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Re: Star Trek - Der Thread

797
Hille, du sorgst doch immer wieder für Überraschung in unserem Trekathlon. Schön geschrieben und vor allem so, dass man deine Einschätzung bestens nachvollziehen kann. In diversen Punkten ist unsere jeweilige Wahrnehmung sogar praktisch deckungsgleich, vor allem in Bezug auf Shatners Auge für die Einbindung von Landschaften sowie sein Geschick in der Inszenierung besonderer Momente. Darüber hinaus teile ich deine Begeisterung für den Film allerdings dann doch deutlich weniger.
Casino Hille hat geschrieben: und ironischen Humor, der hier teils Gestalt einer Selbstironie annimmt
Den Satz würde ich so unterstreichen, allerdings vor allem das Wörtchen „teils“. Zum wesentlich größeren Teil nimmt der Humor leider die Gestalt von Klamauk und in Lächerliche ziehen an, was besonders bei der „2. Garde“ bei mir einen äusserst unangenehmen Geschmack hinterlässt. Während man bei ST IV noch mit den Figuren lachte und über der Humor sich weitgehend aus dem „fish out of water“-Szenario ergab, so werden die beliebten Crew-Mitglieder hier überzeichnet ohne Ende und zu Witzfiguren degradiert.

Casino Hille hat geschrieben: Der Humor in "The Final Frontier" ist oft etwas verspielt und voller Naivität, doch sitzt ihm das Herz am rechten Fleck und entfaltet sofort einen bezeichnend eigenwilligen Charme, der die Schwere der thematischen Motive der komplexen Handlung etwas entwaffnet und erst akzeptabel werden lässt.
Ich finde, der Humor in ST V konterkariert die Schwere der Handlung. Zwar nicht durchgängig, da vor allem die humorvollen Moment zwischen Kirk, Spock und McCoy oftmals tatsächlich der Handlung dienlich sind (allerdings auch nicht immer, siehe Raktenschuhe im Aufzugsschacht), aber eben doch zumeist, da das Possenspiel um Scotty aus der ansonsten weitgehend seriösen Handlung wie ein unpassendes Element herausragt.
Casino Hille hat geschrieben:Besonders schön ist, dass Shatner auf eine Ego-Show seines Alter Egos Kirk verzichtete, sondern lieber die erwähnte Dreierkonstellation, welche in ihren Rollen mit schlafwandlerischer Souveränität agieren, vollends in den Fokus rückt und zum Dreh- und Angelpunkt des Scripts macht.
Absolut, hier ist der Film dann tatsächlich absolute Spitze innerhalb der Filmserie und diesbezüglich so nach an TOS wie kein anderer der Filme der ersten Generation.

Casino Hille hat geschrieben:Sybok, der mit hypnotischen Fähigkeiten seinen zukünftigen Anhängern ihren größten Schmerz nimmt und so von jeder Angst kuriert, scheitert dabei nicht an der starken Mentalität des Helden-Trios oder deren Ideologie, sondern an deren tiefer emotionaler Verwurzelung zueinander.
Ist es nur Hypnose oder nimmt er seinen „Patienten“ tatsächlich die Last ihres seelischen Schmerzes? Hier ist der Film in meinen Augen nicht eindeutig, da im Anschluß an das jeweilige Prozedere nie auf den Effekt eingegangen wird bzw. er nur so gezeigt wird, dass die „Behandelteten“ sich benehmen wie nach einer Gehirnwäsche. Letzteres impliziert, dass es tatsächlich nur Geistes-Gaukelei ist, was wiederum die Frage aufwirft, warum es Sybok so wichtig ist Kirk, Spock und Pille ebenfalls dieser Hypnose zu unterziehen. Nur um noch ein paar willenlose Werkzeuge auf der Suche nach „Gott“ zu haben? Nur um sie von evtl. Fluchtversuchen abzuhalten? Wenn es tatsächlich Hypnose ohne echte Wirkung ist, dann macht der große Drehbuchhöhepunkt um Pilles Begegnung mit seinem sterbenden Vater und Spocks Erleben seiner eigenen Geburt keinen echten Sinn. Besitzt Sybok hingegen wirklich die Fähigkeit seelische Qualen zu lindern, dann macht dies die „2. Garde“ in ihrem blinden Gefolgsam gegenüber Sybok zu nichts anderen als Deserteuren, die Kirk und die Enterprise bei der erstbesten Gelegenheit im Stich lassen – was hinsichtlich des ihres Verhaltens in den vorangegangenen Teilen und im folgenden 6. Teil vollkommener Nonsens ist.
Casino Hille hat geschrieben:A propos: Auch die oft gescholtenen Special Effects verdienen ein großes Lob. Mag das ganze aus technischer Sicht nicht die Klasse der Vorgänger erreichen, so ist es optisch schon sehr passend und ideal für den Film, besonders die Barriere rund um Sha-Ka-Ree sieht absolut fantastisch aus.
Hier überrascht mich deine Review dann wohl am meisten. Ein ausdrückliches Lob für die Effekte hätte ich wahrlich nicht erwartet, da eigentlich alle eingesetzten FX (auch die Barriere) auf die eine oder andere Art billig auf mich wirken. Ganz besonders übel sind diesbezüglich der in meiner Kritik bereits erwähnte freie Fall Kirks, alle Szenen mit den Shuttles sowie die Flucht der Enterprise per Warpgeschwindigkeit.

Casino Hille hat geschrieben:dass der Weg das Ziel ist und im Falle der Suche nach dem Sinn der Existenz und dem Schöpfer sogar das Ziel sein muss, während die Antwort selbst immer unbefrieidgend sein wird.
Kann ich nachvollziehen, ist mir persönlich aber eine zu einfache Entschuldigung für das sehr unrunde Ende. Zumal der Weg dorthin für mich auch recht holprig ist.
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Re: Star Trek - Der Thread

798
AnatolGogol hat geschrieben:Ist es nur Hypnose oder nimmt er seinen „Patienten“ tatsächlich die Last ihres seelischen Schmerzes? Hier ist der Film in meinen Augen nicht eindeutig, da im Anschluß an das jeweilige Prozedere nie auf den Effekt eingegangen wird bzw. er nur so gezeigt wird, dass die „Behandelteten“ sich benehmen wie nach einer Gehirnwäsche. Letzteres impliziert, dass es tatsächlich nur Geistes-Gaukelei ist, was wiederum die Frage aufwirft, warum es Sybok so wichtig ist Kirk, Spock und Pille ebenfalls dieser Hypnose zu unterziehen. Nur um noch ein paar willenlose Werkzeuge auf der Suche nach „Gott“ zu haben? Nur um sie von evtl. Fluchtversuchen abzuhalten? Wenn es tatsächlich Hypnose ohne echte Wirkung ist, dann macht der große Drehbuchhöhepunkt um Pilles Begegnung mit seinem sterbenden Vater und Spocks Erleben seiner eigenen Geburt keinen echten Sinn. Besitzt Sybok hingegen wirklich die Fähigkeit seelische Qualen zu lindern, dann macht dies die „2. Garde“ in ihrem blinden Gefolgsam gegenüber Sybok zu nichts anderen als Deserteuren, die Kirk und die Enterprise bei der erstbesten Gelegenheit im Stich lassen – was hinsichtlich des ihres Verhaltens in den vorangegangenen Teilen und im folgenden 6. Teil vollkommener Nonsens ist.
Mal wieder ohne allzu viel vorwegnehmen zu wollen, aber ich finde dass der Film insgesamt doch eher auf eine "Erleuchtung" der Betroffenen hindeutet. Also im Sinne dass sie quasi eine neue Sichtweise verliehen bekommen, aber nicht gegen ihren Willen unter Hypnose handeln. Indiz dafür ist dass gerade bei zentralen Figuren wie Chekov und Suli nie gezeigt wird wie sie diese "Hypnose" brechen, es scheint am Ende keine wirklichen Konsequenzen zu geben dass sie gegen das "Triumvirat" gehandelt haben, wie die gesamte Schiffsbesatzung der Enterprise zum Schluss hin allgemein völlig harmonisch agiert wenn man bedenkt wie gewaltsam Sybok eigentlich da eingegriffen hat. Aber vielleicht ist das ja alles einfach nur schlampiges Storytelling.
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Re: Star Trek - Der Thread

799
GoldenProjectile hat geschrieben:Mal wieder ohne allzu viel vorwegnehmen zu wollen, aber ich finde dass der Film insgesamt doch eher auf eine "Erleuchtung" der Betroffenen hindeutet. Also im Sinne dass sie quasi eine neue Sichtweise verliehen bekommen, aber nicht gegen ihren Willen unter Hypnose handeln. Indiz dafür ist dass gerade bei zentralen Figuren wie Chekov und Suli nie gezeigt wird wie sie diese "Hypnose" brechen, es scheint am Ende keine wirklichen Konsequenzen zu geben dass sie gegen das "Triumvirat" gehandelt haben, wie die gesamte Schiffsbesatzung der Enterprise zum Schluss hin allgemein völlig harmonisch agiert wenn man bedenkt wie gewaltsam Sybok eigentlich da eingegriffen hat. Aber vielleicht ist das ja alles einfach nur schlampiges Storytelling.
Wenn sie wie du schreibst erleuchtet wurden, dann ist ihre Untreue gegenüber Kirk und Schiff unentschuldbar und ein kompletter Charakterbruch zu allem davor und danach. Würde Sulu, sofern er sich das Bein bricht und von einem Arzt behandelt wird, diesem auch gleich das Schiff übereignen, damit der weissgottwohin fliegen kann? :wink: Wie bereits geschrieben ist die andere Variante auch nicht schlüssiger, daher würde ich deinen letzten Satz ganz dick unterstreichen wollen. :)
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Re: Star Trek - Der Thread

800
AnatolGogol hat geschrieben:Schön geschrieben und vor allem so, dass man deine Einschätzung bestens nachvollziehen kann.
Danke dir und Daniel im Vorpost, ja, ich hab bei Star Trek wohl warum auch immer eine Schwäche für die Filme, die mir völlig unverständlicherweise als Außenseiter der Reihe gelten und gerade 1 und 5 sind für mich die beiden großen Geheimtipps im Star Trek Kosmos, die dann auch wesentlich mit Trek für mich sind, als beispielsweise die beiden Nimoys. Ich denke, das liegt auch daran, dass mir Star Trek dann am besten gefällt, wenn es große Themen anspricht, wenn es seinem Ursprung entsprechend den Fokus auf das Entdecken legt und sich auf seine Ur-Stärken besinnt, die auch gerade die beiden Serien so groß gemacht haben. Trek 3 und 4 mögen unterhaltsam sein, aber sie sind mir vermutlich zu gewöhnlich, vielleicht auch zu einfach in vielen Punkten und wirken dann doch wie ausgedehnte TV-Episoden. Star Trek I oder V sind dafür meinem Empfinden nach die perfekten Kino-Adaptionen der Ideale und Ziele der TOS im würdigen Leinwand-Format, letzterer ist sogar wie ein gelungenes, geschmeidiges Best Of der Serie.
AnatolGogol hat geschrieben:so werden die beliebten Crew-Mitglieder hier überzeichnet ohne Ende und zu Witzfiguren degradiert
Das finde ich etwas sehr hart. Sulu und Chekovs Verlaufen im Yosemite Park finde ich ehrlich gesagt absolut herzlich, das ist eine tolle Idee und passt irgendwie sogar sehr gut zu den Figuren, so etwas ähnliches kenne ich sogar aus dem Privatleben. Imo ist das richtig spaßig und der oft kritisierte Uhura-Striptease ist doch Selbstironie pur und gibt der Nichols neben den etablierten Altherren auch mal die Gelegenheit, ein wenig mit sich selbst zu kokettieren. Ich kann durchaus verstehen, wenn einem das nicht zusagt, aber das tolle an ST V ist für mich, dass er an vielen Stellen nicht ernst genommen werden will oder bewusst seiner selbst parodiert, dann aber dennoch sehr emotional und hochgradig spannend ist. Dieser Kontrast, der mag wie auf dich auch konterkarierend wirken, aber ich sehe darin nicht unbedingt einen großen Widerspruch, wohl auch, weil für mich der Ernst der Situation nicht abbricht (einfach deshalb, da die grundlegende Situation der Mission immer präsent bleibt und das gemeinsame Lachen mit dem Zuschauer nur Nebenschauplatz ist). Zu der Szene, in der Scotty sich selbst in die Bewusstlosigkeit befördert, habe ich eine andere Meinung. Ist es nicht so, dass er das Schiff eben NICHT wie seine Westentasche kennt, wie er vorher behauptet, sondern es eben noch sehr neu und um Umbau war und ist und er eher zum Schein (und zur Freude darüber, wieder auf der Enterprise zu sein) derartige Behauptungen äußert? Für mich hat das immer gepasst, inhaltlich.
danielcc hat geschrieben:Mein Lieblings Zitat: "Wozu braucht Gott ein Raumschiff?"

Ja, das ist absolut großartig, einer der schönsten Sätze des Franchises und mein Lieblingsmoment des Films, der ein wenig als dramaturgische raison d'être auftritt und viele Motive des Films wunderbar aufgreift und zu einem Abschluss führt. Das ist wunderbar gemacht und könnte original aus den besten Folgen von TNG sein.
AnatolGogol hat geschrieben:Ist es nur Hypnose oder nimmt er seinen „Patienten“ tatsächlich die Last ihres seelischen Schmerzes?
Für mich steht fest, dass er ihnen das Leid tatsächlich nimmt, allerdings eben nicht auf ewig, sondern nur auf begrenzte Zeit, er schafft praktisch eine Illusion, in der das Leid getilgt wird, aber unweigerlich irgendwann zurückkehren muss (weil wir - wie Kirk richtig bemerken - unseren Schmerz brauchen, er uns erst menschlich macht). Darin liegt dann ein gewisser verklärender Effekt, in der die Furchtlosigkeit jeden Schmerz bedeckt und eine Erleuchtung mitsich bringt, die Sybok zu seinem Vorteil nutzt, was auch die Herkunft der häufig erwähnten Gehirnwäsche erklären würde. Mit hypnotisch meinte ich eigentlich eher die Art und Weise, wie er ihnen ihre großen Leidspunkte im Leben vorhält und präsentiert, da diese Art des bewussten erneuten Erlebens mit dem heutigen Hypnosehandwerk gar nicht mal so wenig zu tun hat und näher an der Realität dran ist, als man da jetzt vielleicht glauben mag und es scheint mir auch in dieser Hinsicht inszeniert zu sein. Das mag auch hier wieder bei vielen nicht funktionieren, aber wie in fast allen anderen inhaltlichen Dingen halte ich ST V für sehr ambitioniert und gerade deshalb für interessant, wenngleich auch mir nicht alle Zusammenhänge ganz klar sind (Frage: müssen sie das denn überhaupt?). Wichtiger ist doch eh, dass "The Final Frontier" den Geist und die Seele Star Treks auf eine ganz neue und doch vertraute Art und Weise frisch definiert und daraus seine große Faszination schlägt.
AnatolGogol hat geschrieben:Ein ausdrückliches Lob für die Effekte hätte ich wahrlich nicht erwartet
Ganz wichtig: Es geht mir nicht um die technische Qualität der Effekte, die sicherlich unter allen Vorgängern anzusiedeln ist und immer dann am saubersten und besten ausschaut, wenn man Shots aus ST IV recyclet hat. Es geht eher um das Design, um die Präsentation der Effekte. Die Shuttle-Landung in der Enterprise ist beispielsweise eine wirklich stark inszenierte Szene (und das trotz der für sich genommen schwachen VFX), genauso wie alles, was in der Barriere oder im Showdown passiert (auch wenn man froh sein muss, dass Shatner dort seine Idee von diesen merkwürdigen Steinkreaturen nicht umsetzen konnte, die dann immerhin in "Galaxy Quest" noch verwendet wurde). Das wird alles toll präsentiert und es hat trotz seiner minderen fachlichen Qualität einen enormen Effekt auf mich, der mir dann auch wichtiger als die reine Bewertung der technischen Umsetzung ist.
AnatolGogol hat geschrieben:ist mir persönlich aber eine zu einfache Entschuldigung für das sehr unrunde Ende
Das war gar nicht so gemeint, dass ich damit das Ende des Films rechtfertigen wollen würde, sondern eine inhaltliche Analyse dessen, was uns der Abschluss des Films metaphorisch mitteilen will. Siehe dazu den Dialog zwischen Kirk und Spock gleich zu Beginn des Films, als Kirk richtigerweise argumentiert (oder nicht-argumentiert?), dass man nur deshalb einen Berg besteige, weil er da sei und einem damit die Möglichkeit biete. So ähnlich verhält es sich mit der Suche nach Gott oder einem Sinn der Schöpfung (welcher Form auch immer, hier kann Gott auch stellvertretend beispielsweise für den Urknall sein). ST V argumentiert klar, dass diese Suche (im Film wie im Leben, das ist eben ein Teil der Philosophie des Filmes, die man nicht teilen muss, aber kann und darf) am Ende keine vollends befriedigende Antwort geben kann, da jede Art der Antwort eine Form der Unzufriedenheit mit sich bringen würde. Diese Unzufriedenheit wird direkter Bestandteil der Handlung, als "Gott" sich als falscher Freund entpuppt und Syboks Glaube (seine Existenzberechtigung) sichtlich in seinem Gesicht zerbricht, ihm aber (interessanterweise) dadurch eine Form der Erleuchtung bringt, die zu der Opferung seinerseits führt. Trotz aller Erlebnisse ist Kirks christlicher Glaube jedoch schlussendlich nicht verschwunden, sondern überwindet die Grenzen des Räumlichen und geht dorthin, where no man has gone before. Das ist für mich schlüssig und eine sehr schöne Sichtweise, die gleichzeitig religionskritisch (Sybok) wie aber auch neutral oder leicht positiv Religionen gegenüber auftritt und letztendlich die Existenz einer Gottheit sogar offen lässt, denn wo es einen Teufel gibt, da muss doch irgendwo auch ein Gott sein. Oder?
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Re: Star Trek - Der Thread

801
Casino Hille hat geschrieben: Das finde ich etwas sehr hart. Sulu und Chekovs Verlaufen im Yosemite Park finde ich ehrlich gesagt absolut herzlich, das ist eine tolle Idee und passt irgendwie sogar sehr gut zu den Figuren, so etwas ähnliches kenne ich sogar aus dem Privatleben.
Chekovs Versuche mittels pfeifen Windgeräusche zu erzeugen sind schon sehr albern wie ich finde. Noch schlimmer finde ich aber die Schlussszene, in der Sulu und Chekov wie zwei unreife Pennäler sabbernd hinter Vixes herlaufen. Sowas kenne ich auch aus dem Privatleben, will es aber nicht unbedingt bei Star Trek sehen. :)
Casino Hille hat geschrieben: Imo ist das richtig spaßig und der oft kritisierte Uhura-Striptease ist doch Selbstironie pur und gibt der Nichols neben den etablierten Altherren auch mal die Gelegenheit, ein wenig mit sich selbst zu kokettieren.
Das sieht mir genauso wenig nach mit sich selbst bzw. dem eigenen Alter kokettieren aus wie Shatner im engspanneden Climbing-Outfit als Hochleistungsbergsteiger. Für mich wirkt das eher nach: das bringen wir immer noch, das geht schon durch. Und das tut es eigentlich nicht. Hinzu kommt, dass das Uhura-Tänzchen richtig doof inszeniert ist und auch wenn ich mich wiederhole: Nichelle, bei aller Liebe, aber die Zeit war dafür einfach bereits abgelaufen.
Casino Hille hat geschrieben: Zu der Szene, in der Scotty sich selbst in die Bewusstlosigkeit befördert, habe ich eine andere Meinung. Ist es nicht so, dass er das Schiff eben NICHT wie seine Westentasche kennt, wie er vorher behauptet, sondern es eben noch sehr neu und um Umbau war und ist und er eher zum Schein (und zur Freude darüber, wieder auf der Enterprise zu sein) derartige Behauptungen äußert? Für mich hat das immer gepasst, inhaltlich.
Das stimme ich dir zu, das ergibt inhaltlich durchaus Sinn. Doof ist die Szene aber dennoch, vor allem da praktische alle Szenen mit Scotty genau diesen Holzhammerklamauk bedienen. Scotty trifft es von allen Figuren am härtesten, er wird durchgängig der Lächerlichkeit preisgegeben. Ich will mit Scotty lachen, nicht über ihn.

Casino Hille hat geschrieben: Für mich steht fest, dass er ihnen das Leid tatsächlich nimmt, allerdings eben nicht auf ewig, sondern nur auf begrenzte Zeit, er schafft praktisch eine Illusion, in der das Leid getilgt wird, aber unweigerlich irgendwann zurückkehren muss (weil wir - wie Kirk richtig bemerken - unseren Schmerz brauchen, er uns erst menschlich macht). Darin liegt dann ein gewisser verklärender Effekt, in der die Furchtlosigkeit jeden Schmerz bedeckt und eine Erleuchtung mitsich bringt, die Sybok zu seinem Vorteil nutzt, was auch die Herkunft der häufig erwähnten Gehirnwäsche erklären würde. Mit hypnotisch meinte ich eigentlich eher die Art und Weise, wie er ihnen ihre großen Leidspunkte im Leben vorhält und präsentiert, da diese Art des bewussten erneuten Erlebens mit dem heutigen Hypnosehandwerk gar nicht mal so wenig zu tun hat und näher an der Realität dran ist, als man da jetzt vielleicht glauben mag und es scheint mir auch in dieser Hinsicht inszeniert zu sein.
Dann ist es aber auch nicht „echt“, sondern nur eine Art zeitweise Betäubung. Und so dann doch nur Gaukelei, also warum soll Sybok nachdem er das Schiff vollständig unter Kontrolle hat so sehr daran interessiert sein Kirk, Spock und McCoy diesem Prozedere zu unterziehen?




Casino Hille hat geschrieben: Ganz wichtig: Es geht mir nicht um die technische Qualität der Effekte, die sicherlich unter allen Vorgängern anzusiedeln ist und immer dann am saubersten und besten ausschaut, wenn man Shots aus ST IV recyclet hat. Es geht eher um das Design, um die Präsentation der Effekte. Die Shuttle-Landung in der Enterprise ist beispielsweise eine wirklich stark inszenierte Szene (und das trotz der für sich genommen schwachen VFX), genauso wie alles, was in der Barriere oder im Showdown passiert (auch wenn man froh sein muss, dass Shatner dort seine Idee von diesen merkwürdigen Steinkreaturen nicht umsetzen konnte, die dann immerhin in "Galaxy Quest" noch verwendet wurde). Das wird alles toll präsentiert und es hat trotz seiner minderen fachlichen Qualität einen enormen Effekt auf mich, der mir dann auch wichtiger als die reine Bewertung der technischen Umsetzung ist.
Das Lob sollte dann aber besser Shatners Inszenierung denn den Effekten zustehen. Die Shuttleszenen blieben mir eigentlich nur wegen den sehr schwachen Effekten in Erinnerung.

Casino Hille hat geschrieben: Das war gar nicht so gemeint, dass ich damit das Ende des Films rechtfertigen wollen würde, sondern eine inhaltliche Analyse dessen, was uns der Abschluss des Films metaphorisch mitteilen will. Siehe dazu den Dialog zwischen Kirk und Spock gleich zu Beginn des Films, als Kirk richtigerweise argumentiert (oder nicht-argumentiert?), dass man nur deshalb einen Berg besteige, weil er da sei und einem damit die Möglichkeit biete. So ähnlich verhält es sich mit der Suche nach Gott oder einem Sinn der Schöpfung (welcher Form auch immer, hier kann Gott auch stellvertretend beispielsweise für den Urknall sein). ST V argumentiert klar, dass diese Suche (im Film wie im Leben, das ist eben ein Teil der Philosophie des Filmes, die man nicht teilen muss, aber kann und darf) am Ende keine vollends befriedigende Antwort geben kann, da jede Art der Antwort eine Form der Unzufriedenheit mit sich bringen würde. Diese Unzufriedenheit wird direkter Bestandteil der Handlung, als "Gott" sich als falscher Freund entpuppt und Syboks Glaube (seine Existenzberechtigung) sichtlich in seinem Gesicht zerbricht, ihm aber (interessanterweise) dadurch eine Form der Erleuchtung bringt, die zu der Opferung seinerseits führt. Trotz aller Erlebnisse ist Kirks christlicher Glaube jedoch schlussendlich nicht verschwunden, sondern überwindet die Grenzen des Räumlichen und geht dorthin, where no man has gone before. Das ist für mich schlüssig und eine sehr schöne Sichtweise, die gleichzeitig religionskritisch (Sybok) wie aber auch neutral oder leicht positiv Religionen gegenüber auftritt und letztendlich die Existenz einer Gottheit sogar offen lässt, denn wo es einen Teufel gibt, da muss doch irgendwo auch ein Gott sein. Oder?
Nein, das sehe ich anders. Vor allem die Figur Sybok ist gerade im Finale für mich nicht glaubwürdig entwickelt.
Spoiler
Jemand der sein gesamtes Leben einer Suche untergeordnet hat und dafür alle Risiken aufsich genommen hat und alle Brücken hinter sich abegebrochen hat verliert umgehend seinen ganzen „Glauben“, nur weil der vermeintliche Gott bösartig ist? Nur, weil er sich eines Raumschiffes bemächtigen will? Dieser komplette Charakterwandel weg vom bedingungslos Gläubigen hin zum schmerzhaft Erwachenden, das geht mir viel zu schnell und ist aufgrund der Handlung auch nicht gerechtfertigt. Und was macht das dann im Umkehrschluss aus der von dir genannten Präambel des Films „Der Weg ist das Ziel“? Was ist eine hingebungsvolle Suche wert, wenn die daran geknüpften Ideale im Handumdrehen vergessen werden? Wozu überhaupt suchen, wenn man eh nur enttäuscht wird? Das Finale vermittelt mir zudem den Eindruck, dass Syboks Wandel auch damit zu tun hat, dass er nicht findet was er sucht. Aber nicht etwa, weil es kein „Gott“ ist, sondern weil dieser „Gott“ oder dieses Wesen nicht seinen Vorstellungen und Erwartungen entspricht. Auch hier stellt sich mir die Frage: wozu einen Weg begehen, wenn man vorgefertigte Erwartungen mit sich rumträgt, die zwangsläufig am Ende des Weges enttäuscht werden müssen? Ironischerweise empfand ich den „Gott“ von Sha Ka Ree immer erstaunlich stimmig hinsichtlich des alttestamentarischen Gottesbildes. Warum also überhaupt seine Echtheit in Frage stellen?

Es hilft zugegebenermaßen auch wenig, dass das Finale so unglaubwürdig ist. Die Enterprise schiesst einen Photonentorpedo genau dorthin, wo Kirk & Co stehen und es passiert ihnen nichts? „Gott“ lässt sich von ein paar Laserschüssen des Bird of Prey einfach so vertreiben, nachdem ihm zuvor der Photonentorpedo überhaupt nix ausgemacht hat?
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Re: Star Trek - Der Thread

802
AnatolGogol hat geschrieben:Ironischerweise empfand ich den „Gott“ von Sha Ka Ree immer erstaunlich stimmig hinsichtlich des alttestamentarischen Gottesbildes. Warum also überhaupt seine Echtheit in Frage stellen?
Es geht nicht darum, ob dieser Gott nicht eventuell doch dem alttestamentarischen Gott entsprechen könnte. Es geht viel mehr darum, dass Gott, also das, was wir uns unter Gott vorstellen (halt, ich klammere mich aus dem Wir aus und beziehe es auf Gläubige) kein Echtheitszertifikat braucht, sondern in uns existiert. Was Gott wirklich ist, was Gott wirklich will und ob Gott wirklich ein Raumschiff braucht oder nicht (hehe), das ist für uns bedeutungslos, weil es viel wichtiger ist, was Gott oder die Lehre Gottes für einen selbst bedeutet und wie es den Einzelnen prägt und sich auf dessen Entwicklungen und Überzeugungen ausprägt. Dass der falsche Gott also durchaus auch in Teilen der echte Gott sein könnte, ist eine Möglichkeit, die der Film intelligenterweise durchaus offenlässt.
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Re: Star Trek - Der Thread

803
Casino Hille hat geschrieben: Es geht nicht darum, ob dieser Gott nicht eventuell doch dem alttestamentarischen Gott entsprechen könnte. Es geht viel mehr darum, dass Gott, also das, was wir uns unter Gott vorstellen (halt, ich klammere mich aus dem Wir aus und beziehe es auf Gläubige) kein Echtheitszertifikat braucht, sondern in uns existiert.
Warum dann überhaupt nach ihm Suchen? Also ist Sybok ein Synonym für irregeleiteten Glauben? Er meint zu glauben und ist auf der Suche nach dem, an was er glaubt. Tatsächlich glaubt er jedoch nicht, sondern glaubt nur zu glauben? Das mag theoretisch alles seinen Reiz haben, aber bleibt mir innerhalb des Films doch zu abstrakt.

Casino Hille hat geschrieben: Was Gott wirklich ist, was Gott wirklich will und ob Gott wirklich ein Raumschiff braucht oder nicht (hehe), das ist für uns bedeutungslos, weil es viel wichtiger ist, was Gott oder die Lehre Gottes für einen selbst bedeutet und wie es den Einzelnen prägt und sich auf dessen Entwicklungen und Überzeugungen ausprägt. Dass der falsche Gott also durchaus auch in Teilen der echte Gott sein könnte, ist eine Möglichkeit, die der Film intelligenterweise durchaus offenlässt.
Ok, das leuchtet mir ein. Aber ich bleibe dabei, es ist in der Umsetzung des Films zu abstrakt, auch weil der Wandel von Sybok hier nicht überzeugend rübergebracht wird. Wobei ich die intelligenten Ideen hier nicht einfach vom Tisch fegen möchte. Ich sehe das durchaus, dass man sich hier sehr viele Gedanken gemacht hat, auch hinsichtlich der Teile, in denen es um das „was macht uns aus“ bzw. „was macht uns zu dem, was wir sind“ geht (wozu der Glaube oder vermeintlicher Glaube ja auch gehört). Meine Kritik richtet sich vielmehr an die Umsetzung des Ganzen, die allzu oft hinter den Möglichkeiten dieser Grundprämissen herhinkt. Mein Problem mit ST V ist letztlich das gleiche wie bei ST I: es sind nicht die großen Ideen, die du völlig richtigerweise in den höchsten Tönen lobst, es ist die Umsetzung und die vielen Schwächen drumherum. Tatsächlich sind es auch genau diese großen Themen und Denkansätze, die mir vor jeder Sichtung suggerieren, dass die beiden Filme eigentlich besser sind, als ich es in Erinnerung habe. Die technische Umsetzung holt mich dann aber jedes mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück (wobei man das – ganz offensichtlich – natürlich auch ganz anders sehen kann).


Und da ich dich bei diesem Punkt nicht so einfach auslassen möchte ( :mrgreen: ): warum will Sybok die drei seinem Schmerz-Prozedere unterziehen und warum meutert die zweite Garde ohne Grund und Konsequenz?
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Re: Star Trek - Der Thread

806
"Auch schafft Shatner in nur wenigen Minuten eine dichte Atmosphäre, diesmal die der frotzeligen Freundschaft zwischen dem Führungstrio Kirk, Spock und McCoy. Wie die drei abends am Lagerfeuer campen und Spock beinahe verzweifelt versucht den Sinn hinter dem von den beiden anderen intonierten Kinderlied „Row, Row, Row Your Boat" zu entschlüsseln, ist einer der witzigsten und trefflichsten „Beziehungs-Momente" der Filmreihe."
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Star Trek - Der Thread

807
vodkamartini hat geschrieben:"Auch schafft Shatner in nur wenigen Minuten eine dichte Atmosphäre, diesmal die der frotzeligen Freundschaft zwischen dem Führungstrio Kirk, Spock und McCoy. Wie die drei abends am Lagerfeuer campen und Spock beinahe verzweifelt versucht den Sinn hinter dem von den beiden anderen intonierten Kinderlied „Row, Row, Row Your Boat" zu entschlüsseln, ist einer der witzigsten und trefflichsten „Beziehungs-Momente" der Filmreihe."
Ich dachte eher an tanzende Uhuras oder sich ausnknockende Scottys. :wink:
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Re: Star Trek - Der Thread

809
Hier noch mal für alle die es interessiert der Link zu einer nicht im fertigen Film enthaltenen Szene (auf der Special Edition-DVD u.a. als Bonusmaterial enthalten) zwischen Sybok und seinem Halbbbruder Spock:

https://www.youtube.com/watch?v=vXyfTe2kc18

Ich habe mir den Film gestern nochmal angesehen und korrigiere meine Erstbewertung ein wenig nach oben und vergebe nun endgültig:
8/10 Punkte.

PS: Ich finde Hilles Review zu STAR TREK V auch sehr überzeugend und stimmig geschrieben. Mehr davon bitte!
Zuletzt geändert von MaxZorin74 am 2. September 2016 16:09, insgesamt 1-mal geändert.
" Denn bei allen Dingen die den Tod betreffen ist SPECTRE strengstens unparteiisch !", Ernst Stavro Blofeld (Max von Sydow) in SAG NIEMALS NIE.

Re: Star Trek - Der Thread

810
AnatolGogol hat geschrieben:warum will Sybok die drei seinem Schmerz-Prozedere unterziehen und warum meutert die zweite Garde ohne Grund und Konsequenz?
Interessant, dass du dir die erste Frage überhaupt gestellt hast.

Sybok ist ein fanatischer Fundamentalist, er ist ganz ehrlich und aufrichtig von seiner Sache überzeugt und ist auch überzeugt davon, dass alle anderen, die dieselbe Erleuchtung erfahren wie er, sich seiner Sache anschließen würden. Dementsprechend will er in dem Sinne Kirk und den anderen beiden gar nichts böses, sondern ihnen klar machen, dass er kein Antagonist ist und sie für seine Sache begeistern, auch weil er nichts persönlich gegen sie hat. Dass die Crew ihm hilft, kann man sicherlich darauf zurückführen, dass in ihrem Zustand Syboks Anliegen wie das einzig richtige scheint und sie Kirk und die anderen davon überzeugen wollen, dass Sybok eigentlich gar nichts böses will.
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