit die Möglichkeit ihrem Exil entkommen zu können lässt die Männer das sichere Selbstmordkommando in Angriff nehmen.

Der Film ist ein Lehrbuchbeispiel für großartige Regie, Friedkin zeigt sich hier auf der absoluten Höhe seiner Kunst und macht nahezu jede Szene durch Aufbau, Schnitt, Kameraarbeit, Atmosphäre und Musik zu einem Genuss für die Sinne. Allein der 24minütige Prolog (welcher in der 90minuten Fassung bis auf ein paar kleine Flashbacks komplett fehlte) ist eine inszenatorische Meisterleistung, der Film ist permanent in Bewegung, die Kamera wechselt hektisch von dritter zu erster Perspektive, Explosionen werden absolut gewaltig in Szene gesetzt, man ist ultradirekt am Geschehen. Es gibt im Prolog kaum Dialog, dennoch gelingt es Friedkin bereits in diesen einleitenden Szenen seine vier Protagonisten messerscharf und mit erstaunlicher Tiefe zu charakterisieren, jedes Einzelschicksal bleibt dem Zuschauer prägend in Erinnerung und lässt ihn die späteren Handlungen der Figuren bestens nachvollziehen. Überhaupt wird während der zwei Stunden nur sehr wenig gesprochen, Friedkin lässt stattdessen viel lieber die Bilder sprechen und das ist auch mehr als ausreichend! Ich habe nie einen so atmosphärischen Film gesehen wie Sorcerer, man meint den Dreck förmlich zu fühlen und den Schweiss zu riechen. Der Film geht im Greifbarmachen der Urgewalt des Dschungels und des Dritte-Welt-Drecks sogar noch einen Schritt weiter als der in dieser Disziplin bereits herausragende Apocalypse Now, Friedkin gelingt es hier tatsächlich den Zuschauer die Gefühlswelt seiner Protagonisten unmittelbar erleben zu lassen. Die Besetzung ist top, auch ohne große Namen bzw. gerade weil kein übergroßes Starego dem Realismus des Films im Wege steht. Scheider ist tough und kernig, Rabal hinterhältig und verschlagen, Cremer so etwas wie der Sympathieträger und Amidou aufbrausend und listig – die unterschiedlichen Typen ergänzen sich perfekt. Der Film verfügt über eine der wohl spektakulärsten und besten Actionszenen aller Zeiten, in welcher sich die beiden Trucks auf einer klapprigen Hängebrücke über einen reissenden Fluss in Mitten eines Sturms quälen. Es ist mir unbegreiflich, wie man diese Szene drehen konnte, die Brücke neigt sich teilweise so stark, dass die Trucks fast waagrecht im Bild sind! Und mein Gott regnet es in dieser Szene, das sind unfassbare Wolkenbrüche, ich habe nie so viel Regen in einem Film gesehen! Die Spannung ist die gesamte Truckfahrt, welche nahezu die komplette zweite Filmhälfte einnimmt, auf höchstem Niveau und Friedkin lässt hier keinen Moment locker, in dem er den Fahrern und ihren Trucks immer wieder neue Hindernisse in den Weg wirft. Kongenial abgerundet werden die alptraumhaften Bilder vom Soundtrack der deutschen Synthiepioniere Tangerine Dream, welcher verstörend-betörende Klangwelten bereithält. Friedkin bringt den Film konsequent zu Ende, in dem er sich in der allerletzten Szene noch einen bitterbösen Scherz mit dem Publikum auf Kosten der Hauptfigur erlaubt (der in der 90Minuten Fassung auch fehlte).

Ich bin wahrlich kein Freund von Remakes, aber wenn jemand eine so außergewöhnliche Herangehensweise wie Friedkin wählt, dann lasse ich mir das gerne gefallen. Sorcerer ist derart eigenständig und grenzt sich damit so deutlich vom Clouzot-Original ab, dass der Begriff Remake eigentlich eh fehl am Platz ist. Sorcerer ist deutlich rauer, dreckiger, realer, näher am Geschehen, charakterstärker, vielschichtiger als das ja ebenfalls schon sehr gute Original. Die Originalfassung des Friedkin-Films ist der vertsümmelten 90minuten-Fassung deutlich überlegen, durch den Prolog bekommt der Film einen epischen Touch und die Figuren viel mehr Tiefgang, das fatalistische Ende ist die Krönung einer wahrhaftigen Tour-de-Force. Ganz großes Kino von einem ganz großen Regisseur, wenn ich dieses Jahr eine Kaufempfehlung ausspreche, dann diese: holt euch die Sorcerer-BR, der Film ist eine Wucht!
Wertung: 10 / 10



"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Sorcerer - William Friedkin, 1977

Letzten Montag lief auf Arte die 122 min US Fassung von Sorcerer, in einer guten neu erstellten Synchronisation, als deutsche Erstaufführung. Es ist die Neuverfilmung eines Romans aus dem Henri-Georges Clouzot bereits den Klassiker Lohn der Angst (1954) gemacht hatte. Friedkin hat eigentlich nur die Ausgangssituation übernommen, ansonsten sind die Ähnlichkeiten zu Clouzots Film zu gering um es wirklich ein Remake zu nennen. Die europäische 90 min Version ist eine andere Schnittfassung die trotz der kürzeren Laufzeit über 15 min Material enthält das in der US Fassung fehlt.

Sorcerer ist interessant, aber ebenso ein Film mit einigen Macken wie es auch Lohn der angst ist. Die Prolog Szenen, die die Vorgeschichte der 4 Protagonisten beleuchten bringen dem Film fast nichts, dafür hätten einige der Szenen die nur in der europäischen Version drin waren der Geschichte und den Charakteren gut getan. Die ganz große Spannung kommt hier auch nicht auf, was auch daran liegt daß die Charaktere alle etwas blaß bleiben. 7/10 für beide Filme

Bei der Fahrt über die Hängebrücke wurden mir die Gesetze der Physik auch wieder zu weit ausgehebelt um es nicht ein wenig albern zu finden. Bei so einem Film stört mich so etwas, was mir bei anderen, die noch viel mehr überziehen, gleichgültig ist.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Maibaum hat geschrieben:Bei der Fahrt über die Hängebrücke wurden mir die Gesetze der Physik auch wieder zu weit ausgehebelt um es nicht ein wenig albern zu finden. Bei so einem Film stört mich so etwas, was mir bei anderen, die noch viel mehr überziehen, gleichgültig ist.
Kann deine Kritik gerade an dieser Szene wirklich nicht nachvollziehen, das ist für mich eine der faszinierendsten Actionszenen aller Zeiten, gerade weil die diese unmögliche Szene in echt gedreht haben und nicht die Physik im PC auf den Kopf gestellt haben a la Autobahnszene in Matrix 2. Solch einen Aufwand und Risiko geht doch heutzutage keiner mehr ein und man sieht das dieser Szene wie auch dem ganzen Film eben an, das ist echt und wirkt ultrarealistisch. Kann auch die Kritik an Prolog und Figuren nicht nachvollziehen, der Prolog gibt dem Film soviel mehr an Tiefe im Vergleich zur soliden, aber auch weit oberflächlicheren Kurzfassung. Gerade das Aufeinanderfolgen der 4 Prologsequenzen zeigt eindrucksvoll, wie und dass alle Protagonisten im gleichen lecken Boot sitzen. Auch die Art der Inszenierung ist hier superb und erinnert nicht von ungefähr an die Anfangsszenen aus French Connection und dem Exorzisten, allen gemein ist die ungeheure Intensität mit der Friedkin Szenerie und Dramaturgie festhält. Nichtzuletzt ändert sich dadurch auch der Schwerpunkt auf die Figuren, in der Kurzfassung werden ja nur die Hintergrundgeschichten von Cremer und Scheider etwas länger gezeigt, die von Amidou und Rabal nur rudimentär, wodurch diese zu Nebenfiguren degradiert werden, was sie aber nicht sind. Seltsam, dass du die Figuren etwas blass findest, allein schon aufgrund der vier wirklich hervorragenden Darsteller, die allesamt so intensiv und authentisch ihre Rollen verkörpern.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Bei der Fahrt über die Hängebrücke wurden mir die Gesetze der Physik auch wieder zu weit ausgehebelt um es nicht ein wenig albern zu finden. Bei so einem Film stört mich so etwas, was mir bei anderen, die noch viel mehr überziehen, gleichgültig ist.
Kann deine Kritik gerade an dieser Szene wirklich nicht nachvollziehen, das ist für mich eine der faszinierendsten Actionszenen aller Zeiten, gerade weil die diese unmögliche Szene in echt gedreht haben und nicht die Physik im PC auf den Kopf gestellt haben a la Autobahnszene in Matrix 2. Solch einen Aufwand und Risiko geht doch heutzutage keiner mehr ein und man sieht das dieser Szene wie auch dem ganzen Film eben an, das ist echt und wirkt ultrarealistisch. Kann auch die Kritik an Prolog und Figuren nicht nachvollziehen, der Prolog gibt dem Film soviel mehr an Tiefe im Vergleich zur soliden, aber auch weit oberflächlicheren Kurzfassung. Gerade das Aufeinanderfolgen der 4 Prologsequenzen zeigt eindrucksvoll, wie und dass alle Protagonisten im gleichen lecken Boot sitzen. Auch die Art der Inszenierung ist hier superb und erinnert nicht von ungefähr an die Anfangsszenen aus French Connection und dem Exorzisten, allen gemein ist die ungeheure Intensität mit der Friedkin Szenerie und Dramaturgie festhält. Nichtzuletzt ändert sich dadurch auch der Schwerpunkt auf die Figuren, in der Kurzfassung werden ja nur die Hintergrundgeschichten von Cremer und Scheider etwas länger gezeigt, die von Amidou und Rabal nur rudimentär, wodurch diese zu Nebenfiguren degradiert werden, was sie aber nicht sind. Seltsam, dass du die Figuren etwas blass findest, allein schon aufgrund der vier wirklich hervorragenden Darsteller, die allesamt so intensiv und authentisch ihre Rollen verkörpern.
Tja, das finde ich die Szene aus Matrix 2 beeindruckender. Aber ich habe ohnehin keine Probleme mit massivem CGI Einsatz.

Diese Brückenüberquerung sah zwar an sich gut aus, aber statt Spannung kam da eher Ungeduld bei mir auf. Im Sinne von "macht hin damit es weiter geht". Und dann sah da sehr vieles dran sehr unrealistisch aus, und ich habe schon schwere Fahrzeuge bewegt, auch an sehr schiefen Stellen. Hat mich einfach gestört.

Die Prolog Szene waren gut inszeniert, wie vieles am Film, aber ich fand sie trotzdem nichtssagend und weitgehend überflüssig. Die PLO Szene fand ich sogar bizarr im Kontext des Filmes.

Ich denke auch das die schwach gestalteten Charaktere der Hauptgrund waren daß der Film so abgeschmiert ist. Scheider ist nicht der Mann um so einen Film zu tragen. In einer Parallelwelt wäre es lustig zu sehen ob der Film mit McQueen besser gelaufen wäre. Besser sicher, aber wäre es dann gleich ein Hit geworden?
Ich denke McQueen wäre perfekt gewesen, und der Film perfekt für McQueen.

Die anderen waren auch nicht so überzeugend. Cremer konnte sich nur teils entfalten und Rabal blieb erstaunlich schwach. Aber Friedkin war nie gut darin wirklich komplexe Charaktere zu gestalten. Und das wäre hier sehr, sehr wichtig gewesen.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Maibaum hat geschrieben: Tja, das finde ich die Szene aus Matrix 2 beeindruckender. Aber ich habe ohnehin keine Probleme mit massivem CGI Einsatz.

Diese Brückenüberquerung sah zwar an sich gut aus, aber statt Spannung kam da eher Ungeduld bei mir auf. Im Sinne von "macht hin damit es weiter geht". Und dann sah da sehr vieles dran sehr unrealistisch aus, und ich habe schon schwere Fahrzeuge bewegt, auch an sehr schiefen Stellen. Hat mich einfach gestört.
Bei mir ist das genau umgekehrt: die CGI-Orgie macht mich undgeduldig und kann mich nicht zuletzt deshalb wenig begeistern, da ich weiss dass via CGI ja eh alles möglich ist. Eine Szene wie die in Sorcerer kann ich aber schon allein aufgrund der sagenhaften technischen Umsetzung geniessen, ungachtet davon halte ich sie auch für hochspannend inszeniert.

Maibaum hat geschrieben:Die PLO Szene fand ich sogar bizarr im Kontext des Filmes.
Warum das?
Maibaum hat geschrieben:Ich denke auch das die schwach gestalteten Charaktere der Hauptgrund waren daß der Film so abgeschmiert ist. Scheider ist nicht der Mann um so einen Film zu tragen. In einer Parallelwelt wäre es lustig zu sehen ob der Film mit McQueen besser gelaufen wäre. Besser sicher, aber wäre es dann gleich ein Hit geworden?
Ich denke McQueen wäre perfekt gewesen, und der Film perfekt für McQueen.

Die anderen waren auch nicht so überzeugend. Cremer konnte sich nur teils entfalten und Rabal blieb erstaunlich schwach. Aber Friedkin war nie gut darin wirklich komplexe Charaktere zu gestalten. Und das wäre hier sehr, sehr wichtig gewesen.
Ich mag Scheider generell und gerade auch hier, seine kernige Art passt sehr gut zu seiner Figur, die zwar irgendwie schon im Zentrum des Films steht, aber wie ich finde weit weniger als die von Montand im Original. Gegenfrage: gefielen dir die Figuren im Original besser? Dort wurde fraglos mehr gesprochen und über den Dialog hatten die Figuren etwas Gelegenheit sich zu präsentieren. Tatsächlich fand ich aber gerade die Wortkargheit in der Friedkin-Version sehr passend und charakterfördernd, da das ja alles Leute sind, die ihr vormals schmutziges Handwerk ohne viele Worte erledigt haben. McQueen wäre sicher eine sehr sinnige Besetzung gewesen, aber wenn der feine Herr halt unbedingt seine angetraute Misses als Hauptfigur in diesen Film reinpowern hat wollen ist es gut, dass Friedkin diesen Starmäzchen die kalte Schulter gezeigt hat. Mir hat der überflüssige Regisseursgattinen-Auftritt im Original gereicht. :wink:

Du hast geschrieben, dass du dir in der US-Version fehlende Teile der deutschen Fassung zur besseren Charakterisierung gewünscht hättest. An welche Teile denkst du da? Das sind doch mit Ausnahme der Schotterpistenszene nur kleine Brocken, die da anders sind bzw. fehlen, was war da so gravierend, dass es Auswirkung auf die Figuren hätte? Übrigens halte ich das grimmige Ende der US-Version viel besser und passender als den quasi-positiven Schluss der europäischen Kurzfassung. Der Film macht so ja irgendwie gar keinen Sinn, hatte früher immer das Gefühl, dass man da einfach mittendrin aufgehört hat oder das was fehlt (was ja tatsächlich der Fall war).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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AnatolGogol hat geschrieben:
Ich mag Scheider generell und gerade auch hier, seine kernige Art passt sehr gut zu seiner Figur, die zwar irgendwie schon im Zentrum des Films steht, aber wie ich finde weit weniger als die von Montand im Original. Gegenfrage: gefielen dir die Figuren im Original besser? Dort wurde fraglos mehr gesprochen und über den Dialog hatten die Figuren etwas Gelegenheit sich zu präsentieren. Tatsächlich fand ich aber gerade die Wortkargheit in der Friedkin-Version sehr passend und charakterfördernd, da das ja alles Leute sind, die ihr vormals schmutziges Handwerk ohne viele Worte erledigt haben. McQueen wäre sicher eine sehr sinnige Besetzung gewesen, aber wenn der feine Herr halt unbedingt seine angetraute Misses als Hauptfigur in diesen Film reinpowern hat wollen ist es gut, dass Friedkin diesen Starmäzchen die kalte Schulter gezeigt hat. Mir hat der überflüssige Regisseursgattinen-Auftritt im Original gereicht. :wink:

Du hast geschrieben, dass du dir in der US-Version fehlende Teile der deutschen Fassung zur besseren Charakterisierung gewünscht hättest. An welche Teile denkst du da? Das sind doch mit Ausnahme der Schotterpistenszene nur kleine Brocken, die da anders sind bzw. fehlen, was war da so gravierend, dass es Auswirkung auf die Figuren hätte? Übrigens halte ich das grimmige Ende der US-Version viel besser und passender als den quasi-positiven Schluss der europäischen Kurzfassung. Der Film macht so ja irgendwie gar keinen Sinn, hatte früher immer das Gefühl, dass man da einfach mittendrin aufgehört hat oder das was fehlt (was ja tatsächlich der Fall war).
Die europäische Version ist natürlich nur eine üble Stückelfassung, aber sie enthält ein paar Kleinigkeiten die mir als teil der 122 min Fassung mehr Spaß gemacht hätten als der größere Teil des Prolog Materials. Das Terroristen die Ölquelle gesprengt haben (anstelle eines Unfalls) und das gute Nitroglycerin geklaut haben fand ich eine interessante Idee, interessanter als die Prolog Infos. Auch Rabals Erklärung warum er Marquez statt Scheider gewählt hat. Und auch die anderen längeren Passagen scheinen mir interessanter als das Wissen über das für den Film weitgehend bedeutungslose Vorleben der 4.
Sicher, das müsste man dann erst im Film sehen ob es passt, oder nicht doch aus anderen Gründen stört.



http://www.schnittberichte.com/schnittb ... hp?ID=4978

Die PLO Szene ist bizarr weil sie einen aufgesetzten politischen Kontext besitzt, der mir als Fremdkörper erscheinend, zum Restfilm nicht passt, und weil es mir unglaubhaft ist daß ein gesuchter PLO Aktivist sich nach Südamerika absetzt, statt z.b. vom Libanon aus weiter zu kämpfen.

Das Ende der US Fassung finde ich genau so wenig befriedigende wie das aus Clouzots Film. Es ist zwar in beiden Fällen pessimistisch, aber auch in beiden Fällen kein Ende das mir gefällt. Das bei Friedkin noch weniger, und zwar hier gerade weil es nicht gezeigt wird.

Scheider mag ich auch, aber er gibt dem Film nicht viel, aber das mag auch an Friedkin liegen der aus den Figuren nichts herausholt. To Live and Die in LA leidet z.b. auch unter dem blassen Hauptdarsteller.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Interessant, da liegen wir mal wieder ziemlich diametral auseinander. Ich habe bei Sorcerer keinerlei Probleme mit Sachen, die in der Realität unwahrscheinlich sind - sei es nun die Hängebrücke oder der ein oder andere Figurenbackground. Gerade die Prologsequenzen begreife ich eigentlich als eigenständige kleine FIlme im Film und genau so sind sie ja auch inszeniert, vor allem die Amidou-Sequenz. Mit etwas Fantasie findet sich auch eine Erklärung, warum der PLO-Terrorist sich ausgerechnet in ein Kaff in Südamerika verkrochen hat - nur die braucht es doch gar nicht wie ich finde. Viel wichtiger ist doch der Status Quo der jeweiligen Figuren, die Prologszenen sind doch eher ein Ausschnitt aus ihrem früheren Leben und eine kurze Erklärung, warum sie dieses hinter sich lassen mussten. Genauso könnte man auch fragen, wie es Cremer geschafft hat so ungeplant das Land zu verlassen, obwohl sicherlich sehr schnell nach ihm gefahndet worde ist oder wie Scheider trotz seiner Verletzungen sich vom Unfallort entfernen konnte. Wie gesagt, solche Fragen stelle ich mir erst gar nicht.

Die als blass empfundenen Figuren und Darstellerleistungen Friedkin zuzuschreiben halte ich auch für falsch, denn dann hätten French Connection oder Der Exorzist sicherlich das gleiche Problem haben müssen (zumal Hackman bekanntermaßen seine Rolle ja ganz anders auslegen wollte, als wie Freidkin ihn dann letztlich "dirigierte". Hackman ist deswegen ja bis heute nicht sonderlich gut auf den Film zu sprechen). Ich teile deine Meinung hier ja eh nicht, da ich finde das sowohl Figuren als auch die Darstellungen erstklassig sind. Gleiches gilt meiner Meinung nach auch für To Live and Die in LA, Petersen und Dafoe sind großartig, auch Pankow gibt eine sehr beachtliche Vorstellung wie ich finde. Erinnert mich etwas an unsere Diskussion bezüglich Runaway Train vor einiger Zeit, da fandest du die Figuren wenn ich mich recht entsinne auch eher blass, was ich so gar nicht nachvollziehen konnte. So ist das halt mit den unterschiedlichen Geschmäckern. :D

Die Unterschied zwischen den beiden Fassungen halte ich übrigens für sehr gravierend, der Kurzfassung würde ich 7,5 Punkte geben, vielleicht mit viel Wohlwollen 8. Die Langfassung ist ganz klares 10er Material.

Frage: meinst du, der Film wäre für dich in dieser Form wesentlich besser gewesen wenn McQueen den Scanlon gespielt hätte, aber sonst sich nix geändert hätte?
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Wahrscheinlich, nicht viel besser, aber doch etwas. Aber auch das müsste man denn erst gesehen haben.

Bei dem Prolog stelle ich mir auch keine großen Wahrscheinlichkeitsfragen, aber der PLO Background ist bizarr. Ein Fremdkörper.
Der Hauptpunkt aber ist das der Großteil des Prologs bezogen auf den Rest des Films für mich bedeutungslos ist. Ich vermag im Hauptteil weder in Cremer den Ex-Banker noch in Amidou den PLO Kämpfer noch in Scheider den Kleinganoven zu sehen. Auch Rabal will mir von der Ausstrahlung und seinem Handeln her nicht zu seinem Killer Image passen. Da wäre Cremer die bessere Wahl gewesen.
Hätte ich den Film erst ab den Südamerika Szenen gesehen hätte ich lediglich das Ende nicht verstanden, ansonsten wäre der Film derselbe gewesen. Und dadurch hat der Film für mich natürlich ein nicht geringes Strukturproblem.

Hackman gibt der Rolle in French Connection mehr Ausstrahlung als sie eigentlich hat.

Petersen fand ich immer als sehr schwach in TLALDiLA. Dafoe dagegen ist stark. Und Der Exorzist ist ohnehin ein relativ enttäuschender Film. Da bevorzuge ich Boormans Fortsetzung trotz des lahmen Endes.

Als ich anfing mich näher mit Film zu beschäftigen war Friedkin mal kurz ein sehr wichtiger Regisseur, und The French Connection ein zentraler Film. Aber das hat sich schnell gelegt, und auch Friedkins 70er Jahre Filme sind alle ein wenig zu oberflächlich, zu glatt trotz ihrer schmutzigen Bilder. Bei Friedkin ist der flimische Zugang zum Stoff immer ein wenig zu unpersönlich, es fehlt das gewisse Etwas das seine Filme dann auf jenes Level hebt wo es so richtig faszinierend wird.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Du wirst lachen: ich konnte mit Friedkin und seinen Filmen früher nie so wahnsinnig viel anfangen, selbst French Connection fand ich nur gut. Mittlerweile gehört Hurricane Billy aber zu meinen Lieblingsregisseuren und nicht umsonst hab ich in meiner Top100 gleich drei seiner Filme drin und 12 angry Men ist auch nur deshalb nicht drin, weil ein TV-Film. Ein ganz außergewöhnlicher Regisseur wie ich finde, der sowohl in der visuellen Gestaltung seiner Film als auch dramaturgisch für mich zu den ganz großen zählt. Außerdem hat er ein hervorragendes Händchen für Atmosphäre und kitzelt aus seinen Darsteller eigentlich immer ganz außergewöhnliche Leistungen heraus. Dass er gelegentlich auch mal grandios daneben gehauen hat verzeihe ich angesichts seines im großen und ganzen guten bis herausragenden Oevre da sehr gern.

Würdest du Hackman in FC nur auf seine Ausstrahlung reduzieren? Ich finde das eine ganz außerordentliche Darstellung, vielleicht die beste in seiner ganzen Karriere.

Dass du den abgewrackten Dick Burton als Pfaffe, der sich mit Dämonen und einer pubertierenden Linda Blair rumschlagen muss dem Original vorziehst erschüttert mich dann aber doch schon. :lol:
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Mit French Connection konnte ich nie viel anfangen. Der ist mir zu angestaubt und haut mich nie vom Hocker (müsste ihn aber wieder mal sichten, ob es immer noch so ist :)). Sehr gern mag ich allerdings nach wie vor "Live an die in L.A.", der Film hat das gewisse etwas und fängt die 80er perfekt ein. Vor kurzem hat Friedkin mit Killer Joe ein süffisantes Alterswerk hingelegt. Fand ich auch toll. "The Sorcerer"habe ich bis heute nie gesehen. Gibt ja wohl nur die US-BluRay.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

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vodkamartini hat geschrieben: "The Sorcerer"habe ich bis heute nie gesehen. Gibt ja wohl nur die US-BluRay.
Die ist aber dafür exzellent, eine der besten blauen Scheiben in meiner Sammlung - rein technisch, unabhängig vom Film. Nachdem arte jetzt eine komplette Nachsynchro erstellen hat lassen vermute ich mal, dass eine deutsche BD nur noch eine Frage der Zeit ist. Killer Joe fand ich auch ziemlich gut, schöner kleiner gemeiner Film.
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