Wie findet ihr FYEO?

1/10 (Keine Stimmen)
2/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
3/10 (Keine Stimmen)
4/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (2%)
5/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5 (9%)
6/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 9 (16%)
7/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 11 (19%)
8/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 15 (26%)
9/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 9 (16%)
10/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (11%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 57

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

421
Amadeus hat geschrieben:Glens Inszenierung dieser Szenarien fehlt noch der Schliff. Immer wieder schaft er es armselige Zwischenschnitte einzubauen (z.B. die Nahen von den Motoradfahrern aus Sicht der Lenker) und die kontrastierende Schnittfolge von Nahen, Großaufnahmen, Halbtotalen etc., mit der er seine Actionszenen gestaltet, hat noch nicht diese ästhetische Souveränität wie später in LTK.
Da muss ich jetzt schon ein wenig grinsen. LTK ist sicherlich gut inszeniert, aber FYEO wirkt was diese Details angeht auf mich deutlich ausgewogener und sicherer inszeniert als Glens letzter Bond-Film. Was an der Motorradsicht "armselig" sein soll, verstehe ich nicht, das ist ein gängiges Stilmittel und handwerklich astrein ausgeführt.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

422
Ich seh schon, dass FYEO ein Wahrnehmungsphänomen mit sich trägt. Das liegt wohl daran, dass einzelne Elemente des Filmes sich sehr kontrastrieren.
Eine sehr bodenständige Story mit ernsten Figuren zwischen denen sich ein stoischer Moore und klamaukige Nebencharaktere wie Bibi oder "Thatcher" bewegen. Dumpfere Gewalt und down-to-earth Actionszenen in denen Moore Sprüche klopft und müheloser agiert als angebracht.
Das ist inkonsequent, fällt aber eher unterschwällig auf, weil man von Moore nichts anderes erwartet.

Interessant ist, wenn man etwas recherchiert zur Entstehung des Films. Das Drehbuch wurde weitgehend ein einem großen Tisch mit Brocolli und dem Stuntkoordinator entwickelt. Man merkt direkt, dass die Action an einem frühen Punkt weiter durchdacht wurde. Auch die Gewichtung ist ungewöhnlich hoch. Ich schätze abgesehen von QOS hat kein anderer Bond-Film soviel Actionanteil.
Welche Richtung man gehen wollte ist hier ziemlich klar, umso mehr, da Broccolli sich vor laufender Kamera über MR inhaltlich enttäuscht zeigte. Erklärtes Vorbild wieder mal FRWL.
Das hat Moore anscheinend nicht gefallen. Er war sehr unzufrieden damit, wohin man SEINEN Bond zwängen wollte. Immer wieder sagte er, dies oder das passe nicht zu ihm. Am Ende hat er wohl alles mitgemacht, aber Fleisch und Blut war er ganz offensichtlich nicht dafür.


Ich finde allerdings die Action wird hier etwas zu hoch gefeiert. Der Kletterakts hätte auch zur damaligen Zeit mehr geboten. Mir fehlt die Spannung. Bond ist eigentlich im Nu weit oben angekommen, der Schärge befördert ihn mit zwei Schlägen ca. hundert Meter nach unten und Bond klettert mit den Schnürsenkeln fast mühelos in keinem zeitlich ansatzweise adequaten Verhältnis wieder hoch. Mir fehlt einfach eine etwas längere und intensivere Auflösung, bei der man den Verlauf besser nachvollziehen kann, mehr mit hineingerissen wird; dazu physische Auslastung, verstaubte und verschrammte Hände etc.

Diese ganzen kleinen Mosaiksteine des Films passen nicht recht zusammen. Man will mehr, man kann aber zu wenig. Das gilt eigentlich für alle Ebenen des Films.
Martin007 hat geschrieben: und warum sollte man nicht aus Sicht des Motorradfahrers filmen? Ich finde das eine nette Idee.
Die die ich meine, sind nicht aus der Sicht der Fahrer, sondern von ihnen, schräg unter der Lenkstange.
Da sind wir auf einer Ebene von gewissen Feinheiten. Solche Einstellungen sind immer so sehr gewollt, das man nicht mehr merkt, wie sehr sie nach Lob schreien und losgelöst wirken können. Ein extremes Beispiel sehe ich in LTK, wo (hier tatsächlich) aus Bonds Sicht gefilmt wird, wie er an der Harpune vom Flugzeug über die Wasseroberfläche gezogen wird. Das ist eine stupide herbeigekünstelte Einstellung, die weit aus der Reihe fällt und diese ganze "handgemachte" Auflösung in ihrem Wirklichkeitseindruck durchbricht.

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

423
Amadeus hat geschrieben:Eine sehr bodenständige Story mit ernsten Figuren zwischen denen sich ein stoischer Moore und klamaukige Nebencharaktere wie Bibi oder "Thatcher" bewegen.
Interessante Idee, aber FYEO bietet ja eben keine bodenständige Story (guck dir die Actionszenen an, die haben wie immer mit Realismus nichts zu tun und beurteile kritisch das Verhalten sämtlicher Figuren). Ernsthafte Charaktere kann ich erst recht nicht entdecken (jedenfalls gemessen am Bond-Standard). Von daher stören die Klamauk-Momente nicht, da es im Film nichts gibt, dass darauf hindeutet, dass man diesen hier ernster nehmen könnte, als einen anderen Bond.
Amadeus hat geschrieben:Ich schätze abgesehen von QOS hat kein anderer Bond-Film soviel Actionanteil.
Da dürften jeder Brosnan-Bond und auch jeder Craig sowie TSWLM oder MR locker mithalten können.
Amadeus hat geschrieben:Da sind wir auf einer Ebene von gewissen Feinheiten. Solche Einstellungen sind immer so sehr gewollt, das man nicht mehr merkt, wie sehr sie nach Lob schreien und losgelöst wirken können. Ein extremes Beispiel sehe ich in LTK, wo (hier tatsächlich) aus Bonds Sicht gefilmt wird, wie er an der Harpune vom Flugzeug über die Wasseroberfläche gezogen wird. Das ist eine stupide herbeigekünstelte Einstellung, die weit aus der Reihe fällt
Das sehe ich ganz anders und das beruht auf der meiner Ansicht nach falsch angenommenen Vermutung, solche Einstellungen würden gemacht werden, um Lob zu provozieren, statt, weil der Regisseur diese so in seiner Vision vorsah. Es ist daher imo völlig verkehrt diesen Moment in FYEO dafür zu kritisieren, dass er einfach nur da ist. Wenn er dich rausreißt, meinetwegen, aber das die Einstellung nach Lob schreit, sehe ich überhaupt nicht, das wäre eher der Fall, wenn mal ganze drei Minuten so gefilmt wären. Und selbst dann wäre es eine künstlerische Entscheidung, die dem Film helfen und nicht Lobhudeleien hervorkitzeln soll.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

424
Nun, dass Moore den Stil von Lewis Gilbert bevorzugte, das könnte gut sein, denn diesen Eindruck erhält man in den jeweiligen Making Ofs oder Audiokommentaren. Er war ja glaube ich auch gut mit ihm befreundet und ich finde persönlich auch, dass er unter Gilbert vermutlich am besten funktionierte, vor allem in TSWLM.

Aus meiner Erinnerung heraus hat er am Ende seines Audiokommentars zu FYEO auch gesagt, dass er mit dem Film nicht ganz glücklich ist. Den genauen Wortlaut weiss ich aber nicht mehr, darum bin ich mir da nicht mehr ganz sicher. Eventuell sagte er auch nur, dass der Stil nicht ganz zu seiner Art Bond passt.

Was die Inszenierung angeht: Die meisten Bondfilme haben doch auffallend inszenierte Szenen, welche die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich ziehen wollen. Bestenfalls ertönt dann noch das Bond-Theme (war das nicht sogar auch in besagter Szene aus LTK der Fall?). Meistens macht das doch viel Spass.
Ich störe mich auch nicht daran, aus Bonds Sicht zu zeigen, wie er aus dem Wasser gezogen wird. Sowas gibt’s in anderen Filmen ja auch und es ist doch auch interessanter, wenn man Sachen ausprobiert, anstatt nur einfach alles abzufilmen. Ok, in QOS gingen die Experimente daneben…;)

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

428
Casino Hille hat geschrieben:
Amadeus hat geschrieben:Eine sehr bodenständige Story mit ernsten Figuren zwischen denen sich ein stoischer Moore und klamaukige Nebencharaktere wie Bibi oder "Thatcher" bewegen.
Interessante Idee, aber FYEO bietet ja eben keine bodenständige Story (guck dir die Actionszenen an, die haben wie immer mit Realismus nichts zu tun und beurteile kritisch das Verhalten sämtlicher Figuren). Ernsthafte Charaktere kann ich erst recht nicht entdecken (jedenfalls gemessen am Bond-Standard).
Vorweg: Mit Story meine ich die Hintergrundgeschichte der Handlung. Bei Bond trenne ich sogar bereitwillig die Action davon, da es klar ist, dass diese nicht organisch von selbst entsteht, kontruiert ist und sich im besten Fall aus und mit der Handlung entwickelt - Bond entsteht halt aus der Fiktion heraus, deshalb ist realistisch immer das falsche Wort in der Diskusion über "Abgehobenheit" und "Bodenständigkeit". An der Stelle gibt es dann bei den meisten Filmen Probleme, aber das hatten wir ja mehrfach schon diskutiert, deshalb zurück zu FYEO:
Wo ist die Story denn nicht bodenständig? ATAC, ein geheimes Raketenlenksystem, geht durch einen Unfall verloren und Mi6 und KGB wollen es in die Hände kriegen. Da der kalte Krieg nur durch Stellvertreter heiß werden durfte, haben beide Seiten ihre Mittelsmänner. Wo sind die nicht bodenständig? Havelock ist Archäologe und Spion und Kristatos und Columbo sind verfeindete Schmuggler. Die Gegenspielern haben keine Gadgets, Waffenarsenale und Privatarmeen in abgefahrenen Verstecken. Wo ist diese ganze Konstellation vom Grunde auf nicht ernsthaft angelegt?

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

429
Plot: Was geschieht.
Story: Wie geschieht es.

Vielleicht deswegen so wenig Zustimmung zu "bodenständige Story"? Ich glaube du meinst eher, worauf die Handlung beruht. Nennen wir es Handlungskern :).
Ja, im Kern kommt FYEO bodenständiger als Moonraker, wo der Bösewicht die Menschheit vom All aus vernichten will, um eine neue Zivilisation auf dem Mond zu gründen, daher, da muss ich zustimmen :lol:
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

AND BEYOND

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

431
dernamenlose hat geschrieben:Kleine Korrektur zu den Gadgets: Die haben die Gegner sehr wohl. Oder war es um 1980 herum üblich, dass Maschienengewehre in Motorräder eingearbeitet wurden? ;)
Wie, hattest du etwa nicht solche in der Garage stehen???

Aber ich kann mich an keine Maschinenpistolen erinnern. Auf dem Marktplatz versuchen die Attentäter Melina und Bond zu überfahren. Wo wird später überhaupt geschossen?

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

432
Bei der Skiverfolgung nutzen sie die kleinen MGs am Motorrad.
Für mich ist das aber noch OK. Es gibt da deutlich absurderes in den Vorgängerfilmen, im Grunde sogar fast jedes Gadget. Wenn man schon in einer (Film)welt unterwegs ist, in dem sich geheime Mächte bekämpfen und Bond von schwarzen gekleideten Leuten auf Motorrädern attackiert wird, dann ist es nicht wirklich weit hergeholt, dass die am Motorrad montierte Schusswaffen haben.
Man schaue sich aber mal die große Autoverfolgung zu Beginn des Films an. Hier wird demonstrativ Bonds (wohlmöglich) mit Gadgets vollgestopfter Lotus gesprengt, um dann eine komplett Gadget-freie Verfolgung zu zeigen, in der es deutlich mehr auf Bonds fahrerisches Talent als auf den Einsatz von Technik ankommt
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

434
danielcc hat geschrieben:Bei der Skiverfolgung nutzen sie die kleinen MGs am Motorrad.
Für mich ist das aber noch OK. Es gibt da deutlich absurderes in den Vorgängerfilmen, im Grunde sogar fast jedes Gadget. Wenn man schon in einer (Film)welt unterwegs ist, in dem sich geheime Mächte bekämpfen und Bond von schwarzen gekleideten Leuten auf Motorrädern attackiert wird, dann ist es nicht wirklich weit hergeholt, dass die am Motorrad montierte Schusswaffen haben.
Sicher, außer wenn man den sogenannten bodenständigen Bond machen will. Dann ist es großer Käse.
Jedenfalls wie du dir alles passend hinbiegst kann du auch bequem aus MR den bodenständigsten aller Bonds machen. Diese Lenkrad MGs sind schon vom Aussehen her lächerlich und extrem unglaubwürdig. Sie beweisen nur wie inkonsequent die Vorgabe eines Back-to-the-Roots-Bond umgesetzt wurde.
Man schaue sich aber mal die große Autoverfolgung zu Beginn des Films an. Hier wird demonstrativ Bonds (wohlmöglich) mit Gadgets vollgestopfter Lotus gesprengt, um dann eine komplett Gadget-freie Verfolgung zu zeigen, in der es deutlich mehr auf Bonds fahrerisches Talent als auf den Einsatz von Technik ankommt
Also genau wie in LALD und TMWTGG und ... hmm ... genau wie in OHMSS und DAF. Oder war da doch mal eine Verfolgungsjagd bei der Bond sich mit Gadgets beholfen hat?

Das hinter der Explosion des Lotos eine Absicht stecken könnte, mit anschließender Weiterfahrt in einem Auto das das Gegenteil des Lotos darstellt, war ja mein Vorschlag gewesen, und ich denke schon daß das auch mit Absicht so getan wurde. Aber der Demonstrationswert wird schon dadurch demontiert daß Bond auch später im Film noch im Lotos unterwegs ist. Und natürlich ist die Selbstsprengung des Lotos selber bereits ein ziemlich großes Gadget.

Und gerade die Verfolgungsjagd mit der Ente belegt nur daß FYEO hier nur wenig mit "Bodenständigkeit" am Hut hat. Denn die gehäuften Albernheiten mit Autos die auf dem Dach landend Karussell fahren oder in Baumkronen enden sind das genau Gegenteil dessen was ich unter Bodenständigkeit verstehen würde.

FYEO ist ein sehr inkonsistenter Film der aus 2 Hälften besteht die nicht so recht zusammenpassen wollen.

Re: Filmbesprechung: For Your Eyes Only

435
Maibaum hat geschrieben:
Also genau wie in LALD und TMWTGG und ... hmm ... genau wie in OHMSS und DAF. Oder war da doch mal eine Verfolgungsjagd bei der Bond sich mit Gadgets beholfen hat?
GF
TB (die Gegner in der PTS werden nach landung mit dem Raketenrucksack weg-gespült)
YOLT (Bond Verfolger werden mit einem Riesenmagneten aus dem Weg gezogen)
TMWTGG: Ja Bond macht "nur" den Spiralsprung", dafür fliegt Scaramanga dann mit einem Flügelauto davon...
TSWLM (äh,... ja)
in MR gibt es keine Autoverfolgung aber jedes andere Gefährt ist vollgestopft wit Gadgets

Ich sage ja nicht, dass es konsequent umgesetzt wurde, aber in jedem gottverdammten Detail (Story, Handlung, Charaktere, Stunts, Frauen, Locations/Kulissen,...) ist FYEO ein deutlich bodenständiger Ansatz.

Wie kommt es eigentlich, dass jeder hier der unvoreingenommen in diesen Thread kommt, dass auch so wahrnimmt???
"It's been a long time - and finally, here we are"