Re: Regie & Stil

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Casino Hille hat geschrieben: 30. August 2018 11:34 Vor CR haben nach Terence Young immerhin 8 Regisseure den Job übernommen und sich größtenteils weder Schelten eingehandelt, noch die Leute gelangweilt. Ansonsten gäbe es die Craig Filme nämlich heute gar nicht. Wo da das Problem liegen soll, verstehe ich nicht.
Ich glaube, Hille, wir beide gehören einer Generation an, die in den Jahren von Moore und Dalton den Start eines Bond-Films noch als Ereignis wahrgenommen hat. Die Menge an Filmen in den Kinos war noch überschaubar, man fieberte manchem Start regelrecht entgegen. Es war Einfacher, die Zuschauer zu verzaubern- die Regisseure hatten es leichter und die Zuschauer waren zufriedener. Aus heutiger Sicht sind in der Bond-Reihe durchaus Filme, die ich einmal gesehen habe- und dann nie wieder.
Heutzutage ist der Output an Filmen so unfassbar groß, dass man schon etwas außer Atem geraten kann. Um aus dieser schieren Masse herausragen zu können, muss alles immer gigantischer, schneller, bombastischer werden. (An der MI-Reihe ist das sehr gut zu erkennen). Zumindest ist das die Meinung vieler Filmschaffender. Damit wird der Abstand zwischen "gewöhnlich" und "übertrieben" immer enger und viele Filme schaffen diesen Balanceakt nicht mehr. Für mich war CR so herausragende, weil er dem ganzen CGI-Wahnsinn die Stirn bot und durch seine unfassbar gute Machart, Sorgfalt und der spürbaren Hingabe aller Beteiligten noch einmal (ein letztes Mal?) zeigte, dass Filmkunst der Effekthascherei meilenweit überlegen ist.

Re: Regie & Stil

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Jaybee hat geschrieben: 30. August 2018 11:27 Ich kann mir vorstellen, daß das Finden eines geeigneten Regisseurs für einen Bond-Film so schwierig ist, wie die Quadratur des Kreises.
Zum einen soll er einmalige Szenen kreieren, im Idealfall ikonische Bilder für das Kollektivgedächtnis der Kinowelt. Er soll innovativ, kreativ und wagemutig sein. Aber das alles bitteschön in dem strengen Korsett, daß das gesamte Franchise nun mal darstellt!?
Mag sein, dass das Franchise für einen Regisseur wie ein Korsett erscheinen mag, aber dieses "Korsett" wurde seit CR erheblich gelockert und hat es damit erst ermöglicht, dass es Regisseure wie Forster oder Mendes überhaupt erst in Betracht ziehen, den Posten zu übernehmen.
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Re: Regie & Stil

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Man hat das Korsett in CR und QOS gelockert, aber mit SF wieder festgezogen. Ich sehe das gar nicht negativ, aber die Entwicklungen ab SF kann man eben nicht ignorieren. Man wieder eine Moneypenny, einen Q und wenn's geht auch noch einen Tanner, die ihre Parts brauchen, dazu ein M der kein Bürohengst mehr ist und mindestens ein Bondgirl. Mal wieder Felix Leiter wäre auch toll!
Exostische Locations aber bitte richtig exotisch, keine Urlaubsorte und gerne lange an einem Ort, aber nicht den ganzen Film! London muss auch rein und zwar mehr als in LTK aber weniger als in SF und SP und bitte nicht immer Regen!
Das ist schon ein Korsett, oder?

Re: Regie & Stil

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ProfessorDent hat geschrieben: 30. August 2018 15:29 Man hat das Korsett in CR und QOS gelockert, aber mit SF wieder festgezogen. Ich sehe das gar nicht negativ, aber die Entwicklungen ab SF kann man eben nicht ignorieren. Man wieder eine Moneypenny, einen Q und wenn's geht auch noch einen Tanner, die ihre Parts brauchen, dazu ein M der kein Bürohengst mehr ist und mindestens ein Bondgirl. Mal wieder Felix Leiter wäre auch toll!
Exostische Locations aber bitte richtig exotisch, keine Urlaubsorte und gerne lange an einem Ort, aber nicht den ganzen Film! London muss auch rein und zwar mehr als in LTK aber weniger als in SF und SP und bitte nicht immer Regen!
Das ist schon ein Korsett, oder?
Nein, das ist kein Korsett. Die Szenen von M z. B. wurden seit GE, spätestens jedoch ab TWINE massiv ausgedehnt und mit Fiennes wird es ab B25 eher weniger M-Szenen geben als bisher.

Auch in den anderen Punkten sehe ich nichts, wo das "Korsett" mit SF wieder festgezogen worden wäre. Kannst du das vielleicht etwas erläutern, was du da genau meinst?
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Re: Regie & Stil

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Naja, in CR hatte man keine Moneypenny, keinen Q und auch keine statische M-Szene mit Büro usw.
In QOS hat man es genauso gehandhabt, aber in Skyfall hat man Q und Moneypenny wieder eingebracht. Das bedeutet, es gibt wieder mehr Personen, die ihren obligatorischen Auftritt in einem Bondfilm haben müssen, als bei CR und QOS. Der einzige Unterschied zu früher ist, dass man die Figuren M, Moneypenny und Q flexibler gemacht hat, sie also auch mal ausserhalb von Whitehall auftreten können, aber sonst gibt es wieder ein Formular, wenn das kein Korsett ist, dann weiß ich auch nicht.
Außerdem frage ich mich, warum es mit Fiennes wieder weniger M-Szenen geben sollte, wie du schon richtig gesagt hast, wurden die Szenen in den letzten Filmen ausgedehnt, warum also eine Kehrtwende?

Re: Regie & Stil

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ProfessorDent hat geschrieben: 31. August 2018 10:21 Naja, in CR hatte man keine Moneypenny, keinen Q und auch keine statische M-Szene mit Büro usw.
In QOS hat man es genauso gehandhabt, aber in Skyfall hat man Q und Moneypenny wieder eingebracht. Das bedeutet, es gibt wieder mehr Personen, die ihren obligatorischen Auftritt in einem Bondfilm haben müssen, als bei CR und QOS.
Ich glaube nicht, dass es zwingend notwendig ist, Fiennes als M im Büro auftreten zu lassen. Das wäre zwar schön, aber in diesem Punkt gibt es von EON bestimmt keine Vorgaben. Q, Moneypenny und Tanner sind in ihren Szenen sogar noch flexibler einsetzbar und letzteren könnte man im Notfall sogar streichen, auch wenn ich seine Szenen im Gegensatz zu anderen Usern hier immer ganz gelungen fand.
ProfessorDent hat geschrieben: 31. August 2018 10:21 Außerdem frage ich mich, warum es mit Fiennes wieder weniger M-Szenen geben sollte, wie du schon richtig gesagt hast, wurden die Szenen in den letzten Filmen ausgedehnt, warum also eine Kehrtwende?
Weil Fiennes eben so einen straffen Terminkalender hat, dass er vermutlich nicht mehr so viele Szenen drehen kann wie z. B. in SP.
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Re: Regie & Stil

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Samedi hat geschrieben: 31. August 2018 13:16 Weil Fiennes eben so einen straffen Terminkalender hat, dass er vermutlich nicht mehr so viele Szenen drehen kann wie z. B. in SP.
Aber Fiennes scheint viel an der Rolle zu liegen. Er sollte sich ja ursprünglich in Spectre als Maulwurf entpuppen und sterben. Da ist er ja (zurecht) auf die Barrikaden gegangen.

Re: Regie & Stil

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Casino Hille hat geschrieben: 31. August 2018 13:22 Ach, das war echt geplant? Ich kannte das immer nur als reizvolle Fanvermutung. Wäre eine coole Idee gewesen.
Im Prinzip hätte ich die Idee auch gut gefunden, aber in zwei Filmen hintereinander einen M sterben oder abtreten zu lassen wäre jetzt nicht gerade das gelbe vom Ei. :wink:

Noch dazu, wo Mallory ja bereits eine Wandlung vom Saulus zum Paulus hinter sich hatte.
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Re: Regie & Stil

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Hätte ich kein Problem mit gehabt. M als Verräter hätte dem ganzen Überwachungsplot in SP viel mehr Würze verlieren. Aber die Frage wäre auch dann gewesen, wie man es ausspielt und was man daraus macht. Eine gute Idee macht noch keinen guten Plot macht noch keinen guten Film.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Regie & Stil

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Casino Hille hat geschrieben: 31. August 2018 13:34 Aber die Frage wäre auch dann gewesen, wie man es ausspielt und was man daraus macht. Eine gute Idee macht noch keinen guten Plot macht noch keinen guten Film.
Wohl wahr, Hille. Wohl wahr. Ich denke da nur an QOS, wo mir die ganze Idee dahinter auch sehr gefällt und ich mir doch stark gewünscht hätte, dass etwas mehr daraus geworden wäre.
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Re: Regie & Stil

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Zum Glück hat man die Finger davon gelassen. Der Film hätte viel zu sehr an SF erinnert. In SF ist es außerdem Mallory, der den MI6 retten will. Dazu passt der jetzige Part von C nicht.

Zudem ist M eine Rolle, die ich gerne über mehrere Filme vom selben Schauspieler verkörpert sehe, so wie bei Bernard Lee. Fiennes hätte dann gerade mal 1,5 Filme gehabt. Außerdem ist Ralph Fiennes ein viel zu guter Schauspieler als dass man ihn nach 2 Filmen schon wieder abschiessen sollte. Wenn Andrew Scott Mallory gespielt hätte und Fiennes C, dann könnte ich vielleicht damit leben.

Re: Regie & Stil

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Bei dem derzeitigen Prestigewahn EONs, würde es mich nicht wundern, wenn sie nicht bereits auch Michael Haneke einen Regieposten angeboten hätten. :D
Das Ergebnis wäre zumindest „Interessant“. Mal was ganz anderes. Ein Bondfilm ohne extradiegetische Musik, der auf spektakulär inszenierte Action und Gewalt verzichtet, um sich voll und ganz auf das Leid der Opfer zu konzentrieren. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein depressiver Geheimagent mit masochistischer Neigung, der seinen Beruf aufgibt um das Klavierspielen zu erlernen.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Regie & Stil

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craigistheman hat geschrieben: 2. September 2018 06:53 Bei dem derzeitigen Prestigewahn EONs, würde es mich nicht wundern, wenn sie nicht bereits auch Michael Haneke einen Regieposten angeboten hätten.
Das Streben danach, weiterhin gute Filme zu produzieren ist also "Prestigewahn"? Bei manchen Vorwürfen wundere ich mich wirklich...
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