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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Marvels Iron Man 3
Es war eine verrückte Idee, doch sie hat funktioniert. Das große Crossover einzelner Franchises über Superhelden "The Avengers" war ein riesiger Erfolg. Doch für Produzent Kevin Feige stellte sich nun schnell eine Frage: Wie soll es weitergehen? Wie will man bei den einzelnen Franchisefortsetzungen verfahren? Die Gigantomie von Joss Whedons Zusammentreffen zu toppen war ein Ding der Unmöglichkeit, doch auch inhaltlich stand man vor einem Dilemma, denn wie sollte man nun glaubhaft Bedrohungen kreieren, die zwar zum Eingreifen des einen Helden führen, aber nicht gleich alle Avengers auf einmal auf den Plan rufen? Die Antwort war logisch: Mit einer Geschichte, die ganz auf den jeweiligen Protagonisten zugeschnitten ist. Und so konzentrierte sich Regisseur Shane Black, der den Regisseur der ersten beiden Iron Man Filme Jon Favreau ablöst, nach der Zerstörung Manhattans im Crossover wieder darauf, kleinere Brötchen zu backen. Das Resultat scheint am Ende jedoch etwas zu lange im Ofen gelegen zu haben.
Was zeichnete die Vorgänger aus? Natürlich einerseits die extrem spaßige Auslegung der Blockbuster-Formel, die durch gelungene Actionszenen angereichert wurde und viel auf Ironie und Charakterzeichnung Wert legte. Doch selbstverständlich lebte das ganze auch stark durch Robert Downey Jr., der die Rolle seines Lebens spielte und selbst im Avengers-Film mit seiner brillanten Verschmelzung mit der Tony-Stark-Figur allen die Show stahl. Doch "Iron Man 3" stellt leider unter Beweis, dass auch Downey Jr. nichts ausrichten kann, wenn er gegen ein Nichts an Handlung anspielen muss. Während der erste und zweite Teil noch kluge Botschaften überbrachten und Kritik am US-amerikanischen Waffenlobbyismus übten, sind die Bezüge im dritten Teil bezogen auf das Thema Terrorismus dermaßen mit dem Holzhammer übermittelt, dass die Begriffe "Bezug" oder "Verweis" eigentlich fehl am Platz sind. Das Geschehen auf der Leinwand selbst ist leider ähnlich mittelprächtig. Nach einem stimmungsvollen Beginn glaubt man zwar, trotz des Regiewechsels einen würdigen Nachfolger zu Gesicht zu bekommen, doch bereits die erste Actionszene zeigt, was Favreau oder Whedon besser gelang als Black: Wo erstere ihre Actionszenen trotz aller Abgehobenheit stets mit Humor und Charakterbezug erdeten, trägt Black viel zu dick auf und überdramatisiert jede seiner Einstellungen. Sicherlich war sein Ziel, aus "Iron Man 3" einen deutlich ernsteren Film zu machen, doch es hat mehrere Gründe, warum das nicht so richtig funktionieren konnte.
Einmal funktioniert die Zerrissenheit des Streifens für sich genommen nicht. Auf der einen Seite sind da lustige Einfälle und Sequenzen (die Jingle-Bells-Anzugszene oder Tonys Wortwechsel mit Don Cheadles Iron Patriot), auf der anderen unnötige Handlungselemente, wie die immer mal auftretenden Panikattacken Tonys (als Reaktion auf die Avengers-Katastrophe), die leider völlig überflüssig sind und die keinesfalls zu der sonstigen Auslegung des Charakters im Film passen, weswegen Downey Jr. in diesen Szenen sogar unfreiwillig für Komik sorgt. Während die Action und die humorvolleren Szenen jedoch insgesamt überzeugen können, wirken die dramatischen Inhalte lächerlich und schrecklich absurd. Ganz schlimm ist in dem Zusammenhang alles, was mit den Bösewichten zusammenhängt. An diesen Stellen ist Drew Pearces Drehbuch wirklich eine Frechheit. Die Motivation des Schurken Aldrich Killian, die in einem viel zu platten Intro kurz vorgestellt wird, ist peinlich und dermaßen kurz gedacht, dass selbst Jugendliche darüber werden schmunzeln müssen. Da hätte man seinen Charakter auch lieber zum total eindimensionalen Villain mit Menschenhass verkommen lassen können, statt ihm so einen dämlichen Hintergrund zu verleihen. Dass er zudem von Guy Pearce übermäßig schwach und hölzern gespielt wird, hilft nicht wirklich, die Figur als Teil des Marvel-Universums zu akzeptieren.
Doch was wirklich absolut misslingt, ist die besondere "Fähigkeit" der Schurken. Während "Iron Man" und Sequel mit den bösen Geschäftsmännern spielten, die sich die Technik des Helden zu Nutze machten, sind die Glühwürmchen-artigen Bomben auf zwei Beinen in Blacks Trilogie-Abschluss die eine Spur zu over-the-top, als das man sie noch ernstnehmen könnte. Was ebenfalls nach hinten losgeht, ist der große Twist rund um den von Ben Kingsley gespielten Mandarin, der der vorher großartig eingeführten Figur leider alles an Bedrohlichkeit nimmt, was sie bis dato ausstrahlte und das nur zu Gunsten eines billigen Überraschungseffekts. Doch dennoch ist auch der siebte Film des Marvel Cinematic Universes eine zumindest kurzweilige Angelegenheit, dafür fühlt man sich dem Protagonisten viel zu sehr verbunden und dafür funktioniert auch das Buddy-Gespann Downey Jr. & Cheadle zu gut, als das man den Erlebnissen mit Langeweile folgen könnte. Und auch Gwyneth Paltrow begeistert wieder als eine von wenigen emanzipierten Frauenrollen bei Marvel. Und auch, dass der Charakter Tony mehr Raum verglichen mit seinem Alter Ego Iron Man bekommt, ist eine interessante Idee. Leider verpuffen all diese guten Ansätze spätestens im völlig überladenen CGI-Showdown, der in seiner Größenordnung dann wirklich die Frage aufwirft, warum nicht mal ein Thor oder Hulk vorbeischaut, um gemeinsam mit Iron Man den Tag (und die Welt) zu retten. Vielleicht hätte das dem Ende den nötigen Kick gegeben, den man bereits vorher durchgehend vermisst hatte.
Fazit: Macht der Mann den Anzug oder der Anzug den Mann? Keine Ahnung, jedenfalls hat Shane Black diesen Film gemacht und man wünscht sich im Nachhinein, dass es doch wieder Jon Favreau hinter der Kamera gewesen wäre. "Marvels Iron Man 3" erinnert ein wenig an einen "Matrix Revolutions" oder "X-Men: Der letzte Widerstand": Die Vorgänger waren überzeugend und teilweise großartige Unterhaltung und der letzte Teil kann die hohen Erwartungen trotz seiner Kurzweiligkeit zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Dazu ist in diesem Fall die Handlung zu beliebig und eintönig und die Schurken langweilige Abziehbilder, die zudem durch ihr besonderes Attribut jede ihrer Aktionen lächerlich aussehen lassen. Weniger wäre mehr gewesen, Marvel. Bitte mit einem ordentlichen vierten Teil noch einmal nachbessern!
5/10
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/
Let the sheep out, kid.