Ich seh schon, dass FYEO ein Wahrnehmungsphänomen mit sich trägt. Das liegt wohl daran, dass einzelne Elemente des Filmes sich sehr kontrastrieren.
Eine sehr bodenständige Story mit ernsten Figuren zwischen denen sich ein stoischer Moore und klamaukige Nebencharaktere wie Bibi oder "Thatcher" bewegen. Dumpfere Gewalt und down-to-earth Actionszenen in denen Moore Sprüche klopft und müheloser agiert als angebracht.
Das ist inkonsequent, fällt aber eher unterschwällig auf, weil man von Moore nichts anderes erwartet.
Interessant ist, wenn man etwas recherchiert zur Entstehung des Films. Das Drehbuch wurde weitgehend ein einem großen Tisch mit Brocolli und dem Stuntkoordinator entwickelt. Man merkt direkt, dass die Action an einem frühen Punkt weiter durchdacht wurde. Auch die Gewichtung ist ungewöhnlich hoch. Ich schätze abgesehen von QOS hat kein anderer Bond-Film soviel Actionanteil.
Welche Richtung man gehen wollte ist hier ziemlich klar, umso mehr, da Broccolli sich vor laufender Kamera über MR inhaltlich enttäuscht zeigte. Erklärtes Vorbild wieder mal FRWL.
Das hat Moore anscheinend nicht gefallen. Er war sehr unzufrieden damit, wohin man SEINEN Bond zwängen wollte. Immer wieder sagte er, dies oder das passe nicht zu ihm. Am Ende hat er wohl alles mitgemacht, aber Fleisch und Blut war er ganz offensichtlich nicht dafür.
Ich finde allerdings die Action wird hier etwas zu hoch gefeiert. Der Kletterakts hätte auch zur damaligen Zeit mehr geboten. Mir fehlt die Spannung. Bond ist eigentlich im Nu weit oben angekommen, der Schärge befördert ihn mit zwei Schlägen ca. hundert Meter nach unten und Bond klettert mit den Schnürsenkeln fast mühelos in keinem zeitlich ansatzweise adequaten Verhältnis wieder hoch. Mir fehlt einfach eine etwas längere und intensivere Auflösung, bei der man den Verlauf besser nachvollziehen kann, mehr mit hineingerissen wird; dazu physische Auslastung, verstaubte und verschrammte Hände etc.
Diese ganzen kleinen Mosaiksteine des Films passen nicht recht zusammen. Man will mehr, man kann aber zu wenig. Das gilt eigentlich für alle Ebenen des Films.
Martin007 hat geschrieben: und warum sollte man nicht aus Sicht des Motorradfahrers filmen? Ich finde das eine nette Idee.
Die die ich meine, sind nicht aus der Sicht der Fahrer, sondern von ihnen, schräg unter der Lenkstange.
Da sind wir auf einer Ebene von gewissen Feinheiten. Solche Einstellungen sind immer so sehr gewollt, das man nicht mehr merkt, wie sehr sie nach Lob schreien und losgelöst wirken können. Ein extremes Beispiel sehe ich in LTK, wo (hier tatsächlich) aus Bonds Sicht gefilmt wird, wie er an der Harpune vom Flugzeug über die Wasseroberfläche gezogen wird. Das ist eine stupide herbeigekünstelte Einstellung, die weit aus der Reihe fällt und diese ganze "handgemachte" Auflösung in ihrem Wirklichkeitseindruck durchbricht.